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Die Damenhandtasche, eine unbekannte Welt

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Der Mensch ist ein stetiger Forscher. Er will immer alles genau wissen und verstehen. Deshalb gibt es ganz wenige Dinge auf dieser Erde, die ihm noch ein Rätsel sind. Jetzt mal von den Problemen der Männer, wie im Kapitel Sex … (nicht wichtig) vorhin beschrieben, abgesehen ein Mysterium, wird wohl immer bestehen bleiben, nämlich der Inhalt einer Damenhandtasche. Es gibt keine logische Erklärung dazu, warum Frau all diese Dinge mit sich herumschleppt. Ich meine jetzt aber nicht das Pfefferspray und die Gaspistole, welche weibliche Wesen vor hinterhältigen Sexstrolchen schützen sollen. Die Bilder aller Familienangehörigen, der Katze und des Hundes sind auch kein Grund zur Verwunderung. Warum aber Frau manchmal die Fotos von zukünftigen, möglichen Heiratskandidaten samt deren Frau mit sich herumschleppt, lässt doch ein paar Fragen offen. Ein weiteres Rätsel geben auch oft unzählige darin verstaute, angebrauchte Schokoladetafeln auf. Der Grund dazu könnte darin liegen, dass Frau ihr ganzes Leben mit dem Problem zu naschen und trotzdem in den neuen, sexy Bikini hineinzupassen kämpft.

Genau so wenig gemeint ist damit das Taschenbuch, welches wie der Name schon sagt, speziell für die Tasche gefertigt wurde. Bei dieser Literatur handelt es sich meist um einen Roman rund um ein Frauenproblem, welches eigens für die Frauen erfunden wurde und daher folgerichtig auch nur von diesen selbst verstanden werden kann.

Eine Damenhandtasche ist für Frauen Vieles: Apotheke, Mediencenter, Mülleimer, Schönheitssalon, Familienarchiv etc. Immer, wenn wir ausgehen und ich zufällig einen Blick in die randvoll gefüllte Handtasche meiner Frau machen darf, wundere ich mich, dass trotz allem, doch noch ein paar Gegenstände in der Wohnung zurückgeblieben sind.

Die zweite Ehefrau von meinem Freund Herbert (6x verheiratet, Sie wissen schon) hatte immer eine Großpackung Kondome mit, wenn sie angeblich zu ihrer „Freundin“ fuhr. Das ist so, als nähme man eine Magnum-Sektflasche mit, wenn man kondolieren geht. Gut, jetzt wo ich genau darüber nachdenke, wenn man das „in“ von der Freundin entfernt, machte das doch Sinn (ich weiß dieses Rätsel ist echt fies, aber diese ungute Eigenschaft habe ich von meinen Kindern vererbt bekommen, sorry). Es dürfte auch der Grund für die Scheidung gewesen sein.

Kommen wir aber jetzt zu den ungelösten Dingen aus dem Inhalt eines Damencontainers. Wissen Sie, warum so manche weibliche Wesen oft auch einen Multifunktionsschraubenschlüssel mit dabei haben? Eine mögliche Erklärung, wenn Frau nicht gerade die Mechanikerlehre absolviert, wäre, dass bei den meisten Männern fast immer mit hundertprozentiger Sicherheit irgendwo eine Schraube locker ist. Wenn man jetzt auch noch weiß, viele Männer kaufen sich ein „Benimmbuch“ und verwenden es aber so gut wie nie, hat man mit etwas gutem Willen schon einen weiteren Grund für den Schraubenschlüssel (zum auf die Finger Klopfen, für die Schwerhörigen) gefunden. Selbst ist die Frau, und wenn man damit allein auch kein Auto und schon gar nicht eine Beziehung reparieren kann, eine echte fanatische Emanze braucht das allein schon für ihr Selbstbewusstsein.

Unlängst hat eine Untersuchung an der Fakultät für Damenhandtaschen und sonstige Umweltsünden einer renommierten Universität folgendes herausgefunden: Auf oder in einer Damenhandtasche sind mehr Bakterien zu finden, als auf einer Klobrille. Das erklärt wieder ganz logisch das Mitführen von zig Medikamenten, oft so viel, dass eine kleinere Landapotheke damit problemlos vollgestopft werden könnte. Nicht wenige findige Damen haben sich deshalb das System eines Trolleys abgeguckt und auch auf ihre Handtasche 4 Räder geschraubt (Herberts 3. Frau z. B.). So eine XXXL-Handtasche, ist also ein „Trolley for Shopping“. So kann Frau nun das zulässige Ladegewicht ihrer Handtasche problemlos auf bis zu 50 kg steigern. Da passen jetzt noch mehr ganz wichtige Dinge rein. Nur die Frauen in der ehemaligen DDR waren da noch ein wenig raffinierter. Ihr Erfolgsmodell, wenn man(n) ehrlich ist, wurde eigentlich die Handtasche des Jahrhunderts. Sie hieß aber nicht „Armanis Krokoglück Nr. 1“, sondern „Trabbi“ und war auch nicht das eleganteste Modell, aber immerhin selbstfahrend. Es ließ sich, wenn Frau das Bedürfnis hatte, sogar zur Not noch ein Mann in so einem bereiften Plastikbeutel unterbringen. Ob diese Benzinmatratze groß genug war, auch die zwischenmenschlichen Beziehungen darin aufzunehmen. Ich denke, wenn man das überflüssige Gewand auf die Straße rauswarf, schon. Die Ossis hatten ja im Vergleich zu den Wessis immer schon ein relativ entspanntes Verhältnis zum Sex. Diese „Trabbi Bag“ ist deshalb im Grunde genommen kein typisches Beispiel für eine der wichtigsten Erkenntnisse in Bezug auf Frauenhandtaschen, nämlich dieser: „Außen hui und innen pfui“. Hier müsste es heißen: „Außen schon hässlich und auch innen nur grässlich“. Es ist ja ohnehin so, eine mittelteure Handtasche von Gucci kostet mehr als ein ganzer Trabbi mit allem möglichen Zubehör.

