Читать книгу Das Tal der Feuergeister - Franziska Hartmann - Страница 8
FÜNF
Оглавление„Mo… Moment!“, rief ich erschrocken. „Wo gehen wir hin? Was hast du vor? Was hast du mit mir vor?“
„Wir gehen zum Feuerberg“, antwortete Cuinn.
Ich versuchte immer wieder, mein Handgelenk zu befreien, doch Cuinn hielt es so fest umklammert, dass es schon wehtat. Als er den Feuerberg erwähnte, rief ich mir Lous letzte Worte in Erinnerung. „Was ist der Feuerberg? Und wen hat Lou dort hingebracht?“
Ich hatte das Gefühl, Cuinns Griff wurde noch ein Stück fester und ich biss mir auf die Unterlippe, um nicht vor Schmerz aufzuquieken.
„Du hast gesagt, du würdest mich wieder nach Hause bringen. Da kannst du mich jetzt nicht einfach quer durch den Wald schleifen. Ich will nach Hause! Sofort!“, jammerte ich.
Endlich blieb Cuinn stehen und schenkte mir Beachtung. „Kannst du mir bitte sagen, wie das gehen soll?“
„Sag du es mir! Du bist doch der Magier!“, keifte ich zurück.
„Ich habe dir gesagt, dass Lou die einzige…“ Mehr brachte er nicht hervor. Und plötzlich wirkte er weniger wütend. Und stattdessen traurig.
„Tut mir leid“, sagte ich. Er hatte gerade seine Freundin verloren und ich dachte nur daran, wieder nach Hause zu kommen. Aus irgendeinem Grund fehlte mir gerade jegliche Empathie. Vermutlich weil ich mir immer noch völlig unwirklich vorkam, weil mir ganz Glenbláth unwirklich vorkam. Und damit auch der Tod von Lou und die gesamte Situation.
„Vielleicht können die Feuergeister dir helfen“, murmelte Cuinn.
„Feuergeister? Leben die auf dem Feuerberg?“
Er setzte seine Wanderung fort, ließ mich jedoch los. Ich rieb mir das Handgelenk und stapfte ihm hinterher.
„Sie leben unmittelbar um den Feuerberg herum. Der Feuerberg ist die felsige Spitze dieses Hügels, auf dem der Wald liegt. Er wird lediglich von der Riesenechse Créla bewohnt, ein so seltenes Geschöpf wie die Drachen“, erklärte Cuinn ruhig. Er machte eine Pause und ich hatte das Gefühl, dass er überlegte, wie er die nächsten Worte formulierte. „Lou hat Dracheneier zu Créla geschickt. Lou war von Anfang an davon überzeugt, dass Créla sich im Notfall am besten um sie kümmern könnte.“
Ich nickte und lief Cuinn weiter nach. Es dauerte eine Weile, bis die neuen Informationen durch mein Gehirn sickerten. Dann verlor ich mal wieder die Fassung und beschleunigte meinen Schritt, um Cuinn einzuholen und besser mit ihm reden zu können. „Warte. Dracheneier? Lou hat Eier gelegt? Aber ich dachte, sie sei der letzte Drache gewesen?“ Er öffnete den Mund zur Antwort, doch ich kam ihm zuvor. „Sag mir jetzt bitte nicht, dass du der Vater bist.“
Als er den Mund wieder schloss, wusste ich, dass genau das der Fall war.
„Okay, können wir kurz stehen bleiben? Bitte?“
Cuinn kam meiner Bitte nach und wandte sich mir zu. „Sie ist Gestaltenwandler.“
„Ja, ich weiß. Hast du bereits erwähnt und ich habe es bereits gesehen.“ Ich schüttelte den Kopf. „Wie viele Eier?“
„Drei.“
„Und werden das Drachen?“
Er runzelte die Stirn. „Natürlich werden das Drachen. Was soll die Frage?“
„Na ja, ich dachte nur… Weil sie ein Drache ist und du ein Mensch…“ In meinem Kopf formten sich die seltsamsten Geschöpfe. Drachen mit Menschenhänden oder Menschen mit Drachenkopf. Ich versuchte die grotesken Bilder zu verscheuchen.
