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Einweihung durch Set
Die Set-Leiter

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Du steigst herauf zu Gott. Set gesellt sich zu dir.

Ägyptischer Himmelsfahrtstext


Als „die Set-Leiter emporsteigen“ bezeichneten die Ägypter das Aufsteigen in den Himmel, Set hatte hier die (weibliche) Funktion der tragenden (erduldenden) Erde, der Leiter, des Weges; aber auch die Aufgabe als Freund und Helfer dem Aufsteigenden zur Seite zu stehen, also einen aktiven Part auszuüben. Set ist der Begleiter in der Fremde, in der Ödnis, in der Dunkelheit, ein Freund auf dem Weg (im Leben wie im Tod). Gleichzeitig ist er Initiator, der große In-Frage-Steller des Erreichten, der Sand im Getriebe, dein Spiegel und dein Lehrmeister. Set ist Herr über die Tore des Lebens und des Todes, er bringt den Tod, die Verdammnis, doch als er gemeinsam mit seinem Bruder Horus die Könige Ägyptens krönte, sprach er zu ihnen: „Ich setze dir die Krone und auch die Scheibe aufs Haupt. Ich verleihe dir Leben, Stärke und Gesundheit.“

Set ist dein Initiator. Er zerstückelt dich wie Osiris, verteilt deine Leichenteile in den entlegensten Winkeln des Reiches. Er bringt Zauberkraft und Macht, treibt dich an, dich dem Leben zu stellen und voranzuschreiten.

Stehst du eines Tages am Rande der Welt, so stößt er dich weiter. Noch während du hinabstürzt in die Tiefen der Unterwelt, bemerkst du, daß dein Weg noch nicht beendet ist. Wenn dir die Geschöpfe der Nacht das Fleisch von den Knochen reißen, schreit dein Körper nach Leben, doch dein Wille verlangt nach Einweihung. Deine Augen brechen und dein Herz wird aus deiner Mitte gerissen, da es schwerer ward als die Feder der großen Göttin Maat. Das Totengericht wirft es hinab in die Gruben des Monstrums Ammit, damit er es verschlinge.

Wenn dein Körper offenliegt als nutzlose Hülle, dein Blut sich mit Eiter und dem Inhalt deines Magens und deines Darms mischt, dir die Zähne einzeln herausgebrochen werden, dein Knochen von der Gewalt der Bewohner der Unterwelt zersplittern in tausend Stücke und deine Lunge zerrissen daliegt vor den Resten deines Seins. Wenn alles, was du erlebt hast, was du glaubtest zu wissen, was du dachtest zu besitzen, wenn all‘ deine Freunde, deine Feinde und all‘ die, von denen du dachtest, sie seien dir egal, in fernen Welten weilen, nur nicht hier, welcher Geist soll deine Intelligenz fassen, auf die du dir soviel eingebildet hast? Welches Herz soll fühlen, lieben, kämpfen? Wo ist dein Gott?

Wenn es keinen Gott außer dem Menschen gibt, warum bist du dann nichts als Nahrung für die Geschöpfe der Unterwelt, die schrecklich, furchteinflößend, nur von einem Impuls in der Existenz gehalten werden: Fressen, was in die Unterwelt gelangt. Zerreißen, was lebt.

Wo sind deine Werke bleibender Größe? Wo ist nun der Wert deines Geldes, deiner Leidenschaft, deiner Gutmütigkeit, deines Hasses? Wer hat dein stolzes Ego gesehen? Ein Bewußtsein, daa den Tod überdauert? Reinkarnation? Geistwesen? Lichtgeschöpf? Nachtschatten? Ein Gott gar`? Und auch dieser Gedanke, diese Hoffnung, dieser Strohhalm wird dir entrissen, bis da nichts mehr ist. Und wenn du glaubst, das Nichts fassen zu können, wenn du versuchst, es zu verstehen, philosophisch zu durchdringen, so wird auch dieser Impuls vernichtet, ganz gleich ob du nicht sein oder aus dem Nichts hervorgehen willst, das Nichts wird verschlungen und dein Wille mit ihm.

Schweigen. Stille. Stille. Stille.

Ausgerottet ist für jeden lebendigen Geist die Erinnerung an dich, niemand sieht mehr dein jämmerliches Streben nach Dauer. Nicht, daß die Lebendigen dich bewußt ignorieren würden. Es ist so, als wenn du nie da warst, dein Grabstein ist seit Äonen in der Erde versunken, deine Kinder selbst schon lange tot, deine Geliebten fortgeweht aus den Zweigen des Lebensbaumes, deine Werke getilgt wie eine verworfene Idee des Universums. All‘ deine Tränen sind vergebens. Hörst du noch den Nachhall deines Lachens, als dich das Glück berührte? Wie zufällig hat es dich damals für einige Zeit gestreift.

