Читать книгу Kätzchen schnurren nur manchmal: 2 Redlight Street Romane - G. S. Friebel - Страница 10

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Stani hatte den Nagel auf dem Kopf getroffen. Gringo hatte in der Tat keinen Stoff mehr. Seine Quelle war von der Polizei entdeckt worden. Zum Glück hatten sie nicht herausgefunden, dass er der Kopf dieser Gruppe war. Nun blieb ihm nichts anderes übrig, als sich für teures Geld Stoff zu besorgen. Einen Augenblick lang dachte er daran, selbst zuzugreifen, um die Schmerzen zu vergessen.

Er hatte eine Verabredung mit Diamanten-Toni und Bongo. Wie Bongo zu seinem Spitznamen gekommen war, wusste niemand mehr. Die beiden waren auch Großluden und waren mit dem Rauschgiftgeschäft hochgekommen. Sie beherrschten den Markt, im Gegensatz zu den anderen Großluden, die zum Teil gute Geschäfte und Lokale besaßen und »auf bürgerlich machten«. Alles Geld, was deren Dirnen einbrachten, wurde in Häuser und Wohnungen investiert.

Sie machten in der Tat nur selten krumme Geschäfte. Rauschgift hatten sie abgeschrieben, weil die Ausfallquote zu hoch war. Immer wieder war die Polizei mal schneller, und dann musste man mühselig wieder einen neuen Ring aufbauen. Die Polizei reagierte sehr empfindlich, wenn es um Rauschgift ging.

Diamanten-Toni und Bongo hielten zusammen. Sie mochten Gringo nicht besonders. Und er hatte keine Ahnung, dass sie den Bullen den entscheidenden Tipp gegeben hatten. Hin und wieder musste man zu den Bullen auch mal nett sein, dann hatte man ein paar Pluspunkte, für den Fall, dass sie irgendwann etwas zu verbergen hatten. Eine Hand wäscht die andere, nach diesem Motto handelten sie. Außerdem wollten sie verhindern, dass Gringo den Stoff auf eigene Rechnung erhielt. Er sollte sich gefälligst die Ware von ihrem Depot holen, das verringerte die Kosten. Wenn sie nur noch Großhändler waren, dann konnten sie ein ruhiges Leben führen. Gringo wäre dann für die Verteilung zuständig. Und das war wirklich kein leichter Job, wie sie aus Erfahrung wussten.

Gringo stand jetzt in seinem eleganten Badezimmer und betrachtete sich im Spiegel. Er sah wirklich nicht gut aus. Ärgerlich fletschte er die Zähne.

»Verflucht, es stimmt doch was nicht!«

Dann zog er sich um, verließ wenig später sein Haus und ging zu dem verabredeten Treffen. Die beiden warteten schon auf ihn, als sie ihn sahen, waren sie genauso erstaunt wie Stani vor kurzem.

»Sag mal, was ist denn mit dir los?«

»Bin ich euch etwa Rechenschaft schuldig?«, fuhr er sie an.

Vielsagend schauten die beiden sich an.

»Wir wollen dir ja wirklich keine Vorschriften machen, Gringo, im Ernst. Aber unter Freunden darf man doch wohl einen Rat anbringen, was?«

Gringo jedoch fragte sich: Sind sie wirklich meine Freunde?

»Wann hast du eigentlich das letzte Mal Urlaub gemacht?«

Gringo sah sie erstaunt an.

»Wie soll ich das verstehen?«, fragte er.

Und Bongo stellte sachlich fest: »Also, schon lange nicht mehr. Aus Geiz oder aus welchem Grund nicht?«

»Lasst mich endlich in Ruhe!«, schrie er sie an.