Cuinns Stirn legte sich in noch tiefere Falten. „Du bist eigenartig.“
Das musste er gerade sagen.
„Jedenfalls müssen wir weiter“, sagte Cuinn und lief wieder voran. „Wir müssen den Feuerberg erreichen, bevor die Drachen schlüpfen. Solange sie im Ei sind, kann kein Zauber der Welt sie orten. Doch danach wird es nicht lange dauern, bis die Menschen versuchen, den Wald in Grund und Boden zu reißen und nicht nur die Drachen, sondern auch alle anderen magischen Wesen zu töten.“
„Werden sie das nicht so oder so?“
„Schon. Aber wenn sie herausbekommen, dass sie nicht bereits den letzten Drachen getötet haben, wird das ein wesentlich größerer und brutalerer Kampf. Du musst wissen, dass der Wald von der Magie der Drachen lebt. Ohne die Drachen geht dieser Wald ein und mit ihm auch die magischen Wesen, die in ihm leben. Solange also der letzte Drache offiziell tot ist, wähnen sich die Menschen in Sicherheit.“
Eine Weile liefen wir schweigend nebeneinander her.
„Mir tun die Füße weh“, sagte ich. „Können wir eine Pause machen?“
„Wir sind doch gerade erst losgelaufen.“
„Die Sonne geht schon unter“, entgegnete ich. „Wir sind bestimmt schon eine Stunde unterwegs.“
„Eine Stunde, das nennst du viel?“, fragte Cuinn. „Wozu benutzt ihr in deiner Welt eigentlich eure Beine?“
„Zum Autofahren.“
„Auto…?“
„Das, was bei uns auf den Straßen fährt. Metallklötze mit Fenstern und vier Rädern. Du erinnerst dich?“
Cuinn nickte.
„Also können wir jetzt eine Pause machen?“, wiederholte ich.
Cuinn seufzte. „Na gut.“
Ich ließ mich sofort an einem der Bäume zu Boden sinken und lehnte mich an den Stamm. Ich zog die Schuhe von meinen Füßen und streckte die Beine aus. Jetzt erst spürte ich, wie erschöpft mein Körper wirklich war. „Okay, ich glaube, ich bin heute nicht mehr in der Lage weiterzulaufen.“
Cuinn verzog unglücklich das Gesicht. „Aber je schneller wir den Feuerberg erreichen, desto eher kannst du vermutlich nach Hause.“
„Versuch gar nicht erst, mich zu überreden. Ich kann einfach nicht mehr“, machte ich ihm klar. Mein Magen stimmte mir mit einem lauten Knurren zu. Ich seufzte und presste beide Hände auf meinen Bauch, als könnte ich ihn damit zum Schweigen bringen.
„Ich besorge uns etwas zu essen“, murmelte Cuinn und verschwand irgendwo zwischen den Bäumen, ehe ich etwas sagen konnte.
Ich bekam eine Gänsehaut, als mir klar wurde, dass er mich soeben allein gelassen hatte. Ganz allein in diesem riesigen, verzauberten Wald, in dem was weiß ich für irre Kreaturen lebten. Ich blickte mich vorsichtig um. Aber mehr als Bäume und Büsche war nicht zu sehen. Über mir knackte ein Zweig, als ein Vogel darauf landete und ich zuckte zusammen.
„Ganz ruhig, Katja, es ist alles in Ordnung. Cuinn kommt gleich wieder“, redete ich mir selbst zu. Beim nächsten Rascheln erlitt ich jedoch wieder beinahe einen Herzinfarkt. Mühevoll versuchte ich, meine Atmung unter Kontrolle zu bringen. Wie konnte dieser Idiot auch einfach abhauen? Hoffentlich würde er mir etwas Anständiges zu essen mitbringen. Das war er mir definitiv schuldig.
Ungeduldig beobachtete ich, wie auch die letzten Sonnenstrahlen zwischen den Baumkronen verschwanden. Stattdessen schimmerte schon bald fahles Mondlicht durch die Blätter, das meine Umgebung jedoch kaum zu erhellen vermochte. „Nun komm schon endlich zurück“, murmelte ich vor mich hin. Sollte ich anfangen, mir Sorgen zu machen? War ihm etwas zugestoßen?
