Читать книгу Der Index der verbotenen Bücher. Bd.2/1 - Franz Reusch - Страница 30

22. Schriften üher die Päpste, die Inquisition und dgl 1600—1757.

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Es stehen nicht nur sehr viele polemische Schriften gegen das Papstthum von Protestanten im Index, wie deren schon manche § 16—21 angeführt sind, sondern auch geschichtliche Werke über die Päpste überhaupt oder über einzelne derselben, von Protestanten und Katholiken, auch ein Buch des Jesuiten Riccioli über die päpstliche Unfehlbarkeit, freilich nur mit d. c Dazu kommen mehrere Schriften über die Inquisition und den Index, über die Taxen der päpstlichen Kanzlei und Datarie u. s. w. Von Gregorio Leti (1630—1701) wurden, ohne Zweifel wegen der antipäpstlichen Tendenz seiner Schriftstellerei, schon 1686 sämmtliche Werke verboten.

Aus dem 18. Jahrh. sind noch folgende Verbote von protestantischen Schriften nachzutragen: Histoire des papes et souverains chefs de l’église depuis S. Pierre jusqu’ à Paul V., 2 vol., verb. 1623. — Historia Pontificum Rom. contracta et compendio perducta usque ad a. 1632 a Jac. Revio, Amst. 1632, 12., verb. 1651 (in dem Decrete und den älteren Indices steht Receio; andere Schriften von Revius, 1586—1658, sind nicht verb.). — Formatio et exclusio infrunitae monarchiae papalis, auth. Daniele Lipstorpio, Jena 1656, verb. 1662 (Lipstorp war Astronom und ist bekannt als Vertheidiger des Copernicanischen Systems, A. D. B. 18, 746). — Wilh. Christoph. Kriegsmann, De attrito per papas imperio deque pontificatu a Caesare ecclesiae reique publicae causa capessendo dissertationes, verb. 1687. — Nic Vedelius (Wedel, 1596—1642), De cathedra Petri s. de episcopatu Antiocheno et Romano S. Petri 11. 2 adv. Baronium et Bellarminum pro libertate regum, principum et populorum christianorum. Ed. 2. Genevensi [1624] auctior, Franeker 1640, verb. 1693. Nicht im Index: Disputatio theol. de magistratu adv. Bellarmini librum de laicis, 1638, die 1642 nochmals als De episcopatu Constantini M. s. de potestate magistratuum reformatorum circa res ecclesiasticas erschien und viele Streitschriften veranlasste (Paquot I, 251).

Auf einzelne Vorgänge beziehen sich: Clementis VIII Ferrariam petentis et ingredientis apparatus et forma, verb. 1624 (Clemens VIII. war schon 1598 in das für den h. Stuhl gewonnene Ferrara eingezogen; Ranke, Päpste, WW. 38, 177). — Supplica alla Santità di N. S. Papa Paolo V. per varii cittadini Bolognesi ed altri creditori di Girolamo Bocchi, Bologna 1619, und Replica d’una supplica diretta a N. S. Paolo V. da’ creditori in difesa della verità d’esse e dell’ honor de’ creditori et altri nominati in una tal risposta, uscita contro detta supplica, Frcf. 1620, beide als libelli famosi verb. 1627. — Ein gewisser Piccinardi, der eine Biographie Clemens’ VIII, in der er diesen mit dem Kaiser Tiberius verglich, geschrieben, aber nicht nur nicht veröffentlicht, sondern so gut wie niemand mitgetheilt hatte, wurde trotz der Verwendung einflussreicher Personen gleich nach der Thronbesteigung Pauls V. auf der Engelsbrücke enthauptet (Ranke a.a.O. S. 212). — Die 1634 mit d. c. verbotene Quinta parte de la historia pontifical por Marco Guadalaxara y Xavier (Carmeliter), 1630, ist eine Fortsetzung des Buches von Illescas (I S. 593) und handelt von Paul V.