Frauen könnten, zur Not, ohne Mann leben, aber nicht ohne ihre Handtasche. Die geben sie nur im Extremfall aus der Hand (plötzlicher Herztod, oder wenn sie diese als Wurfgeschoß benötigen, um einen Mann auf sich aufmerksam zu machen). Viele Weibchen reden mit ihrer Handtasche mehr als mit ihrem Mann. Da ja dieser genau das Gleiche mit seinem Auto praktiziert, fällt das gottseidank nicht so ins Gewicht. Aber wir wollen uns jetzt wieder mehr dem Tascheninhalt widmen. Er besteht aus mehreren Schichten. Paradoxerweise befinden sich immer genau die Dinge, die Frau gerade dringend braucht, in der untersten Schicht. Das Handy, der Makeup-Spiegel, die Fahrkarte für die U-Bahn, der Haustorschlüssel, etc. Auf der hektischen Suche nach diesen Dingen gerät die schon vorher nicht vorhandene Ordnung leicht durcheinander, und die Banane für den Hunger zwischendurch rutscht langsam aber sicher tiefer und schließlich bis ganz nach unten, wo sie dann nie wieder gefunden wird und daher auf dem natürlichen biologischen Weg verrottet. Zusammen mit dem angebissenen Müsliriegel, den abgebrochenen Fingernägeln und den dort vergessenen Schokoladetafeln, die das gleiche Schicksal ereilt hat, ergibt dies dann einen äußerst effizienten Humus, der allerhand Pflanzenwuchs hervorbringt. So sind schon einige kleine Kartoffeläcker entstanden, ein Hochbeet im Taschenformat sozusagen. Sie sehen schon, Damenhandtaschen leisten hier schier unglaubliche Dinge. Des Öfteren kommt es auch durch ausgelaufene Flüssigkeiten wie Lip Gloss, dem Inhalt von Parfum Flakons und kaputten Pfefferspraydosen zu einer chemischen Reaktion und so zu nicht ungefährlichen Handtaschenbränden. Die kluge Frau hat aber für solche Extremfälle auch einen kleinen Feuerlöscher mit. Der befindet sich aber auch meistens am Grund der Tasche und hilft deshalb nicht wirklich.

Was Frau fast nie dabei hat, aber eigentlich immer brauchen würde, wäre eine Straßenkarte, um nach dem Einparken und ausgiebigen Shoppen den Wagen wieder zu finden. Die liegt, wenn sie gebraucht wird, immer irgendwo am Rücksitz des Autos und (leider) nicht am Grunde der Handtasche. Diese Logik und der Orientierungssinn der Frauen zusammen ergeben dann regelmäßig Halbtags-Suchaktionen. Nämlich zuerst nach der Karte und dann nach dem Gefährt. Entschuldigen Sie, dieser Satz klingt ein wenig blöd. Aber wenn man scharf darüber nachdenkt, kommt man drauf, er ist sogar ziemlich dumm. Beim Durchfragen der Passanten, wo denn das Auto möglicherweise stehen könnte, lernen sie, wenn sie Fortuna nicht mag, wiederum Männer kennen, die sie besser nicht gefunden hätten. Oft heiraten sie diese Männer dann, das nennt man dann doppeltes Pech. Es gibt aber außer solchen Männern noch viele Dinge (Tascheninhalte, was haben sie schon wieder gedacht), die Frau nicht gerne in der Öffentlichkeit herzeigt. Dafür hat Frau immer die „Aktuelle“ oder irgendeine andere großformatige Frauenzeitschrift ganz obenauf dabei, um auch das Chaos wenigstens auf den ersten Blick ein wenig zu verstecken. Trotzdem kann aber das Einchecken am Flughafen oft zu peinlichen Situationen führen. Wenn der Scanner anschlägt und Frau vor aller Öffentlichkeit den gesamten Inhalt ihrer Handtasche und somit auch ihre Spielzeuge für die Intimregionen ausbreiten muss.

Es ist wie es ist und auch ich kann es nicht ändern, so gerne ich es täte. Unter Frauenkennern gilt deshalb der folgende Spruch als einzige wahre Erkenntnis:

„Zeige mir den Inhalt deiner Handtasche und ich sage dir, wer du bist“.

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