Читать книгу Kätzchen schnurren nur manchmal: 2 Redlight Street Romane - G. S. Friebel - Страница 11

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Obwohl Gringo kaum mehr rauchte und nur noch ganz wenig trank, war ihm noch immer nicht wohl. Immer wieder dachte er an die Worte der beiden Zuhälter. Ihm war klar, dass es so nicht weitergehen konnte. Wenn man ihm eine Schwäche nachweisen konnte, würden die Aasgeier bald zur Stelle sein.

Mit dem Stoff in der Tasche wanderte er durch die Straßen und kam dabei auch an einem Reisebüro vorbei. Warum sein Blick ausgerechnet auf dem Plakat hängenblieb, das die Kleinen Antillen als Urlaubsparadies anpries, wusste er selbst nicht. Doch er blieb stehen und besah es sich ganz genau. Dann fasste er einen Entschluss.

Ruhe, Sonne, Wind und Wasser, ja, das würde ihm guttun. Dann würde er auch nicht mehr so anormal blass aussehen. All die vielen Jahre hindurch hatte er ein Nachtleben geführt, nun brauchte er dringend Schlaf und Erholung.

Nun, da sein Entschluss gefasst war, fühlte er sich schon viel besser.

Jetzt musste er Vorkehrungen treffen. Denn mit zwei, drei Wochen war ihm nicht geholfen.

Zuerst einmal musste er den Stoff loswerden. Doch, wie gerufen kamen ihm die zwei Haupthilus entgegen.

»Boss?«

»Kommt mit!«, befahl er kurz.

Sie blickten sich vielsagend an.

Kurz darauf befanden sie sich schon wieder in seiner Wohnung.

»Ihr könnt mit dem Verteilen beginnen«, sagte er und warf ihnen die Päckchen zu. Es war ein Ding der Unmöglichkeit, den Preis steigen zu lassen; dann würden die Kunden sich eine andere Quelle suchen. Also sagte er: »Verlängert den Stoff. Aber anständig! So dass nichts passieren kann.«

Durch schmutzigen Stoff gab es immer wieder Tote. Und dann fahndete die Polizei natürlich intensiv, auch in Zuhälterkreisen.

»Warum sollen wir ihn diesmal verlängern? Das haben wir noch nie getan.«

»Weil ich sonst ruiniert bin.«

»Gut, wir werden vorsichtig vorgehen.«

»Das hat noch Zeit. Ich muss erst mit euch reden.«

Paule und Stani sahen sich an.

»Setzt euch. Wollt ihr was trinken?«

»Klar, Chef!«

»Dann bedient euch.«

Er war heute nett; so kannten sie ihn gar nicht. Deshalb waren sie auf der Hut.

»Was willst du?«, fragten sie.

»Ich? Nichts.«

Sie lachten.

»Bist du unter die Betschwestern gegangen?«

»Nein, ich hab ’ne Magenverstimmung.«

»Ach so, und wir haben schon an was Ernsthaftes gedacht, Chef. Dann ist ja alles in Ordnung. Mein Alter hatte auch mal ein Magengeschwür; er sah auch immer so weiß aus, später dann mehr grün. Naja, ist ja auch schon lange her.«

»Und wie sieht er jetzt aus?«

»Wie soll ich das wissen?«

»Wann hast du ihn denn das letzte Mal gesehen?«

»Vor fünf Jahren, da lag er in der Kiste und sah gar nicht hübsch aus.«

Gringo spürte, wie es in seinem Magen arbeitete.

»Lass das«, würgte er hervor.

»Aber du hast es doch wissen wollen.«

Sie saßen sich gegenüber.

»Ich will Urlaub machen und ihr werdet solange meine Geschäfte weiterführen, das heißt die Tüllen abkassieren. Naja, das ist ja nicht so schwierig. Und ich sage euch, es wird Buch geführt! Verlasst euch drauf, wenn ich zurückkomme, werde ich alles gründlich prüfen.«

»Du willst uns doch nicht etwa unterschieben, dass wir dich betrügen wollen?«

»Das haben schon ganz andere Holzköpfe versucht«, sagte er giftig.

»Boss, du kannst dich wirklich auf uns verlassen.«

»Den Stoff besorgt ihr euch von Toni und Bongo. Die haben zwar gepfefferte Preise, aber ihr verlängert das Zeug, klar? Solange ich weg bin, darf der Kreis der Süchtigen nicht größer werden. Sagt das den Dealern. Erst wenn ich wieder meine eigene Quelle habe, steigen wir wieder voll ins Geschäft ein.«

Paule machte ein dümmliches Gesicht.

