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„Der größte mittelalterliche Kongress des ganzen Abendlandes“ – Das Konstanzer Konzil 1414–18

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Auf Veranlassung König Sigismunds und Papst Johannes XXIII. wurde dieser „größte mittelalterliche Kongress des ganzen Abendlandes“ (K.A. Fink), das 16. Ökumenische Konzil der Kirchengeschichte, nach Konstanz einberufen, um das nahezu vierzig Jahre währende große Schisma zu beenden. Gleich drei Päpste erhoben Anspruch auf den Stuhl Petri: der persönlich anwesende JohannesXXIII. (Pisaner Obödienz), Gregor XII. (römische Obödienz) und der im südfranzösischen Avignon residierende Benedikt XIII. Zahlreiche Gesandte sowie die Kardinalskollegien der drei Päpste, viele Bischöfe, Fürsten, Gesandte von Königen und Universitäten sowie bedeutende Gelehrte aus ganz Europa weilten für mehrere Jahre in der Stadt. Erst 1417, nachdem in zähem Ringen sämtliche amtierenden Oberhäupter der Kirche abgesetzt bzw. zur Abdankung bereit waren, konnte das Konklave vom 8. bis 10. November im Konstanzer Münster zusammentreten. Zum neuen Papst wurde Kardinal Colonna gewählt, der als Martin V. den Namen des Tagesheiligen annahm.

Die Diskussion einer Kirchenreform von „innen“, ebenfalls brisanter Programmpunkt des Konzils, endete für den böhmischen Reformator Johannes Hus, trotz der Zusicherung freien Geleits, mit seiner Verbrennung als Häretiker: In der Folge brachen über Ost- und Mitteldeutschland die verheerenden Hussitenkriege herein.

Im Westportal sind 1470 datierte geschnitzte Türflügel von Simon Haider mit je zehn Szenen aus dem Leben Christi eingelassen. Die Büsten der Münsterpatrone in den Lünetten darüber kamen Anfang des 16. Jh. hinzu. Über dem Portal befindet sich ein spätgotischer Kruzifixus, der so genannte „Große Herrgott von Konstanz“.

Als architektonisches ‚Kabinettstück‘ der Spätgotik kann die Welserkapelle an der Nordseite des Turmes gelten. Ihr berühmter Prophetenfries unter den Sohlbänken der Fenster stammt vom Ende des 15. Jh. Am nordöstlichen Vierungspfeiler findet sich eine frühe, um 1200 entstandene Muttergottesstatue mit weitgehend originaler Fassung. Die Entwürfe für das beachtliche Chorgestühl lieferte Nikolaus Gerhaert von Leyden. Seine Ausführung 1466–71 lag bei der Werkstatt Simon Haiders und in der Hand des oberrheinisch geschulten Heinrich Yselin, der 1470 die Büstenreliefs der Rückwand ausführte.

Im Nordquerhaus führt ein sechseckiger, filigraner Treppenturm, der so genannte „Schnegg“, in die Obere Sakristei. In die Brüstungen der ehemals bunt gefassten, burgundisch beeinflussten Zierarchitektur, die Meister Antoni 1438 entworfen hat, sind qualitätsvolle Reliefs mit typologisch gegenübergestellten Szenen des Alten und Neuen Testamens eingelassen: Gideons Fall, Mariä Verkündigung, Geburt Christi und brennender Dornbusch. Die Ecken besetzen je zwei Prophetenfiguren.

Im Chor der östlich anschließenden Konradikapelle fand der einzige in Münsterbesitz verbliebene spätgotische Flügelaltar Aufstellung, eine Stiftung Hugos von Hohenladenberg aus dem Jahre 1524. In neugotischem Rahmen zeigt die Mitteltafel über der Predella mit der Grablegung eine volkreiche Kreuzigung vor nachtschwarzem Himmel. Die Heiligen Pelagius und Konrad, letzterer mit anbetenden Stiftern, nehmen die inneren Seitenflügel ein, während die äußeren die Heilige Sippe zeigen.

In der Mitte der um 1300 umgebauten ottonischen Mauritiusrotunde steht das kunst- und liturgiegeschichtlich hochinteressante Heilige Grab, eine ‚getreue‘ Nachbildung der Grabeskirche in Jerusalem – eine vergleichbare Anlage besitzt der Magdeburger Dom. Der zweigeschossige, über unregelmäßigem Zwölfeck entwickelte Zentralbau aus Sandstein wurde um 1270/80 in der Formensprache der französischen Hochgotik errichtet. Seine Fassung ist nach derjenigen von 1560 rekonstruiert.

Sämtliche Wandflächen zwischen den dreiteiligen Dienstbündeln lösen sich in feinem Maßwerk auf. Verknappt und doch lebhaft ist der Erzählstil, der die Skulpturen der oberen Zone zu Szenen aus der Jugend Christi verbindet. Zwischen den bekrönenden Wimpergen, die den Ansatz des Zeltdaches verbergen, befinden sich Statuen der zwölf Apostel. Weitere Skulpturen im Inneren nehmen Bezug auf das Ostergeschehen, die drei Marien, Wächter am Grab und Engel – der hölzerne Schrein stammt erst von 1552.

Ebenfalls im Südosten des Kreuzgangs liegt die Silvesterkapelle, die 1472 vollständig mit einem Passionszyklus und dem Weltgericht ausgemalt wurde. Ein weiterer Freskenzyklus mit Szenen aus dem Leben des hl. Nikolaus entstand um 1400 in der entsprechenden Kapelle im Obergeschoss des südlichen Kreuzgangflügels. Hier befindet sich auch die Obere Sakristei, deren Ostwand ein in Tempera gemaltes Altarwandbild aus dem Pestjahr 1348 einnimmt. Seine scheinarchitektonische, an oberitalienische Vorbilder gemahnende Rahmung fasst eine Kreuzigung, deren lyrisch zarte Zeichnung und weiche Farbmodellierung für die Kunst des 14. Jh. an Bodensee und Oberrhein charakteristisch sind.

Kunstdenkmäler in Baden-Württemberg

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