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Sonne und Mond oder Rückblicke und Einblicke

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Sterne strahlen selbstständig und nicht umsonst werden im Showgeschäft die wirklichen Größen gern „Stars“ genannt. Der Mond wiederum, so hell er uns auch erscheinen mag, er leuchtet, weil er das Licht, das uns die Sonne nachtsüber verweigert, „reflektiert“.

Als Star hat sich Georg Danzer selbst nie gesehen. Im Gegenteil. Es war ihm immer unheimlich, wenn Menschen ob ihrer Begeisterung für Künstler:innen diese unreflektiert überhöhten. Dass er jedoch von vielen seiner Fans als Star gesehen wurde, nahm er als eine die Karriere begleitende Tatsache hin. Danzer war Sonne und Mond in einer Person. Er wollte selbst nicht der strahlende Stern sein, war es aber, weil seine Kunst eine besondere Strahlkraft hatte. Es ging ihm dabei so wie dem Mond: Wenn es finster zu werden droht, hell leuchten – auf Umwegen.

Im Jahr 2002 erschien ein Live-Doppelalbum Danzers mit dem Titel „Sonne und Mond“. Die parallel dazu veröffentlichte DVD hieß „Sonne, Mond und Sterne“. Es war eine von Blacky mit viel Feingefühl ausgesuchte Liedersammlung aus unterschiedlichen Live-Konzerten anlässlich des 30-jährigen Bühnenjubiläums von Georg Danzer. Untertitel: „Lieder und Geschichten“. Mit dem Titel „Sonne und Mond“ beschrieben Danzer und Schwarz mit nur drei Wörtern wohl am treffendsten das künstlerische Tun des Singer-Songwriters. Danzer, der Schöpfer von Liebesliedern, der aber auch sozialkritische Themen anpackte. Danzer im Wiener Dialekt ebenso wie in Hochsprache singend. Humorig und ebenso traurig. Schmutzige und feinfühlig-erotische Lieder schaffend. Was auch immer er tat, er blieb dabei in seinem Kosmos. Berufliche Höhen und Tiefen veränderten den Menschen Danzer kaum. Er blieb immer sowohl Sonne als auch Mond.

Wir haben diesem Buch daher den Titel „Sonne und Mond“ gegeben. Als Sonne sehen wir die Rückblicke und der Mond soll die Einblicke darstellen. Zwischen den Gesprächen in Teil 1 und Teil 2 des Buches ist einige Zeit vergangen. Es waren fast sechs Jahre. Natürlich war die Verlockung groß, die ersten Gespräche nach dieser längeren Zeit zu überarbeiten, aber wir haben uns dann klar dagegen entschieden. Es wäre uns wie ein Eingriff in die Vergangenheit vorgekommen, denn die schriftliche Wiedergabe von Gesprächen ist immer auch mit einem Zeitstempel versehen. Es ist wie bei einer Fotografie. Das Festhalten eines Moments. Da später wieder daran herumzuschrauben, wäre gleichbedeutend mit der Entzauberung des ursprünglichen Moments, eine Retusche, ja, vielleicht sogar eine Übermalung und damit kein Original mehr.

Der zweite Teil unterscheidet sich vom ersten insofern deutlich, als er in einer Zeit entstanden ist, wie sie die meisten von uns so noch nie erlebt haben. Sie wissen, wovon wir schreiben, es begleitet, ja, verfolgt uns noch immer täglich. In unserem Leben mussten wir plötzlich von einem Tag auf den anderen die Handbremse anziehen. Selbst wenn uns nichts lieber wäre, als einfach unter diesem Thema durchzutauchen, hat es die Arbeit an diesem Buch – unangenehmerweise – begleitet. Aber so ging es nicht nur uns beiden, sondern auch Ihnen, liebe Leser:innen, ging es wahrscheinlich nicht viel anders. Es war, wie es war, und es ist, wie es ist.

In diesem Sinne verbleiben wir mit einem Textzitat von Georg Danzer: „Aber was soll’s, ich lebe auch so.“*

Franz Christian „Blacky“ Schwarz und Andy Zahradnik

* aus „Aber was soll’s“, Keine Angst (1991)

Georg Danzer - Sonne und Mond

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