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KAPITEL 8
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Rothenburg war kleiner, als ich gedacht hatte, aber dennoch eine größere Stadt.
Der alte Bauer hatte uns bis zum Markt kutschiert und noch ein mürrisches >Auf Wiedersehen< gesagt. Mehr hatte ich ehrlich gesagt auch nicht von ihm erwartet.
Gerda trug eine Freude in sich, die ich noch nie zuvor gesehen hatte. Sie freute sich, ihre Großmutter zu sehen und hatte in den vergangenen Stunden nur von ihr gesprochen.
Sie betrieb ein kleines Gasthaus und Gerda sagte, wir könnten bestimmt bei ihr arbeiten. Sie hatte zudem gesagt, dass ihre Großmutter eine liebevolle, aber recht ernste Frau war.
Gerda zog mich an der Hand hinter sich her und schob sich ihren Weg frei zwischen all den Menschen, die sich bereits auf dem Markt versammelt hatten.
Als wir den Markt verließen, blieb sie vor einer kleinen Nebenstraße stehen und schien zu überlegen.
„Ich glaube... ja ich glaube es ist diese Straße.“, sagte sie und eilte wieder los.
„Gerda, wann genau warst du das letzte Mal bei deiner Großmutter?“ fragte ich etwas vorsichtig.
„Oh, das ist schon etliche Jahre her. Ich war damals noch ein kleines Kind.“
„Und du bist dir sicher, dass deine Großmutter da noch lebt wie damals?“
„Na klar doch, sie besitzt immer noch das Gasthaus und wohnt darüber. Wir haben auch öfter Briefkontakt gehabt.“ Gerda blieb stehen und lächelte zufrieden. „Da ist es, genau wie ich es in Erinnerung habe.“
Vor uns war ein heruntergekommenes Gasthaus zu sehen, das jedoch nach all den Jahren immer noch stabil da stand. Ein neuer Anstrich hätte nicht geschadet. Über dem Eingang hing ein großes Schild mit der Aufschrift GASTHAUS ZUM HIRSCH, welches mit einem Hirschgeweih verziert war. Es duftete herrlich und allein der Geruch würde jeden Besucher anlocken, das Gasthaus zu betreten.
Gerda atmete langsam und tief ein, bevor sie sich dann zum Eingang wagte.
Ich stellte sicher, dass die Kapuze des Umhangs ordentlich meinen Kopf bedeckte und folgte ihr dann.
Das Gasthaus war beinahe überfüllt. Es war kein einziger Tisch frei und an der Schänke waren alle Plätze belegt, so dass einige Männer sogar im Stehen das Bier genossen. Dabei war es noch lange nicht Mittagszeit. Ich sah auf die Tische und bemerkte, dass die Mahlzeiten auch eher denen eines Frühstücks glichen. Aber wer trank denn schon so früh Bier?
Ich riss mich zusammen, um stark zu wirken, und Gerda fragte die Frau an der Schänke nach ihrer Großmutter.
Kurze Zeit später kam eine alte Frau aus der Küche und ihr Anblick ließ mich kurz erschrecken.
Sie war groß gebaut und ihr zusammengebundenes, graues Haar ragte unter ihrem Haarnetz vor. Ihre Schürze war mit Essensresten beschmiert. Ihr Gesicht war ernst und mein Eindruck sagte mir, dass diese Frau womöglich noch nie ein Lächeln aufgesetzt hatte. Sie sah eher so aus, als ob sie jeden Moment jemanden schimpfen würde.
Da hatte ich mich aber getäuscht. Denn sobald ihr Blick auf Gerda fiel, wurde ihr Gesicht von einem kleinen Lächeln erleuchtet und sie kam auf uns zu.
„Gerda, ich kann es gar nicht glauben! Du bist hier! Wie lange bleibst du denn?“ Sie nahm Gerdas Hand und erfreute sich an ihr.
„Hallo Großmutter. Ich freue mich so, dich zu sehen. Ich würde gerne mit dir allein meine Aufenthaltsdauer besprechen, wenn das in Ordnung ist.“
Das Lächeln der alten Frau verschwand und ihre Stimme wurde fester. „Kind, was ist denn los? Hast du was verbrochen?“
„Können wir das bitte nicht hier besprechen?“ Sie deutete mit den Augen auf die vielen Gäste, die den Raum füllten.
„Na gut. Folge mir doch. Du brauchst unbedingt erst einmal ein Bad.“
„Großmutter?“, warf Gerda ein, während die alte Frau ihr bereits den Rücken zugewandt hatte und zur Küche wollte.
Gerda deutete mir an, näher zu kommen und ich gehorchte ihr.
„Das ist eine Freundin von mir. Sie braucht meine... und deine Hilfe.“
Die alte Frau sah überrascht zu mir und murmelte etwas, das ich nicht verstand. Dann atmete sie tief ein und warf Gerda einen ernsten Blick zu.
„Du hast also tatsächlich Ärger angerichtet, oder? Was habe ich dir immer gesagt, wenn es um anderer Leute Probleme geht? Lass sie ihre Probleme haben und häng dich nicht mit rein!“
Gerda warf ihr einen liebevollen Blick zu, der gleichzeitig darum flehte, diese Diskussion erstmal nicht hier zu führen.
„Na, dann kommt, ich bin gespannt, was ihr zwei zu beichten habt! Aber erstmal nehmt ihr ein Bad!“
Gerda lächelte mir zu und wir folgten der alten Frau, die mir jedoch immer noch ein wenig Angst machte.