Читать книгу Drei Romane um Liebe und Geheimnis im August 2021: Mystic Thriller Großband 3 Romane 8/2021 - Frank Rehfeld - Страница 19

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Als ich an diesem Abend die Atelierwohnung betrat, die ich zusammen mit Daniel bewohnte, spürte ich, dass etwas nicht stimmte.

»Daniel?«, rief ich unbehaglich und blieb im Flur stehen. »Bist du noch da?«

Daniel hatte heute eigentlich Nachtschicht. Er müsste längst im St. Thomas Hospital sein und seine Abendvisite bei seinen Patienten absolvieren. Irgendwie hatte ich aber den Eindruck, nicht allein in unserer Wohnung im Dachgeschoss des alten Backsteinhauses zu sein.

Doch ich erhielt auf mein Rufen hin keine Reaktion.

Vermutlich spielten mir meine übermüdeten Sinne bloß einen Streich, dachte ich und hängte meine Jacke an den Garderobenhaken.

Ein arbeitsreicher Tag im British Museum lag hinter mir. Zudem hatte ich wegen Vladislaw Koslik endlose Telefongespräche mit dem bulgarischen Konsulat in London führen müssen.

Samuel und ich hatten Vladislaw unverzüglich in die bulgarische Botschaft gebracht, als wir vor ein paar Tagen von unserer Reise nach Schottland zurückgekehrt waren. Vladislaw hatte weder einen Personalausweis noch irgend etwas anderes bei sich gehabt, mit dem er sich hätte ausweisen können. Ohne Papiere und Geld aber konnte er nicht nach Bulgarien zurückreisen.

Es blieb uns also keine Wahl, als Vladislaw seinen Landsleuten im Konsulat zu übergeben. Dort würde er sicherlich neue Papiere und auch Geld für eine Rückreise erhalten, hatten wir uns vorgestellt.

Ganz so reibungslos, wie Samuel und ich gehofft hatten, war die Angelegenheit dann aber doch nicht über die Bühne gegangen. Der Botschafter hatte nämlich unbedingt herausfinden wollen, wie Vladislaw nach England gelangt. war.

Aber genau das hatte ich dem Beamten natürlich nicht verraten können. Schließlich wollte ich nicht meine Glaubwürdigkeit verlieren, indem ich irgendwelche haarsträubenden Geschichten über Steinkreise, Amulette und Geisterreiter erzählte.

Also blieb ich bei meiner Version, dass Samuel und ich Vladislaw zufällig in der Wildnis von Schottland aufgegriffen hatten – was ja auch stimmte. Mehr konnte und wollte ich zu diesem Thema nicht sagen. Vladislaw sollte selber zusehen, wie er die Sache erklärte.

Doch anscheinend hatte Vladislaw sich so ungeschickt angestellt, dass man ihn in seiner Botschaft inzwischen für geistig umnachtet hielt. Seine Identität hatte allerdings geklärt werden können. Vladislaw stammte tatsächlich aus Rila in Bulgarien. Seine Eltern waren aber anscheinend so arm, dass sie sich nicht einmal ein Telefon leisten konnten und es daher fraglich war, ob sie in ihrem abgelegenen Dorf inzwischen erfahren hatten, wo ihr Sohn steckte.

Der Botschafter hatte daher beschieden, dass Vladislaw in sein Dorf zurückgebracht werden musste. Und dies ging der Ansicht des Konsulats nach nur in Begleitung einer Person, die den geistig verwirrten Mann sicher in sein Dorf eskortierte.

Nach einigem Hin und Her hatte ich mich schließlich dazu bereit erklärt, diesen Job zu übernehmen. Samuel und ich wollten sowieso nach Bulgarien reisen, wenn er von seiner Antiquitätenhändlerin endlich erfahren hatte, was sie über das geheimnisvolle Amulett wusste, das ich in meinem Arbeitszimmer in meiner Wohnung aufbewahrte.

Samuel war vor drei Tagen nach Kalifornien aufgebrochen, um persönlich mit Sabina Clement zu sprechen. Bisher hatte er sich jedoch nicht wieder bei mir gemeldet.

An all das musste ich nun denken, während ich mir die Schuhe von den Füßen streifte und mein abgekämpftes Gesicht im Flurspiegel betrachtete.

Plötzlich horchte ich auf: Ein verhaltenes Poltern war aus dem Livingroom gedrungen!

Erschreckt drehte ich mich um und schlich leise auf die Tür zu. Seit ich den magischen Amuletten hinterher jagte, hatte ich in meiner Wohnung so manche üble Überraschung erlebt. Ich war also auf das ärgste gefasst, als ich nun den Türknauf herumdrehte und die Tür auf stieß.

