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Einleitung
ОглавлениеGeorg Enzor Vojer
Kriegerwallfahrt nach Vierzehnheiligen
Aus dem Leben des Welt-Kriegers Georg Vojer
erzählt von ihm selbst
(DenkBar Bd. 4)
Jeweils am ersten Sonntag im Mai treffen sich die fränkischen Kriegervereine zur Wallfahrt nach Vierzehnheiligen. Unter den Teilnehmern ist Georg Vojer, Veteran des Ersten Weltkriegs. Angeregt durch die Gebete und Gesänge während der Wallfahrt, erlebt er die wesentlichen Stationen seines Lebens noch einmal: das Weißbluten vor Verdun und den Verlust des sinnstiftenden Glaubens an Kaiser und Vaterland; den "Schandfrieden" von Versailles und den Aufstieg und Untergang Hitlers; die Vernichtung der 6.Armee und so auch seines Sohnes im Kessel von Jassy-Kischinew; sein Leben als Kleinbauer und Korbmacher und den Tod seiner Tochter.
Georg Vojers Erinnerungen werfen Schlaglichter auf das 20. Jahrhundert. Seine Reflexionen über Krieg, Leid und Tod erhellen, dass der Mensch seinen Lebenssinn heute nicht mehr über eine kollektiv geteilte Weltanschauung finden kann. Er muss ihn individuell suchen und mit der Tapferkeit eines Kriegers die Schläge des Schicksals ertragen lernen.
DenkMal Verlag
DenkBar
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ISBN 978-3-935404-50-1
(c) DenkMal Verlag Bonn 2014
www.denkmal-verlag.de
Umschlaggestaltung: Kathrin Brecker
Satz: HINSETZEN! Bonn
Printed in Germany
Betr.:
Ihr Suchantrag im Rahmen der Registrierung
der verschollenen Soldaten des 2. Weltkrieges nach
Max V o j e r , geb. 5.11.24
Sehr geehrter Herr Vojer!
Als Ergebnis unserer Nachforschungen nach Ihrem Angehörigen haben wir alle Daten und die inzwischen festgestellten Fakten noch einmal sorgfältig überprüft; wir fühlen uns nunmehr verpflichtet, sie Ihnen im beiliegenden Gutachten zusammengestellt zu überlassen. Es schildert Ihnen ausführlich alle Ermittlungen, die zur Aufklärung seines Schicksals angestellt worden sind, und gibt Einblick in die für ihn entscheidend gewordene Phase des Kriegsgeschehens.
Wenn am Ende dieser Darstellung auch der Schluß gezogen wird, daß Ihr Angehöriger zu den Opfern des 2. Weltkrieges gezählt werden muß, die nicht mehr nach Hause zurückkehren konnten, hoffen wir dennoch, Sie durch die Bekanntgabe des Nachforschungsergebnisses von jahrelang ertragener Ungewißheit zu befreien
Hochachtungsvoll
Deutsches Rotes Kreuz
Suchdienst München
Anlagen
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Er hockte vielleicht in einem Erdloch und wartete, wartete erschöpft und angespannt. An Schlaf war ja nicht zu denken die letzten 48 Stunden, da alles in Bewegung war. Er hört die russische Panzerkolonne sich leise nähern. Das Geräusch wird lauter und lauter, es wächst an zum Dröhnen. Er sieht die Fahrzeuge. Er nimmt die Panzerfaust in den Anschlag. Hat ihn der Fahrer des Panzerkampfwagens bemerkt? Steuert er ohne Zögern über das Erdloch, um ihn, den Insassen, durch schnelles Um-die-Achse-Drehen zu erdrücken und ersticken? Und er, der Panzerfaustschütze, mein Junge: Wird er in dem Augenblick die Geistesgegenwart haben, um abzufeuern? Oder wird er bangen um sein Leben, in eine Schreckensstarre verfallen? Soll er denn den Abzug betätigen, oder soll er - gegen alle Wahrscheinlichkeit - hoffen, dass er überleben wird? Und wenn er abgefeuert haben sollte: Wurde er eins mit der Panzerbesatzung? Vereint im Tod? Sind Freund und Feind letztlich eins? - Einmal schoss ich, nur so zum Spaß, im Ersten Krieg mit meinem Infanteriegewehr in ein französisches Rotweinfass. Es schoss ein roter Strahl heraus. Es war des Feindes Blut. Und es war unser Blut. Und es war, wie ich heute weiß, auch meines Sohnes Blut. Und es war Dein Blut, Herr, das Du für uns vergossen. Für wen aber haben wir unseres vergossen?
"An Dir will ich erproben meine Herrlichkeit, und Du sollst gehen für mich durch den Tod. Die Auferstehung: dies wird sein Deine Aufgabe. Du wirst sie bestehen müssen, Du wirst Stärke gewinnen und dadurch erst werden zu dem, der Du nicht sein willst. Richte Du Dich nach dieser Aufgabe, sei ausgerichtet - sei gerecht! So wirst Du nicht mehr gerichtet. Denn es steht geschrieben: ‚Sei getreu, mein Sohn, getreu bis in den Tod! So will ich Dir geben die Krone des Lebens.'"
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