Читать книгу Ritter auf dem Meer - Georg-Michael Fleischer - Страница 9

Meeresräume und Küsten

Оглавление

Geologisch gesehen ist das Mittelmeer ein in west-östlicher Richtung verlaufender tiefer Graben, der an seiner tiefsten Stelle im Ionischen Meer 5267 m erreicht. Tektonisch besteht durch das Zusammentreffen mehrerer Platten immer noch eine große Aktivität, zahlreiche aktive Vulkane bestimmten das Leben der Menschen in ihrem Einflussbereich. Landschaft und Geschichte am und um das Mittelmeer wurden durch spektakuläre Vulkanausbrüche geprägt – seit Pindar und Aischylos über den Ausbruch des Ätna 475 v. Chr. berichteten, kennen wir die Darstellungen zahlreicher Schriftsteller; am bekanntesten sind die Ausbrüche des Vesuvs, der 79 n. Chr. Pompeji und Herculaneum unter seinen Lavamassen begraben hat. Wenn auch wissenschaftlich höchst umstritten ist, ob die minoische Kultur durch die Folgen des gewaltigen Vulkanausbruchs zerstört wurde, der die Insel Santorin, das antike Thera, um das Jahr 1450 v. Chr. zur Hälfte in die Luft gesprengt hat, so ist dies doch eine der möglichen Erklärungen. Der gewaltige Tsunami, den diese Explosion ausgelöst hatte, verführte durchaus zu den Gedanken, ihn mit den Legenden über die Sintflut in Verbindung zu bringen – war doch die Flutwelle mindestens doppelt so groß anzunehmen wie bei der Flutkatastrophe, die 2004 in Südostasien über 300 000 Menschen das Leben kostete.

Die topographischen Konstellationen teilen das Mittelmeer sowohl in der Nord-Süd-Achse als auch in der Ost-West-Richtung in äußerst gegensätzliche Hälften. Zieht man eine Linie von Korfu über die Straße von Otranto und Sizilien zur Nordküste Tunesiens, ist man im Westen im Okzident, im östlichen Teil des Meers im Orient.3 Große Kontraste zeigen die geologischen Formationen der Nord- und Südküste. Gewaltige Gebirge umschließen das Mittelmeer im Norden, teilweise fallen diese aus mehreren hundert Metern in das Meer ab: Die Pyrenäen mit den Bergketten Spaniens, die Alpen, die Apenninen, der Balkan, das Taurusgebirge bilden eine wirksame Barriere gegen die Kälte des Nordens. Abgesehen vom Atlasgebirge Nordafrikas und dem Libanon im Osten, die nur einen geringeren Teil des Meers abschirmen können, wird der Süden durch die größten Wüstengebiete der Erde begrenzt. Es ist eine wilde und lebensfeindliche Welt, die hier direkt an die Küste heranreicht, praktisch ein Meer aus Sand, deren Konvois zur Durchquerung der riesigen Flächen nicht aus Wasserfahrzeugen, sondern aus den „Wüstenschiffen“ der Kamelkarawanen bestehen. Nicht nur das Klima, auch die Menschen und Kulturen wurden von diesen gewaltigen Gegensätzen geprägt und es bleibt der Phantasie überlassen, wie weit bis heute bestehende feindliche Konfrontationen bereits in Urzeiten durch die Prägungen der Natur entfacht wurden.

Wie die Finger einer Hand ragen die großen Halbinseln in das Mittelmeer hinein: im Westen die Iberische Halbinsel, in der Mitte die Apenninen-Halbinsel und östlich die Balkan-Halbinsel mit der Peloponnes. Gemeinsam mit den großen Inseln Sardinien, Korsika, Sizilien, Kreta und Zypern teilen sie das einheitliche Meeresbecken in zahlreiche Nebenmeere, von denen die größten und bekanntesten das Balearen-Becken, das Tyrrhenische Meer, das Ligurische Meer, das Adriatische Meer (Adria), die Ägäis mit ihrer beispiellosen Inselwelt, das Ionische Meer und das Marmara-Meer sind. Für die an den Küsten der Buchten und Nebenmeere lebenden Menschen sind sie das „Mittelmeer“, bilden sie den mediterranen Lebensraum mit allen Besonderheiten, die die ihnen vertrauten Küsten zur Schau tragen.

Ritter auf dem Meer

Подняться наверх