Da nahm ich in der Ferne ein helles, weißes Licht wahr. Es sah aus wie eine Lichtkugel, so groß wie ein Tennisball, deren Ränder verschwammen und die sich schwebend langsam auf mich zu bewegte.
„Hallo?“, sagte ich. Inzwischen hatte mein Körper mich auf die Beine katapultiert. Entspannen war mittlerweile vollkommen unmöglich.
Das Licht rückte immer näher. Und je näher es kam, desto schöner erschien es mir. Zwischen den weißen Lichtstrahlen schimmerten immer wieder hellblaue hindurch und das Innere der Kugel schien leicht zu glitzern und zu funkeln. Wie hypnotisiert starrte ich das Ding weiter an. Ich wollte es berühren. Wollte wissen, ob es echt war. Ob ich es überhaupt greifen konnte? Oder war es wirklich nur Licht?
Ich streckte die Hand nach ihm aus, als es nur noch eine Armlänge von mir entfernt war. Meine Hand tauchte in das Licht ein. Es kitzelte. Das Licht strich weiter meinen Arm hinauf. Obwohl der Stoff meiner Jacke meine Haut von dem Lichtball trennte, kribbelte mein Arm. Er kribbelte und wurde angenehm warm. Kurz vor meiner Schulter blieb das Licht still stehen. Erst jetzt fiel mir auf, dass inzwischen viele weitere Lichter um mich herum schwebten. Nach und nach erhoben sie sich zwischen dem Gras empor wie aus dem Nichts. Sie umschwärmten mich wie die Planeten die Sonne und hefteten sich an meinen Körper. Die wohlige Wärme durchströmte mich und ließ meine Muskeln entspannen. All die Angst, die ich vor kurzem noch ganz allein hier im Wald gehabt hatte, löste sich auf. Denn ich fühlte mich nicht mehr allein und meine Umgebung wurde von diesen wunderschönen Lichtern erhellt.
Ich schrie auf, als mich ein gellender Schmerz wie ein Stromschlag durchzuckte. Die Wärme hatte sich urplötzlich in ein einziges, kaum erträgliches Brennen verwandelt. Was war geschehen? Waren das diese Lichter? Sie mussten es sein. Ich wollte sie abschüttelt, doch ich war wie gelähmt. Stattdessen konnte ich nur weiterschreien. Weiße Punkte tanzten vor meinen Augen. Ein grelles Piepen dröhnte auf meinen Ohren. Bitte, wenn ich hier schon sterben musste, dann bitte schnell, ohne unnötige Qualen.
Gerade als ich dachte, ich würde endlich das Bewusstsein verlieren und damit von den Schmerzen erlöst werden, vernahm ich durch das Piepen auf meinen Ohren eine vertraute Stimme.
„Katja!“, brüllte Cuinn.
War er zurückgekehrt? Oder halluzinierte ich? Ich wusste es nicht. Ich konnte nichts sehen und selbst wenn ich es hätte tun können, traute ich meinen Sinnen nicht mehr.
Plötzlich verschwand der Schmerz, genauso schnell wie er gekommen war. Und damit auch die Kraft, die mich noch hatte aufrecht stehen lassen. Meine Beine gaben unter mir nach, doch bevor ich auf den Boden sackte, umfasste ein starker Arm meine Taille und fing mich auf.