Ein Decret vom 22. Dec 1700, eines der umfangreichsten, die es gibt, enthält eine ganze Reihe von Schriften über die Päpste, zunächst von Protestanten die Simonia von Goldast, eine Schrift von Sibr. Lubbertus vom J. 1610, das Breviarium Pontificum Rom…. a Lino usque ad Alexandrum VII. recensente Jo. Cunrado Dieterichio, Giessen 1660, — eine wahrscheinlich nicht sehr bedeutende zu Corbach 1675 gedruckte Chronologia et syncrotema papatus, quae ex avitis aliisque veridicis authoribus luci dedit Jo. Cornerus (so in dem Decrete, in den Indices Colnerus) Wildunga-Waldeccus (dieser Zusatz, der den Mann als aus Wildungen in Waldeck gebürtig bezeichnet, ist ausnahmsweise, wohl weil man ihn als Bestandtheil seines Namens ansah, bis heute im Index beibehalten), und Jo. Friedr. Mayer, De Pontificis Rom. electione liber commentarius, cum duarum dissertationum appendice, 1690. Schulte, Gesch. 3, 2, 667 verzeichnet von ihm noch 7 Dissertationen über den Papst, und Frank, Gesch. der prot. Theol. 2, 285, Logica pontificiorum Hamb. 1695. Er hat auch De morte Caroli V. evangelica, 1682, geschrieben; die genannte Schrift ist die einzige, die im Index steht; — dann von Katholiken: den Conatus von Papebrochius, R. P. F. Francisci Carriere Aptensis [Minoritae Convent. D. Theol.] Historia chronologica Pontificum Rom., cum praesignatione futurorum ex S. Malachia. Ed. 2. aueta, Lugd. 1663*, c. 500 S. 12., mit d. c. verb., — Vitae Paparum Avenionensium h. e. historia Pontificum Rom. qui in Gallia sederunt ab a. C 1305 usque ad a. 1394, ed. Stephanus Baluzius Paris 1693, T. I. II., — und Gesta Pontificum Rom. ab Innocentio IV. Rom. Pontifice 180. usque ad Leonem X. P. O. M. 219., additis Pontificum imaginibus etc Aut. Jo. Palatio, J. U. D. Collegiatae S. M. Matris Dni Plebano etc. Operis vol. III. Ven. 1688.

Das Buch des französischen Minoriten Carrière († 1665; Hurter 2, 122) ist ein Separatabdruck eines Anhanges zu seinem Fidei catholicae digestum, 1657, 2 Fol., und ist nicht etwa wegen der dem h. Malachias zugeschriebenen Weissagung verb. worden, wie man aus der ausdrücklichen Erwähnung dieser bei der Wiedergabe des Titels schliessen könnte (Carr. behauptet übrigens nicht deren Echtheit), sondern ohne Zweifel wegen einiger Gallicanismen: neben anderen Verzeichnissen gibt Carrière auch eins der Pontifices male affecti in Galliam: Nicolaus III., Bonifaz VIII. (sein Brief an König Philipp und dessen Antwort Sciat maxima fatuitas tua werden mitgetheilt), Julius II., Leo X., Hadrian VI, Alexander VII (über den Streit zwischen dem französischen Gesandten und dem Bruder des Papstes wird kurz berichtet); ferner werden die sechs Sätze der Sorbonne über die Gewalt des Papstes vom J. 1663 mitgetheilt mit der Bemerkung, sie seien allgemein recipirt. Im J. 1694 erschien das Buch nochmals mit einer Fortsetzung der Geschichte der Päpste bis auf Innocenz XII. von einem andern Franciscaner.

