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SECHS

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Als ich am Morgen aufwachte, taten mir alle Knochen weh. Beim Versuch, mich aufzusetzen, fühlte ich mich, als wäre ich über Nacht um ein paar Jahrzehnte gealtert. Das nächste, was ich bemerkte, war, dass Cuinn nicht mehr neben mir lag. Hastig blickte ich mich um.

„Cuinn?“ Keine Antwort. „Cuinn!“, schrie ich.

„Sei doch nicht so laut. Ich bin doch da.“ Cuinn trat hinter einem Baum hervor und setzte sich zu mir.

Mein Herz raste. „Du hast gesagt, du lässt mich nicht mehr alleine.“

„Ich war in der Nähe.“ Er gab mir das Stoffsäckchen vom vorherigen Abend, das er anscheinend wieder mit Beeren gefüllt hatte. „Das muss vorerst als Frühstück reichen. Ich kenne einen Ort, an dem wir später vernünftig essen können. Und das behandeln können.“ Er warf einen Blick auf meine Hände. Ich tat es ihm nach und ließ vor Schreck die Beeren in meinen Schoß fallen. Leuchtend rote Flecken, murmelgroß, übersäten meine Hände. Vorsichtig schob ich den linken Ärmel meiner Jacke hoch. Als ich feststellte, dass die Flecken auch über mein Handgelenk hinaus führten, warf ich meine gesamte Jacke von mir. Meine Arme waren von oben bis unten rot gesprenkelt. „Was ist das?“, fragte ich, wobei ich einen leicht hysterischen Unterton nicht vermeiden konnte.

„Kleine Andenken von den Waldfeen gestern. Keine Sorge, die Flecken sind nicht gefährlich. Sie würden mit der Zeit auch von alleine weggehen und können ab und an ein bisschen jucken“, erklärte Cuinn.

„Moment mal… Waldfeen? Du meinst diese grausamen leuchtenden Viecher von gestern?“ Wenn ich an Feen dachte, flatterten vor meinem inneren Auge eher eine nervige Tinkerbell oder die bunten, aufgedrehten guten Feen von Dornröschen umher.

Cuinn nickte. „Sie nutzen ihr Licht und ihre wunderschönen Farben, um Fremde in ihren Bann zu ziehen. Bist du diesem erst erlegen, zapfen sie deine Lebensenergie an und saugen dich aus. Im schlimmsten Fall so lange, bis du stirbst.“

Ich schluckte. „Und was mache ich, wenn ich das nächste Mal einer Waldfee begegne?“

„Ignorieren. Solange du dich unbeeindruckt zeigst, kann sie dir auch nicht zu nahe kommen.“

„Alles klar. Einfach ignorieren.“

„Das funktioniert übrigens bei den meisten komischen Gestalten, falls dir davon noch andere begegnen sollten.“

„Und wenn das nicht funktioniert?“, fragte ich.

„Für solche Fälle hast du ja mich. Komm, lass uns aufbrechen.“ Cuinn streckte mir die Hand entgegen. Ich nahm sie und er zog mich auf die Beine. Ich wickelte mir die Jacke um die Hüfte – es war bereits jetzt angenehm warm – und reichte Cuinn seinen Umhang. Er vergewisserte sich noch einmal, dass ich bereit zum Aufbruch war, dann marschierte ich ihm hinterher durch Büsche und Gestrüpp. Und auch wenn mir alles wehtat, ich hungrig und müde war, riss ich mich zusammen und jammerte nicht. Denn obwohl ich nach wie vor Cuinn die Schuld daran gab, dass ich überhaupt hier gelandet war und nicht mehr nach Hause konnte, wollte ich ihm heute nicht auf die Nerven gehen. Schließlich musste ich ihm eines lassen: Er hatte mir Essen gekocht, mich mit Beeren versorgt und mir seinen Umhang zum Schlafen überlassen. Und auch wenn etwas spät, hatte er mich vor den Waldfeen gerettet. Zu behaupten, er würde sich nicht um mich kümmern, wäre gelogen gewesen. Zudem hatte er mir eine vernünftige Mahlzeit und Linderung des Juckreizes auf meinen Armen – na gut, eigentlich auf der Haut meines gesamten Körpers – versprochen. Da schien es mir nur fair, dass ich ihm nun brav, ohne zu quengeln, folgte.

