Читать книгу Kätzchen schnurren nur manchmal: 2 Redlight Street Romane - G. S. Friebel - Страница 9

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Gringo stand auf der Dachterrasse und starrte über das Gewirr der Dächer hinweg. Er hatte sich vorhin einen Cognac genehmigt, und danach war ihm übel geworden. Das war in letzter Zeit schon wiederholt passiert.

Heute war er noch blasser als sonst.

Gringo hatte den Verdacht, dass man plante, ihn umzubringen. Ein böses Grinsen stand auf seinem Gesicht. Dem würde er zuvorkommen. Er war gerissen und schlau.

Doch das Brennen im Magen blieb; und er fühlte sich sehr schlapp und irgendwie seltsam. Vielleicht sollte er zu einem Arzt gehen; der würde ihm sicher sagen können, um welche Art der Vergiftung es sich handelte. Man ging also vorsichtig ans Werk. Seine Hände ballten sich. Er würde sich rächen.

Für den Zuhälter waren nur drei Dinge wichtig: Macht, Bösartigkeit und Brutalität. Mit deren Hilfe hatte er sich emporgehoben aus der Masse, und niemand würde ihm das streitig machen können. Er würde sich zu verteidigen wissen.

Ein böses Lächeln spielte um seine Lippen.

Er wusste, dass er viele Feinde hatte; das störte ihn nicht. Plötzlich spürte er wieder den Schmerz, und er krümmte sich. Er schleppte sich in das Wohnzimmer. Schon wollte seine Hand nach der Flasche greifen, doch er unterließ es.

Da läutete es an der Tür.

Er wankte hoch und taumelte durch den Raum. Allmählich ging es ihm wieder besser. Er spürte zwar noch eine schlaffe Müdigkeit, doch er zwang sich dazu, normal zu wirken, was im Augenblick gar nicht einfach war.

»Mensch, Chef, wie siehst du denn aus?«, fragte Paule erstaunt und betrat langsam die Wohnung.

Wie ein Schatten folgte Stani.

»Wie seh ich denn aus?«, fragte der Zuhälter wütend.

»Wie Braunbier mit Spucke, ehrlich. Haste gezecht!«

Schnell huschten Paules Schweinsäuglein in die Runde. Aber die Wohnung sah nicht nach einem wüsten Gelage aus.

»Nein, ich bin stocknüchtern.«

»Man kann doch mal fragen, nicht wahr?«

Der Zuhälter war jetzt ein wenig vorsichtiger. Vor seinen Hilus durfte er keine Schwäche zeigen. Wenn sie erst einmal merkten, dass es ihm nicht gutging, würden sie sehr bald über ihn herfallen und ihm die Macht nehmen.

»Was machen die Mädchen?«

»Sie haben alle einen Bock, ehrlich. Wenn wir uns nur auf der Straße zeigen, ziehen sie sich schon zurück! Die werden jetzt schön kuschen.«

»Ihr werdet sie pünktlich abkassieren.«

Stani erhob erstaunt den Kopf.

»Boss, das durften wir ja noch nie!«

»Ihr müsst es langsam lernen«, sagte er bärbeißig.

Die beiden Hilus sahen sich an.

»Vielen Dank für die Ehre. Wir werden sehr sorgfältig vorgehen, Chef,«

»Das will ich mir auch ausgebeten haben.«

Stani wartete darauf, dass er etwas angeboten bekam. Aber Gringo dachte nicht daran. Er warf dem Boss einen schrägen Blick zu, bemerkte dessen Leichenblässe und lächelte ironisch. Tja, dachte er zufrieden, du übernimmst dich, mein Alterchen. Du wirst noch auf die Nase fliegen, und dann werden die Aasgeier zur Stelle sein und dich fertigmachen.

Vorsichtig fragte er: »Gibt es sonst noch was zu erledigen?«

»Wieso?«

»Ja, ich dachte, dass da was im Busch ist, weil wir doch jetzt abkassieren sollen.

Gringo konnte nicht lange sitzen. Unruhig stand er auf und ging hin und her.

»Du meinst, Stoff?«

»Ja, sie haben mich schon danach gefragt. Es ist bald zu Ende, wir haben jetzt so viele kleine Dealer, es wird langsam Zeit, dass wir guten Stoff liefern.«

Gringo stand am Fenster und drehte ihnen den Rücken zu.

Die beiden Hilfsluden warteten schweigend. In seiner Gegenwart wagten sie nicht, sich zu unterhalten.

»Ich werde schon etwas besorgen. Sie sollen ruhig ein wenig schmoren«, sagte er mit einem hässlichen Auflachen.

»Gringo, das können wir nicht machen! Weißt du eigentlich, wie Süchtige sind? Die tun alles, verstehst du, einfach alles. Nur um den Stoff zu kriegen. Und die kleinen Dealer hängen doch selbst an der Nadel.«

Er drehte sich herum.

»Eben. Und deshalb lasse ich sie ein wenig zappeln; ich koche sie weich.«

Stani sah ihn sprachlos an.

»Und wenn sie zu einem anderen Lieferanten gehen?«

»Werden sie nicht. Sie haben ja keinen Zaster für den Stoff. Wenn ich sie weich habe, dann habe ich ziemlich viele Leute, die nach meiner Pfeife tanzen.«

Paule zog die Kopfhaut kraus. Du liebe Güte, dachte er bestürzt, das ist ja dann eine halbe Armee! Und er dachte an die Zeiten, da sie um die Schulhöfe herumgeschlichen waren, um sich ihre

Opfer rauszupicken. Er war selbst erstaunt gewesen, wie leicht das gewesen war. Wenn man Dealer hatte, süchtige Dealer wohlverstanden, dann war das wie ein Schneeballsystem: Man brauchte nur zu warten, und die frischen Tauben kamen in den Schlag. Die Dealer mussten eine gewisse Menge Stoff verkaufen, um ihren eigenen Bedarf kostenlos zu bekommen. Also suchten sie wiederum ihre Opfer unter den Schülern.

Zum ersten Mal dachte Paule: Es ist eine Schweinerei, was wir da gemacht haben. Verflucht, wir hätten anderswo hingehen sollen. Ich habe sie gesehen, die Kinder, wie sie sich anbieten, um sich für die Dauer eines Schüsschens eine Schein-Glückseligkeit zu erkaufen. Kinder von zwölf und dreizehn Jahren!

Stani an seiner Seite schien irgendwie unsicher.

Gringo spürte wieder einen Anfall nahen.

»Also, geht jetzt!«, herrschte er sie an.

Stani nahm seine Mütze, und gehorsam verließen sie die Wohnung.

Im Treppenhaus blieb Stani vor Paule stehen.

»Soll ich dir mal was sagen?«

»Ja?«

»Er hat zur Zeit keinen Stoff. Verstehst du?«

Paule aber dachte: Das ist ja gut, dann werden sie nicht so süchtig, dass sie verkommen.

»Und soll ich dir noch etwas sagen?«

»Ja? «

»Der Boss brütet was aus.«

»Was denn?«

»Hast du es denn nicht bemerkt? Der ist doch nicht mehr in Ordnung, das riecht man doch.«

»Dann müssen wir uns vorsehen; denn dann ist er gefährlicher als eine Klapperschlange.«

»Ich werde mich zu schützen wissen!«, sagte Stani großspurig.

Kätzchen schnurren nur manchmal: 2 Redlight Street Romane

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