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Berührungsangst

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Bestimmt kennst Du aber auch Menschen, und vermutlich nicht wenige, die sich einer Berührung eher verweigern. Häufig behaupten sie, es nicht nötig zu haben oder schon allein die Vorstellung für ganz furchtbar zu halten. Was steckt hinter einer solchen Haltung? Prof. Dr. Gerti Senger, die bekannte Wiener Therapeutin und Autorin etlicher Bücher, meint hierzu, dass es sich ursächlich um „zu wenig Körperkontakt in der allerfrühesten Kindheit“ handelt. „So tut es nicht mehr weh, wenn man nicht kriegt, was man ursprünglich ersehnte.“7 Um die volle Bedeutung dieser Aussage verstehen und das damit verbundene Leid ermessen zu können, solltest Du Dir vor Augen führen, dass es in Deutschland teilweise noch bis in die 1980er Jahre hinein üblich war, Säuglinge direkt nach der Geburt von ihren Müttern zu trennen. Wie wir heute wissen, kann eine derartige Erfahrung schwerwiegende seelische Traumatisierungen nach sich ziehen, die auch nach Jahrzehnten noch das menschliche Verhalten bestimmen. Diese Praxis war ursprünglich während der Nazi-Zeit eingeführt worden und fand erst mit der flächendeckenden Einführung des sogenannten „Rooming-In“8 ein Ende. Wenn dann zusätzlich zu der frühkindlichen Berührungsarmut noch das gesellschaftliche Tabu und eine entsprechende individuelle Sozialisierung hinzukommen, dann wird eine solche „berührungsfeindliche“ Haltung nur zu verständlich. Manche Menschen können sich vermutlich gar nicht daran erinnern, jemals eine angenehme, absichtslose Berührung erhalten zu haben. Möglicherweise auch deshalb, weil ihre elementarsten, vielleicht völlig unbewussten Berührungserfahrungen von anderen, negativen Erinnerungen verdeckt werden, beispielsweise an Zurückweisung, körperliche Gewalt oder sexuellen Missbrauch.

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