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Am Fluss

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Ich bin so gerne auf Friedhöfen, sagt Lotti, während sie mit ihrem alten Freund Gernot am Flussufer in der Sonne liegt. Ich auch, stimmt Gernot zu. Wir waren auch schon mal zusammen auf einem, weißt du noch? Ja klar, sagt Gernot. Père Lachaise! Du mit deinem Morrison. Du hast die Doors auch gern gehört, sagt Lotti. Aber ich war nie ein Fan von irgendwem, sagt Gernot. Selber schuld, sagt Lotti, da ist dir was entgangen. Aber wer weiß, vielleicht haut dich nochmal jemand um, das ist wie mit der Liebe, einmal passiert’s. Oder auch nicht, sagt Gernot. Und ein Fan von Friedhöfen bin ich auch nicht. Aber ich liebe diese Ruhe und diese Atmosphäre des Friedens. Die haben’s hinter sich. Genau, ruft Lotti. Dieses zu Ende sein, das hat doch was. Ob gut, ob schlecht, geliebt, gelitten, Schluss. Aus. Vorbei. Blümchen drauf und fertig. Ja, schön, sagt Gernot. Dieses Entspannte. Und dann die Steine, sagt Lotte. Da stehen dann diese Steine und trotzen einer Zeit, die für die unter ihnen absolut keine Bedeutung mehr hat. Es hat auch etwas Albernes und rührend Sinnloses. Ach, sinnlos nicht, sagt Gernot. Solange es Angehörige gibt, haben Gräber ihren Sinn. Zum Trauern und dass es einen Platz gibt, wo man stehen und sich erinnern kann. Und diese Namen, sagt Lotti. Ich liebe es, diese Namen zu lesen. Und die Geburts- und Todesdaten. Steine, Namen, Zahlen – das hat schon etwas Magisches! Und am schönsten ist es bei Sonnenschein. Am besten im Sommer, wenn man leicht bekleidet ist. Ja, Urlaub auf dem Friedhof, sagt Gernot. Urlaub vom Leben.

Sie schauen in den Himmel. Keine Wolke ist zu sehen. Der Fluss fließt immer weiter, sagt Lotti, während wir in den Himmel schauen. Spürst du auch dieses schöne Zusammenspiel der Richtungen? Was meinst du?, fragt Gernot. Horizontal, vertikal, sagt Lotti und macht Handbewegungen dazu. Lotti, sagt Gernot, du machst die schönsten Handbewegungen, die ich kenne, sowas von elegant und lässig. Das habe ich immer schon bewundert, diese Anmut. Ja, sagt Lotti. Schon komisch. Sonst bin ich eher trampelig und plump. Aber meine Handbewegungen sind super. Glaubst du, dass sich die Seele eines Menschen durch seine Handbewegungen ausdrückt? Auf jeden Fall, sagt Gernot. Die Seele drückt sich durch alles aus. Auch durch die Bewegungen. Durch alle Bewegungen?, fragt Lotti. Ja, sagt Gernot, geht ja gar nicht anders. Die Seele ist ja in unserem ganzen Körper. Schade, sagt Lotti. Ich hätte gerne eine elegante, lässige Seele. So eine Soul-Seele, wenn du weißt, was ich meine. Vergiss es, sagt Gernot. Wir haben deutsche Seelen, da ist nicht viel mit Soul. Sie schweigen eine kleine Ewigkeit. Das glaube ich nicht, sagt Lotti schließlich. Das eine Seele national sein kann, die ist unsterblich und ewig, wie soll das gehen? Wenn wir vor 2000 Jahren hier gelegen hätten, da gab es Deutschland gar nicht. Hätten wir dann germanische oder römische Seelen oder was? Wenn wir Kühe wären, hätten wir Tierseelen, sagt Gernot. Lotti lacht. Ich stell mir dich mit einem Euter vor.

Geil oder?, fragt Gernot. Vier Pimmel! Vier Zitzen, ruft Lotti. Du bist doch eine Kuh. Gernot springt auf und macht einen Handstand. Kannst du ja immer noch so gut, staunt Lotti. Mit Euter wäre das schwieriger. Sie laufen zum Fluss. Jetzt müsste ein Flussgott auftauchen und uns trauen, sagt Gernot. Dann wären wir Mann und Frau. Sind wir doch auch so, ruft Lotti und sucht nach flachen Steinen.

Die weitreichenden Folgen des Fleischkonsums

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