Deine erste Geliebte, erinnerst du dich? Ihre Brüste, die du zärtlich liebkost hast: nichts als sich zersetzendes Fettgewebe in wurmdurchdrungener Dunkelheit des kalten Grabes. Auch diese Erinnerung entreißt dir der Sturm, den die Schlange in entfernten Bergeshöhlen entfacht. Selbst der Sturm wird verschlungen von dem schwarzen Loch inmitten deines Bewußtseins, dann wird selbst das Bewußtsein hineingezogen. Schließlich verschwindet auch das Sein.

Schweigen. Stille. Stille. Stille.

Wenn du auf den Lichtpunkt wartest, auf das Samenkorn, aus dem neues Leben erwachen soll: Da ist keine fruchtbare Erde. Da ist kein Licht. Da ist nichts, da du nicht bist. Schweigen ohne still sein zu wollen. Stille erdulden. Demut? Mut?

Du solltest dich nun aus der Dunkelheit emporarbeiten, wieder geläutert hineingelangen ins Dasein. Aber dir fehlt jeglicher Impuls, der dich in Bewegung setzen könnte. Du hast keinen Körper, um dich- zu erheben und kein Gefühl, daß dich hoffen läßt, keine Intuition, die dich antreibt, keine Intelligenz, die eine Lösung sucht, denn du bist gelöst, aufgelöst, fern von allem, was du warst, unendlich fern von allem, was du sein wolltest. Warten. Ausharren. Schweigen. Stille. Warten.

Alles an dir ist erstorben und kalt. So, wie es immer war. So, wie es immer sein wird. Dieser Moment ist das traurige Abbild der Ewigkeit, nichts dreht sich um dich und auch du ruhst. Lebensräder hat es nie gegeben. Kreisläufe, Geburt, Tod, Liebe, Freundschaft, Haß und Neid, alles ist so fern, daß du dich nicht einmal mehr daran erinnern kannst.

Alles, was du jetzt noch bist, ist ruhend. Schweigend.

Nicht mehr wartend. Auf was auch? Da ist kein verheißenes Etwas, auf das es sich lohnt zu warten, da ist nichts, was naht, vor dem du Angst haben müßtest, denn du bist Stille in einem endlosen Meer von Schweigen. War jemals etwas anderes als Stille? Warst du jemals bewegt durch dieses Ding oder jenes? Du bist dir nicht mehr sicher, ob nicht alles immer so war, wie es jetzt ist: In sich ruhend.

Da ist nichts. Alles, was ist, ist Stille.

Doch die Stille hat kein Gegenteil mehr, niemals war da ein Wort, ein Flüstern, niemals war da ein Todesschrei. So erlischt selbst die Stille. Niemals ist ein Rad zur Ruhe gekommen; es hat sich zu keiner Zeit gedreht. Es gibt keine Möglichkeit mehr für Kreisläufe, keine Erinnerung mehr an Bewegung. So erlischt am Ende auch die Ruhe.

Set? Set – Leiter hinauf in die Oberwelt, in den Himmel gar? Set entreißt der kalt klammernden Todesstarre den freien Willen und die Möglichkeit, eine Entscheidung zu fällen. Set ist nun ganz nah bei dir, du spürst seine Nähe, den Atem des Herrn des Lebens im Tod und des Herrn des Todes im Leben. Er macht dir seine Frage zum Geschenk: „Willst du ins Dasein gelangen aus eigener Kraft, willst du dich erheben aus dem Morast des Vergessens?“

Entscheide jetzt. Sinkst du zurück in den traumlosen Schlaf jenseits der Zeit, an einem Ort, den niemand kennt? Oder willst du dich erheben? Dann ergreife die Hand, die Set dir entgegenstreckt als Bruder und Freund.

Dann verlierst du den Zustand jenseits der Dualität, ohne Freude, ohne Leid, ohne Licht und ohne Finsternis, ohne Frieden und ohne Kampf. Du gewinnst das Leben. Und du bezahlst deine Entscheidung mit dem Tod.

Steige die Set-Leiter herauf zu dem Gott, der du wirst. Set gesellt sich zu dir.

Im Kraftstrom des Satan-Seth

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