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Vorwort

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Wenn man fröhlich sein will, bereite man ein gutes Essen, und Wein bringt Heiterkeit ins Leben. Geld macht beides möglich. (Prediger 10,19)

Die Bibel ist ein Wunderwerk! Sie strotzt nur so vor tiefgründiger Poesie, spannenden Geschichten, anregenden Predigten – und praktischer Lebensweisheit. Die Heilige Schrift umfasst eine ganze Bibliothek. Eines ihrer Werke, das vergleichsweise schmale Buch Kohelet (das auch Prediger Salomo genannt wird), bietet seit mehr als 2000 Jahren erfahrungsgesättigte Weisheit. Der Mann schwadroniert nicht abstrakt, er beobachtet die Welt und zieht seine Schlüsse. Die bringt er in markante Sinnsprüche. Nehmen wir nur den oben zitierten: Essen und Trinken sind Ausdruck von Lebensfreude. Der Realist fügt hinzu: Ohne Moos nix los.

Das heißt allerdings keineswegs, Kohelet wäre der Vertreter einer Wohlfühlphilosophie. Ganz im Gegenteil, er legt eine radikale Abrechnung mit dem religiösen Grundsatz seiner Zeit vor, der bis ins Heute hineinreicht: dass das, was wir tun, in einem unmittelbaren Zusammenhang steht zu dem, wie es uns ergeht. So ist es gerade nicht. So lautet keine göttliche Ordnung! Diese Klarheit ist erfrischend, lässt mich in ihrer Absolutheit jedoch im Regen stehen wie einen nassen Pudel.

Bei der Lektüre des Buches Kohelet stelle ich immer wieder überrascht fest: Das kenne ich! In meinem Dasein finde ich ihn bestätigt. Ich will den Prediger aber nicht für meine Weltsicht vereinnahmen, sondern auch meine Positionen von ihm infrage stellen lassen. Denn dann und wann stehen seine Ansichten (so ich sie denn überhaupt richtig verstanden habe) im krassen Gegensatz zu meinen. Der Mann lässt mich nicht kalt. Was ich an ihm so schätze: Er überkleistert die Realität nicht fromm, er hält sie aus.

Kohelet ist einer, der an Gott glaubt. Das hindert ihn nicht an einem sachlichen Blick auf die Wirklichkeit. Vielleicht ist das sogar die Pointe seines Buches: Obwohl alles so ist, wie es ist, kann er an Gott glauben. Religiöse Spekulationen oder lyrische Hymnen an den Schöpfer sucht man bei ihm vergebens. Gott ist da, die Welt nimmt ihren Lauf. Daraus leitet sich vernunftgemäßes Verhalten ab. Und fertig.

Ich will von ihm lernen. Und ich möchte seine Gedanken und Erkenntnisse mit meinem Leben verbinden. Die Bibel wird doch erst fruchtbar, wenn ich sie ernst nehme. Wenn ihre Wahrheit in meinem Dasein aufleuchtet. Ich erzähle hier wahre Geschichten, meistens etwas verfremdet, um die handelnden Personen zu schützen. Was ich erlebe, steht in einem unmittelbaren Zusammenhang zu Kohelets Weisheit. Er wurde mir zum anregenden Gesprächspartner.

In der Auseinandersetzung mit dem Prediger bin ich sowohl sein Schüler als auch sein Kritiker. Ist es anmaßend zu sagen, mit dem faszinierenden Kohelet verbindet mich Freundschaft? Ein tiefes Verständnis füreinander. Obwohl ich meine, ihn zu kennen, bleiben wir uns dennoch in einigen Punkten fremd. Wie das so ist mit guten Freunden.

Herzliche Einladung, Kohelet und mich auf den Spaziergängen durch meine Erlebnisse als Pfarrer, Schriftsteller und Zeitgenosse zu begleiten. Und die Ermutigung an die Leserinnen und Leser, es ebenso zu halten: das biblische Wort konkret auf das eigene Leben zu beziehen.

Sankt Augustin, 23. April 2021, am Welttag des Buches und Namenstag des hl. Georg

Georg Schwikart

Für kritische Durchsicht des Manuskripts danke ich aufrichtig Dr. Maria Uleer, Kurt Hägerbäumer, Prof. Dr. Axel von Dobbeler und meinem Echter-Lektor Heribert Handwerk; diese können sich zwar nicht allen meinen Ausführungen anschließen, versagten mir aber dennoch nicht ihren konstruktiven Rat.

Windhauch und Wein

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