Читать книгу Kätzchen schnurren nur manchmal: 2 Redlight Street Romane - G. S. Friebel - Страница 13
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ОглавлениеManjas Stiefmutter stand unter einem Baum und wartete auf sie.
»Wo treibst du dich denn herum?«, fragte sie in scharfem Ton.
»Ich war schwimmen.«
»Die Kinder sind schon in der Schule, und der Alte ist auch unterwegs.«
Manja ging in die dunkle Küche und setzte sich. Der Brei war kalt, aber sie schluckte ihn hinunter.
Einstmals war Rosna schön gewesen, aber die vielen Geburten hatten sie vorzeitig alt und hässlich werden lassen. Jetzt stand sie am Tisch und knetete Teig für die Fladen.
Hin und wieder warf sie dem blonden Mädchen einen scharfen Blick zu.
Als Manja gehen wollte, hinter dem Haus befand sich das kleine Feld, und es war ihre Aufgabe, dieses zu bewässern und von Unkraut freizuhalten, sagte Rosna: »Bleib! Ich hab mit dir zu reden.«
Das Herz des jungen Mädchens schlug hart gegen die Rippen. Scheu setzte es sich auf die harte Bank und warf der Frau einen verzweifelten Blick zu.
»Gestern war dieser Hurensohn von Sandor bei Vater!«
Manja zuckte zusammen, und Rosna hörte auf zu kneten.
»Hör zu, ich habe mit meiner eigenen Brut genug zu tun, verstehst du, ich kann dich nicht mehr lange mit durchfüttern. Das musst du verstehen. Aber ich bin auch eine Frau und ich will verflucht sein, wenn ich dich nicht warnen wollte. Ich hab viel mitgemacht in meinem Leben, und ich habe schnell und zutiefst bedauert, dass ich deinen Alten zum Mann genommen habe. Aber dass er so weich und schlecht ist, das habe ich wirklich nicht gewusst, mein Täubchen.«
Manja wollte ihren Vater in Schutz nehmen. Er war trotz allem ihr Vater. Er war gestrandet und wusste mit seinem Leben nun nichts mehr anzufangen.
Doch Rosna sagte hart: »Lass das; du und ich, wir wissen die Wahrheit.« Nun setzte sie sich zu dem Mädchen auf die Bank. »Damit du nicht denken sollst, ich wäre auch so und stünde mit ihm auf einer Stufe, sollst du wissen, dass ich gestern gelauscht habe.«
Manja schaute die Frau unsicher an. Von ihr hatte sie bis jetzt nur Schelte und Gleichgültigkeit erfahren. Warum auf einmal diese Vertrautheit?«
»Dein Vater will dich an Sandor verkaufen!«, rief die Frau nun.
Manja starrte sie an.
»Das ist nicht wahr!«
Doch Rosna sagte wütend: »Ich habe mir schon gedacht, dass du es nicht glauben willst. Nun, das ist deine Sache. Ich habe dich auf jeden Fall gewarnt. Fünftausend Dollar will der Kerl für dich bezahlen. Und er soll ihm das Geld in der Hauptstadt geben, weißt du, was das heißt?«
»Nein«, sagte Manja dumpf.
»Das soll heißen, dass er sich aus dem Staube machen will, der saubere Herr!«
»Oh, mein Gott...«
Rosna empfand Mitleid mit dem Mädchen. Unbeholfen tätschelte sie dessen Arm.
»Hör zu, du hast mir nie viel bedeutet, das weißt du— aber ich möchte nicht, dass dir so etwas passiert wie Tia Maria. Verstehen wir uns?«
»Was soll ich denn tun?«, rief Manja gequält.
»Tja, also, ein wenig Zeit hast du in gewisser Weise schon noch. Aber ich weiß nicht, wie lange er sich gedulden wird.«
»Wer?«
»Sandor, das Schwein.«
Manja wollte aufschreien und ihr sagen: Er hat es schon heute versucht.
»Papa kann doch nicht so grausam sein ...«
»Tja, mein Mädchen, so sind die Kerle. Er will zurück, glaubt doch tatsächlich, in Deutschland könne er noch einmal von vorn anfangen. In dem Alter!«
»Warum nimmt er mich dann nicht mit?«
»Warum sollte er das? Und außerdem, er kann es gar nicht. Um nach Deutschland zu gelangen, braucht er ein Flugzeug, und das kostet nun einmal Geld. Für den Anfang braucht er auch noch Geld, und das bekommt er nur, wenn er dich verkauft.«
Tränen liefen über Manjas Gesicht.
Rosna sagte ruhig: »Ich habe dir jetzt die Augen geöffnet, also, sieh dich vor.«
»Was soll ich denn tun, Rosna? Um Gottes willen, was kann ich tun?«
»Du bist achtzehn und ein sehr hübsches Mädchen. Such dir geschwind einen Ehemann, dann bist du vor diesem Kerl sicher. Dann kann dein Vater auch nichts mehr tun. Das ist der einzige Rat, den ich dir geben kann. Und jetzt muss ich wieder an meine Arbeit. Also, denk nach und pass auf dich auf.«
»Danke«, stammelte Manja.
Dann hielt sie es in der stickigen Küche nicht mehr aus. Sie floh hinaus in den Palmenhain, und dort fiel sie zu Boden und weinte bitter.