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Oma und Opa in St.Gallen

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Die Autofahrt zu meinen Grosseltern nach St.Gallen – Bruggen war sehr abenteuerlich. Mit einem schwarzen VW Käfer traten wir die Reise an. Die meist abendliche Autofahrt kam mir jeweils vor wie eine kleine Weltreise, die ich jedes Mal sehr genoss. Wir besuchten Maria und Paul, so hiessen meine Grosseltern mütterlicherseits. Wenn ich bei Oma und Opa schlafen durfte, quälte mich das Heimweh. Ich kann mich noch an die Bemühungen meines grossen Bruders erinnern, mich aufzumuntern und mich abzulenken von meiner Übelkeit. Einmal hatte ich solch schlimmes Heimweh, dass sie mich noch spätabends nach Hause fahren mussten. Meine Mutter hat mir viel später erzählt, das Opa und Oma mich mit Pyjama, Mantel und Finken nach Hause fuhren. Kaum im Auto, ging es Klein-Gabi auch schon wieder viel, viel besser. Ab und zu durfte ich in Grosseltern`s Bett schlafen, ganz an Oma gekuschelt. Damals gab es in den Doppelbetten den „Gran Canyon“, wenn du weisst, was ich damit meine. Im Arbeitszimmer von Oma hing eine Kuckucksuhr an der Wand. Es war reinste Zauberei, wie Oma an der Unterseite des Vogelhäuschens, an einem Stahlfarben Kügelchen zog und dann das Vögelchen aus seinem Türchen kam und sang. Ich war davon überzeugt, dass der niedliche Vogel da drinnen, hinter dem Türchen, ein Bettchen besass und jedes Mal aufstand um zu rufen: „Kuckkuck“. In diesem Arbeitszimmer sah ich oft zu wie Maria auf einer professionellen schönen „Singer“ Nähmaschine, weisse Stoffteile, verschiedener Arbeitskleidungen zusammennähte und diese in Kisten aufbewahrte. Ich spielte unterdessen mit den leeren, gelben und riesigen Nähfadenspulen aus Plastik. Erstaunlich an was für Details man sich erinnern kann. Ich spielte mit all möglichen Dingen, auch mit meinen Händen und Füssen, stundenlang, in der Badewanne, im Bett, einfach überall. Meine Finger und Zehen wurden im Spiel zu Personen. Oma sang mir ab und zu ein Schlaflied vor. Ich kann mich noch an den Refrain erinnern: „..zehntausend Mann, die zogen ins Manöver..“ na, ich weiss nicht, ob das ein angebrachtes Schlummerlied für ein kleines Mädchen ist? Ich fand es immer aufregend, wenn ich mit Oma in die Stadt durfte. Stundenlang, so kam es mir vor, frisierte sie sich vor dem Spiegel im Gang, bis wir dann endlich zum Bahnhof gingen und mit dem Zug nach St.Gallen fuhren. Ich bekam, wenn ich mich recht entsinne, jedes Mal ein Geschenk. Am liebsten hatte ich die Kettchen, die wir in Warenhäusern kauften. Apropos Kettchen, auf Omas WC musste man an einer Kette ziehen um das WC zu spülen. Einmal kaufte sie mir einen Marienkäfer Anhänger und ein anders mal eine Kette mit einer goldfarbenen eckigen Pfeife. Kaugummis einzeln verpackt an einer langen Schlange, das war toll! Abends, wenn dann Opa jeweils nach Hause kam, war mir nicht mehr so wohl. Als Kind ist es einem nicht bewusst, was nicht stimmt, man fühlt es nur. Heute weiss ich, dass es Opas Nervosität war, was mir Unbehagen bereitete. Eine verantwortungsvolle Aufgabe, für mich grosse Herausforderung und Angstüberwindung war, zum Bäcker zu gehen, um dort einzukaufen. Die Bäckerei war zwar nur ein Haus nebenan, doch der Weg für so kleine Beine ungemein weit. Mein Bruder Philip fühlte sich bei Oma und Opa wie zu Hause. Kein Wunder, denn bevor ich geboren wurde, wohnte er mit Mutter über 3 Jahre lang dort. Tante Irene, Mutters kleine Schwester, nahm ihn oftmals mit zu ihren Ausflügen, statt schön brav zu Hause auf ihn aufzupassen. So hat er nach späteren Erzählungen viele Abenteuer erlebt und auch überlebt. Unser Onkel Paul, der mittlere der drei Kinder, war mein Götti. Ich habe ihn leider nur sehr selten gesehen, eigentlich kann ich mich nur an ein einziges Treffen erinnern und das war, als Sascha und ich bei Oma gemeinsam in den Ferien waren und mein Götti Paul auf Besuch kam. Er spielte nur mit Sascha, dabei war er doch mein Götti und es überkam mich eine ungeheure „Eifersucht“. Heute weiss ich den Grund, warum ich ihn so selten sah und warum Oma das Kettchen mit dem Herzchen aus Silber in seinem Namen besorgen und mir überreichen musste.

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