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Die Romanik – Erneuerung monastischer Kultur
aus dem Geiste der Reformbewegungen

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Die Großbauten der Salier und Staufer, der beiden führenden Herrschergeschlechter in der Epoche der Romanik, liegen außerhalb der Grenzen Baden-Württembergs. Mit ihren Werken in Speyer und Limburg an der Hardt einerseits und in Worms, Mainz, Bamberg oder Naumburg andererseits kann allenfalls das als Pfarrkirche und Grablege der Zähringer errichtete romanische Münster in Freiburg im Breisgau den Vergleich antreten. Auch sonst erreicht die Romanik hierzulande nicht die Blüte wie im Elsass oder an Mittel- und Niederrhein.

Dessen ungeachtet bietet das Land ein reiches Bild bedeutender Bauwerke – reich vor allem dank der Ausbildung vielfältiger Bautypen im fruchtbaren stilistischen Austausch mit angrenzenden Kunstlandschaften, mit der Pfalz, der Schweiz und Frankreich – sogar italienische Einflüsse sind nachweisbar. Erstmals kommt es hier zur Ausprägung regionaler Eigenarten in der Baukunst. Am Oberrhein etwa lässt sich eine elsässisch beeinflusste Gruppe von Bauten zusammenfassen, die sich über bauplastische Parallelen hinaus durch Doppelturmfassaden und die Bevorzugung von Säulen als Langhausstützen auszeichnet. Neben dem romanischen Münster in Freiburg im Breisgau gehören dazu die romanischen Teile des Breisacher Münsters, Schwarzach, aber auch Lobenfeld und die Stiftskirche in Ellwangen.

Charakteristisch für viele schwäbische Kirchen sind dagegen Osttürme. Eine Gruppe besticht hier durch üppiges Bauornament, das von spezifisch oberitalienischen Formen durchsetzt ist. Neben Brenz, Faurndau, der Johanneskirche in Schwäbisch Gmünd und Oberstenfeld zeichnet sich vor allem die kleine Walterichskapelle in Murrhardt durch Sorgfalt und Qualität ihres Schmuckes aus.

Weitere Impulse zur Ausdifferenzierung von Bautypen gingen von den Reformorden aus, die im Südwesten früher und tiefer Wurzeln schlugen als andernorts in Deutschland. 1079 fasste Abt Wilhelm von Hirsau (1069–91) seine persönlichen Auslegungen der vorangegangenen cluniazensischen Reformgedanken in den „Constitutiones Hirsaugienses“ zusammen, die binnen kürzester Frist eine enorme Reformbewegung auslösten, deren ganze Stoßkraft erst vor dem Hintergrund des gleichzeitigen Investiturstreites verständlich wird: Mit der Rückbesinnung auf die Regeln des hl. Benedikt und der Forderung nach einer vollständigen Unabhängigkeit der Klöster von jeglicher weltlicher Einflussnahme griff Abt Wilhelm Gedanken auf, die bei weiten Teilen des Adels auf breite Zustimmung trafen und dessen tatkräftige Unterstützung fanden. Viele von ihnen stellten sogar ihre Hauptwohnsitze für neue religiöse Niederlassungen zur Verfügung, so etwa in Sindelfingen, Weingarten, Zwiefalten oder Lorch.

Während die Zahl der Mönche in Hirsau selbst und in den zahlreichen Neugründungen, die dem Mutterkloster wie in Weilheim oder Klosterreichenbach als Priorate verbunden blieben, stetig zunahm, litt gleichzeitig die Anziehungskraft der alten Reichsklöster. Viele Äbte, die aus den Reihen Hirsauer Mönche hervorgegangen waren, standen Neugründungen im Geiste Hirsaus vor. 1079 wurde das Kloster in Schaffhausen reformiert, 1084 und 1085 kamen die ersten Mönche aus Hirsau nach Sankt Georgen und Blaubeuren, 1088 und 1089 wurden die ersten Äbte aus Hirsau nach Weingarten und Zwiefalten berufen und Anfang des 12. Jh. zogen Hirsauer Mönche nach Neresheim.

Der epochale Bau des Mutterklosters Sankt Peter und Paul in Hirsau, der noch zu Lebzeiten Abt Wilhelms errichtet wurde, ist nur als gewaltige Ruine überkommen. Wennschon nicht schulbildend im engeren Wortsinn, so fanden doch architektonische Besonderheiten dieses Baus, die den spezifischen Forderungen der „Constitutiones“ Rechnung trugen, Berücksichtigung in vielen neu gegründeten Klöstern. Am augenfälligsten ist die Vergrößerung des Mönchschores über die Vierung hinaus bis in das östliche Langhausjoch, wo meist ein besonders hervorgehobenes Stützenpaar das Ende des Chorus minor markiert. Letzterer war den Laienbrüdern sowie älteren oder kranken Mönchen, die nicht mehr am Chorgebet teilnehmen konnten, vorbehalten.

Ein weiteres Charakteristikum, die Vielzahl von Nebenräumen im Chorbereich, die der Aufstellung zusätzlicher Altäre dienten, wird der Vorgabe der „Constitutiones“ gerecht, wonach jeder Priestermönch täglich eine Messe zu lesen hatte.

