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Die Weisheitstexte

Obwohl die hermetischen Lehren nur mündlich weitergegeben wurden, finden sich im Laufe der Zeit auch schriftliche Aufzeichnungen davon. Vermutlich trafen die Ägypter zu Zeiten der griechischen und römischen Herrschaft Maßnahmen, damit die Lehren nicht in Vergessenheit geraten würden. So entstand eine Sammlung von Weisheitstexten, welche dem Hermes zugeschrieben werden. Diese Texte stellen ein Konglomerat von Wissen aus dem ägyptischen Totenbuch, den Pyramidentexten und verschiedenen Sargtexten dar. Aus der doch beachtlichen Anzahl von Schriften heißt die bekannteste Der göttliche Pymander.

Viele der Schriften verloren sich im Laufe der Zeit. In der Renaissance wurden einige davon wiederentdeckt. Cosimo de Medici kam im Jahre 1462 in den Besitz einiger Texte, die wir heute als Corpus Hermeticum kennen. Als er die Bedeutung der Texte erkannte, beauftragte er seinen Übersetzer Marsilio Ficino alle anderen Übersetzungsarbeiten zu unterbrechen, um das Corpus Hermeticum ins Lateinische zu übersetzen.

Hermes Trismegistos traf aber noch eine andere Vorkehrung, um sein Wissen der Nachwelt zu erhalten. Er schrieb die Kernaussagen der Weisheiten auf eine Tafel, welche aus grünem orientalischen Korund bestand. Er fasste die Weisheiten in fünfzehn Thesen, welche durch die Verwendung von Analogien nur den Eingeweihten verständlich waren.

Diese Tafel ist heute bekannt unter dem Namen Tabula smaragdina und ist seit langer Zeit verschollen. Es ist anzunehmen, dass ein reicher Sammler die Tafel in seinen Besitz genommen hat und der Öffentlichkeit vorenthält. Doch obwohl die Tafel seit langer Zeit nicht mehr gesehen wurde, ist ihr Text sehr wohl bekannt.

Im Folgenden sei der Text im Original wiedergegeben:

Die Tabula smaragdina des Hermes Trismegistos

1 Wahr ist es ohne Lügen, gewiss und aufs Allerwahrhaftigste.

2 Dasjenige, welches unten ist, ist gleich demjenigen, welches oben ist: Und dasjenige, welches oben ist, ist gleich demjenigen, welches unten ist, um zu vollbringen die Wunderwerke eines einzigen Dinges.

3 Und gleich wie von dem einigen Gott erschaffen sind alle Dinge, in der Ausdenkung eines einigen Dinges. Also sind von diesem einigen Dinge geboren alle Dinge, in der Nachahmung.

4 Dieses Dinges Vater ist die Sonne, dieses Dinges Mutter ist der Mond.

5 Der Wind hat es in seinem Bauche getragen.

6 Dieses Dinges Säugamme ist die Erde.

7 Allhier bei diesem einigen Dinge ist der Vater aller Vollkommenheit der ganzen Welt.

8 Desselben Dinges Kraft ist ganz beisammen, wenn es in Erde verkehret worden.

9 Die Erde musst du scheiden vom Feuer, das Subtile vom Dicken, lieblicherweise, mit einem großen Verstand.

10 Es steiget von der Erde gen Himmel, und wiederum herunter zur Erde, und empfänget die Kraft der oberen und der unteren Dinge.

11 Also wirst du haben die Herrlichkeit der ganzen Welt. Derohalben wird von dir weichen aller Unverstand. Dieses einige Ding ist von aller Stärke die stärkste Stärke, weil es alle Subtilitäten überwinden und alle Festigkeiten durchdringen wird.

12 Auf diese Weise ist die Welt erschaffen.

13 Daher werden wunderliche Nachahmungen sein, die Art und Weise derselben ist hierin beschrieben.

14 Und also bin ich genannt Hermes Trismegistos, der ich besitze die drei Teile der Weisheit der ganzen Welt.

15 Was ich gesagt habe von dem Werk der Sonnen, daran fehlet nichts, es ist ganz vollkommen.

***

Die Bedeutung der Texte ist unermesslich groß. Das Wissen über diese Gesetzmäßigkeiten hat die Menschen von jeher in ihren Bann gezogen. So wird es in Geheimgesellschaften gehütet und ihren Mitgliedern nur Stück für Stück beigebracht.

Doch diese Gesellschaften verfügen selbst nur über einen Teil dieser geistigen Gesetzmäßigkeiten. Die wahre Bedeutung der Texte ist ihnen unbekannt, denn ihre Mitglieder kennen die ursprünglichen Inhalte der Rituale der Initiation nicht mehr, und so haben sie auch keinen Zugang zur geistigen Welt, durch welchen sie den Wahrheitsgehalt ihrer Lehren überprüfen könnten. Daher ist ihr Wissen nur Wissen aus dritter Hand, welches aus Mangel an Kontrollmöglichkeit vor Manipulation nicht gefeit ist.

Und vor etwas sei an dieser Stelle explizit gewarnt: Wer die geistigen Gesetzmäßigkeiten nicht für sich, sondern gegen andere Menschen einsetzt, darf sich nicht wundern, wenn er sich schlussendlich auf der dunklen Seite, in einer Position wiederfindet, welche ihm nicht zum Vorteil gereicht.

Wir wollen uns hier mit den positiven Möglichkeiten der geistigen Gesetze befassen. Viele der brillantesten Köpfe der Welt waren in die hermetischen Lehren eingeweiht – ob Bach, Beethoven, von Braun, Dante, Dostojewski, Edison, Ford, Goethe, Heine, Hesse, Karl der Große, Leibniz, Leonardo da Vinci, Lessing, Michelangelo, Morgenstern, Mozart, Napoleon, Platon, Pythagoras, Schiller, Schopenhauer, Shaw, Sokrates, Tolstoi, Voltaire, oder Wilde. Die Aufzählung ließe sich noch lange fortsetzen.

Sie alle hegten Überzeugungen, die in der heutigen »aufgeklärten« Gesellschaft in Verruf geraten sind. Viele von ihnen hatten Zugang zur geistigen Welt und ihre unglaublichen Meisterleistungen waren von dort inspiriert.

Die hermetischen Lehren sind jedoch nicht nur für eine kleine Gruppe von besonderen Menschen interessant, sondern für jeden Wahrheitssuchenden; für jeden Menschen, der sich über seine wahre Identität bewusst werden will – kurz: für jeden, der nach den Gesetzen des Lebens sucht.

Dabei wird man sich schnell in die Ordnung des Universums eingebunden finden und erkennen, dass man sein Schicksal selbst in der Hand hat, wenn man bereit ist, die Verantwortung dafür zu übernehmen. Die Angst vor Unbekanntem wird dem Wissen über den Sinn der eigenen Existenz weichen, die Orientierungslosigkeit der modernen Zeit wird durch das Wissen über das Ziel ersetzt. Wer schlussendlich die Gesetzmäßigkeiten kennt und richtig für sich anwendet, ist ihrer vermeintlichen Willkür nicht mehr ausgeliefert.

Die Spielregeln des Lebens

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