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Hintergrund

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In den letzten Jahrzehnten wurden weltweit verschiedene Ansätze entwickelt, die Menschen – vor allem Frauen – einen einfachen theoretischen Zugang und einen leichten praktischen Einstieg in das Raufen, Balgen und Ringen ermöglichen. Zu den Pionieren gehörten in den USA beispielsweise Judell du Long und Scott Carruthers, in Europa die Belgierin Beatrice Goffin und ihr Mann sowie der Sport-Ring in Kassel. Sie alle wirkten zu ihrer Zeit15 in einer Art Subkultur und sind heute nicht mehr aktiv.

Ich selbst habe das Raufen – ausgehend vom Judo – in den 90er Jahren für mich entdeckt und gehörte 1996 zu den Gründern einer Freizeit-Initiative, die später unter dem Namen „Rauftreff München“ bekannt wurde. Im Laufe der Aktivitäten entwickelte sich ein eigener Ansatz, der 2003 beim „Sommerfest der Sinne“ in Freising unter der Bezeichnung „Gaudi-Raufen“16 erstmalig öffentlich vorgestellt wurde – und im darauffolgenden Jahr in einem wesentlich größeren Rahmen beim internationalen „Fun &Fitness Festival“ im Münchner Olympiapark. Wie der Name sagt, geht es bei dieser Form des Raufens um Spaß und Vergnügen, nicht um Wettkampf. Die bewusste Begegnung, das Spüren, die Selbsterfahrung, das genussvolle Fließenlassen der Energie stehen im Vordergrund.

Raufen ist aus meiner Sicht eine in jedem Menschen natürlicherweise angelegte Fähigkeit, die einfach nur (wieder) geweckt und entwickelt werden muss. Ähnlich wie beim Laufen- oder später beim Fahrradfahren-Lernen kann dies ganz leicht durch Nachahmen und viel Probieren geschehen. Allerdings haben viele – meistens Frauen – in der Kindheit und auch in der Jugend nur sehr wenig Gelegenheit hierzu gehabt. Daher besteht möglicherweise auch bei Dir ein gewisser Nachholbedarf, den Du aber in kurzer Zeit ganz mühelos ausgleichen kannst.

Dieses Selbst-Ausprobieren unterscheidet sich wesentlich vom „echten“ Lernen durch Anleitung und ständiges Üben, das bei Kampfsport und Kampfkunst im Vordergrund steht. Bei unseren Rauftreffs habe ich es immer wieder erlebt, dass Teilnehmerinnen sogar völlig exotische, bis dahin unbekannte, aber durchaus effektive Techniken spontan erfunden haben, obwohl – oder vermutlich gerade weil – sie keinerlei Vorerfahrung oder Training, sprich Konditionierung hatten.

Das Wichtigste ist: Raufen ist das, was Ihr – Du und Dein Gegenüber – gemeinsam daraus macht! Raufen gibt jedem die Gelegenheit, ganz im gegenwärtigen Augenblick anzukommen. Ich spreche hier gerne vom „Rauf-Modus“: Es gibt nur Dich, Dein Gegenüber und Eure gemeinsame Aktion. Alles andere hat Pause. Es ist nicht von Bedeutung, wer am Ende siegt. Es zählt nur, dass jeder von Euch sein oder ihr Bestes einbringt und dass ihr als gute Freunde wieder auseinandergeht. Diese, für Dich vielleicht neue, innere Einstellung kannst Du auch auf das wirkliche Leben übertragen. Sie kann Dir beispielsweise dabei helfen, mit Konflikten aller Art besser umzugehen. Hier beim Raufen kannst Du sie gefahrlos entwickeln und mit verschiedenen Menschen ausprobieren.

In den nächsten vier Abschnitten möchte ich dem Thema noch etwas tiefer auf den Grund gehen und verschiedene Aspekte des Raufens näher beleuchten. Vorrangig um diese Fragen zu beantworten: Was genau ist Raufen eigentlich? Was passiert dabei konkret? Warum macht man das überhaupt?

Ich folge dabei einem einfachen Modell des menschlichen Bewusstseins, das ich in den letzten Jahren für meine Arbeit als Trainer, Berater, Coach und spiritueller Lehrer entwickelt habe. Es besteht aus vier Ebenen: der körperlichen, der emotionalen, der systemischen und der geistigen Ebene. Ich verzichte an dieser Stelle auf eine – zweifellos interessante – theoretische Vertiefung und hoffe, dass es sich durch die praktische Anwendung in den folgenden Abschnitten selbst erklärt.

Hier kann ich meine Kraft zeigen, und da sind sogar Männer, die das gut finden.

(Teilnehmerin, Rauftreff)

Raufen für Erwachsene

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