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Sum, ergo cogito:
Cogito, ergo sum.

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Immanuel Kant was a real pissant

Who was very rarely stable,

Heidegger, Heidegger, was a boozy beggar,

Who could think you under the table.

Monthy Python


Georg Wilhelm Friedrich Hegel (1770 bis 1831) war ein ziemlich deutscher Philosoph, da er es war, der Ordnung und System in die Philosophie brachte. Bei ihm ist die Weltgeschichte vorherbestimmt im Weltgeist. Das Individuum existiert nur als das Auge, mit dem sich der Weltgeist selbst betrachtet und sich bewußt wird. Was das Individuum in seiner Freizeit treibt, ob es betet oder „Heil Satan!“ ruft, interessiert den Weltgeist nicht im Geringsten. Er ist nur darauf bedacht, durch den Einzelnen zu wirken.

Sören Kierkegaard (1813-1855) war zwar ein Kenner der Lehren Hegels, trennte jedoch Weltgeist und Mensch voneinander und öffnete der systematisierten Philosophie Hegels einige Türen und Fenster, so daß der lebensphilosophische Durchzug einigen Staub von Hegels Gedankenkonstrukten pusten konnte. „Es geht den meisten Systematikern in ihrem Verhältnis zu den Systemen wie einem Mann, der ein ungeheures Schloß baut und selbst daneben in einer Scheune wohnt“ schrieb Sören Kierkegaard und meinte wohl Hegel. Der Einzelne ist bei Kierkegaard „der vor Gott seiner selbst bewußte, persönliche Geist“. Kein Geist, der „in“ oder „mit“ Gott ist, sondern „vor“, getrennt von Gott, die Last seiner Existenz selber tragend. Kierkegaard selbst war von Hause aus Theologe. Auch wenn seine Philosophie große Kapriolen der Freiheit zu schlagen vermochte, hing an seinem Bein zu jeder Zeit seine christliche Prägung wie eine Eisenkugel am Fuße des Eingekerkerten. Er sah einen gleichgültigen Himmel und litt unter diesem, vermutete aber, trotz aller Zweifel, immer Gott hinter dieser Gleichgültigkeit. Sein christliches Weltbild drängte seine befreienden Erkenntnisse zurück in die Idee einer letzen Entscheidung, bei der einem Menschen nur noch die (freie) Wahl bleibt zwischen Himmel und Hölle. Er hat das offene Konzept des selbstbewußten Werdens angedacht, um daraus schließlich ein geschlossenes, finales Konstrukt zu machen, da er den Fesseln seiner Kindheit und seines Elternhauses nicht entkam.

Martin Heidegger (1889 – 1976) war der Schlüsselmeister, der kam, um geprägt von Nietzsche, Kierkegaards Panzertüren wieder aufzuschließen und das Konzept erneut zu öffnen. Er sprach dem individuellen Sein nicht nur Selbst-Bewußtsein zu, sondern stellte es auch nicht mehr vor eine endgültige Entscheidung zwischen Himmel und Hölle. Die Entscheidungsfreiheit des sich selbst bewußten Seins ist bei Heidegger die Möglichkeit, sich für die Formel des eigenen Seines, der Beschaffenheit dieses Seins zu entscheiden, letztendlich die eigene Essenz zu bestimmen. Das Sein erschafft sich selbst. Auch Jean-Paul-Sartre (1905 – 1980) zog diese klare Trennlinie zwischen Selbst und Außenwelt. Jedoch lebt bei diesem Vertreter der Existenzphilosophie der Mensch dauerhaft in der Welt außerhalb seiner selbst, das Wesen seines Seins ist die „Nichtigkeit“. Der Mensch ist von sich selbst entfremdet. Das entfremdete Sein strebt beständig nach Sein-an-Sich. Ihm ist bewußt, daß es potentiell göttlich ist, aber niemals Göttlichkeit erreichen kann. Alles, was der Mensch tut, bestätigt seine Nichtigkeit, indem es ihn tiefer in die Außenwelt und in das Sein-für-Sich führt. Doch Sartre schreibt, daß der Mensch durch sein Handeln immer weiter bewußt in das Nichts vordringt.