Das Buch von Baluzius wurde nach Valéry 2, 359 verb. wegen der Vorrede, worin er sagt, durch die nach Avignon übergesiedelte Curie seien die Laster der Italiener nach Frankreich gebracht worden, und worin er die Vergleichung der Avignon’schen Periode mit dem babylonischen Exil widerlegt. — Auffallender Weise steht nicht im Index Petri Castellani, Magni Franciae Eleemosynarii, vita auctore Petro Gallandio, Regio lat. lit. Prof., St. Baluzius primus edidit et notis illustravit. Accedunt P. Castellani orationes duae habitae in funere Francisci I., Par. 1674 (Clement 9, 37). Die beiden Reden von Castellan (du Chastel), Bischof von Macon, waren schon 1549 gedruckt; weil er darin gesagt, man dürfe hoffen, dass der König im Paradise sei, wurde er in der Sorbonne der Leugnung des Fegfeuers verdächtigt. Die Vita hatte Galland für Margaretha, die Tochter Franz’ I., geschrieben. Es kommen starke Sachen über Rom darin vor. Galland erwähnt z.B., Castellan, der übrigens kein Anhänger der Reformation war, habe geschildert Pontificum Rom. supinas libidines, avaritiam et rapacitatem, religionis contemtum superbiamque cardinalium, luxum et ignaviam nundinationesque, cauponationes et flagitia reliqua aulicorum Romanensium, und die Ueberzeugung ausgesprochen, ne Pontifices quidem Rom. tot suis suoruraque flagitiis contaminatos vere et ex animo Christum colere, quae antem in religione facerent, retinendae dominationis causa veluti larva ad fallendum apposita egregie simulare. Baluzius schickte das Buch dem Card. Bona (diesem hatte er 1672 auch seine Ausgabe der Dialogi Augustini de gratia geschickt; Bona lobte seine Annotationes, nonnullis exceptis, de quibus te amice moneo; Bonae Epp. ed. Sala, No. 287. 317. 365). Man hat in Rom wirklich an ein Verbot des Buches gedacht. Ein Consultor der Inquisition, Michelangelo Ricci, schreibt 1675 an Card. Leopold Medici (Lettere inedite, Firenze 1773. II, 191. 194): ein Blatt habe Bal. neu drucken lassen müssen (es handelt sich um eine ziemlich harmlose Stelle über Margaretha von Navarra); von den Aeusserungen Castellans über Ron sage Bal. in der Vorrede, er billige sie nicht; aber manche schrieben ihm un certo prurito contro la corte di Roma zu, und darum sei schon mehr als ein Buch von ihm verboten und die Neigung vorhanden, auch andere zu verbieten. Ausser der Ausgabe des Buches von de Marca war übrigens von Bal. nur (1674) verb. Antonii Augustini dialogorum libri duo de emendatione Gratiani cum notis et novis emendationibus ad Gratianum, 1672, 2 vol. 8., und später wurde ausser den Vitae P. Av. nichts von ihm verboten. Man begreift darum nicht recht die unmuthige Aeusserung, welche Card. Querini (Commentarii 1, 214) von ihm berichtet: Je travaille pour l’Index de Rome. Ein Römischer Theologe wie Zaccaria, Storia p. 319, durfte vielmehr sagen: die Bitterkeit (il fiele amarissimo o piuttosto il veleno) gegen Rom, die Bal. in allen (?) seinen Werken bekunde, rechtfertige nicht nur, dass einige wenige derselben verboten worden, sondern lasse es verwunderlich erscheinen, dass man die anderen verschont habe.

Von dem Werke des Palatius (Palazzi) wurden 1703 der 4. und 5., 1709 der 1. und 2, Band verb., 1709 auch Fasti cardinalium S. R. E., Ven. 1701, 3 Fol., — warum, erhellt nicht. Schon 1693 war von ihm verb. Armonia contemplativa sopra la vita di Giesù Cristo, delli santi Filippo Neri, Ignatio Lojola, Caietano di Tiene e Teresa di Giesù, … consegrata all’ Altezza Ser. d’ Anna Maria Isabella …, Antw. 1690, vielleicht weil ohne Erlaubniss ausserhalb Roms gedruckt (I S. 341).

Im 18. Jahrh. wurden bis 1757 noch verb.: Jo. Georgii Fueslini Conclavia Romana reserata, Tiguri 1692, verb. 1714; — Vie du Pape Alexandre VI et de son fils César Borgia, contenant les guerres de Charles VIII. et Louis XII. rois de France, avec les pèices originales … par Alex. Gordon, Amst. 1732, 2 vol. 8., verb. 1734 (aus dem Englischen übersetzt); — Disquisitio chronologica de successione antiquissima episcoporum Rom. inde a Petro usque ad Victorem … Acced. 4 dissertationes … Auct. Jo. Phil. Baraterio, Ultrajecti 1740, 4., verb. 1748. Baratier, ein Sohn eines evangelischen Pfarrers, Mitglied der Berliner Academie, starb, erst 19 Jahre alt, 5. Sept. 1740. Die Disq. sollte der Vorläufer eines grössern Werkes über die Kirchengeschichte der ersten Jahrhunderte sein. Er sucht (in den Dissertationen) die Echtheit der apostolischen Constitutionen, aller Ignatianischen Briefe, der Clementinen und der Areopagitischen Schriften nachzuweisen, aber er lässt Petrus nur 2 Jahre in Rom sein und die ersten Römischen Bischöfe anders auf einander folgen als Baronius (Morery s. v. U. N. 1741 B, 59). — Histoire des papes depuis S. Pierre jusqu’ à Benoît XIII. inclusivement, 5 vol. 4., Haye 1732—34, verb. 1750. Der Verf. ist der Franzose Fr. Bruys, der im Haag Protestant, 1736 wieder Katholik wurde, † 1738 (Nic. 42, 130). Der Plan, das Buch ins Deutsche zu übersetzen, wurde aufgegeben, „um die Zahl schlechter Bücher halbgelehrter Leute nicht zu vermehren“ (Baumg. 2, 383).