»Daniel!«, rief ich verwundert, als ich meinen geliebten Mann lang hingefläzt auf dem Sofa liegen sah. Eine einzige Kerze brannte auf dem Tresen unserer Hausbar und tauchte den Atelierraum in schummeriges Licht.

»Brenda!«, rief Daniel mit schwerer Zunge und kämpfte sich schwankend in eine aufrechte Position. »Gott sei Dank, du lebst!«

Geschockt starrte ich Daniel an. Er war offenbar sturzbetrunken!

Doch das war noch nicht einmal das Befremdlichste für einen Mann, der Alkohol nur in Maßen und nur in ganz besonderen Situationen genoss.

Noch viel beängstigender war der Schatten, der jede Bewegung meines geliebten Mannes begleitete und jedes Mal wieder mit ihm verschmolz, wenn Daniel in einer Bewegung inne hielt.

Schwankend stand Daniel da. In seinen Augen schwammen Tränen. »Ich … ich dachte schon, ich hätte dich für immer verloren, Brenda!«, brachte er mühsam über die Lippen.

»Wie kommst du denn darauf?«, fragte ich zurückhaltend und wich einen Schritt zurück, als Daniel auf mich zustolperte.

Beleidigt blieb Daniel stehen. »Die magischen Amulette«, nuschelte er betrunken. »Ich kann dich vor ihnen nicht beschützen. Eines Tages werden dich die magischen Kräfte besiegen und von meiner Seite reißen!«

»Du weißt, dass ich sehr gut auf mich aufpassen kann und mich mit magischen Amuletten auskenne wie sonst niemand auf der Welt«, erwiderte ich.

Schon oft war dieses Thema zwischen Daniel und mir Diskussionsgegenstand gewesen. Daniels Sorge war auch nicht ganz unberechtigt. Die magischen Amulette waren gefährlich, und mehr als einmal schon war ich dem Tod nur mit knapper Not entronnen.

Doch dass Daniel sich vor lauter Sorgen betrank, war neu!

»Ich bin ein Versager«, fing er plötzlich zu jammern an. Mit hängenden Schultern stand er da und wankte vor und zurück. Sein lockiges dunkelblondes Haar hing ihm wirr ins Gesicht. Seine blauen Augen waren verschleiert und trübe.

»Ich bin als Chirurg eine Niete, Brenda. Ich werde nie wieder einen OP-Saal betreten!«

»Was ist bloß in dich gefahren, Daniel?«, fragte ich bestürzt und trat zögernd einen Schritt auf. meinen geliebten Mann zu.

Verwundert stellte ich fest, dass Daniel überhaupt nicht nach Alkohol roch. Es war in dem Zimmer auch nirgendwo eine Schnapsflasche zu sehen.

Daniel hob schwerfällig den Arm und ließ ihn auf meine Schulter sinken – und wieder bemerkte ich diesen mysteriösen Schatten, der seinem Arm mit kurzer Verzögerung folgte.

»Ich bin ein Versager, Brenda«, krächzte Daniel und sah mich mit verschleiertem Blick an. »Du hast einen besseren Mann verdient als mich!«

Ich umfasste Daniels Kopf mit beiden Händen und sah ihn eindringlich an. »Komm wieder zu dir!«, sagte ich eindringlich. »Du bist doch gar nicht betrunken. Warum benimmst du dich so seltsam?«

»Weil ich dich nicht verdient habe«, nuschelte Daniel und sah mich traurig an. »Wir sollten uns lieber scheiden lassen, mein Schatz.«

»So ein Unsinn!«, rief ich und wurde nun langsam ungehalten. Daniel musste unter einem fremden Einfluss stehen – anders konnte ich mir die Sache nicht erklären.

Ich drückte ihm rasch einen Kuss auf die Lippen. »Ich liebe dich doch, Daniel«, sagte ich mit fester Stimme. »Einen besseren Ehemann als dich kann ich mir nicht vorstellen!«

»Dann ist deine Fantasie wohl ziemlich begrenzt«, meinte Daniel und grinste blöde. Sein Blick hatte sich allerdings ein wenig geklärt, wie ich fand.

Ich stieß ein verzweifeltes Seufzen aus. Wie konnte ich Daniel nur wieder zu sich bringen? Ich musste unbedingt herausfinden, was ihm widerfahren war. Dieser mysteriöse Schatten gab mir sehr zu denken.

»Ist irgend etwas Seltsames vorgefallen, Daniel?«

Er wies mit einer ausladenden Geste den Flur entlang, der zu unseren Arbeitszimmern und dem Schlafzimmer führte. Der Schatten folgte seiner Bewegung zögernd, als hätte er ein Eigenleben.