Dieses Nichts ist dann aber kein Nichts mehr, sondern ein bewußtes Sein-für-Sich und die Bewußtheit der durch Handlungen gemachten Erfahrungen. Hier gelangt der Mensch ins Dasein, ist ein beständig Werdender, der jedoch nie das „Ziel“ des Seins-an-Sich erreichen kann. Es mag interessant sein, sich mit der Überlegung zu befassen, ob sich die Religionen am Sein-an-Sich als Gott, bewußtlos-paradiesischem Sein, Nirvana ausrichten; ob die Mystiker möglicherweise in Sartres Sein-an-Sich eintauchen, wenn sie eins werden mit der Gottheit und sich zeitweilig in ihr „auflösen“. Auch der Fall in die Materie, der Fluch, daß der Mensch abseits von Gottes einendem Licht rastlos auf der Erde wandeln möge, mag sich (etwas verzerrt) in Sartres „Sein-für-Sich“ widerspiegeln. Bei Sartre kann der Mensch seine eigene Vorstellung von Göttlichkeit verwirklichen, jedoch nicht das Sein-an-Sich, absolute Göttlichkeit. Die von Sartre beschriebene Nichtigkeit allen Seins kann zur kraftlosen Lebensverneinung werden für jene, die dem offenen Konzept nicht gewachsen sind. Sartre war jedoch kein Nihilist. Der freie Raum, in dessen Nichtigkeit das Sein-für-Sich Sartres verloren ist, birgt für den Satanisten die Freiheit und das Potential, ins Dasein zu gelangen und sein eigener Schöpfer zu sein. So pessimistisch Sartres Philosophie auch verstanden werden kann (und oft auch wird), so bietet sie doch einen philosophischen Unterbau für das Axiom: Der Mensch ist frei. Weder absolute Werte drängen ihn, noch stellen Götter die letzte Frage nach Himmel und Hölle.

Sartre mutet dem Menschen eine große Freiheit und eine noch größere Verantwortung zu. Des Menschen Sein ist nicht auf einen transzendenten Gott gerichtet, dem es verantwortlich ist, sondern ist nichtig. Aus dieser Nichtigkeit kann sich der Mensch am eigenen Schopfe „herausziehen“ und ins Dasein gelangen. Er schafft Werte durch Handlung und kann Herr über seine Situation sein, indem er über sie hinauswächst und willentlich neu bestimmt. Sartre selbst ging mit seiner Philosophie lustvoll-flexibel um, und setzte sie, im Gegensatz zu jenen, die in Scheunen neben ihren prächtigen Gedankenschlössern leben, in seinem Leben um.

Aus dem obigen kurzen philosophischen Abriß habe ich einen bedeutenden Philosophen bewußt herausgezogen, um ihm eine exponierte Stellung zuzuweisen. In der Chronologie muß Friedrich Nietzsche (1844 – 1900) zwischen Kierkegaard und Heidegger eingeordnet werden. Nietzsche wurde zu einer der bekanntesten und umstrittensten Persönlichkeiten der Philosophie. Dies hatte verschiedene Gründe: Zum einen konnte er im Gegensatz zu Kollegen seines Faches faszinierende Texte verfassen. Er verfügte über ein erhebliches schriftstellerisches Talent und konnte seine Philosophie so bedeutend packender und nuancenreicher in Worten transportieren als zum Beispiel Hegel (gähn). Der bedeutendste Umstand aber, der ihn aus dem Heer der Philosophen heraushebt, ist, daß Nietzsche seine Philosophie durchlebt, oft auch durchlitten hat. Er war niemand, der am geistigen Reißbrett Modelle entwarf, wie die Welt funktioniere, diese Entwürfe nach vollendetem Tagewerk zusammenrollte, nach Hause ging und sein Leben lebte, wie am Tage zuvor und am Tage davor. Er lebte mit ganzem Herzen, Geist und Körper seine Philosophie, was seinen Schriften eine große Authentizität verleiht.

Seine Philosophie entstand in ihm, aus seiner Sicht der Welt heraus, ohne große Einflüsse durch andere Philosophen. Er war ein Wanderer auf den schmalen Pfaden des Lebens und des Todes, des Genies und des Wahnsinns. Ein Wanderer auf Pfaden, die ihn sehr nah an den Abgründen des Seins vorbeiführten, in die er schließlich, erleuchtet oder geistig umnachtet (wer will das schon beurteilen), hinabstürzte und starb. Seine letzte Ruhe fand Friedrich Nietzsche in seinem Geburtsort Röcken bei Lützen, wo er neben seinen Eltern am Fuße der Kirche begraben wurde, in der sein Vater Pfarrer war.

