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Miteinander statt gegeneinander!

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Leider berührt das Wort Raufen noch ein weiteres gesellschaftliches Tabu, den körperlichen Ausdruck von Aggression. Hierbei handelt es sich allerdings um ein grundlegendes Missverständnis: Raufen wird oft fälschlicherweise mit Gewalttätigkeit assoziiert, was aber nicht der Realität entspricht. Beim Raufen kämpfen wir miteinander nicht – gegeneinander. Körperliche Gewalt heißt, einen anderen zu schlagen und zu treten, zu verletzen, ihm wehtun zu wollen, ihn wegzustoßen, abzulehnen oder nichts mit ihm zu tun haben zu wollen. All diese Aspekte gehören eindeutig nicht (!) zum Raufen, so wie es hier gemeint ist: Wir stoßen den anderen nicht weg, sondern ziehen ihn an uns heran; lassen ihn in unsere unmittelbare körperliche Nähe. Wir nehmen ihn so an, wie er ist, und spielen mit ihm ein gemeinsames Spiel. Diesen entscheidenden Unterschied kann man gar nicht genug betonen. Raufen soll beiden (!) Beteiligten guttun und ihnen Spaß machen. Es handelt sich eben nicht um die Ausübung von Gewalt!

An der Rauf-Akademie München erhalten wir öfter Anfragen für Rauf-Workshops mit dem Ziel, Aggressionen abzubauen. Diesen Anfragen liegt genau dieses Missverständnis zugrunde. Überlege einmal: Niemand, der bei klarem Verstand ist, möchte mit jemandem raufen, der seine Wut und seine Aggressionen herauslassen will. Das wäre völlig unzumutbar und mit unkalkulierbaren Risiken verbunden. Für diesen durchaus berechtigten Bedarf bieten wir andere Workshops an: In diesen wird zunächst mit Batacas gearbeitet; das sind „Knüppel“ aus Schaumstoff, mit denen man gefahrlos aufeinander einschlagen kann. 10 In mehr psychologisch orientierten Settings anderer Anbieter wird zu diesem Zweck häufig auf ein Kissen geschlagen. Die Teilnehmer – Männer und Frauen gleichermaßen – können auf diese Weise ihre angestauten Aggressionen abbauen und sozusagen „Dampf ablassen“. Erst danach werden sie ggf. auch an das Raufen herangeführt. Dies bedeutet einen ersten Schritt in Richtung innerer Versöhnung, weil die Auseinandersetzung auf der Basis eines fairen und friedlichen, wutfreien Niveaus stattfindet.

Raufen ist also kein (!) Ausdruck von Aggression und kein (!) Ausüben von Gewalt. Was Raufen aber sehr wohl bewirkt: Es macht uns lebendig! Es verbindet uns wieder mit unserer Kindheit. Wir werden unmittelbar an unser damaliges Dasein erinnert, als wir noch nicht so stark von gesellschaftlichen Zwängen bestimmt waren. Dieser starken und heilsamen Erinnerung wegen wird wohl auch hin und wieder der Vorwurf des „kindischen Verhaltens“ erhoben. Und in der Tat kann ich eine kindliche Herangehensweise an dieses Thema nur empfehlen. Auch so kann die neutestamentliche Aufforderung verstanden und interpretiert werden: „Wenn ihr nicht werdet wie die Kinder, werdet ihr nicht ins Himmelreich eingehen.“11

Es war eine Erinnerung an das Raufen in der Kindheit. Diese war lange verdeckt durch das Thema Sexualität. Hier war eine Möglichkeit, das wiederzuentdecken.

(Teilnehmerin, Rauftreff)

Raufen für Erwachsene

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