Auffallender Weise stellt nicht im Index die History of the Popes von Archibald Bower, die 1748 ff, in 7 Bänden erschien und viele Auflagen erlebte. Bower bezeichnet sich auf dem Titelblatt als frühern Professor in Rom, Fermo und Macerata und Consultor der Inquisition zu Macerata. Er war ein geborener Schotte, wurde 1702 in Rom Jesuit, verliess 1726 Italien und wurde Anglicaner, † 1766. Auch die deutsche Bearbeitung seines Buches von Rambach, Magdeb. 1751—80, steht nicht im Index. — Auch eine von dem Benedictiner Casimire Freschot bald nach 1700 anonym herausgegebene Schrift über die Päpste von Clemens VIII. bis Clemens XI. hätte wohl einen Platz im Index verdient: L’état du siege de Rome, dès le commencement du siècle passé jusqu’ à présent. Ses papes, leurs families, leurs inclinations … Avec une idée du gouvernement, des manières et des maximes politiques de la cour de Rome, Cologne s. a., 3 vol. 8.

Auffallend ist das Verbot von zwei Biographieen heiliger Päpste: Vie du P. Pie V., écrite en italien par Acatio de Somma et mise en français par M. F., Par. 1672, 12., verb. 1674. Der Verfasser war nach Toppi Dr. jur. und königlicher Ehrencaplan zu Neapel 1623—49, der Uebersetzer, Felibien, Gesandtschaftssecretär zu Rom und ein frommer Katholik, † 1695, Er hat ein Supplement beigefügt über die Tugenden und das verborgene Leben des Papstes. Pius V. wurde 1672 selig gesprochen; wahrscheinlich ist das Buch nur verboten, weil es gegen die Verordnung Urbans VIII (s.u.) verstiess; — Vita dell’ ammirabile monaco e papa S. Pietro Celestino, scritta dal R. P. Franc Ant. Giorgi d’Alessano, Neapel 1689, verb. 1690 (Coelestin V., der 1294 einige Monate Papst war und 1296 starb, war schon 1313 canonisirt).

Bald nach seinem Erscheinen wurde 1669 mit d. c. verboten ein Buch des Jesuiten Jo. Bapt. Riccioli (1598—1671), Immunitas ab errore tam speculativo quam practico definitionum S. Sedis Apost. in canonizatione sanctorum, in festorum eccl. institutione et in decisione dogmatum, quae implicite tantum in verbo Dei scripto vel tradito continentur, propugnata, Bon. 1668, 4. Was in dem Buche corrigirt werden sollte, ist nicht bekannt; Benedict XIV. citirt es in seinem Werke De beatif. wiederholt, ohne das Verbot zu erwähnen. Von dem Buche des Franciscaners Franc. Bordoni, Sacrum tribunal judicum in causis fidei contra haereticos, Rom 1648, berichtet Albit. p. 13, es sei darin die Quaestio gestrichen worden (das Buch steht übrigens nicht im Index), ob auch Definitionen, die der Papst sine consultatione gebe, als unfehlbar anzusehen seien, weil dieser Fall moralisch unmöglich sei, cum Deus, qui assistit definitionibus fidei, assistat etiam, ut media adaptentur praedictis definitionibus. — Tractatus de officio et jurisdictione Datarii et de stylo Datariae, auet. Theodoro Amydenio, in Rom. Curia causarum et regio advocato, ad S. D. N. Innocentium X., wurde 1653 verb., weil der Verfasser, der Flamländer Ameyden, obschon er in Rom lebte, das Buch ohne Erlaubniss auswärts hatte drucken lassen (I S. 341). Er selbst wurde, wahrscheinlich weniger dieser Veröffentlichung wegen als weil er Avvisi für die spanische Regierung schrieb (I S. 452), ausgewiesen, durfte aber nach dem Tode Innocenz’ X. zurückkehren. Der Tractat ist übrigens auch Ven. 1654 gedruckt und Col. 1701 eine Editio in Germania prima ab innumeris mendis, quae antehac irrepserant, expurgata erschienen1).