Cuinn ließ mich langsam ins weiche Gras gleiten. Die Lichter waren verschwunden. Das einzige Licht, das die Gegend noch erhellte, schwebte als weiße Flamme neben Cuinn und ich ging davon aus, dass er diese erzeugt hatte. Cuinn hockte vor mir und sah mich mit einer Mischung aus Wut und Sorge an. „Kann man nicht mal in Ruhe Nahrung besorgen? Musst du dich gleich in Schwierigkeiten bringen? Kannst du nicht wenigstens ein bisschen auf dich aufpassen?“
Seine vorwurfsvollen Worte prasselten auf mich ein und der Schock in mir ließ mich keine Antworten finden, sondern stattdessen nur völlig erschöpft im Gras sitzen und auf Cuinns Mund starren, der sich unaufhörlich bewegte. Es wurde mir zu viel. Konnte er nicht einfach die Klappe halten? Ich hatte gerade Todesängste ausgestanden. Meine Haut kribbelte noch immer. Warum war er so gemein? Er hatte mich doch so lange allein gelassen! Und dabei wusste er, dass ich keine Ahnung von seiner Welt und dessen Bewohnern hatte. Hätte er nicht damit rechnen müssen, dass so etwas passierte? Oder hätte ich vorsichtiger sein müssen? Natürlich war es nicht klug gewesen, sich magisch von diesem wunderschönen Licht anziehen zu lassen. Aber hätte ich es wirklich besser wissen können?
Ich brach in Tränen aus. Ich wollte nicht, aber ich konnte nicht anders. Ich weinte jämmerlich. Doch immerhin hatte es einen angenehmen Effekt: Cuinn verstummte. Und dafür fand ich endlich meine Stimme wieder. „Du Idiot!“, knallte ich ihm an den Kopf. „Wo warst du so lange? Ich hatte Angst! Du kannst mich doch nicht einfach alleine in diesem Wald lassen! Woher soll ich wissen, was für Gefahren hier lauern? Lass mich nie wieder allein, hörst du? Nie wieder!“
Ehe ich mich versah, hatte Cuinn mich an sich herangezogen und ich vergrub mein Gesicht an seiner Schulter. „Ich lasse dich nicht mehr alleine. Versprochen“, sagte er.
Und obwohl ich wütend auf ihn war, tat seine Umarmung in diesem Moment so gut, dass ich mich allmählich entspannte. Mein Schluchzen wurde leiser, meine Tränen trockneten langsam. Cuinn löste seine Arme von mir und bedachte mich einen Moment lang mit einem unsicheren Blick. „Hast du noch Hunger?“, fragte er dann.
Mir war schlecht. Doch tatsächlich wusste ich nicht, ob das vom Schock kam oder von der Tatsache, dass ich seit einer Ewigkeit nichts mehr gegessen hatte. Als meine Vernunft mich ermahnte, dass ich wirklich etwas essen sollte, nickte ich.
„Ich koche uns etwas“, schlug Cuinn vor. „Du legst dich hin und ruhst dich aus.“
Dem konnte und wollte ich nicht widersprechen.
Cuinn löste die Schlaufe seines Umhangs, nahm ihn von seinen Schultern und wickelte mich darin ein. Die schwere Wolle war weich und warm. Ich legte mich neben Cuinn auf den Boden, zog die Knie an den Körper und schlang den Umhang so eng wie möglich um mich. Doch um die Augen zu schließen, war ich immer noch viel zu aufgebracht. Stattdessen beobachtete ich Cuinn, wie er aus Ästen und Zweigen eine Art Grillspieß bastelte. Als er begann, zwei Vögel zu rupfen, die er wohl erjagt hatte, schloss ich doch meine Augen. Das konnte ich mir beim besten Willen nicht anschauen. Ich blickte erst wieder zu ihm, als er die grob geschnittenen Fleischstücke mit Kräutern würzte und gemeinsam mit ein paar Pilzen aufspießte. Dann landete unsere Mahlzeit über dem Feuer, das er mit einem Fingerschnippen erzeugt hatte.
