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ОглавлениеFür passend aufschlussreich erachte ich indessen das weitere Verhalten meines Vaters zur erwähnten Problematik, welches sich wie folgt entwickelte:
Er stand zwar der neuartigen Orientierung seiner zwei mittleren Söhne in weltanschaulicher Hinsicht anfangs ziemlich skeptisch gegenüber, machte uns jedoch keinerlei Vorwürfe. Im Gegenteil: Schon bald nach jener dramatischen Szene vom Juni 1950 nahm er uns bedachtsam zur Seite und sagte mit entgegenkommendem Gesichtsausdruck: „Ihr beiden habt jetzt das Alter und die Erfahrung, selbst zu entscheiden, was für euch richtig ist. Ich will euch künftig nicht mehr hineinreden. Falls ihr meine Hilfe braucht, stehe ich euch selbstverständlich jederzeit zur Verfügung. Aber bevormunden werde ich euch fortan nicht mehr. Das sollt ihr wissen. Ich hoffe nur, dass ihr einen edlen Pfad des Lebens wählt und es niemals bereut. Achtet streng darauf, euch unter keinen Umständen selbstherrlich über andere zu erheben, denn Hochmut kommt vor dem Fall! In diesem Sinne wünsche ich euch alles erdenklich Gute und Schöne für eure Zukunft!“, lautete seine warmherzige Äußerung.
Derart erhabene Augenblicke würden sich gewiss bei jedem von uns für immer unauslöschlich im Bewusstsein einprägen, so natürlicherweise auch bei Abel und mir.
Dem Vater blieben wir übrigens für seine gütigen Worte fortwährend dankbar verbunden und der Mutter sowieso, zumal wir deren unmittelbaren Einflussnahme bereits mit vierzehn Jahren entglitten, indem wir uns in Meißen gemeinsam ein möbliertes Zimmer nahmen, weil 1951 unsere Lehrausbildung begann (neunte und zehnte Klassen gab es damals an den üblichen Schulen noch nicht). Es war unsere feste Absicht, so schnell wie irgend möglich eigenes Geld zu verdienen, wohl nicht zuletzt auch deshalb, um das ohnehin permanent dürftige Familienbudget zu entlasten.
Ob mein einstiger Entschluss, beruflich eine andere Richtung einzuschlagen als von meinen lieben Eltern erhofft, richtig war, vermag ich aus heutiger Perspektive nicht zweifelsfrei zu beantworten. Eine gewisse Ironie des Schicksals ist freilich nicht zu leugnen. Vielleicht fände ich jetzt mehr innere Ruhe und Gelassenheit. Ich weiß es nicht. Doch allein die gedankliche Vorstellung, dass ich mich weder an eigenen Kindern noch Enkeln erfreuen könnte (und dieser zutiefst inhumane Auftrag soll gottgewollt sein?), hätte mich wohl eher zu einem rebellischen anstatt zum friedfertigen Hirten und Vermittler der althergebrachten Glaubensrichtung gedrängt.
Wenn ich zudem seit der Wiedervereinigung beider deutscher Staaten schon mehrfach die offizielle Forderung vernehmen musste, die Lehre Jesu müsste noch konsequenter durchgesetzt werden, vor allem in den Schulen, und unsere einstige Bundesfamilienministerin, die fraglos achtbare Ursula von der Leyen, zuerst speziell mit den beiden Amtskirchen ein „Bündnis für Erziehung“ schloss, so kamen mir postwendend gewisse Bedenken hinsichtlich unseres Demokratieverständnisses.
Verfügen ausschließlich Christen über fundierte Werte und Normen für eine humanistische Bildung und sittliche Unterweisung der Jugend, frage ich zunehmend besorgt. Könnten und müssten nicht gleichermaßen auch Juden, Moslems und selbstredend Atheisten sinnträchtige Orientierungshilfen einbringen? Ferner gebe ich zu bedenken, dass rund achtzig Prozent der Bevölkerung in den neuen Bundesländern überhaupt keiner religiösen Gemeinschaft angehören. Haben sie die vorausgegangene Diktatur lediglich abgeschüttelt, um sich fortan zusehends einer staatlich sanktionierten Vormundschaft der Kirchen zu fügen?
Apropos Ursula von der Leyen: Trotz meiner vorgebrachten Kritik ist sie eine wahrhaft erstaunliche Frau! Allein die Tatsache, dass sie sieben Kinder zur Welt brachte, nötigt mich zu hoher Ehrfurcht. Ach, wir Männer! Wer von uns wollte jemals auch nur einen Bruchteil davon leisten?