Etat présent de l’Eglise Romaine dans toutes les parties du monde, écrit pour l’usage du P. Innocent XI., par Urban Cerri, Secretaire de la Propagande, avec une épitre dédicatoire de Richard Steele au P. Clement XI., contenant l’état de la religion de la Grande-Bretagne, trad. par J. Remond, Amst. 1716*, verb. 1721. Die englische Ausgabe war 1715 erschienen. Das Buch wird wohl zunächst wegen der Dedications-Epistel verb. worden sein; ohne Zweifel hat man aber auch die Veröffentlichung des interessanten Berichtes des Secretäre der Propaganda2) ungern gesehen (die Abschrift stammte aus St. Gallen und war von da nach Zürich gekommen). Nicht im Index steht: The Romish Ecclesiastical History of late years. By R. Steele Esq., Lond. 1714*, 8., eine polemische Beschreibung eines Canonisationsprocesses aus dieser Zeit. Von Steele’s Spectator wurde 1745 ein französischer Auszug verb.: Le Spectateur ou le Socrate moderne, Amst. 1716, 6 vol. — Nouveau voyage d’Italie avec un mémoire contenant des avis utiles à ceux qui voudront faire le même voyage, par Maximilien Misson, Haye 1717, 3 vol., und Remarques sur diverses endroits d’Italie par M. Addison pour servir de 4. tome au Voyage de M. Misson, Paris 1722, beide verb. 1729. Misson war ein französischer Protestant, der seit der Aufhebung des Edicts von Nantes in England lebte. Sein Reisehandbuch, das erste ausführliche derartige Buch, fand vielen Beifall (deutsche Uebersetzung 1713). Das Verbot ist erklärlich; denn er erzählt, wie Sainjore 2, 439 sagt, plusieurs choses divertissantes ou plutôt badines, ist ein eifriger Calvinist, glaubt an die Päpstin Johanna, und erzählt arge Dinge von Reliquien und d gl. (Paulinus, Die Martyrer der Katakomben S. 42). — Fiscus papalis sive catalogus indulgentiarum et reliquiarum septem principalium ecclesiarum Urbis Romae, Lond. 1621, verb. 1622, wird gewöhnlich Thomas James, von anderen William Crashaw zugeschrieben (Pope Blount p. 945).

Von den über die Inquisition handelnden Büchern verbot die Index-Congr. 1690 Relation del’ inquisition de Goa, Par. 1688, die Inq. 1694 das Werk von Limborch und Histoire de l’inquisition et son origine, Col. (Brux.) 1693, 502 S. 12. Die erste Schrift ist ein Bericht des französischen Arztes C. Dellon, der von der Inquisition zu Goa zu 5 Jahren Gefängniss in Lissabon verurtheilt, von dort aber entkommen war. Er sagt, die spanische Inquisition sei plus rude als die Römische, die portugiesische schlimmer als die spanische, die von Goa aber noch ganz anders als die europäische (Arnauld 3, 41). Ein Jesuit in Wien wollte Leibniz, wie dieser an den Landgrafen Ernst schreibt (Rommel 2, 177), aufbinden, der Bericht sei eine Erdichtung. Die Hist. de l’Inq. — die im span. Index unter dem Namen des fingirten Verlegers dieser und vieler anderer Schriften, Pierre Marteau zu Köln, steht, — ist von dem Regular-Canoniker Jacques Marsollier zu Usez, † 1724 (J. des Sav. 1694, 331), von welchem auch die Histoire de l’origine des dixmes, des bénéfices et des autres biens temporels de l’église, 1689, 1700 verb. wurde, während seine Apologie ou justification d’Erasme, 1713, zwar scharf angegriffen wurde (Hurter 2, 1133), aber nicht in den Index kam3), — 1721 wurde auch verb. L’inquisition françhise, ou l’hist, de la Bastille par M. Const. de Renneville, Amst. 1711 (1724, 5 vol.; der 5, Band ist das Buch von Dellon). Der Verfasser, ein Calvinist, hatte wegen angeblicher Correspondenz mit fremden Mächten 11 Jahre in der Bastille gesessen und wurde dann verbannt; er starb in England 1724. — Im span. Index steht auch De origine et progressu Officii S. Inquisitionis … Aut. Lud. a Paramo, . . Regni Siciliae Inquisitore, Madr. 1598, Fol., aber lediglich, um zu bemerken, dass darin p. 888 in einer Bulle Pius’IV. der Druckfehler sacramentis ab ecclesia institutis in sacr. in eccl. inst. zu corrigiren sei. Mendh. p. 304 beschreibt ein Exemplar, in welchem sacr. a Christo inst. corrigirt ist. Die Angabe von Peignot, das Buch sei sans éclat von der Inquisition unterdrückt worden, klingt nicht glaublich.

