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In der Hölle

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Wir waren aus Übermut in irgendeinen Zug gestiegen und direkt in der Hölle gelandet, wir waren dermaßen fertig. Der Teufel stand uns gegenüber und grinste. Na, ihr kleinen Arschlöcher? Das habt ihr euch nicht träumen lassen, was? Dass man mit so einem stinknormalen Zug in der Hölle landen kann, und zwar einfach so: Kein Unfall, kein Überfall, keine Katastrophe. Der Zug hält an. Alle aussteigen bitte, voila, die Hölle. Er lacht, und wir können seinen Mageninhalt sehen. Es sind – nein, nein, es ist zu schrecklich. Wir hatten uns geschworen: Wenn wir jemals aus dieser Hölle herauskommen, erzählen wir keine grausigen Details. Wir sagen einfach: Es war schrecklich – und fertig. Natürlich haben uns viele gebeten, unsere Erfahrungen aufzuschreiben und zu veröffentlichen. Aber wir wollen damit kein Geld verdienen. Nicht einmal für einen guten Zweck. Das einzige, das wir berichten wollen, ist, wie wir aus der Hölle herausgekommen sind. Es war reine Glückssache. Der Teufel ist ein großer Quizfan und er liebt den Rock’n’ Roll. Wenn ihr mir eine Frage richtig beantwortet, dürft ihr raus.

Schieß los, rief Johnny, der vor Angst schon doof geworden war, das wusste ich aber noch nicht. Ok, sagte der Teufel. Wie ist der zweite Vorname von Elvis? Von Elvis Presley?, fragte ich zur Sicherheit. Denn es hatte auch eine Kinderserie im Fernsehen gegeben, in der ein Elvis vorkam. Ich wollte sofort Aaron sagen, aber ich flüsterte es vorsichtshalber zuerst Johnny ins Ohr. Er war selbst ein Rock’n’Roller und ich war mir sicher, dass er meine Antwort bestätigen würde. Doch er verzog nur das Gesicht und flüsterte: Nein, nein, ich glaube nicht. Überleg mal: Aaron! Das ist ein jüdischer Name, war Elvis Jude? Ich schüttelte den Kopf. Elvis muss katholisch gewesen sein. So tanzen Protestanten nicht. Johnny nickte. Aber wie hieß er dann?, fragte ich ihn. Hartmann, sagte Johnny. Ja, ich bin mir jetzt ganz sicher. Elvis hieß Hartmann.

Johnny, flüsterte ich entsetzt, bist du doof geworden? Hartmann ist ein urdeutscher Name, was hatte Elvis denn mit Deutschland am Hut? Er hat seine Militärzeit hier verbracht, in Bayern, im Land seiner Vorfahren. Ich staunte. Elvis Vorfahren kamen aus Bayern? Ja, mir ist so, sagte Johnny. Ich glaube, sie sind von Preußen aus in die Schweiz gezogen und dann nach Bayern ausgewandert. Sie hießen damals Preußly. Elvis Preußly?, fragte ich. Elvis Hartmann Preußly, sagte Johnny. Klingt total plausibel. Der Teufel freute sich schon. Also Hartmann?, fragte er. Ich war verzweifelt und schrie: Nein! Das war nur Spaß. Elvis zweiter Vorname war Aaron. Das wissen wir genau. Johnny sah mich böse an, konnte aber vor lauter Angst nichts sagen.

Geht bitte, schrie der Teufel, geht! Ihr langweilt mich. Wir gingen durch den heißen, dichten, roten Nebel ins Freie und atmeten tief durch. Wir winkten einem Taxi und ließen uns in einen ruhigen Park fahren, wo wir den Enten am Teich zusahen. Was sind das für Vögel?, fragte ich. Und Johnny sagte: Schmerzadler. Er war noch immer nicht in Ordnung, aber nach zwei Tagen wurde es besser.

Jetzt ist er wieder ganz der Alte, nur wenn er Höhle meint, sagt er Hölle. Er kann nicht mehr Höhle sagen. Er sagt auch Höllenmalerei und Höllenforscher, Nasennebenhölle, Stirnhölle, Achselhölle und so weiter. Ihn nervt das, klar. Ich sage aber immer: Hey Johnny, wenns sonst nichts ist…

Die weitreichenden Folgen des Fleischkonsums

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