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Hai-Alarm im Badezimmer

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Als der Autor dieser Zeilen im Jahr 1949 zur Welt kam, gab es, zumindest bei ihm zuhause noch kein Bad. Es gab nur die Samstagsgeneralwäsche aller Kinder der Familie. Zuerst wurden die Mädchen abgeschrubbt, dann die Buben, natürlich immer beide Gruppen für sich gemeinsam und im gleichen Badewasser. Unter der Woche diente meist nur die Spüle zur Grobreinigung. Das hat sich doch wesentlich geändert. Waren die ersten Badewannen noch in den Küchenkästen versteckt, wo sie bei Gebrauch einfach herausgezogen wurden (Mundl-Sackbauer-Patent), so hat sich im Laufe der letzten Jahrzehnte das Badezimmer vom schwer begehbaren Waschkämmerchen zur Erlebniswelt, um nicht zu sagen Dschungelcamp, gewandelt.

Leider ist das aber meist auf Kosten der Küchengröße passiert. Doch bei den Kochkünsten der heutigen Generation genügen ohnehin ein Mikrowellenherd, ein Coca-Cola-Automat und ein Geschirrspüler vollkommen, um die kulinarischen Ansprüche der Burger-Connection zu befriedigen.

Aber wieder zurück zum Bad. Es geht aber jetzt nicht um jene Dinge, die zwei Menschen verschiedenen Geschlechtes in ihrem kleinen Paradies ausleben. Nein, es dreht sich mehr um die geheimnisvollen Utensilien, die in einer modernen Wohlfühloase zu finden sind. Ein solches Bad ist heutzutage ein Ersatzteillager für allerlei menschliche Körperteile bzw. Accessoires, zur Vertuschung von Problemzonen. Angefangen von „A“ wie Augenwimpern (künstlich verlängert) bis „Z“ wie Zahnprothese. Die Frau, die morgens ins Bad geht und diejenige die nach zwei Stunden Aufrüstung dann wieder rauskommt, ist meistens nur noch an Hand eines vorher vereinbarten Lösungswortes zu identifizieren.

Doch auch einige Männer praktizieren diesen aufwendigen Vorgang, um sich selbst wenigstens ein bisschen attraktiv zu finden. Mein Freund Herbert zum Beispiel. Der nimmt sein Mittagessen immer im Bad ein, weil er mit seiner Schönheitspflege noch nicht fertig ist. Ich habe ihm schon geraten, er sollte einfach früher aus dem Bett hüpfen. Er hat geantwortet, „ich darf erst aufstehen, wenn meine liebe Frau (Erika die VI.) das Bad frei gibt“. Da sein angeheiratetes Unglück mehrfache Meisterin im Ringen ist, macht es auch für ihn logischerweise wenig Sinn, hier Widerstand zu leisten.

Beide gleichzeitig hätten sowieso nicht Platz in ihrem Badezimmer. Das ist nämlich außer mit Dingen von Armani, Joop & Co auch noch mit allerlei exotischem Grünzeug vollgestopft.

Doch auch in manch anderen Badezimmern schaut es nicht viel anders aus.

Durch den derzeitigen Trend, nicht nur die üblichen Haustiere in der Wohnung zu halten, wird seit einigen Jahren der Badegenuss erheblich eingeschränkt. Früher hatte man höchstens ein Aquarium in der Küche oder im Wohnzimmer zu stehen. Moderne Jungfamilien von heute aber haben zumindest ein Krokodil oder wenigstens eine Königspython im Urwald-Badezimmer. Die doofen Kinder aber wünschen sich blöderweise immer noch lieber ein Kaninchen oder ein Meerschweinchen zum Streicheln. So kann es passieren, dass die Badewanne schon vom Krokodil besetzt ist, in der Dusche die Pythonschlange es sich gemütlich gemacht hat, und im Schmutzwäschekorb das Meerschweinchen seinen Nachwuchs einquartiert hat. Die jetzt nicht mehr durchführbare Reinigung hat aber auch einen großen Vorteil. Man kann sich nicht mehr waschen und stinkt in kürzester Zeit gleich wie die lieben Tiere im Bad. Das schweißt Mensch und Tier doch sehr zusammen. Sie sehen, es gibt nichts Negatives, was nicht auch einen Nachteil aufzuweisen hat. Wenn Sie aber in der Folgezeit jeden dritten Tag ein Meerschweinchen mehr vermissen und schön langsam aber sicher das Gefühl bei Ihnen hochkommt, die Schlange könnte trächtig sein, so kann das auch ganz andere Ursachen haben. Machen Sie sich keine Sorgen um die Python, aber große Sorgen um die restlichen Meerschweinchen. Dabei können Sie noch von Glück reden, dass die kleine krabbelfreudige und hyperaktive Lisa mit ihren acht Monaten nicht durch die kurz offene Badezimmertür ins Bad gekrabbelt ist. Man kann auch auf andere Art und Weise glückliche Krokodile schaffen.

Zum Glück geht diese intensive Art der Tierhaltung schnell wieder in die exzessive Methode der Aussetzung über. Im amerikanischen Bundesstaat Florida, in den „Everglades“ tummeln sich deshalb schon mehr Pythonschlangenals Touristen. Die Wildpark-Ranger dort haben jetzt zum kuriosen Wettbewerb, „Wer fängt die meisten und größten Pythons“, aufgerufen und das, Sie können es mir glauben, das ist kein Scherz. Aber auch in europäischen Gewässern hat man schon solche Schlangen gefunden. So ist zu hoffen, dass diese Phase der exotischen Tiere endgültig vorbei ist, und Sie brauchen nur noch darauf zu achten, dass Ihre kleine Lisa nicht in einem unbeobachteten Moment in die offene Waschmaschinentrommel kraxelt.

Da sind diejenigen Zeitgenossen, welche zwar den Hund oder die Katze, aber niemals den Partner mit in die Badewanne nehmen, doch um vieles harmloser. Aber auch dieser Umstand ist ganz logisch zu erklären. Tiere mokieren sich eben nicht, an dem unansehnlichen Teil Mensch, der übrig bleibt, wenn sämtliche Ersatzteile abgeschraubt sind. Weil sich ja meist das Katzenklo auch im Bad befindet, geht es eigentlich gar anders, als mit der Mieze ins Wasser zu hüpfen. Ein Bad alleine lässt somit dieses schnell in eine Zelle zur Einzelhaft verkommen. Der Trend zum Zweitbad nimmt deshalb rapide zu. Das belastet zwar die Budgetlage des Haushaltes erheblich, löst aber bei allen Installateuren und Badezimmereinrichtern wahre Freudentänze aus. Weil ja die Wohnung deshalb nicht größer wird, opfert man jetzt die Küche gänzlich.

Wir notieren uns also:

Ein Badezimmer ist ein Zoo, die kleine Erlebniswelt im Haus, der mit allen nötigen Teilen ausgestattete Schönheitssalon und der Therapieraum zur Erhaltung des eigenen Selbstbewusstseins. Man darf nur nicht in den Spiegel schauen, und wenn es wieder einmal von den lieben Haustieren blockiert wird, kann man seine Kleinkinder zur Not auch im Aquarium baden.

Hilfe, ich bin nicht prominent!

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