Von den Schriften über den Index steht ausser der Vorrede von Pappus und Junius nur eine im Index, eine wissenschaftlich unbedeutende, aber heftig polemische: Danielis Franei Disquisitio academica de papistarum Indicibus librorum prohibitorum et expurgandorum, LipS. 1684, 4., verb. 1688. In einem Briefe an Th. Spizel vom Febr. 1686 (Schelh. Am. lit. 14, 608) berichtet Francke: der ganze Vorrath von Exemplaren seines Buches sei von dem kaiserlichen Büchercommissar zu Frankfurt confiscirt worden und dieser verlange, auf dem Titelblatte solle Papistarum gestrichen werden, wozu er sich aber nie verstehen werde.

Eine Ausgabe der Taxen der päpstlichen Poenitentiarie steht bereits im Clementinischen Index, (I S. 421). 1654 wurde eine von dem Schweden Laurenz Banck, Prof. in Franeker, † 1662, besorgte und mit polemischen Noten versehene Ausgabe der Taxen der päpstlichen Kanzlei verb.: Taxa sacrae cancellariae Romanae in lucem emissa et notis illustrata a Laurentio Banck Norcopiensi Gootho, Phil, et J. U. D. et Prof. Frisio. Accedit Index latino-barbarus cum indice titulorum, rerum et verborum, Franeker 1651. 1662 wurde dieses Buch nochmals verboten, aber beigefügt: et Tariffa delle spedizioni della Dataria. Dieser Tarif (aus der Zeit Innocenz’ X.) steht aber in dem Buche von Banck, und ist meines Wissens nicht separat erschienen. Eine Reihe von anderen Ausgaben der Taxen der Poenitentiarie, Kanzlei und Datarie blieb in Rom unbeachtet; nur die Simonia Curiae Rom. von Goldast vom J. 1612 wurde nach fast 100 Jahren, 1700 verb. (S. 91). Gleich nach seinem Erscheinen wurde 1820 verb.: Taxes des parties casuelles de la boutique du Pape, redigées par Jean XXII. et publiées par Leon X., selon lesquelles on absout etc. Par M. Julien de Saint-Acheul, Paris 1820, 528 S. 8. Dieser Schrift, wahrscheinlich von Collin de Plancy, liegt zu Grunde eine schon im 16. Jahrh. erschienene, aber nicht verbotene: Taxe des parties casuelles de la boutique du Pape. En latin & en françois. Avec annotations … Par A. D. P. [d. i. Antoine du Pinet], Lyon 1564, Leyden 1607 u. s.4).—Von L. Banck wurde ausserdem noch 1658 verb.: Pompa triumphalis s. actus inaugurationis et coronationis Innocentii X. P. M. brevis descriptio cum omnibus triumphis et ceremoniis eidem actui additis. Accedit in fine Appendix de quarundam ceremoniarum papalium origine, Franeker 1645, 324 S. 12. (Ed. 2., 1656, 480 S. 12., mit 12 Figuren; Banck hatte die Krönung Innocenz’ X. selbst mit angesehen), — dagegen nicht De tyrranide Papae in reges et principes christianos diascepsis, Fran. 1649, und Bizzarie politiche, overo raccolta delle più notabili prattiche di stato nella christianità, messa alla luce da Lor. di Banco, Fran. 1658, 314 S. 12. (Clement 2, 393; Nic. 41, 384).

Eine nicht lange nach Banck erschienene dickleibige polemische Schrift von Matthias Zimmermann, Superintendent in Meissen, wurde erst 1703 verboten: Dorothei Asciani S. S. Theol. D. Montes pietatis Romanenses historice, canonice, theologice detecti. Praemittitur Justus tractatus de nervis rerum gerendarum Rom. ecclesiae. Subjungitur biga scriptorum pontiliciorum: Nic. Bariani Augustiniani Montes impietatis et Mich. Papafavae Decisio contra montes pietatis. Opusculum omnium facultatum et curiosioris literaturae studiosis lectu jueundum et utile, LipS. 1670*, 964 und 120 S. 4. ohne die Register, also nicht gerade ein opusculum, auch nicht lectu jueundum, ausser den Monti di pietà auch die ganze Papstgeschichte und viele andere Dinge behandelnd und manches Interessante enthaltend. — La ruine du papat et la simonie de Rome, avec une lettre circulaire addressée aux péres dont les filles desertent leurs maisons et la religion pour se faire nonnains, 1677, verb. 1679.