Diese Motivation hielt jedoch nur so lange, bis mein Magen wieder vor Hunger unaufhörlich knurrte und die Unterzuckerung mich zittern und mir schummrig vor Augen werden ließ. Ich fiel immer weiter hinter Cuinn zurück, der immer noch ein rasantes Tempo drauf hatte. Zwischen den Baumkronen hindurch erkannte ich, dass die Sonne hoch am Himmel stand und soweit ich sehen konnte, entdeckte ich keine Wolke. Die Luft war warm und ich schwitzte. Immerhin spendeten die Bäume Schatten, sodass wir nur selten der prallen Sonne ausgesetzt waren. Und je näher wir dem Feuerberg kamen, desto dichter standen die Bäume aneinander und breiteten ihr schützendes Blätterzelt über uns aus.

„Könnte ich noch etwas Wasser haben, bitte?“, fragte ich Cuinn, als meine Kehle allmählich austrocknete.

„Die Flasche ist leer“, antwortete Cuinn. „Halte noch etwas durch.“

Ich stöhnte. Flüssigkeitsmangel würde meinen körperlichen Zustand nicht gerade verbessern. Aber ich hatte mir ja vorgenommen, nicht zu jammern, und ich würde damit jetzt nicht anfangen. Trotzdem musste ich Cuinn dringend um etwas bitten. Denn langsam hatte ich noch ein ganz anderes auf menschliche Bedürfnisse zurückzuführendes Problem. Mit einem lauten Räuspern brachte ich ihn dazu, sich zu mir umzudrehen.

„Ich…“, begann ich. Oh Gott, war das peinlich. „Ich brauche eine Pipipause.“

Ich war dankbar, dass Cuinn diese Info mit einem einfachen Nicken abtat. „Ich warte hier“, sagte er und wandte mir wieder den Rücken zu.

Rasch verschwand ich hinter einem Busch in einiger Entfernung, nur um sicher zu gehen, dass Cuinn weder sah noch hörte, wie ich mich erleichterte. Das war das, was ich mir nach einer vernünftigen Mahlzeit und etwas zu trinken am meisten wünschte: eine Toilette und weiches Toilettenpapier.

Als ich mich aus der Hocke wieder umständlich aufrappelte, nahm ich aus dem Augenwinkel etwas Glitzerndes wahr. Ich wandte meinen Blick in die Richtung und entdeckte in ein paar Metern Ferne einen Fluss, der sich gemächlich durch den Wald schlängelte. Trinken! Jede Zelle meines Körpers jubelte. Ich rannte zum Gewässer, kniete mich daneben nieder und schöpfte mit meinen Händen Wasser daraus. Es war kühl und klar. Gierig trank ich aus der Schale, die ich mit meinen Händen geformt hatte. Das Wasser erfrischte meinen Mund, meinen Hals und danach meinen gesamten Körper. Ich tauchte meine Hände erneut in das wohltuende Nass. Mein Herz blieb beinahe stehen, als mich plötzlich zwei Augen unter der Wasseroberfläche anstarrten. Erschrocken zuckten meine Hände zurück, wobei ich einen Schwall Wasser aufspritzen ließ. Langsam erhob sich vor mir aus dem Fluss eine junge Frau. Ihre Haut schimmerte bläulich. Dunkelblaue Haare fielen ihr in feuchten Wellen über die Schultern über ihren nackten Oberkörper. Ihre Augen schienen ein Stückchen zu groß für ihr Gesicht und stachen mit ihrem intensiven Blaugrün in meine. Instinktiv kroch ich auf Knien ein wenig vom Fluss zurück.

Einfach ignorieren, hatte Cuinn gesagt. Nun, dafür war es jetzt wohl zu spät. Ein liebliches Lächeln umspielte ihre Lippen. Waren eigentlich alle weiblichen magischen Wesen so wunderschön? Ich kam mir vor wie das hässliche Entlein. Eine Stimme in meinem Kopf riet mir zu fliehen. Aber ich war bereits so fasziniert von diesem Geschöpf, dass ich meinen Blick nicht von ihr abwenden konnte. Vielleicht war sie ja freundlicher als die Waldfeen? Vielleicht drohte mir gar keine Gefahr? Sollte ich einfach mal ein Gespräch anfangen? Smalltalk mit einer Nixe? Das war verrückt! Aber was hier in Glenbláth war das nicht?

