Читать книгу Spreewaldkohle - Franziska Steinhauer - Страница 11

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Eric trällerte fröhlich.

Er war schon immer ein großer Fan von Queen.

Eigentlich seit dem Moment, in dem er zum ersten Mal Musik bewusst gehört hatte.

Deshalb lief bei ihm grundsätzlich den ganzen Tag über gute Musik seiner Lieblingsband – nicht dieses seichte Gedudel, auf das seine Schwägerin so stand. Klar, sphärisch war seltsam entspannend. Aber die Musik von Queen war eine mit Anspruch! Einem echten Anliegen! Musik ohne Text war seiner Meinung nach eben nur Musik. Die Aussage Interpretationssache. Wie schon bei den klassischen Stücken, Sinfonien, Fugen, Tänzen. Der Hörer brauchte eine schriftliche Begleitanalyse, um sie herauszufiltern.

Queen dagegen: deutlich, kraftvoll, unmissverständlich.

So wie Erics eigene Texte.

Freddy sah das genauso.

Er wippte im Rhythmus mit, machte einen sehr zufriedenen Eindruck.

Eric schnippelte Gemüse und Obst fürs zweite Frühstück.

Eine Tradition, die ihnen beiden gefiel. Und gesund war das Ganze auch.

Als er am Fenster vorbeikam, spiegelte sich sein Gesicht in der Scheibe, und er zuckte unwillkürlich zurück.

Ja, dieses Gesicht war gewöhnungsbedürftig.

Schon in der Schule hatte es ihm nur Probleme und Hänseleien eingebracht. Prügel auf dem Heimweg waren normal.

Heute würde man sagen er sei gemobbt worden.

Die eine Hälfte des Gesichts hatte nichts mit der anderen gemein. Während die rechte ganz passabel aussah, war die linke gröber, sprang hervor. Das Auge auf dieser Seite war glubschig, quoll dem Betrachter entgegen, weit aufgerissen, als sei das Oberlid zu kurz, um es zu bedecken. Und die Pupille war fehlfarben. Also zumindest dann, wenn man davon ausging, dass zwei Augen in einem Gesicht dieselbe Farbe haben sollten. Das normale Auge war blau, das glubschige fast orange und es starrte selbst Eric aus spiegelnden Flächen an wie das Auge eines Fremden, das sich in sein Leben biss und darin herumspionierte, sich an seinen Fehlern ergötzte und triumphierte, wenn etwas gründlich misslang. Früher hatte er versucht, es mit einer Tolle zu verdecken. Doch das war sinnlos. Er spürte sein Starren zu jeder Zeit, durch die Locken, durch eine tiefgezogene Mütze, durch eine Augenklappe. Es war ein Alien in seinem Körper.

Schnell sah er zur Seite.

Diesem Blick konnte niemand lange standhalten.

Nur Freddy hatte kein Problem damit.

Als es klingelte, warfen sie sich einen schnellen Blick zu, Eric legte seinen Zeigefinger über die Lippen, Freddy nickte verstehend, und so beschlossen die beiden, dass sie nicht zu Hause waren. Störungen um diese heilige Zeit des Tages waren unerwünscht.

Wenn man etwas Wichtiges von ihnen wollte, würde der Klingler sich später noch einmal herbemühen müssen.

Nach schnellem Seitenblick, der ihr gegenseitiges Einverständnis besiegelte, schnitt Eric ein Stück Birne klein.

Damit war die Angelegenheit beendet.

Waren die beiden überzeugt.

Doch unerwartet fiel ein spektakulärer Schatten auf den Tisch!

Erschrocken wandten Eric und Freddy sich zur Terrasse um.

Erstarrten!

Dort stand ein riesiger schwarzer Mann!

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