Читать книгу Kätzchen schnurren nur manchmal: 2 Redlight Street Romane - G. S. Friebel - Страница 15

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Als er im Flugzeug saß, fühlte er sich erschöpfter denn je. Schweiß perlte von seiner Stirn. Obwohl er in den letzten Tagen nachts nicht mehr unterwegs gewesen war, hatte sich sein Zustand nicht gebessert.

So ganz einfach war es nicht gewesen, die Zuhälter davon zu überzeugen, dass sie ein Auge auf seine Leute werfen sollten. Stani war eigentlich in Ordnung, der konnte sich durchsetzen; aber mit Paule würde er es nicht einfach haben.

Jetzt, während er über dem Meer flog, Kuba hatten sie schon hinter sich gelassen, jetzt überflogen sie die kleine Insel Hispaniola, oder besser ausgedrückt, Haiti und die Dominikanische Republik, dachte er: Wenn ich wieder zurück bin, muss ich noch ein paar Leute einstellen. Außerdem verdiene ich mit Hasch dann wirklich so viel, dass ich mir die Leute leisten kann. Sie müssen das Geld wieder einbringen. Unter den Mädchen werde ich dann ebenfalls aussortieren und frisches Blut einführen. Wenn ich erst einmal wieder richtig fit bin, dann wird das ganz große Geschäft gemacht. Die werden sich noch wundern.

»Ist Ihnen nicht gut?« Sein Nachbar sah ihn mit großen Augen an.

»Doch, doch. Es ist nur der Klimawechsel und so weiter.«

»Ach, Sie sind zum ersten Mal in der Karibik?«

»Ja.«

»Nun, dann sehen Sie sich vor. Immer abgekochtes Wasser, verstehen Sie, sonst hat man als Europäer sehr schnell Ärger mit seinem Körper.«

Der Zuhälter dachte: Den habe ich jetzt schon. Aber er sprach es nicht aus.

Ihm ging das Geplauder des Mannes auf die Nerven, und doch sagte er ruhig: »Nein, ich will nicht in den Korallen tauchen, ich will nur Urlaub machen und sonst gar nichts.«

»Mein lieber Mann, Sie werden sich sehr schnell langweilen, glauben Sie mir. Sie haben doch die Figur zu einem guten Sportler. Wasserski wird geboten oder auch Wellenreiten.«

Bevor er noch etwas erwidern konnte, erklang die Aufforderung, sich anzuschnallen. Jetzt war der Dicke an seiner Seite stumm, und Gringo bemerkte seinerseits Schweißperlen auf dessen Stirn.

»Ist Ihnen nicht gut?«, fragte er jetzt den Nachbarn.

»Das Landen und Starten ist eine Qual«, presste der zwischen den Zähnen hervor.

Von oben sah die Insel nicht sehr groß aus.

Dann zog das Flugzeug eine Kurve, und sie kamen dem Erdboden ein beträchtliches Stück näher. Gringo war nicht neugierig auf diese Insel. Ihm war alles gleichgültig; er wollte nur eines: Ruhe und wieder gesund sein, mehr nicht.

Jetzt rollte die Maschine aus.

Als sie ausstiegen, schlug ihnen die Hitze wie ein Hammer entgegen. Sie prallten fast zurück. Dann spürten sie den Salzgeschmack und die Tropenluft. Viele fremde Gerüche lagen in der Luft. Gringo blieb unwillkürlich stehen und atmete schneller.

Dann befanden sie sich in der Halle. Die Abfertigung ging sehr rasch vor sich. In Deutschland hatte man ihm ja erklärt, man würde sich auf der Insel gleich um ihn kümmern. Schließlich war er ein Gast, der bestens zahlte.

Da kam auch schon ein Mann auf ihn zu und stellte sich als Angestellter des Hotels »Half Moon« vor.

»Ja, ich bin der Gast aus Deutschland.«

»Bitte, geben Sie mir Ihren Gepäckschein.«

Man kümmerte sich tatsächlich um ihn, und wenige Augenblicke später saß er in einem vollklimatisierten Auto, und sie fuhren über eine recht gute Straße dem Hotel entgegen. Es lag etwas außerhalb der Ortschaft, und er war froh darüber. Doch der erste Blick auf dieses Gebäude ließ ihn doch ein wenig über dessen Größe und Schönheit erschrecken. Es war aus schneeweißem Marmor gebaut; die alten Palmen ringsum waren ein besonders schöner Kontrast. Dazwischen gab es ein Meer von Blumen. Eleganz und Reichtum strahlte dieser Bau aus.

Gringo straffte unwillkürlich seine Gestalt, als er über die blanken Marmorstufen die Hotelhalle betrat. Auch hier nur Vornehmheit und Luxus.

Und er dachte: Was würden die Leute hier wohl tun, wenn sie erführen, dass ich in Deutschland ein stadtbekannter Zuhälter bin? Er lächelte ein wenig vor sich hin.

Im Hintergrund befand sich eine riesige Glastür, durch die er das Frischwasser-Schwimmbad sehen konnte, mit dem die Leute vom Reisebüro viel Reklame gemacht hatten. Etwas weiter

erkannte er das Meer. Blau, unanständig blau, fand der Zuhälter.

Die Abfertigung im Hotel ging auch sehr schnell vor sich. Sogleich erhielt er einen Boy zugeteilt, der sich wiederum um das Gepäck kümmerte und es in ein Apartment mit Balkon brachte. Wieder war er von dessen Eleganz und Schönheit überwältigt. Und er wünschte, Stani und Paule könnten ihn hier sehen. Bongo hat völlig recht, dachte er, wenn er sagt, es lässt sich nur gut leben, wenn man sich von dem Geld auch was gönnt. Reisen, schöne Umgebung und das Gefühl der Macht.