Die zweite, ebenfalls benediktinische Reformbewegung, die das Land seit den 30er Jahren des 12. Jh. erfasste, ging von den Zisterziensern aus, die 1108 als selbstständiger Orden bestätigt wurden. Seinen Namen verdankt der Orden dem 1098 durch Bernhard von Clairvaux selbst gegründeten Mutterkloster in Cîteaux. Zu seinen frühesten Gründungen auf baden-württembergischen Boden gehören Salem (1134), Schönau (1142) und Maulbronn (1147). Von letzterem gingen wiederum zahlreiche Tochtergründungen aus, u.a. Bronnbach (1151–57) und Schöntal (1155), und von Schöntal selbst Bebenhausen (1187).

Fester Bestandteil dieser Reform waren strenge Bauvorschriften, die weniger auf einen bestimmten Typus als vielmehr auf den bescheidenen Gesamtcharakter der Architektur abzielten. Bezeichnend wurden einfache, lang gestreckte Kirchen mit meist gerade schließenden Chören und vier bis sechs Kapellen an den Ostseiten des Querhauses. Da die Kirchen nur für Ordensangehörige zugänglich waren, geben sich die Westfassaden betont schlicht. Statt der üblichen Türme begnügte man sich ohnehin mit Dachreitern zur Unterbringung der Glocken. Auch Buntglasfenster und plastischer Bauschmuck fielen den auf Askese bedachten Vorschriften zum Opfer. Was Wunder, wenn sich im Gegenzug die gesamte Sorgfalt oft auf die saubere Fügung des nackten Großquaderwerks konzentrierte, das sich seit 1100 am Oberrhein zu verbreiten begann.

Keinem festen Architekturtypus verpflichtet sind dagegen die annähernd gleichzeitigen Gründungen der Prämonstratenser (Rot an der Rot, 1126; Weißenau, 1145; Obermarchtal, 1171; Schussenried, 1183; Allerheiligen, 1191–96) und Augustiner-Chorherren (u.a. Sindelfingen, Öhringen, Lobenfeld, Bad Waldsee).

In den Bauten der Bettelorden, der Dominikaner und Franziskaner, werden im 13. Jh. die asketischen Architekturideale der Zisterzienser gewissermaßen neu belebt, nunmehr aber in der Sprache der Gotik. Ihre frühesten Niederlassungen, etwa die 1236 erbaute Dominikanerkirche in Konstanz, sind freilich noch der Spätromanik verhaftet.

Mit Blick auf die Gesamtepoche der Romanik zeichnen sich in der Architektur des Landes die nämlichen Tendenzen wie andernorts ab. Charakteristisch sind die neue Monumentalität der Bauten und ihre klaren Raumverhältnisse und Grundrisse, die im Gebundenen System nicht selten aus den Maßen des Vierungsquadrates entwickelt werden. Das Großquaderwerk, das unter den Staufern üblich wird, begünstigt sowohl eine zunehmende Wandstufung und -modellierung wie auch die neue Fülle plastischen Bauschmuckes. Um dieselbe Zeit verschwinden die noch in salischer Zeit üblichen Würfelkapitelle. Die neuen, schlankeren Formen werden zusammen mit den Tympana der Portale zu bevorzugten Zonen der Schmuckfreude, so etwa in Alpirsbach, im romanischen Freiburger Münster oder in der Stiftskirche in Ellwangen. Von dem reichen Außenschmuck einiger schwäbischer Kirchen im Umkreis von Brenz, Faurndau und Murrhardt war bereits die Rede.

Bleibt noch festzuhalten, dass der Großteil der Bauten bis weit ins 13. Jh. hinein keine Wölbungen besaß. Lediglich einzelne Teile des Kirchenraumes, Chorbereiche und Vorhallen – Krypten ohnehin –, waren durch Gratgewölbe ausgezeichnet. Rippengewölbten Großbauten begegnet man erst seit dem späten 12. Jh. in der Stiftskirche in Ellwangen oder in den romanischen Münstern von Breisach und Freiburg im Breisgau.

Unvollständig bliebe das Bild romanischer Architektur ohne die Erwähnung des Profanbaus, der in staufischer Zeit in Wohngebäuden und Verteidigungsanlagen erstmals künstlerische Gestalt annimmt. Vorangegangen war noch unter den späten Saliern die Konstituierung der Erblichkeit von Lehen, was die Baufreudigkeit vieler Adliger weckte. Unter den zahlreichen Burgen, die in der Folgezeit entstanden, ragt zweifellos die relativ gut erhaltene Kaiserpfalz in Bad Wimpfen am Berg heraus.

Die Blüte ottonischer Wandmalerei auf der Reichenau erlebt ebenda ein bedeutendes Nachspiel in der Chorausmalung der Niederzeller Kirche. Ihre strenge, hierarchische Komposition weist freilich bereits romanische Züge auf. Weitere Zeugnisse dieser Kunstgattung bieten die vollständig, wenn auch nur mäßig gut erhaltene Ausmalung des Chores in Lobenfeld und die Wandbilder in Burgfelden. Bemerkenswert, weil selten, ist sodann die in neuerer Zeit wiederhergestellte Außenbemalung der Denkendorfer Kirche.

Unter den Skulpturen der Zeit ragt das berühmte Freudenstädter Lesepult mit den etwas unterlebensgroßen vollplastischen Figuren der vier Evangelisten heraus. Die Kirchen in Obermarchtal, Reichenau-Mittelzell und Saulgau besitzen jeweils lebensgroße Holzkruzifixe. Eine Rarität ist auch die gedrechselte Sitzbank in Alpirsbach aus dem 12. Jh. Zu den Meisterwerken der Goldschmiedekunst zählen fraglos der Radleuchter und das kostbare Antependium, beides Stiftungen Abt Hartwigs (1103/04–39), in der Klosterkirche zu Groß-Komburg.

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