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5. Midrasch in/aus Palästina

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Midrasch hat seine örtliche Heimat vor allem im antiken Palästina. In BabylonienBabylonien wurde ebenfalls auf dem Gebiet des Midrasch gearbeitet und palästinisches Material verarbeitet, es entstand aber keine eigene Kategorie Midrasch. Vielmehr wurden Midrasch enthaltende Materialien in den babylonischen Talmud integriert. Halachische Entscheidungen werden auch im Bavli häufig mit diesem Material untermauert, vor allem, wenn Bibelstellen die in der Mischna ohne Bibelbezug gebotenen Entscheidungen festigen sollen.

|35|Haggadische Schriftauslegung taucht in vielfältiger Form auf, mitunter in kürzeren Abschnitten, nicht selten aber auch in der Form von umfassenderen und zusammenhängenden Auslegungen. Hier liegen den Redaktoren mit großer Wahrscheinlichkeit eigenständige Quellen (mündlich und schriftlich) vor. Neben Übernahmen (mit späteren Überarbeitungen) aus palästinischen Quellen sind vor allem die babylonischen „Eigenproduktionen“ von Interesse. Eine solche größere Einheit, die Dagmar Börner-Klein (babylonische Auslegung) und Eliezer Segal (Esther Midrash) intensiv untersucht haben, ist die Auslegung der Ester-Geschichte in bMegilla 10b-17a, eine andere der von Stemberger analysierte Abschnitt in bSota 9b-14a (vgl. dazu auch Langer, Ester-Midrasch; Diaspora; Drama). Ähnliches gilt auch für andere Texte wie bSchabbat 86b-89a, einen Midrasch zur Gabe der Tora oder für den apokalyptischen Abschnitt ab bSanhedrin 97a.

Eine eigene Midraschsammlung, die sehr wahrscheinlich im 9. Jh. in Babylonien entstand und damit eine große Ausnahme bleibt, ist Pitron Tora, eine Sammlung von Auslegungen zu Lev-Dtn. Sie ist auch deshalb von Interesse, weil sie Interpretationen von Benjamin al-Nahawandi, einem Karäer, zitiert.

Auch die so genannten Scheiltot, eine in gaonäischer Zeit entstehende Gattung im Frage- und-Antwortstil, enthalten viel midraschisches Material. Midrasch ist also keineswegs unbekannt und Teil der babylonischen Traditionsliteratur. Die Frage, warum es praktisch keine eigene Midraschliteratur zu größeren Einheiten oder zu gesamten biblischen Büchern zu geben scheint, ist schwer zu beantworten. Man könnte es rein als redaktionelle Entscheidung betrachten, möglicherweise darin begründet, dass man zu wenig größere Midraschkomplexe – über die eben genannten hinaus – hatte, die man selbständig hätte „publizieren“ können. Liegt dies an der anderen Struktur der rabbinischen Studien in Babylonien? Oder an der stärkeren Betonung der schon viel entwickelteren Halacha? Wieweit kennt man schon die palästinischen Midraschim und findet, dass man wenig darüber hinaus braucht? Hier steht zweifellos noch Forschung aus.

Der palästinische TalmudDer palästinische Talmud wiederum weist viele Parallelen mit den eigenständigen Midraschwerken auf. So hat Ezra Zion Melammed (Halachic Midrashim) rund 1300 Zitate allein aus den halachischen Midraschim im Jeruschalmi nachgewiesen. Die relative Mehrheit der Zitate bezieht sich mit rund 450 auf das Buch Levitikus. Auch wenn manche dieser Texte nur sehr kurz sind und daher mitunter schwer zu entscheiden ist, ob es sich um wirkliche Zitate handelt, kann man doch auch für bestimmte Werke eine schriftliche Vorlage annehmen, wie dies etwa Stemberger für Sifra (Sifra – Tosefta – |36|Yerushalmi) nachzuweisen versucht. Er untersucht ausführlich die 36 Parallelen zwischen Sifra und jJoma und kommt zum Schluss, dass den Redaktoren des Jeruschalmi eine schriftliche Version des Midrasch Sifra zur Verfügung stand, die sie wörtlich zitierten oder frei zusammenfassten (Sifra-Tosefta-Yerushalmi, S. 566).

Darüber hinaus werden mehr als 1100 mehrheitlich haggadische und meist kurze Midraschim im Namen amoräischer Rabbinen zitiert. Hans-Jürgen Becker (Relationship; Sammelwerke) hat ausführlich die Querbezüge zwischen BerR und dem Jeruschalmi untersucht, Moscovitz (Relationship) Bezüge zwischen WaR und Jeruschalmi, Lerner (Ruth) solche zwischen RutR und Jeruschalmi. In jedem Fall ist hier immer mit einer längeren und komplizierteren Entwicklungsgeschichte zu rechnen als mit einfachem „Abschreiben“ in die eine oder andere Richtung.

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