Читать книгу Kunstdenkmäler in Baden-Württemberg - Germaid Ruck - Страница 11

Konstanz Münster Unserer Lieben Frau, Sankt Pelagius und Sankt Konrad

Оглавление

• Kernbau ottonisch/romanisch. • Karolingische Krypta, 1. Hälfte 9. Jh., kurz vor 1000 erweitert. • Mauritiusrotunde, um 940; kurz nach 1300 umgebaut. • Ottonisches Querhaus und Chor, Ende 10. Jh. • Bedeutende Langhausarkaden, 2. Hälfte 11. Jh. • Seit Mitte 13. Jh. gotischer Ausbau: Türme und Kapellen. • Außenbau neugotisch verändert, seit 1846. • Ausstattungsstücke: u.a. Majestas-Goldscheibe, um 1000. • Heilig Grab, um 1270/80.

Das Marienmünster, Kirche des ältesten, um 600 gegründeten Bistums im südwestdeutschen Raum, liegt auf dem höchsten Hügel nördlich der Altstadt. Vom gewachsenen, ehemals umfangreichen Baukomplex haben sich die Basilika über kreuzförmigem Grundriss, Teile des Kreuzgangs im Norden sowie die Mauritiusrotunde im Nordosten erhalten.

Ältester Teil ist die Krypta, deren Seitenstollen einem karolingischen Kirchenbau angehören, der vermutlich in der 1. Hälfte des 9. Jh. über Vorgängern des 7. – 8. Jh. errichtet wurde und dem Bischof Konrad 940 die Mauritiusrotunde anschloss. In die Amtszeit Bischof Lamberts (995–1018) dürfte die Erweiterung der Krypta um einen dreischiffigen zentralen Stützenraum fallen – später, gegen Ende des 10. Jh. oder gar erst um 1123, kam nochmals ein westliches Stützenpaar hinzu.


Konstanz, Münster, Goldscheibe mit Majestas-Darstellung.


Konstanz, Münster, Langhausarkaden.

Derselbe Abt fügte dem karolingischen Münster die bestehende, gerade schließende Ostpartie samt Querhaus an. Nach Teileinsturz des Ersteren im Jahre 1052 betrieb Bischof Rumold die Erneuerung der Ostteile, in deren Zuge die niedrigeren Querschiffarme der Traufhöhe des Chores angeglichen wurden. Eine Weihe dieses Bereiches fand 1065 statt. Etwa zeitgleich entstand bis 1089 das Langhaus mit den erhaltenen prächtigen Arkaden über monolithen Säulen und achtseitigen Kapitellen nach Goslarer Vorbild.

In der Flucht des nördlichen Seitenschiffes wuchs seit dem beginnenden 12. Jh. ein erster, nach Teileinsturz 1128 wiederhergestellter Turm, dem 1160 ein weiterer, 1299 durch Brand zerstörter Vierungsturm folgte. Heute erhebt sich an seiner Stelle ein Dachreiter von 1566.

Die Eckdaten des Südturms – Mitte 13. Jh. begonnen und 1378/79 fertig gestellt – markieren zugleich eine erste gotische Ausbauphase: Nördlich des Münsters entstand seit 1300 mit dem zweischiffigen Südflügel, dem um 1320 der zweigeschossige Osttrakt folgte, das Kreuzgeviert, dessen Maßwerk der zeitgleichen Salemer Zisterzienserkirche nahe steht. Nord- und Westflügel fielen 1824 einem Brand zum Opfer. Um dieselbe Zeit wurde die Mauritiusrotunde erhöht und gewölbt sowie 1313 die Konradikapelle geweiht, deren Vorraum über der nördlichen Kryptenkammer liegt.

Unter Leitung namhafter süddeutscher Hüttenbaumeister setzte nach dem Konstanzer Konzil die zweite, nunmehr spätgotische Erweiterungs- und Ausbauphase ein: Sukzessive erhielt der Bau seit dem 2. Viertel des 15. Jh. neue Maßwerkfenster und Steingewölbe: Presbyterium 1430, Vierung 1432, Querhausarme und Maria-End-Chor im Süden 1432–36, Thomas-Chor im Norden 1438 und schließlich das nördliche Seitenschiff 1446–53. Vinzenz Ensinger, 1459–89 Münsterbaumeister zu Bern, zog ab 1453 Kapellen zwischen die Strebepfeiler des südlichen Seitenschiffes ein. Die beiden westlichen, Welser- und Franz-Xaver-Kapelle, gehören vermutlich bereits seinem Nachfolger Lux Böblinger an, der seit 1497 für das ehrgeizige Projekt verantwortlich zeichnete, das die Verbindung beider Westtürme zu einem westwerkähnlichen Quergitter durch die Einfügung eines gewaltigen Mittelturms vorsah. Bis 1517 erreichten die Türme ihre heutige gemeinsame Plattform; im Jahr darauf wurde die Vorhalle gewölbt, nachdem die prächtige Orgelempore im Inneren bereits 1516 eingezogen werden konnte. Sämtliche Turmbekrönungen, die seitlichen Maßwerkhelme von 1526 – im Volksmund despektierlich „Käseglocken“ genannt – sowie die mittige hölzerne Turmwächterstube, mussten 1853 Heinrich Hübschs allzu klein und trocken geratener „Turmnadel“ weichen.

Nach Reformation und Bildersturm wurden die Bauarbeiten erst im 17. Jh. wieder aufgenommen: 1623–26 erhielten die nördliche Kapellenreihe, 1679–83 das Mittelschiff ihre Gewölbe – bemerkenswerterweise beide in gotisierenden Formen. Fremd mutet die klassizistische Dekoration von Chor und Querhaus an, die seit 1776 Pierre Michel d’Ixnard, dem Hauptvertreter des südwestdeutschen Klassizismus, Carlo Pozzi und Johann Ferdinand Bickel anvertraut war. Im Zuge der Außenrenovierung, die ab 1846 in den Händen Heinrich Hübschs lag, wich das spätgotische Erscheinungsbild einem neugotischen – betroffen sind u.a. sämtliche Maßwerkfenster samt Verglasung. Originalgetreu rekonstruiert wurde lediglich 1979/88 das Äußere der Welserkapelle an der Nordwestecke.

Ein Großteil der einst hochrangigen Ausstattung fiel den Reformationswirren zum Opfer – so etwa der Hochaltar, ein Hauptwerk des Nikolaus Gerhaert von Leyden. Älteste und berühmteste Ausstattungsstücke des Münsters sind die in der Krypta ausgestellten so genannten Konstanzer Goldscheiben, die ursprünglich wohl der Verkleidung des Hauptaltars dienten. Zeitweise schmückten sie den Ostgiebel des Chores, wo sie heute durch Kopien ersetzt sind. Von den vier runden, feuervergoldeten Kupferplatten über Holzkern entstand die älteste und größte mit einem Durchmesser von 194, 4 cm, die eine Majestas Domini zwischen zwei Engeln zeigt, vermutlich um 1000 im Umfeld der Reichenauer ottonischen Renaissance. Die drei kleineren Scheiben mit den Darstellungen der Heiligen Konrad und Pelagius sowie dem Adler des Evangelisten Johannes stammen wohl vom Beginn des 13. Jh.

Kunstdenkmäler in Baden-Württemberg

Подняться наверх