Natürlich ist auch mir bekannt, dass manche Leute entgegenhalten, sie konnte sich aufgrund ihrer materiell günstigen Lage jederzeit die nötige Hilfe von außen leisten. Na und? Gönnen wir es ihr doch! Statt uns ehrlich darüber zu freuen, verfallen wir manchmal in spießigen Neid. Auch wenn bei uns die meisten Familien aus finanziellen Gründen auf solche Dienste verzichten müssen, sehe ich nicht den geringsten Anlass, diese hervorragende Persönlichkeit durch Missgunst zu schmähen. Wie sonst wäre sie geeignet und überhaupt imstande, ihre ungemein verantwortungsvolle Funktion sinnträchtig auszuüben? Die überaus faszinierende Lady von adligem Geblüt vermittelt Sachkenntnis, strahlt Innigkeit, Zuversicht und Leidenschaft aus. In diesem Falle sind die entsprechenden Tätigkeitsbereiche anscheinend vortrefflich besetzt worden. Wie oft erleben wir, dass karrieresüchtigen Möchtegernen bestimmte Ämter zugeschanzt werden, denen sie einfach nicht gewachsen sind, weil es ihnen am dafür erforderlichen Fachwissen und Herzblut mangelt.
Und noch eine Anmerkung:
Während sich menschliche Güte und Wärme bei Ursula von der Leyen schon von ihren Gesichtszügen unschwer ablesen lassen, vermag ich das bei Angela Merkel selbst mit bestem Willen nicht wahrzunehmen und bei Peer Steinbrück erst recht nicht. Im Gegenteil: Es sind kaltherzige Politiker. Zugestanden: In solchen Höhen bedarf es einer reichlichen Portion fest verinnerlichter Skrupellosigkeit, um erfolgreich zu bleiben. Daher ist kaum zu erwarten, dass die eben aus tiefster Überzeugung gepriesene „Sonnenfrau“ jemals Bundeskanzlerin wird. Eher wäre zu befürchten, sie könne eines Tages von ihren eigenen Parteileuten weggedrückt werden. Eine Persönlichkeit, die eindringlich vor zunehmender Altersarmut warnt, sich entschlossen für eine Zusatzrente an Bedürftige einsetzt und darüber hinaus für eine verbindliche Frauenquote kämpft, findet nicht unbedingt die Zustimmung der CDU-Autoritäten. Schließlich verkündete Frau Merkel voller Inbrunst, es handle sich unter ihrer Regentschaft um die erfolgreichste Regierung seit der Wiedervereinigung (Dezember 2012).
Beim SPD-Kandidaten für das erlauchte Amt frage ich mich sowieso, wie ein Mann, dessen Nebeneinkünfte (!) zum Beispiel das Gehalt der Regierungschefin übertreffen, jemals die Probleme der einfachen Leute verstehen und obendrein noch deren Interessen glaubhaft vertreten will. Aber darauf kommt es in der elitären Politik offenbar überhaupt nicht an. Die unverkennbare Arroganz des Herrn Steinbrück soll hier gar nicht erst näher ins Blickfeld gerückt werden, obwohl es genau das ist, was mich an ihm wirklich stört, nicht das viele Geld. Dafür muss er ja etwas leisten, und sein Marktwert ist eben pfundig. Ob hingegen die jeweilige Vergütung für seine Reden tatsächlich angemessen oder entschieden zu hoch ist, steht auf einem anderen Blatt, besonders wenn man bedenkt, dass sie ja von den Bankiers und Wirtschaftsbossen nicht aus eigener Tasche bezahlt wird. Aber das vermag ich nicht zu beurteilen.
Dessen ungeachtet liegt die Vermutung nahe, dass die SPD-Größen mit der Nominierung ihres Kandidaten für den erlesenen Posten den Bock zum Gärtner machten. Der stolpert doch buchstäblich von einem Fettnäppchen ins andere. Es ist ja fraglos ehrenwert, wenn der emsige Peer offen sagt, was er denkt. Doch wie er sich äußert, wirkt oftmals anstößig. So verglich er beispielweise das Kanzlergehalt mit dem Einkommen von einigen Sparkassendirektoren und meinte, Ersteres wäre zu niedrig. Sicher, wenn man dabei Leistung und Verantwortung in die Waagschale legt und von allen Seiten gründlich prüft, findet sich schnell ein himmelweiter Unterschied, der uns zwingend dazu veranlasst, dem Kritiker vorbehaltlos zuzustimmen.
