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Nora und der Teufelsaustreiber

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Ein Teufelsaustreiber hatte bei Nora geklingelt und sich als der Teufelsaustreiber Peter Lustig vorgestellt.

Das wüsst ich aber!, rief Nora empört, wenn Peter Lus­tig jetzt Teufelsaustreiber wäre!

Ich bin nicht Peter Lustig, sagte der Teufelsaustreiber. Ich heiße genauso, aber ich bin ein ganz anderer.

Das seh’ ich, sagte Nora und blickte dem kleinen, sehr dicken Mann direkt in die Augen. Sie waren strahlend blau und hatten sowas Frisches, dass es Nora fast den Atem nahm.

Haben Sie Probleme mit dem Teufel?, fragte der Mann.

Mit dem Teufel?, fragte Nora. Nee. Aber wenn Sie wollen, können Sie für 5 Euro meinen Rasen mähen.

Ok, sagte der Mann. Wo steht der Mäher?

Ich hab keinen, sagt Nora.

Und womit soll ich den Rasen mähen?, fragte der Di­cke.

Mit einem Nagelscherchen, sagte Nora.

Was denn?, rief der Mann. Soll ich etwa jeden Halm einzeln abschneiden? Es war von Mähen die Rede.

Na, wenn Sie kein Geld brauchen, sagte Nora und wollte die Tür schließen.

Nein, rief der Dicke, nun neugierig geworden. Ich mach’s. Wo ist der Rasen?

Kommen Sie, sagte Nora und führte den Teufelsaustreiber in ihr Schlafzimmer. Dort stand ein Bett, das aussah wie ein Fußballplatz, ein Bett mit echtem Rasen.

Jeder Halm soll exakt 2 cm lang sein, sagte Nora und gab dem Dicken ein Nagelscherchen und ein Lineal.

Schlafen Sie auf dem Rasen? fragte der Dicke.

Ja, sagte Nora. Glauben Sie vielleicht, ich spiele in meinem Schlafzimmer Fußball?

Der Teufelsaustreiber ging an die Arbeit und gegen Abend war er fertig. Er suchte Nora und fand sie in der Küche.

Wollen Sie auch einen Milchkaffee?

Gerne, sagte der Teufelsaustreiber. Ich bin fertig.

Oh!, rief Nora. Das ging aber schnell.

Ich bin fleißig, sagte der Mann. Und ich mache gern tüchtig voran. Lahmärsche hasse ich.

Geht mir auch so, sagte Nora.

Sie schlafen also auf dem Rasen, sagte der Dicke.

Nora nickte. Ich bin totaler Fußballfan, wissen Sie. Aber nicht von einem bestimmten Verein, von Fußball überhaupt.

Schön, sagte der Dicke, wenn man sich für Sport be­geis­tern kann. Aber fehlt Ihnen denn nicht das Publikum?

Beim Schlafen?, fragte Nora.

Ja, sagte der Dicke. Gehört doch irgendwie dazu.

Nora sah ihn kritisch an. Na, Sie sind mir ja einer. Vor Publikum schlafen! So was würde mir nie einfallen. Ist doch viel zu laut. Und dann die Hooligans. Also Sie sind echt verrückt.

Und wie decken Sie sich zu?, fragte der Dicke. Mit einer Flagge?

Gar nicht, erklärte Nora. Ich schlafe nackt. In mir ist so viel Wärme, ich brauche keine Decke. Und ein Ohr muss auf dem Elfmeterpunkt liegen, sonst kann ich nicht einschlafen.

Sie stellte den Milchkaffee auf den Tisch.

Und sonst?, fragte der Dicke. Was machen Sie beruflich?

Früher, sagte Nora, war ich Rechtsanwaltsgehilfin, dann hab ich in der Lotterie gewonnen. Sofortrente. Seitdem beschäftige ich mich hauptsächlich mit Hitparadenstatistiken der 70er, 80er und 90er Jahre.

Lecker, der Milchkaffee, sagte Peter Lustig. Er stand auf und legte sein Kärtchen auf den Tisch.

Rufen Sie mich an, wenn’s der Rasen wieder braucht.

Nein, sagte Nora. Sie wollen ja nur mein Geld. Sie gab ihm die 5€.

Danke, sagte der Dicke und boxte Nora zärtlich in den Bauch.

Oh Gott!, rief sie. Jetzt bin ich von Ihrer Faust schwanger!

Ja, sagte der Dicke. In zwei Jahren werden Sie eine kleine, lustige Faust bekommen und wo die hinschlägt, wächst kein Gras mehr.

Was reden Sie denn?, rief Nora. Wollen Sie mir Angst machen?

Nein, nein, sagte der Dicke. Ich wollte witzig sein.

Nein, sagte Nora. Sie wollten mir zum Abschied wenigstens verbal eine reinhaun, weil Sie neidisch sind.

Auf was denn?, fragte der Teufelsaustreiber.

Auf meine kleine, heile Welt!, rief Nora und schloss die Tür mit ganz viel Feingefühl.

An der Grenze zur Realität

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