Von Gregorio Leti’s Büchern sagt M. Brosch, Gesch. des K.-St. 1, 485: „Sie ruhen auf Römischem Grunde und sind aus ihm zugetragenem Römischen Material entstanden … Leti, den heutzutage die Kritik mit Recht verurtheilt und verwirft, hat dem 17. Jahrhundert durch seine für uns ganz werthlose, von ihm nichts weniger als richtig angewandte Sachkenntniss Römischer Dinge imponirt. Er ist in seiner Mache die Flüchtigkeit selbst, gewissenlos und fähig, Erfundenes oder höchst zweifelhaften Gewährsmännern Nacherzähltes für Geschichte zu gehen. Allein die Menschen glaubten ihm aufs Wort, weil sie sahen oder es verspürten, ohne sich darüber Rechenschaft geben zu können, dass hier ein Mann spreche, der den Römischen Hof durchblickt, ins Detail kennt und in den massgebenden Charakterzügen erkennt. Seine Schilderungen der Curial- und Conclaven-Vorgänge wurden für baare Münze genommen, obwohl sie dies nachweislich selten genug waren; denn sie fielen regelmässig nach der Seite aus, von der auch den Zeitgenossen das Treiben des Römischen Hofes bekannt und geläufig war.“ Ein Verzeichniss von Leti’s Schriften, die übrigens nicht alle von italienischen Dingen handeln, gibt Placcius p. 659: es sind 75 Bändchen, diejenigen nicht mitgezählt, die nar theilweise von ihm sind oder die er ableugnet (vgl. Niceron, deutsche Ausg. 3, 317). In den älteren Indices stehen zehn Schriften von Leti und alle und jegliche Werke desselben als am 2. Juli 1686 verb., und dann noch La strage de’ riformati innocenti als 1703 verb., — die 17 1661 und 62 erschienenen Discorsi, aus denen dieses Werk besteht, werden einzeln aufgeführt, — seit Ben. heisst es einfach: Gr. Leti, opera omnia, decr. 22. Dec. 1700 (im span. Index steht er in der 1. Cl). Noch jetzt aber werden 18 pseudonyme und anonyme Bücher von Leti, die 1666—82, durchweg bald nach dem Erscheinen, verb. wurden, im Index einzeln aufgeführt: Giulio Capocoda, L’amore di Carlo Gonzaga duca di Mantova e della contessa Margarita della Rovere, Ragusa (Genf) 1666; Vita di Donna Olimpia Maidalchini che governò la chiesa durante il pontificato d’Innocenzo X. 1644—55, scritta dall’ abate Antonio Gualdi, Cosmopoli (Leyden) 1666 (Ranke, Päpste, WW. 29, 172); von letzterer auch eine neue Ausgabe: Vita di D. Ol. M. Pamfili principessa di S. Martino, cognata d’Innocenzo X. S. P., (Florenz) 1781 (über andere Ausgaben, auch Rom 1849, und die französische und deutsche Uebersetzung s. Ciampi, Innocenzo X. p. 401); Il Parlatorio delle monache. Satira comica di Balth. Sultanini, Genf 1656 (nach Ciampi p. 398 von Pietro Bruni); Vita di Sisto V. Pontefice Rom. scritta dal Sig. Geltio Rogeri all’ instanza di Greg. Leti, Lausanne 16695); Dialoghi historiei ovvero compendio hist. dell’ Italia e dello stato presente de’ prencipi e reppubliche italiane, dell’Accademico Incognito; Dialoghi politici ovvero la politica, che usano in questi tempi i prencipi e reppubliche ital. per conservare i loro stati; Il Nipotismo di Roma ovvero relazioni delle ragioni, che muovono i pontefici all’ aggrandimento de’ nepoti, (Amsterdam) 16676); Il Puttanismo romano ovvero conclave generale delle puttane della corte, con l’aggiunto d’un dialogo tra Pasquino e Marforio sopra l’istesso soggetto, Londrai(?) 1669 (Melzi 2, 388); Il Sindicato di Alessandro VII. con il suo viaggio nell’ altro mondo (U. N. 1714, 580); Il Cardinalismo di santa chiesa, diviso in tre parti; L’ Ambasciata di Romolo a’Romani, Brüssel 1671 (mit Pasquinaden aus der Zeit der Sedisvacanz nach dem Tode Clemens’ IX.); Li Segreti di stato dei prencipi dell’ Europa, rivelati da varii confessori politici, Bologna 1670; Le Visioni politiche sopra gl’interessi di tutti i principi e reppubliche della christianità, mit dem Anhang: Pasquino esilato da Roma; Itinerario della corte di Roma, o teatro della Sede apostolica, auch unter dem Titel: Precipitii della Sede apostolica ovvero la corte di Roma perseguitata e perseguitante; Il Vaticano languente dopo la morte di Clemente X., con i remedii preparati da Pasquino e Marforio per guarirlo, Parte I., II. e III.; Il Livello politico o sia la giusta bilancia, nella quale si pesano tutte le massime di Roma, Parte I.—IV.; L’Inquisitione processata, Opera storica, Col. 1681. — La vita di Cesare Borgia, detto poi il duca Valentino, descritta da Tomaso Tomasi, Monte Chiario, Lucio Vero 1655, 4., verb. 1656, ist später wiederholt con un’ aggiunta di Gr. L. (Gregorio Leti) erschienen (Melzi 3, 233), 1789 in 2 vol. neu gedruckt (Nov. lett. 1789, 177).