Aber der Sachverhalt hat selbstredend auch eine Kehrseite, die von den Herrschenden bewusst gedämpfter offenherzig ins Kalkül gezogen wird. Man könnte immerhin entgegenhalten, dass die Gehälter bestimmter Führungskräfte, namentlich im Wirtschaftssektor, viel zu üppig sind.
Doch unter kapitalistischen Bedingungen wird sich das in absehbarer Zeit wohl kaum nennenswert ändern. Es handelt sich schließlich um ein Gesellschaftssystem, das auf Gewinnstreben beruht und mit Gerechtigkeitsempfinden wenig im Sinn hat. Moral ist da selten gefragt.
Allein was soll’s? Da helfen weder Klagelieder noch Schimpfkanonaden. Wir müssen mit den Tatsachen leben. Es sei denn, man verfügt über den erforderlichen Mut und die nötige Kraft, ernsthaft aufzubegehren. Dafür braucht es Verbündete.
Fazit:
Es hat eben jeder Mensch seine Eigenheiten, so auch Herr Steinbrück. Trotz vorgebrachter Bedenken ist ihm aber zuzutrauen, dass er das Staatsschiff nicht weniger clever durch die gewiss noch bevorstehenden, teils überaus heftigen Stürme lotsen könnte als die bereits mehrfach bewährte Kapitänin Angela. Wir werden ja bald erfahren, wer den deutschen Ozeanriesen künftig manövriert und was dabei herauskommt.
In diesem Zusammenhang dürfte nicht uninteressant bleiben, welche Rolle der am 14. April 2013 neu gegründeten „Partei für Deutschland“ zukommt. Es ist stark anzunehmen, dass sie noch für heftige Überraschungen sorgen wird, denn sie verfügt fraglos über ein anderes Kaliber als die Piratentruppe. Mal sehen, wohin die Reise geht.
Jetzt aber ohne Umschweife wieder hin zu den oben angedeuteten religiösen Fragen!
Wer für seine verbindlich eingesaugten Glaubensbekenntnisse bestimmte Riten und Bräuche will oder benötigt, soll sie auch haben. Solange derartige Gepflogenheiten niemandem schaden, ist ja nichts Ernsthaftes gegen sie einzuwenden. Lasst doch jeden Menschen die Privatsphäre gestalten, wie es seinem individuellen Verlangen entspricht!
Und ich wiederhole: Ehre all denjenigen, die es aufrichtig meinen mit ihrer Religion und dabei auch noch tolerant bleiben gegenüber Andersdenkenden, indem sie dem verhängnisgeschwängerten Fanatismus edelmütig widerstehen.
Es ist heute nicht wesentlich anders als früher: Wer die humane Botschaft des Evangeliums, den biblischen Dreiklang von Glaube, Liebe, Hoffnung versteht und bewahrt, wird auch danach handeln und sich nicht durch gelegentlichen Missbrauch kirchlicher Macht fehlleiten lassen.
Dagegen sollten wir für das scheinheilige Getue opportunistischer Mitläufer jedweden Kalibers keinerlei Verständnis aufbringen! Allerdings ist einzuräumen, dass sich im normalen Alltag die charakteristischen Unterschiede nicht ohne Weiteres offenbaren und es daher den Prinzipienlosen häufig gelingt, sich über einen längeren Zeitraum chamäleonartig zu tarnen, ihre wahren Absichten selbst den Nächsten gegenüber zu verbergen. Es sind Halunken!
Sonach dürften wir gut beraten sein, einer altbewährten Devise zu folgen. Sie lautet: „Vertrauen ist gut, Kontrolle jedoch besser.“
Wenn nämlich inzwischen bei uns landesweit zu beobachten ist, wie das gesamte gesellschaftliche Leben unverkennbar von spirituellen Begehren durchdrungen wird, müsste Skepsis sehr wohl angebracht sein. Nicht nur, weil solche Praktiken von tatsächlichen Problemen meist ablenken, sondern im Endeffekt auch die freigeistige Kultur mannigfacher Art gezielt infrage stellen. Sicher, wo der Profit dominiert, werden (Schein-)Bedürfnisse des Volkes von den Herrschenden gern vernommen und mitunter auch bewusst gefördert, speziell nach dem traditionell bewährten Motto: „Nimm hin dein irdisches Schicksal und vertraue auf Gott!“ Umso mehr stehen wir in der Pflicht, fortwährend wachsam und couragiert zu bleiben!