Langsam hob ich eine Hand und winkte. „Hallo.“

Sie beobachtete meine Bewegungen so intensiv, als hätte sie diese Art der Gestikulation noch nie gesehen. Dann hob sie ebenfalls eine Hand, und formte mit ihrem Mund das Wort Hallo, ohne dabei einen Laut von sich zu geben. Als ich meine Hand wieder sinken ließ, tat sie es mir nach. Wie ein Spiegelbild. Nur um einiges schöner als ich.

„Hast du einen Namen?“, fragte ich.

Sie legte den Kopf schief und musterte mich weiter. Offensichtlich verstand sie mich nicht.

„Katja?“

Cuinns Stimme riss mich aus meiner Faszination. Mir fiel wieder ein, dass ich nur für einen Toilettengang – wenn man das in freier Wildbahn so nennen konnte – verschwunden war und dafür vermutlich schon sehr lange weg war.

„Ja“, rief ich zurück und drehte meinen Kopf nach hinten. „Ich…“ Komme, hatte ich sagen wollen, da spürte ich, wie sich lange scharfe Fingernägel in meinen rechten Arm krallten und mit einem Ruck wurde ich nach vorn gerissen. Ich schaffte es gerade noch rechtzeitig, tief Luft zu holen, bevor ich mit dem Gesicht voraus ins Wasser klatschte. Mittlerweile hatte das seltsame Flussmädchen auch meinen anderen Arm gepackt und zog mich immer tiefer nach unten. Wie tief war dieser Fluss? Ich konnte es nicht erkennen. Um ehrlich zu sein, konnte ich gar nichts erkennen außer das Gesicht der Nixe, das nun überhaupt nicht mehr freundlich vor mir prangte. Ihre Augen waren gierig, als wolle sie mich verschlingen, und genau so bleckte sie auch die Zähne. Ich schauderte beim Anblick der weißen, spitzen Zahnreihen. Das waren also Glenbláths Flusshaie. Mit angehaltener Luft versuchte ich, mich freizukämpfen. Doch trotz ihrer zierlichen Gestalt hatte sie eine enorme Kraft. Sie zog mich immer tiefer und tiefer, der Fluss schien nach unten hin nie enden zu wollen. Mein Herz pochte wild, ich ruderte mit meinen Armen umher, doch sie hielt sie in ihrem eisernen Griff. Was hatte sie mit mir vor? Wollte sie mich wirklich fressen? Zumindest sah sie so aus. Würde sie mich hier unten gefangen halten, bis ich das Bewusstsein verlor? Bis ich ertrank? Apropos ertrinken, allmählich spürte ich, dass mir die Luft ausging. Ich musste mich schleunigst befreien und wieder an die Wasseroberfläche. Ich zappelte weiter umher, trat nach ihr. Je mehr ich mich wehrte, desto tiefer bohrte sie ihre Krallen in mein Fleisch und ich musste dem Drang widerstehen aufzuschreien.

In meiner Panik bekam ich kaum mit, wie sich ein Arm um meine Taille schlang. Erst als Cuinn sich an mir vorbei der Nixe entgegen beugte, registrierte ich ihn wirklich. Er legte seine freie Hand auf den Unterarm des Wasserwesens. Sie kreischte und ließ endlich von mir ab. Da, wo Cuinn sie gerade noch berührt hatte, hatte sich ihre Haut leuchtend rot verfärbt. Verbrannt.

Sie stürzte sich auf Cuinn, der nicht anders konnte, als mich loszulassen. In rasender Geschwindigkeit streckte sie ihre Klauen nach ihm aus, attackierte ihn pausenlos, sodass er sichtlich Mühe hatte, ihre Angriffe abzuwehren. Er bedeutete mir mit einem Nicken nach oben, dass ich mich aus dem Staub machen solle. Für diese Ablenkung heimste er sich einen Kratzer im Gesicht ein.