»Wenn du deine Gesundheit ruinierst, das geht uns wirklich nichts an. Ich sage dir, du liegst schneller in der Holzkiste, als du ahnst. Das geht ganz schnell. Für eine Weile hält der Körper ja die Anspannung aus, aber dann ist es zappenduster. Dann rächt er sich auf gemeine Art. Auch eine Uhr muss immer wieder geölt und durchgepustet werden, muss gepflegt werden, dann geht sie wie am Schnürchen.«

»Ihr macht Urlaub?«

Gringo hatte sich wieder beruhigt.

Diamanten-Toni lachte vergnügt: »Dann wäre das Leben ja nichts mehr, Gringo, wenn man nicht mal Urlaub machen könnte! Und was ich dir noch sagen möchte: Im Urlaub lernt man viele Menschen kennen. Ich sage dir, man knüpft Fäden, die sehr interessant sein können. Ich habe da so meine Stellen. Und was noch viel wichtiger ist, alter Kumpel, man braucht ja auch mal ein verschwiegenes Plätzchen, nicht wahr?«

Gringo verstand gar nichts.

»Wozu brauche ich ein verschwiegenes Plätzchen?«

»Wenn dir der Boden hier zu heiß wird, wohin verschwindest du dann?«

»Ich habe Geld genug und kann überallhin verduften.«

»Hast du dann auch Leute, auf die du dich verlassen kannst?«

»Das brauche ich nicht. Für Geld kriegt man alles.«

»Eben nicht. Und deshalb geben wir dir einen feinen Rat: Mach mal Urlaub. Die Welt ist groß und schön. Aber tritt dann nicht als Lude auf; du sollst ja mal ausspannen, hörst du.«

Er fühlte wieder die Schwäche kommen und setzte sich.

Die beiden Zuhälter grinsten sich vergnügt an.

»Vielleicht habt ihr recht, aber es ist verdammt schwierig.«

»Was soll denn schwierig daran sein?«

»Wenn ich fort bin, wer garantiert mir, dass alles läuft, wie ich es will?«

»Deswegen machst du dir Sorgen? Aber du hast doch deine Leute, und hoffentlich gut erzogen. Du kannst sie doch regelmäßig anrufen. Und wenn du zurück bist, müssen sie Rechenschaft ablegen.«

Gringo runzelte die Stirn.

»Ich brauche also wirklich nicht mit Ärger zu rechnen?«

»Wie kommst du denn darauf! Du weißt, ein abwesender Lude wird nicht übers Ohr gehauen.«

Er ließ ein wenig Puste aus sich heraus.

»Ich bin wirklich ein wenig müde und erschöpft«, gab er zu. »Aber das wird sich bald wieder legen.«

»Natürlich.«

»Sag mal, wie alt bist du denn?«

»Fünfunddreißig.«

Bongo dachte: Im Augenblick siehst du wie fünfzig aus. Und dann diese käsige Haut, also wirklich, wenn du nicht krank bist... Ihm lag schon auf der Zunge zu sagen: Geh doch mal zum Arzt. Aber da spürte er den Stoß von Toni und schluckte die Worte hinunter.

»Kommen wir also zum geschäftlichen Teil. Wie viel willst du haben?«

Gringo blickte Toni an. »Wieso weißt du, dass ich Stoff haben will?«

»Mein Gott, wenn ich so etwas nicht erraten könnte, müsste ich mir ja wirklich ein Armutszeugnis ausstellen lassen. Das ganze Viertel weiß doch, dass die Bullen mal wieder da waren. Pech, aber das kann jedem passieren.«

Gringo sagte: »Es ist ja nur für den Augenblick, versteht ihr. Ich werde mir schon wieder eine neue Quelle suchen, keine Bange. Ich werde euch nicht zu lange aufregen. Ich weiß ja, dass es im Augenblick verdammt schwierig ist, den Markt zu vergrößern. Naja, für den Absatz ist bei mir gesorgt.«

»Wie viel?«

Er nannte die Zahl, und die beiden rieben sich die Hände.

»Du kannst von Glück reden, dass wir soviel auf Lager haben. Aber wir sagen es, wie es ist, wir mussten es teuer einkaufen.«

Gringo knirschte mit den Zähnen.