Zu den Hauptwerken Nietzsches zählen „Menschliches – Allzumenschliches“, „Also sprach Zarathustra“, „Jenseits von Gut und Böse“ und „Der Antichrist“.

Mindestens ebenso lohnenswert wie die „dicken Wälzer“ sind jedoch seine Gedichte, die viele Inhalte in komprimierter Form widerspiegeln und auch seine Lebensgeschichte verstehbar machen.

Bei Friedrich Nietzsche spielt der Wille eine entscheidende Rolle, den er über andere menschliche Vermögen stellt: Der Wille zur Macht. Dieser Wille ist überpersönlich und bezeichnet die allen Bewegungen und Entwicklungen zugrunde liegende Kraft. Dieser Wille zur Macht, zum Leben, zur Entwicklung und zur Lebenssteigerung korrespondiert durchaus mit dem altägyptischen Begriff „Xeper“, dem Logos Aionos von Set. Nach Nietzsche haben Götter und Religionen als Orientierungen ihre Kraft verloren. In diesem Kontext ist sein Ausspruch „Gott ist tot“ zu verstehen. Nietzsche stellt diesen Ideen sein Konzept des Übermenschen gegenüber. Ein Übermensch ist ein Wesen, daß am Willen zur Macht bewußt teilnimmt. Dieser Wille zur Macht lenkt ohne das bewußte Eingreifen des Individuums den Menschen ebenso wie er Tiere und Pflanzen lenkt. Dieser Übermensch ist sich bewußt, daß es keine ewigen Wahrheiten gibt. Der Übermensch ist der Mensch, der seine Grenzen überwindet, seine Fesseln sprengt und zu seinem eigenen Herrn wird, eine durch und durch satanisch-setianische Gestalt. Übermensch ist ein Wesen, das ein Übermensch wird, das ein bewußt Werdendes ist.

Nietzsche setzte gegen die Masse das Individuum und war zeitlebens ein Gegner des Nationalitätswahnsinns“. Daß sich die Schlagwörter „Übermensch“ und „Sklavenmoral“ im NS-Regime größter Beliebtheit erfreuten, darf als Ironie der Geschichte sowie als ein bewußtes Mißverstehen der Lehren Nietzsches gedeutet werden. Nietzsche wurde beim Philosophie-Studium in der ehemaligen DDR schlichtweg verschwiegen und verstaubte in den modrigen Archiven und Giftschränken der Universitäten. Dies kann als Hinweis gelten, daß die Philosophie Nietzsches, die den Einzelnen über die Masse stellt, von so manchem Staat als gefährlich eingeschätzt wurde (und wird?).

Mut zum Experiment; die Kraft, liebgewonnene Überzeugungen und Vorurteile zu hinterfragen; den Willen, die eigene Identität zu bestimmen: Dies sind die Anforderungen, die Nietzsche an das Individuum stellt. Er selbst war ein Mensch, den man als Aufklärer, Kultur- und Lebensphilosophen beschreiben kann. Zu jeder Zeit war er jedoch ein Denker in einer Zeit des Umbruchs, ein Initiator in das Neue. Dies kann als Fingerzeig für einen Satanisten gelten, sich mit Nietzsche eingehender zu beschäftigen.

Heidegger beschrieb Nietzsches Konzept des „Willens zur Macht“ als dessen „einzigen Gedanken“, den er sein Leben lang gedacht hat und Stück für Stück in seiner ganzen „Tragweite und Gefährlichkeit“ zu erfassen versuchte. Nietzsches Übermensch hat die Macht, seine Evolution zu beeinflussen. Es mag für den einen oder anderen Leser von Interesse sein, hierzu die Schriften von Professor Dr. Timothy Leary und Robert Anton Wilson zum metaprogrammierenden Schaltkreis zu lesen.

Friedrich Nietzsche aber stößt die Pforten des Machbaren weit auf, wenn er als entschiedener Gegner des von ihm als lebensfeindlich und einengend empfundenen Christentums, dessen Ende er verkündet, schreibt: „Endlich dürfen unsere Schiffe wieder auslaufen, auf jede Gefahr hin auslaufen, jedes Wagnis des Erkennenden ist wieder erlaubt, das Meer, unser Meer, liegt wieder offen da, vielleicht gab es noch niemals ein so ‘offenes‘ Meer.“


Im Kraftstrom des Satan-Seth

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