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Kanadareise im Sommer1981
ОглавлениеIrgendwann, bevor Opa schwer krank wurde, bezahlte er meiner Mutter, Sascha und mir die Reise nach Kanada. Ich war damals vierzehn und sehr aufgeregt, das erste Mal fliegen zu dürfen! Zur damaligen Zeit war das sehr aussergewöhnlich, kein Vergleich zu heute. Opa brachte uns an den Flughafen. Der Flug war unglaublich lange, und die Nacht an Bord sehr kurz. Wir sahen wie die Sonne sich dem Horizont näherte und schliesslich unterging. Es wurden Wolldecken ausgeteilt und die meisten machten ein Nickerchen. Die Nacht dauerte schätzungsweise eineinhalb Stunden. Dann konnten wir beobachten, wie die Sonne schon wieder fast an derselben Stelle aufging und die Decken wurden wieder eingesammelt. Endlich in Vancouver gelandet, erwartete uns noch ungefähr vier Stunden Fahrt mit der Fähre zur Insel. Dort holte uns Irene mit ihrem Auto ab und als sie an einer Tankstelle hielt, hörte ich auf einmal die Stimmen weit weg und ich schlief narkoseartig ein. Ein zweites Mal im Ausland und gleich in Kanada! Ich überlege gerade, wie ich auf das „zweite Mal“ komme. Ach ja, Emma nahm Sascha und mich mit nach Italien. Wir besuchten Verwandte in der Nähe von Mailand. Abends kurvten wir mit dem Bicilètta umher. Doch nun zurück nach Kanada. Das Haus von Irene und Willi sah aus wie die Häuser in den kanadischen und amerikanischen Filmen. Ein Holzhaus mit einer grossen Veranda. Ich bemerkte schnell, dass die Wände sehr-sehr dünn waren und darum auch ringhörig. Irene trug ihr zweites Kind unter ihrem Herzen. Ich kriegte nach etwa drei Tagen Aufenthalt, zum zweiten Mal in meinem Leben meine Tage und so kaufte ich mir dort in einem Shop Slipeinlagen. Das reichte für mich noch absolut aus. Als die beiden Frauen erfuhren, warum ich die Dinger kaufte, machten sie sich lustig darüber und meinten, ich sei unwissend und ich hätte doch richtigen Binden kaufen sollen. Solch Besserwissertuerei machte mich wütend. Wir badeten im Meer an verschiedenen Stränden. Mir wurde angeboten Wasserski zu fahren, doch ich war zu scheu, sodass ich ablehnte. Meine Mutter rief plötzlich laut: „Gabi, Sascha, schaut dort, der ist nicht ganz richtig im Kopf“ und zeigte mit dem Finger auf einen Jungen. Irene war entsetzt über das Verhalten ihrer Schwester und rief ihr zu, dass die Eltern, die in der Nähe standen, auch Schweizer seien und das sehr wohl mitbekommen haben. Meine Mutter schämte sich und verschwand urplötzlich. Nach einer Stunde fragte mich Irene, wo Ester sei und so ging ich sie suchen. Ich fand sie im Wald. Sie schwamm ein Stück dem Ufer entlang und versteckte sich in einem Wäldchen auf einem Hügel. Sie fragte, ob ich ihr Zigaretten besorgen könnte. Ich lief zu Irene und berichtete, wo sie sich versteckte. Irene fand ihr Verhalten kindisch und sorgte dafür, dass sie sich wieder zu uns gesellte.
Am Abend spazierten Sascha und ich hinter Irene`s Wohnhaus in den Wald hinein. Das war aufregend, denn man musste damit rechnen, plötzlich einem Bären zu begegnen. Die eingeborenen Kinder hatten ihren Spass daran gefunden, uns mit den dortigen Schlangen zu erschrecken, die überall unter den Steinen hausten. Ich zeigte meine Angst nicht, doch Sascha konnte seine nicht verbergen und so hatten sie ihre Opfer gefunden. Die Ferien gingen schnell vorbei und bald waren wir wieder auf dem Heimflug. Einige Monate später, am 16. Dezember `81 starb Oma.