Ich blickte zur schimmernden Wasseroberfläche. Niemals würde ich es rechtzeitig nach oben schaffen. Ich fing an hinaufzuschwimmen. Doch schon nach wenigen Zügen fehlte mir die Kraft. Es war zu anstrengend. Sogar für Panik hatte ich keine Energie mehr. Mir wurde schummrig vor Augen, das Wasser schien schwärzer zu werden. Nicht sterben. Schwimm! Schwimm! Mein Körper gehorchte mir nicht. Das Einzige, was er tat, war, nach Luft zu schnappen. Wasser brannte in meiner Lunge. Eine neue Welle Panik durchfloss mich.

Doch plötzlich schoss ich nach oben, als würde mich etwas von unten antreiben. Das Wasser strömte an meinem Körper vorbei. Als mein Kopf durch die Wasseroberfläche brach, ließ der Schub nach. Ich versuchte zu atmen, stattdessen hustete ich. Einen Augenblick später tauchte Cuinn neben mir auf. Er drückte mich zum Ufer, kletterte aus dem Wasser und zog mich hinterher. Ich stützte mich mit den Händen vom Boden und hustete weiter, so heftig, dass ich dachte, es würde mir die Lunge zerfetzen. Als ich mich nach einer Weile beruhigt hatte, begann ich zu zittern. Ich setzte mich in den Schneidersitz und rieb mir die Arme.

Cuinn griff nach seinem Umhang, den er offenbar abgeworfen hatte, bevor er mir hinterher in den Fluss gesprungen war, und legte ihn um meine Schultern. Ich zog den kuscheligen Stoff enger um mich und bemerkte, dass ich meine eigene Jacke im Fluss verloren haben musste.

„E-e-es tut m-mir leid“, bibberte ich und klang dabei schrecklich weinerlich.

Wortlos rückte Cuinn dichter zum Fluss und füllte seinen Trinkschlauch darin auf. Ängstlich beobachtete ich ihn dabei, in der Erwartung, die Nixe könnte jeden Augenblick wieder auftauchen. Aber nichts geschah.

Mein Körper bebte und ich hörte trotz des wärmenden Umhangs nicht auf zu frieren. Mit den Zähnen klappernd betrachtete ich zum ersten Mal, seit wir wieder an Land waren, Cuinn genauer. Das Biest hatte drei beachtliche Furchen auf seiner linken Wange hinterlassen. Sie zogen sich von der Schläfe bis zum Kinn hinunter und waren tief genug, dass etwas Blut hinaussickerte. Die umliegende Haut war ebenfalls gereizt gerötet. Sein rechter Hemdärmel war zerschlissen und auch darunter erkannte ich Kratzspuren an seinem Unterarm.

„W-w-wirklich… Es t-t-tut mir leid“, wiederholte ich. Je länger er schwieg, desto schlechter wurde mein Gewissen.

Endlich machte sich die Wut in seinem Blick breit, auf die ich gewartet hatte. „Ich habe dir gesagt, du sollst sie ignorieren. Dich von ihnen fern halten. Was ist so schwer daran?“

Ich wollte antworten, doch meine klappernden Zähne machten eine umfangreiche Antwort schwierig. Deshalb sah ich einfach nur beschämt zu Boden. Er hatte recht. Ich hatte seine Worte im Kopf gehabt und sie trotzdem ignoriert. Ich war vollkommen unfähig, auf mich selbst aufzupassen. Das Gefühl von Heimweh flammte in mir auf, schmerzte, zog in meiner Brust. Ich wollte weg von diesem ganzen Magieunfug, von all diesen Gefahren, von denen ich keine Ahnung hatte. Zwei aufeinanderfolgende Tage, an denen ich zweimal fast gestorben wäre, waren eindeutig zu viel. Mit aller Gewalt unterdrückte ich die aufsteigenden Tränen. Wenn ich schon so schwach war, dass Cuinn mich ständig retten musste, würde ich zumindest nicht vor ihm weinen.

Entschlossen stand ich auf. Meine Beine waren wackelig und die Welt um mich herum drehte sich. Trotzdem ging ich entschieden zurück zu dem Punkt, wo ich Cuinn verlassen hatte.