1669 wurde verb. La Rome ridicule, caprice du Sieur de Saint-Amant, S. 1. et a., von Marc-Antoine de Gerard Sieur de Saint-Amant, Mitglied der französischen Akademie, † 1661. Seine Oeuvres, meist komische und lascive Poesieen, waren schon 1629, 1642 u. s. erschienen (Baillet 1493).

Reusch, Index II. 10

1) Ciampi, Innocenzo X. p. 257. Schulte 3, 1, 699.

2) Mejer, Propaganda I, 107. 128; II, 116 u. s.

3) Die Bücher von Dellon und Marsollier sind wieder abgedruckt in der von Goujet anonym herausgegebenen, nicht verbotenen Hist. des inquisitions, Col. 1769*, 2 vol. 8.; hier sind auch die Mémoires pour servir à l’hist. de l’inq., 1717, 2 vol. abgedruckt, die gleichfalls nicht im Index stehen.

4) Bayle s. v. Pinet. Ph. Woker, Das kirchliche Finanzwesen der Päpste, 1878, S. 65. Banck gibt den ältern, unzweifelhaft authentischen Text der Taxen der Kanzlei und der Datarie (Woker S. 74. 136), die Simonia einen Theil des echten Textes der Taxen der Poenitentiarie, (S. 79), du Pinet einen Text der Taxen der apostolischen Kammer von zweifelhafter Authentie (S. 84. 86). Zu den von Woker S. 76 verzeichneten Schriften ist 1879 noch eine von A. Dupin de Saint-André hinzugekommen. Deutscher Merkur 1879, 331.

5) Ranke, 39, 59*. Villani, Visiera 111 sagt, das Buch sei bald nach dem Erscheinen verb. worden, was die wenig gottesfürchtigen Buchhändler veranlasst habe, es quanti plurimi zu verkaufen. Eine französische Uebersetzung, Vie du P. Sixte V., erschien anonym Paris 1685 u. s., eine deutsche Köln 1706. Eine Bearbeitung der französischen Uebersetzung ist: Sixtus V. und seine Zeit. Von Joh. Lorentz, Mainz 1852. Prof. Konrad Martin in Bonn, später Bischof von Paderborn, hatte den Eichsfeldischen Pfarrer veranlasst, das französische Buch zu übersetzen, und Kirchheim und Schott, die Uebersetzung zu drucken, und meinte, es sei eine interessante und nützliche Leetüre für das katholische Volk. Dass es sich um Leti’s Buch handelte, davon hatte keiner der Betheiligten eine Ahnung. Als der Pfarrer Meuser zu Alfter dieses in einer Zeitung constatirte, wurde das Buch aus dem Buchhandel zurückgezogen.

6) Innocenz XII. erliess 23. Juni 1692 eine Bulle gegen den Nepotismus (Bull. 12, 182). Damals erschien: Nepotismus theologice expensus. S. 1. et a.* (1692), 16. (von dem Card. Sfondrato).

Der Index der verbotenen Bücher. Bd.2/1

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