»Wie?«

»Mein Gott, die Leute wissen doch genau, dass im Augenblick der Teufel hier los ist, und halten ihrerseits den Stoff zurück. Wir müssen jeden Preis zahlen, verstehst du? Und für dich machen wir ja auch einen Sonderpreis.«

Gringo erhob sich langsam.

»Wie viel? «

Sie nannten die Summe.

»Das soll wohl ein Witz sein, wie?«, fragte er und schnaufte.

»Wir sind wirklich nicht zu Witzen aufgelegt, lieber Gringo. Dafür ist das Geschäft viel zu ernst.«

Es traf den Zuhälter, als wäre er zu Boden geschlagen worden.

»Das ist ja heller Wahnsinn!«

»Mein. Freund, wir können dir nur raten, den Preis weiterzugeben. Dann kommst du wieder auf deine Kosten.«

Es war grausam und gemein, aber er war auch Geschäftsmann und wusste genau, dass man eine Kuh nicht immerzu melken konnte. Sie konnte nur eine bestimmte Menge hergeben. Und diese Grenze war längst erreicht. Als er den Stoff noch selbst besorgt hatte, waren seine Preise schon sehr hoch gewesen.

Gringo ahnte nicht, dass die Zuhälter auch das wussten. Sie wollten ihm langsam aber sicher das Wasser abdrehen.

Toni ging zur Tür.

»Tja, tut mir ja leid, ich meine deine Pechsträhne, aber ich muss jetzt weiter. Hab noch eine Verabredung. Etwas Günstigeres kann ich dir leider nicht anbieten, aber vielleicht bekommst du anderswo den Stoff billiger? Lass es mich wissen, und ich zahle dir einen guten Preis, wenn ich erfahre, wie ich meinerseits meine Lieferanten unterlaufen kann.«

Bongo schloss sich an.

»Wartet doch«, sagte Gringo.

»Du, ehrlich, ich bin immer pünktlich. Ich bin ja auch pünktlich zu diesem Treff gekommen, oder?«

» Ja.«

»Also, dann spuck’s aus, ich kann mir dein Gejammer nicht lange anhören.«

»Ich muss wohl in den sauren Apfel beißen«, sagte Gringo kleinlaut.

Plötzlich ging alles blitzschnell.

Der Stoff lag bereits vor ihm.

Gringo dachte: Die haben also gewusst, dass ich ihn nehmen muss, sonst hätten sie ihn doch nicht mitgebracht, und gleich die richtige Menge. Verflucht, sie wissen eine Menge von mir. Aber wartet, ich bin auch mal wieder oben.

Zähneknirschend unterschrieb er den Scheck, dann griffen seine Hände nach dem begehrten Stoff.

»Vielleicht verlängerst du ihn mit Puderzucker?«, schlug einer der beiden vor.

Bis jetzt hatte er es nicht nötig, solche krummen Geschäfte zu machen. Er scheute davor zurück, denn ein betrogener Süchtiger konnte sich zu einer Bestie entwickeln.

Er erhob sich.

»Wie lange kommst du damit aus?«

»Ich werde mich schon melden.«

»Lass es uns frühzeitig wissen.«

»Klar!«

Bongo sagte noch: »Und vergiss nicht, mach endlich mal Urlaub. Ich könnte dir gute Adressen geben.«

»Danke, ich werde selbst überlegen, wohin ich dann reise.«

»Aber ich würde dir gern helfen. Freunde müssen ja zusammenhalten.«

Gringo verließ den Raum, und die beiden Zuhälter schauten sich siegesgewiss an.

»Nimmt er auch den Stoff?«

»Ich habe es die ganze Zeit zu ergründen versucht; verdammt schwer zu sagen.«

»Aber ausgebrannt sieht er aus. Na, warten wir ab.«

»Dann wollen wir mal gehen.«

Kätzchen schnurren nur manchmal: 2 Redlight Street Romane

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