„Katja?“

Ich drehte mich nicht zu Cuinn um. Ich hörte, wie er aufstand und mir nachlief.

„Du solltest dich noch etwas ausruhen.“

„V-vernünftig essen“, antwortete ich und hoffte, dass er mit dieser kurzen Aussage verstand, dass ich ihn an unser Ziel erinnern wollte. Er hatte gesagt, wir kämen bald an einen Ort, an dem wir vernünftig essen könnten. Momentan konnte ich mir nichts Schöneres vorstellen. Und ich würde sicher nicht der Grund sein, warum wir diesen Ort heute nicht mehr erreichten.

„Wenn du dich noch eine Weile erholst, sollten wir es auch noch schaffen.“

Was sollte das? Machte er sich plötzlich Sorgen um mich? Sollte er doch lieber weiter den unbarmherzigen Kommandeur spielen, der mich zu endlosen Gewaltmärschen trieb. Ich wollte nicht mehr das Weichei sein, das er beschützen musste. Warum fing er ausgerechnet jetzt damit an, nett und rücksichtsvoll zu sein?

„Geht schon“, presste ich hervor. Der Boden unter meinen Füßen bewegte sich und ich hatte bei jedem Schritt Mühe, nicht einzuknicken. Nach ein paar Schritten stolperte ich über eine Baumwurzel und fiel zu Boden. „Mist“, fluchte ich und betrachtete meine aufgeschürften Hände und die Löcher in meiner Hose. Natürlich war ich nicht aufs weiche Moos, sondern inmitten von kleinen spitzen Steinchen gefallen.

Cuinn stand nur mit verschränkten Armen vor mir und betrachtete mich mit einem Blick, der sagte: „Selbst schuld.“

Ich wischte mir den Dreck von den Händen und wollte wieder aufstehen, doch ich konnte nicht. Meine Beine wollten nicht mehr.

Cuinn nahm meine Handgelenke und half mir auf. „Du möchtest unbedingt weiter?“

Ich nickte entschlossen.

Dann wandte er mir den Rücken zu und ging in die Hocke. „Steig auf.“

Ungläubig starrte ich auf seinen Rücken.

„Na komm schon, bevor ich es mir anders überlege“, sagte er ungeduldig.

Ich schloss die Schlaufe seines Umhangs, damit er nicht von meinen Schultern rutschte, kletterte auf seinen Rücken und legte meine Arme um seinen Hals.

„Das mache ich nur so lange, bis du wieder gerade laufen kannst. Gut festhalten.“ Mit einem Ruck richtete er sich wieder auf und ich klammerte mich fester an ihn, um nicht herunterzufallen.

Ich ärgerte mich, dass ich nicht selbst laufen konnte und Cuinn nun doch wieder zur Last fiel.

Unser Weg führte uns wieder durch offenere Gegenden des Waldes. Die Bäume standen weiter auseinander, sodass das orangegelbe Licht der Nachmittagssonne meinen Rücken wärmte. Gleichzeitig nahm ich Cuinns Körperwärme auf, sodass ich tatsächlich nach einer Weile nicht mehr fror und mich etwas entspannen konnte, auch wenn meine triefnassen Klamotten nicht sehr gemütlich waren. Ich legte meinen Kopf an Cuinns Schulter und schloss die Augen. Der Wind rauschte sanft durch die Baumkronen und ließ die Blätter rascheln. Ich hörte Vögel zwitschern und in der Ferne Wasser plätschern. Es duftete nach Frühling. Jetzt, wo sich meine Muskeln allmählich entkrampft hatten und ich mich sicher fühlte, kam mir der Wald wieder bezaubernd vor, wie als ich ihn das erste Mal gesehen hatte.

Ich rechnete damit, dass Cuinn mich jeden Augenblick von seinem Rücken herunterschubsen und dazu verdonnern würde, selbst weiterzulaufen. Doch wider Erwarten blieb diese Reaktion aus. Die Zeit verstrich, die Sonne machte einem klaren Sternenhimmel Platz und Cuinn ließ erst wieder von sich hören, als er mir mitteilte: „Wir sind da.“

Das Tal der Feuergeister

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