»Und wenn wir Ärger kriegen?«

»Wieso Ärger?«

»Könnte ja sein, die anderen Luden und so, ich weiß ja nicht genau. Aber lassen die sich das gefallen?«

»Natürlich werde ich mit ihnen reden und ihnen sagen, dass ich für eine Weile fort bin. Sie werden euch schützen, wenn es angebracht ist. Aber ich werde ihnen auch sagen, dass sie keine Gnade zu kennen brauchen, wenn ihr Mist baut. Habt ihr mich verstanden!«

»Und die Mädchen?«

»Keine Sorge, die kriegen schon noch zu hören, wie sie sich zu verhalten haben.«

So oft hatten Paule und Stani sich gewünscht, allein zu arbeiten, doch jetzt, da es soweit war, fühlten sie sich außerordentlich mulmig. Sie ahnten, dass für so ein Geschäft nicht nur Bärenkräfte vonnöten waren.

»Habt ihr noch Fragen?«

»Äh, ich weiß nicht...«

»Ich werde erst in sieben Tagen reisen. Bis dahin werde ich euch beobachten, um sicherzugehen, ob ihr imstande seid, den Laden weiterzuführen, sonst muss ich mir andere Leute suchen.«

Stani stand auf.

»Wir schaffen es schon«, versprach er mit fester Stimme.

»Wenn ich mich auf euch verlassen kann, werde ich anschließend euer Gehalt verdoppeln.«

»Mensch, Chef, das ist wirklich ein Wort! Das lässt sich hören!«

Gringo wusste: Man musste seine Leute ködern, nur dann arbeiteten sie tatsächlich gut.

»Also, dann verzieht euch.«

Wieder einmal gingen sie. Gleich darauf steuerten sie die nächste Eckkneipe an und schauten missmutig drein, als sie am Tresen standen.

»Mensch, das wird ja eine Maloche!«

Stani sagte: »Wir müssen uns die Arbeit teilen.«

»Wie? Was müssen wir?«

»Ja, einer nachts und einer am Tage, sonst schaffen wir das ja nicht. Und dann immer abwechselnd, klar?«

Paule starrte ihn an.

Bis jetzt hatte er immer in Stanis Windschatten gestanden und immer nur das getan, was dieser ihm sagte. Seinen eigenen Verstand hatte er nie gebraucht.

»Ich soll allein ...?«

Das blanke Entsetzen stand in seinen Augen.

Stani dachte: Kann ja heiter werden. Doch laut sagte er: »Wir müssen uns jetzt beweisen. Also, du kannst es dir aussuchen, welche Zeit willst du zuerst haben? «

Paule fuhr sich mit der Hand über das Gesicht und dachte angestrengt nach.

»Kann ich die Tagschicht haben?«, fragte er schließlich.

»Na, von mir aus. Bei der ist nicht viel zu tun. Aber ich hab nichts dagegen.«

»Und die anderen Hilus?«, fragte Paule noch.

»Hör zu«, sagte Stani, »wenn sie Stoff wollen, dann schick sie zu mir.«

»Ich soll nichts austeilen?«

»Nein, es ist besser so.«

Stani hielt von Paule ebenfalls nicht viel. Er überlegte sich, ob er Gringo sagen sollte, wie naiv der doch war. Vielleicht konnte man einen neuen Kerl aufreißen, der dann für ihn die Arbeit machen würde.

Ich muss mich behaupten; der Chef muss merken, dass er ohne mich aufgeschmissen ist. Dann steig ich auf und kann mir Leute zulegen, die die Dreckarbeit für uns erledigen.

Magengeschwür! Daran glaub ich nicht. Na, das ist nicht mein Bier.

»Kann ich jetzt gehen?«, fragte Paule unterwürfig.

»Wohin willst du denn?«

»Auf’n Strich.«

»Willst du die Freier vermiesen? Halt dich im Hintergrund, am Tage passiert doch nichts, da stehen die von ganz allein, klar?«

»Ja.«

»Mach mir bloß keinen Ärger!«

»Ehrlich nicht, Stani.«

»Und wenn etwas ansteht, das du nicht schaffst, dann sag es mir sofort, verstanden.«

»Kannste nicht doch mitkommen?«

»Memme, hau ab!« Jetzt wurde Stani ärgerlich.

Wenig später ging auch er, mit dem Stoff. Er wusste genau, wo er die Fixer finden konnte. Je schneller er das Zeug loswurde, desto besser. Er wollte den Schnee nicht lange bei sich haben. Vorsicht war die Mutter der Porzellankiste.

Kätzchen schnurren nur manchmal: 2 Redlight Street Romane

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