Читать книгу Rosenschwan - G.A. HARDER - Страница 9
KAPITEL 4
ОглавлениеEMILY
Bacharach. Endlich hatten wir die Kleinstadt erreicht und konnten uns hier ein kleines Zimmer zum Ausruhen mieten.
Tage und Nächte waren wir jetzt auf der Flucht, ohne dass wir uns gebadet oder in einem Bett geruht hatten.
Gerda hatte sofort den Marktplatz aufgesucht, wo sie unsere Pferde an einen Bauer verkaufte. Nun wartete ich etwas abseits vor dem Eingang eines Gasthauses, während Gerda uns drinnen ein Zimmer besorgte. Um so wenig Aufmerksamkeit wie möglich auf uns zu ziehen, blieb ich draußen und zog die Kapuze meines Umhangs etwas mehr vor mein Gesicht. Ich glaubte zwar nicht, dass mich hier jemand als Prinzessin erkannte, vor allem nicht, nachdem ich dreckig und verschwitzt war, doch ich konnte nicht sicher genug sein.
Der Wind war kalt und ich fröstelte trotz Umhang am ganzen Körper. Plötzlich kamen einige Männer aus dem Gasthaus und lachten laut vor sich hin. Wahrscheinlich hatten sie zu viel getrunken. Der eine sah zu mir herüber und brüllte zu den anderen „Hey guckt mal! Da steht ja eine! Vielleicht will sie ein warmes Bett und uns Gesellschaft leisten!“
Er grinste so hässlich, dass es mir Angst einjagte. Ich wandte mich ab, in der Hoffnung, dass sie verschwinden würden.
Doch sie gingen direkt auf mich zu und erst jetzt erkannte ich, dass es Soldaten des Königs waren. Soldaten meines Vaters! Die Angst überkam mich noch mehr und ich ging ein paar Meter weiter weg.
„Hey, was ist denn los? Warum so schüchtern, Kleines?“ Der Soldat mit dem hässlichen Grinsen kam auf mich zu, sodass er nur einen Fuß weit von mir entfernt stand. Er wollte mir gerade die Kapuze vom Kopf ziehen, als Gerda vom Eingang des Gasthauses rief: „Was wird denn das hier? Lasst gefälligst meine Schwester in Ruhe!“ Sie kam energisch auf uns zu.
„Oh, da ist ja noch eine...“, lallte einer der anderen Soldaten. Er war komplett betrunken und hatte Mühe, auf den Beinen zu bleiben.
„Was wird denn das hier eigentlich? Ihr seid im Dienst und ganz besoffen!“ Gerda stemmte ihre Hände in die Hüften und schüttelte den Kopf. „Was wohl euer Oberoffizier dazu sagt?“
„Vielleicht kannst du ihn ja mal fragen.“, sagte der Mann mit dem Grinsen und drehte sich endlich weg von mir.
„Mensch Karl, komm wir gehen. Das sind keine Dirnen. Sie bringen nur Ärger.“, sagte der dritte Soldat und schob ihn schon vorwärts.
Tatsächlich zogen sie weiter und ließen uns in Ruhe. Ich atmete erleichtert auf und ging zu Gerda, die immer noch energisch dastand und einen ernsten Blick hatte.
„Gerda, ich beneide deinen Mut. Das war großartig. Ich wusste gar nicht, dass du so etwas in dir hast.“
Sie sah mich an und lächelte. „Mut? Den hast du, Emily. Denn du bist diejenige, die vor dem König und ihrem eigenen Vater geflohen ist, um ihre Freiheit zu haben.“
Ich liebte es, dass sie die Kurzform meines Namens verwendete und mich Emily nannte. Sie war die einzige, die das tat, denn meine Mutter war immer sehr streng damit gewesen, dass ich mich jedem mit meinem vollen Namen, Emilianda von Grafenburg, vorstellte.
„Komm, jetzt lass uns erstmal ein Bad nehmen und danach dürfen wir das Abendbrot mit auf das Zimmer nehmen. Die Wirtin war sehr freundlich.“
Ich nickte und freute mich bereits auf ein Bad, während ich Gerda folgte.
Im Flur der Gästezimmer roch es nach Essen, das unten von der Küche hochzog. Mein Magen meldete sich sofort wieder mit einem Knurren. Doch zunächst wollte ich mir ein Bad bereiten.
In unserem Zimmer gab es zwei Betten und in einer Ecke stand eine Badewanne. Gleich daneben war der Kamin, sodass man auch trotz Kälte ein Bad genießen konnte.
„Ich helfe dir erstmal, deinen hochgesteckten Zopf zu lösen.“, sagte Gerda und ließ mich auf dem Bett Platz nehmen. Erst jetzt wurde mir bewusst, dass ich immer noch meine Hochzeitsfrisur trug. Gerda hatte also gute Arbeit geleistet, dass die Frisur auch nach diesen ganzen Tagen noch einigermaßen saß.
Sie löste mir den hochgesteckten Zopf und bürstete mein Haar.
„Das Haar kann ich mir jetzt auch selber bürsten, Gerda. Du bist nicht mehr meine Zofe.“, sagte ich ihr leise.
„Das weiß ich doch. Aber als deine beste Freundin darf ich es trotzdem machen. So, jetzt müssten sie zu waschen gehen.“
„Danke, Gerda.“
Nachdem wir beide gebadet und von unserem Dreck befreit waren, machte sich Gerda wieder allein ins Gasthaus auf, um unser Abendbrot zu holen. Kurze Zeit später kam sie wieder ins Zimmer und wir genossen die Fischsuppe mit den frischgebackenen Zwiebelbrötchen nur zu sehr.
„Oh, das ist so lecker.“, sagten wir uns immer wieder gegenseitig und stopften uns voll, bis nichts mehr übrig war.
Danach legte ich mich ins Bett und Gerda tat es mir gleich.
„Ich könnte hier bis morgen Abend schlafen.“, murmelte ich und strich über meinen vollen Bauch.
„Leider müssen wir aber sofort aufbrechen, sobald der Hahn kräht. Die meisten Bauern machen sich am Morgen auf dem Markt bereit, um in das Bauernland zu fahren. Wenn wir Glück haben, finden wir jemanden, der uns mitnimmt.“
„Hmm...“, gab ich ihr noch zu verstehen, während mein Körper und meine Seele bereits in den Schlaf gesunken waren.