Читать книгу Die Entführung der MS Hansa Stavanger - Frederik Euskirchen - Страница 14
1.8 Abschließende Worte
ОглавлениеWarum wurden Vorbereitungen dieser Art nicht auf der Stavanger getroffen?
Dies liegt zum einen an der, bis dato weitverbreiteten Meinung, dass ein Schiff wie die Hansa Stavanger nicht in großer Gefahr sei, gekapert zu werden. Lese ich mir z. B. die Best Management Practices von 2009 durch und vergleiche sie mit den aktuellen, steht dort nicht mehr, dass die Kaperung eines Fahrzeuges mit einer Geschwindigkeit über 15 kn Fahrt unwahrscheinlich ist. Es wird davor gewarnt, dass hohe Geschwindigkeit und Freibord kein Schutz sind, lediglich eine Flucht begünstigen.
Ein anderes Problem ist, dass es leider in einer gewissen Position an Bord ein schädliches Desinteresse an der Gefahrenlage gegeben hat.
Vonseiten des Offiziersstabs gab es einige Bemühungen, das Level der Gefahrenabwehr an Bord zu erhöhen, doch wenn es ganz oben nicht weitergeht, kommt alles zum Stocken.
Zum Beispiel hätte ich gerne zumindest an gewissen Niedergängen Gitter angebracht, die nach meiner Erfahrung in der Afrikafahrt eigentlich üblich sind, um Langfinger davon abzuhalten, die Aufbauten hochzukommen. Dann wäre es an der Zeit gewesen, den Stacheldraht zu erneuern und vor allem anders zu verteilen.
Die Wacheinteilung auf der Brücke hätte verstärkt sein sollen, doch, wer soll dann an Deck arbeiten - oder Räucheröfen bauen …?
Vor allem aber, und da waren sich alle Offiziere einig, hätten wir eine andere Route nehmen müssen.
Die Vorbereitung eines Schiffes für ein Piratengebiet ist nicht an einem Tag getan. Das letzte Schiff (nicht die Hansa Stavanger!) auf dem ich war, verbrachte lange Zeit im Linienverkehr im Mittelmeer und hatte daher vor seiner Passage durch den GoA noch keine Vorbereitungen an Bord.
Ich habe die Chance genutzt, eine Übersicht über die benötigte Zeit zu notieren, die Ihnen vielleicht bei einer kleinen Orientierung für Ihre eigene Arbeit an Bord gibt:
- Vorbereitung der Gitter:
30 Stunden, eine Person,
- Ausbringen des Stacheldrahtes:
8 Stunden, fünf Personen,
- Ausbringen und Justieren der Feuerschläuche:
6 Stunden, eine Person,
- Kontrolle, Bereitstellung sonstiger Verteidigungsmittel: 1 Stunde, eine Person,
- Instruktion der Mannschaft, Training:
1 Stunde (an mehreren Tagen),
- Vorbereitung der Zitadelle:
1 Stunde, zwei Personen,
- Verschließen aller Türen und Schotten:
30 min, eine Person,
- Verdunkeln aller Bullaugen:
4 Stunden, eine Person,
- Sichten von Informationsmaterial:
2 Stunden, eine Person.