»Es – hat in deinem Zimmer vorhin gebrannt«, behauptete Daniel nachdenklich. »Ich wollte gerade los zur Arbeit, als ich den schwarzen Qualm bemerkte.«

Resigniert zuckte er mit den Achseln. »Ich wollte den Brand löschen – aber da war der Spuk auch schon wieder vorbei. Das Feuer hatte wohl keine Lust, sich von einem Versager wie mir löschen zu lassen.«

»Das Amulett aus dem Steinkreis!«, entfuhr es mir. »Ich hätte es nicht in unserem Wohnung lassen dürfen!«

»Ja – es ist bestimmt viel zu wertvoll, um in dieser schäbigen Bude aufbewahrt zu werden!«, stieß Daniel bitter hervor.

Prüfend musterte ich meinen Mann. Daniel litt anscheinend an einem extremen Minderwertigkeitskomplex. Einen solchen Charakterzug hatte ich an ihm noch nie zuvor bemerkt. Vermutlich war der Schatten für diesen Wandel verantwortlich. Etwas hatte Besitz von meinem geliebten Mann ergriffen!

Aber wie konnte ich Daniel wieder von diesem Schatten befreien?

Da fiel mir ein, dass der Kuss vorhin Daniel für einen kurzen Augenblick wieder etwas klarer gemacht hatte.

Ohne lange zu zögern schlang ich meine Arme um seinen Nacken, presste meine Lippen voller Leidenschaft auf seinen Mund und schmiegte mich verlangend an seine breite Brust.

»Ich liebe dich über alles, Daniel«, sagte ich kurzatmig, als ich seine Lippen wieder freigab. »Ich werde niemals zulassen, dass sich etwas zwischen uns stellt!«

Ein verliebter Ausdruck war in Daniels glasige Augen getreten. »Ich – habe deine Liebe aber doch gar nicht verdient«, sagte er lahm.

Bevor er weitersprechen konnte, verschloss ich seine Lippen wieder mit einem Kuss und begann mich mit Daniel zusammen zu drehen, als wollte ich mit ihm tanzen.

Die Augen weit aufgerissen beobachtete ich den Schatten, der Daniels sanfter Drehbewegung mit einer Verzögerung folgte.

Der Schatten kam mir nun allerdings schon gar nicht mehr so schwarz und undurchdringlich vor. Er wurde zunehmend grauer und durchscheinender.

Ich küsste Daniel noch leidenschaftlicher, woraufhin der Schatten noch blasser wurde. Schließlich war er nur noch ein undeutlicher Nebel, der hinter Daniel herwaberte.

Plötzlich schloss Daniel mich fest in seine Arme und erwiderte meinen Kuss. Der Schatten war fort – ich hatte Daniel zurück!

Zögernd lösten wir uns voneinander und sahen uns tief in die Augen.

Plötzlich krauste Daniel die Stirn. »Müsste ich nicht längst im St. Thomas Hospital sein?«, fragte er verwirrt.

Er machte sich von mir los und sah mich verwundert an. »Ich habe gar nicht bemerkt, dass du nach Hause gekommen bist, Brenda. Ich muss einen Blackout gehabt haben.«

»Du standest kurzzeitig unter dem Einfluss eines deprimierten Schattens«, gab ich zurück und grinste erleichtert. »Aber ich habe ihn fort geküsst.«

»Ich erinnere mich wieder«, sagte Daniel stirnrunzelnd. »Qualm quoll aus deinem Arbeitszimmer hervor. Ich schnappte mir den Feuerlöscher – doch bevor ich begriff, was überhaupt los war, stürzte ein Schatten aus dem Qualm und warf sich auf mich. Danach setzte meine Erinnerung aus.«

»Du solltest lieber im St. Thomas Hospital anrufen und dich für heute krank melden«, meinte ich. »Vielleicht gibt es irgendwelche Spätfolgen.«

Daniel grinste belustigt. »Das sagst du doch jetzt nur, weil du auf den Geschmack gekommen bist und mich bei dir zuhause haben möchtest.«

Liebevoll strich er mir durch das weizenblonde Haar. »Aber du hast recht, Brenda. Soll Cliff die Schicht heute für mich übernehmen. Er schuldet mir sowieso noch einen Gefallen.«

Glücklich schmiegte ich mich an ihn und sah lächelnd zu ihm auf. »So gefallen mir die Amulette am besten, wenn ihre Magie ungeahnte Nebenwirkungen zeitigen, indem sie mir eine romantische Nacht mit meinem geliebten Mann bescheren.«

Drei Romane um Liebe und Geheimnis im August 2021: Mystic Thriller Großband 3 Romane 8/2021

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