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Reichenau-Mittelzell Münster Sankt Maria und Sankt Markus

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• Ehem. Benediktiner-Klosterkirche. • Karolingisch/ottonische Basilika. • Querhaus mit frühester ausgeschiedener Vierung von einem 816 geweihten Bau. • Langhaus Ende 10. Jh. • Ottonisches Westquerhaus mit Westchor und Turm Anfang 11. Jh. • Gotischer Chor 1477 geweiht.


Reichenau-Mittelzell, Münster, Westquerhaus.

Auf den hl. Pirmin, den Gründer des Klosters, der 724–26 auf der Insel weilte, dürfte eine erste hölzerne Anlage von Kirche und Konvent zurückgehen, die dendrochronologisch um 722 datiert ist. Bereits um die Mitte des 8. Jh. wurde eine steinerne Saalkirche mit eingezogenem Rechteckchor nach Westen verlängert und mit einer Vorhalle versehen.

Den besten Überblick über den in Jahrhunderten gewachsenen heutigen Bestand gewinnt man von Norden, wo einst das Kloster lag: Querhausarme und Vierung über jeweils quadratischem Grundriss gehören der 816 geweihten Kreuzbasilika Abt Heitos I. an; der östliche, ehemals in zwei Apsiden endende Teil dieser Zentralanlage wich einem gotischen, 1477 geweihten Chor. Abt Witigowo (985–97) unternahm den Bau des bestehenden Langhauses, an das schließlich, nach einem Brand, Abt Berno (1008–48) sein großartiges Westquerhaus anfügte.

Lisenen und Rundbogenfriese schmücken den vorspringenden Westturm, dem ein halbkreisförmiger Westchor für die Markusreliquien einbeschrieben ist. Eine erste vergleichbare Anlage existierte spätestens seit 873–88. Beidseitig flankieren ihn schmale, ehemals zweigeschossige Vorhallen mit weiten Bogenöffnungen und Pultdächern.

Vom gotischen Chor einmal abgesehen, überrascht im Inneren die erstaunliche Homogenität der verschiedenen Jahrhunderten angehörenden Bauteile. Höchste entwicklungsgeschichtliche Bedeutung besitzt das Ostquerhaus Heitos: Ungeachtet späterer Verunklärungen durch Chor- und Langhausanbau, führt er die zukunftsweisende Gestalt der ausgeschiedenen Vierung erstmals im Abendland ein. Die Pfeiler des witigowinischen Mittelschiffs wurden sämtlich im 12. bzw. 17. Jh. erneuert. Allein die Säule in der Doppelarkade zwischen südlichem Querhaus und Seitenschiff dürfte noch den ursprünglichen Zustand der Stützen dokumentieren.

Weiträumigkeit und ausgewogene Proportionen kennzeichnen das herrliche Westquerhaus Bernos, das auch mit der farbigen Rhythmisierung an Pfeilern und Bogenlaibungen seine nächsten Parallelen in zeitgleichen Kaiserbauten in Limburg an der Hardt und Speyer besitzt. Die Verbindung aus ausgeschiedener Vierung und halbkreisförmigem Markuschor im Turmuntergeschoss ist indes dem ehemaligen Ostchor des Straßburger Münsters nächst verwandt. Wie die so genannte Kaiserlaube unmittelbar über dem Markuschor war auch die Michaeliskapelle darüber einst durch Arkaden gegen das Querhaus geöffnet.

Die hervorragende Sandstein-Muttergottes am erneuerten Hochaltar dürfte um 1310–20, das Wandtabernakel mit Verkündigung um die Mitte des 15. Jh. entstanden sein. Von hoher Qualität ist die gravierte Bronzegrabplatte des Abtes Georg Piscator († 1519). Für die Autorschaft Hans Vischers aus Nürnberg sprechen die Buchstaben am Abtsstab HANSF. Am nördlichen Vierungspfeiler schmücken Wandmalereien des frühen 14. Jh. die „Kana“-Nische für die Krug-Reliquie der biblischen Hochzeit. Weitere Wandmalereien im ausgeschiedenen Mönchschor gehören dem 16. Jh. an. Der um 1470 entstandene Markusaltar im Westchor enthält einen schlichten Steinsarg des 11. Jh.

Die spätgotische Sakristei dient heute als Schatzkammer: Besondere Beachtung verdienen eine Elfenbeinpyxis des 5. Jh., der so genannte Krug der Hochzeit von Kana, eine spätantike Marmorhydra mit vergoldeter Kupferblechfassung des 15. Jh. und ein byzantinisches Brustkreuz mit Reliquien des Heiligen Kreuzes und Blutes aus der 2. Hälfte des 9. Jh. Ebenfalls hier aufbewahrt wird das nach seinem ursprünglichen Aufstellungsort benannte Oberzeller Kreuz, das um 1120–40 vermutlich als Triumphkreuz entstanden sein dürfte.

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