„Das wird kein Festmahl, aber es sollte erst mal den Bauch etwas füllen“, meinte Cuinn, während er den Spieß langsam drehte, um das Fleisch von allen Seiten gleichmäßig zu garen. „Möchtest du etwas trinken?“
Jetzt erst merkte ich, wie durstig ich war. Ich nickte und als er einen ledernen Trinkschlauch von seinem Gürtel löste und mir reichte, nahm ich ihn dankbar an und setzte mich auf. Ich nahm drei große Schlucke. Das kühle Wasser erfrischte meinen Körper und ich fühlte mich gleich wieder viel lebendiger. Einem weiteren Schluck konnte ich nicht widerstehen. Kaum hatte ich den Trinkschlauch verschlossen, hielt mir Cuinn einen Holzspieß mit knusprig gegrilltem Geflügel vor die Nase. Das Fleisch duftete so köstlich, dass mir das Wasser im Munde zusammenlief. Ich nahm den Spieß und knabberte an dem Fleisch. Mittlerweile war auch mein Appetit zurückgekehrt und bei jedem Bissen spürte ich mehr, wie ausgehungert ich war. Cuinn setzte sich neben mich und verschlang seinen Spieß beinahe genauso schnell wie ich. Zugegeben, dem Fleisch fehlte etwas Salz und Pfeffer, viel machten die Kräuter nicht her. Aber in diesem Moment war mir das vollkommen egal. Es war warm und nahrhaft und die Pilze waren dafür die leckersten, die ich je gegessen hatte. Vielleicht eine spezielle Sorte, die nur hier in Glenbláth wuchs?
Als ich den letzten Pilz und das letzte Stück Fleisch verspeist hatte, hätte ich durchaus noch einen Vogel vertragen können, doch zumindest gab mein Magen nun Ruhe.
Ich beobachtete, wie Cuinn ein Stoffsäckchen öffnete und es mir entgegenstreckte. Ich lugte hinein, konnte in dem schwachen Licht der magischen Flamme aber nichts erkennen.
„Greif zu! Das ist unser Nachtisch“, erklärte Cuinn.
Neugierig steckte ich eine Hand in den Beutel und zog eine Himbeere heraus. Ich nahm sie in den Mund. Und stellte fest, dass die Beere überhaupt nicht nach Himbeere schmeckte. Eher fruchtig süß wie eine Kirsche mit einem honigartigen Nachgeschmack. Es war definitiv die leckerste Frucht, die ich je gegessen hatte und Cuinn hatte gleich einen ganzen Beutel davon besorgt.
„Du solltest jetzt schlafen“, meinte Cuinn, nachdem wir alle Beeren vernascht hatten. „Der morgige Tag wird nicht weniger anstrengend werden.“
Meine Muskeln schmerzten schon allein von dem Gedanken, morgen wieder so viel herumlaufen zu müssen. Und ich wollte nicht wissen, was für Wesen hier nachts ihr Unwesen trieben. „Spukt es hier?“, fragte ich.
Cuinn legte die Stirn in Falten. „Wie bitte?“
„Gibt es hier Geister? Also herumirrende Tote?“
Jetzt schlich sich ein Schmunzeln in Cuinns Gesicht. „Nein.“ Er beugte sich zum Feuer und löschte es mit einer Handbewegung, als würde er mit seiner Handfläche darüber wischen. Ich hörte, wie er sich neben mich ins Gras legte und beschloss, es mir ebenfalls wieder bequem zu machen.
„Du musst dich nur vor den Vampiren in Acht nehmen.“
„Was?!“, quiekte ich.
Cuinn lachte leise.
„Was ist daran so lustig? Ich stehe nicht so drauf, in der Nacht ausgesaugt zu werden und am nächsten Morgen selbst als blutleerer Eisklotz mit langen Eckzähnen aufzuwachen.“
„Es gibt keine Vampire“, unterbrach Cuinn mich noch immer lachend.
„Keine Vampire?“, fragte ich.
„Keine Vampire“, versicherte er mir.
In meinem Kopf ging ich weitere Geschöpfe durch, die ich aus Märchen kannte. „Und Hexen?“
„Schlaf jetzt“, sagte Cuinn.
„Du weichst mir aus. Also gibt es Hexen? Sind die böse? Also könnten die uns in der Nacht etwas antun?“
Im nächsten Moment spürte ich Cuinns Hand auf meiner Stirn. Ein wohlig warmes Kribbeln durchfloss meinen Körper und augenblicklich wurde ich unglaublich müde. Meine Augenlider wurden schwer, sodass ich meine Augen kaum noch offen halten konnte. Ich war so müde, dass ich mich nicht einmal darüber aufregen konnte, dass Cuinn mich offensichtlich gerade mit einer Art Schlafzauber belegte.
„Gute Nacht“, hörte ich ihn noch sagen, dann glitt ich in meine Traumwelt.