Er konnte sich dies ja alles leisten, also würde man auch Hochachtung vor ihm haben.

In Deutschland hatte er sich entsprechende Garderobe gekauft. Nach dem Flug nahm er erst einmal ein erfrischendes Bad und zog sich dann um. Danach ging er hinunter ins Restaurant. An die Bar würde er später gehen; jetzt wollte er eine Kleinigkeit essen.

Man konnte sich an einem Büfett selbst bedienen. Hier lernte er Früchte kennen, von denen er noch nie gehört hatte; und zu seiner Verwunderung stellte er fest, dass sie ihm ausgezeichnet bekamen. Ja, wenn er in diesem Paradies nicht gesund wurde, dann würde ihm wohl nichts mehr helfen.

Anschließend ging er nach draußen. Der breite Strohhut schützte ihn vor der Sonne. Der Manager des Hotels hatte ihn darauf aufmerksam gemacht, vorsichtig mit der Sonne zu sein.

»In den ersten Tagen ist das sehr wichtig. Wir möchten ja, dass Sie einen angenehmen Urlaub bei uns verbringen. «

»Das habe ich auch vor.«

In Gedanken setzte er hinzu: Bei dem Geld, was mich dieser Spaß kostet, wäre es wirklich paradox, wenn ich hier auch noch einen Sonnenstich bekäme.

Um das Schwimmbecken herum standen Liegestühle unter bunten Sonnendächern. Das Personal stand im Hintergrund. Man brauchte nur kurz zu winken, schon eilte jemand herbei.

Gringo ließ sich in einen Stuhl fallen und sah auf seine Uhr. Die Zeitverschiebung würde ihm noch ein wenig Schwierigkeiten bereiten. Belustigt dachte er: Während ich mich hier braten lasse, stehen meine Hauptpferdchen auf dem Strich und verdienen für mich das Geld.

Ja, so leben die reichen Leute!

Sein Blick ging in die Runde und er bemerkte nur Geldadel. Leute aller Nationen, die es sich leisten konnten, waren hier vertreten, dicke Geldmänner und Frauen, die mit Geld und Zeit verschwenderisch umgingen und sich schrecklich langweilten.

Der Zuhälter bemerkte sofort, dass er von der Damenwelt neugierig beobachtet wurde. Sie suchten natürlich, wie die Herren an ihrer Seite, ein Abenteuer, das ihre Langeweile durchbrechen würde. Nur, dass sie ein wenig diskreter waren und sich mit einem Farbigen nicht befreunden konnten.

Der Zuhälter hatte ein verächtliches Lächeln in seinen Mundwinkeln. An mir werdet ihr euch die Zähne ausbeißen, dachte er. Mit euch könnte ich ja nicht mal auf dem Strich Staat machen. Ihr seid fertig, versteht ihr. Ihr habt keine Klasse, nichts, nur Geld.

Gringos geschulte Augen erkannten das alles sofort. Junge Mädchen gab es nur wenige, und sie waren mit Sicherheit nicht die Töchter jener Männer, sondern deren Geliebte. Und dass diese nur des Geldes wegen bei den Dickbäuchen waren, das sah man ihren Blicken an. Pflichtschuldig bewachten sie das Schläfchen der alternden Männer, aber ihre Augen waren ständig auf der Suche und blieben jetzt an Gringo hängen.

Nun, diese Mädchen waren in der Tat nicht übel. Aber was hatte Bongo zu ihm gesagt? Wenn man Urlaub macht, soll man keine Geschäfte machen. Und der Zuhälter dachte amüsiert: Nein, das habe ich auch gar nicht vor. Die Frauen interessieren mich wirklich nicht. Seit Monaten schon habe ich mit keiner geschlafen. Das ist wirklich das Letzte, was mich hier aufreißen könnte.

Vielleicht hatte der Dicke im Flugzeug doch recht gehabt, vielleicht verging er hier vor Langeweile? Aber er wollte doch tatsächlich nur gesund werden und hatte nichts anderes im Sinn.

Da ertönte irgendwo ein Gong, und alles erhob sich und ging davon.

Gringo blieb liegen. Da schlängelte sich eine der Halbschönen an den Liegestühlen vorbei zu ihm durch.

»Haben Sie den Gong nicht gehört?«, fragte sie.

»Doch.«

»Es ist Abendbrotzeit.«

»Aha, deshalb hat es sich hier geleert. «

»Später gibt es Tanz bei Calypso-Musik. Ich kann Ihnen verraten, dass ich wirklich Spitze bin.«

»Ach ja?«

Ihre Augen tauchten in seine. Gringo erhob sich.

»Dann wollen wir mal gehen. Ich glaube, Ihr Begleiter wartet dort drüben schon auf Sie.«

»Ach, das Dickerchen kann warten«, sagte sie wegwerfend.

»Das finde ich nicht.«

Gringo, der Zuhälter aus Deutschland, hatte wirklich keine Lust, sich wegen eines billigen Flittchens Ärger einzuheimsen, also würde er ihnen allen aus dem Wege gehen.

Das Essen war wieder ausgezeichnet.

Als aber später die Musiker in ihren hübschen Trachten erschienen, ging er auf sein Zimmer. Hier war es jetzt angenehm kühl, und man konnte am offenen Fenster sitzen und die Sterne betrachten.

Kätzchen schnurren nur manchmal: 2 Redlight Street Romane

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