Warum um Himmels willen befallen mich andauernd derart ketzerische Gedanken? Bin ich etwa schon definitiv zeitlebens davon verseucht? Oder ergeht es mir ebenso wie unzähligen Erdenkindern, die letztlich nur begreifen und akzeptieren, was sie selbst für richtig halten? Hinzu kommt, dass wir allenthalben Staubgeborenen begegnen, die sich prompt angegriffen fühlen, sobald jemand eine Meinung äußert, die nicht ihrer persönlichen Auffassung entspricht. Ob es mir im Laufe dieser Darbietung gelingt, bei mir und anderen wenigstens eine Spur daran zu rütteln?
Nichtsdestominder bekenne ich hier unverblümt: Schon seit Langem fasziniert mich die einzigartige Lehrgedichtsfolge „Über die Natur der Dinge“ vom altrömischen Poeten und Philosophen Lukrez auf besondere Weise. Als erklärter Jünger Epikurs versuchte der Gelehrte, die Menschen von ihrem törichten Aberglauben zu befreien, indem er anschaulich auf die naturbedingte Existenz aller Dinge und Erscheinungen sowie auf deren Vergänglichkeit verwies. Da blieb kein Platz für himmlisches Wirken. Immer waren es phantasiebegabte Kreaturen aus den Reihen des Homo sapiens, die sich ihre Götter schufen und niemals umgekehrt.
Sonach stellte Lukrez zwangsläufig sämtliche Fundamente religiöser Ordnungen infrage, was freilich in mancherlei Hinsicht heftigen Widerspruch auslöste (das Christentum gab es damals noch nicht).
Wenn aber nach seiner Lehre auch unsere Seele sterblich ist, kann es logischerweise kein Leben nach dem Tod geben. Falls das stimmt, müsste all unser Bemühen umso nachhaltiger diesseitig orientiert bleiben, fortwährend nach „Lustgewinn und Schmerzreduktion“ streben, anstatt auf ein vermeintliches Paradies im Himmelreich zu hoffen.
Das ist jedenfalls auch meine feste Richtlinie, seitdem ich mich intensiv mit philosophischen Fragen beschäftige (obwohl ich einräume, dass ich mit einem beständigen Glauben an einem universellen Schöpfer mitunter sicherlich besser zurechtkäme). Doch solange man eine bestimmte weltanschauliche Position nicht ehern verinnerlicht hat, sollte man sie auch nicht zur Schau tragen. Es wäre Heuchelei!
Schließlich dürfen meine wackeren Wegbegleiter erfahren: Nicht einmal „Jesus, der Kapitalist“ vermag es, an meiner atheistischen Überzeugung zu rütteln (unter diesem Haupttitel erschien 2012 eine durchaus interessante Streitschrift von Robert Grözinger). Der Autor sucht darin nach dem „christlichen Herz der Marktwirtschaft“ und glaubt offenbar, es wäre bereits in der Heiligen Schrift unverkennbar auszuspüren.
Bewanderte und gleichermaßen kritische Leser werden vermutlich ohne Skepsis zubilligen, dass es wohlerwogen ist, uns stets nach jener lateinischen Weisheit zu richten, die auf eine urteilende Vernunft zielt und fordert: „De omnibus dubitandum.“ Übersetzt: „An allem ist zu zweifeln.“
Nebenbei bemerkt, auch Karl Marx machte sich diesen klassischen Sinnspruch zu Eigen und schrieb ihn sogar in das Poesiealbum seiner Tochter Laura. Da behaupte noch einer, er sei Dogmatiker gewesen! Im Übrigen ist anzunehmen, dass er bezüglich der theoretischen Durchdringung des kapitalistischen Wirtschaftslebens mehr vollbracht hat, als sämtliche Nationalökonomen Deutschlands gegenwärtig dazu imstande wären. Selbst wenn die Betroffenen hierauf noch so aufwallen, ihre Erregung ändert nichts am gegebenen und daher überprüfbaren Sachverhalt.
Zudem finde ich es bezeichnend, dass der Vatikan noch am 14. Februar 1951 (!) allen römisch-katholischen Christen verbot, „Das Kapital“ von Karl Marx zu lesen. Hatte der damalige Vertreter Gottes auf Erden, Papst Pius XII., so wenig Vertrauen in die Urteilskraft seiner Gläubigen? Oder betrachtete der geistliche Oberhirte sie lediglich als fromme Schafe? Gegebenenfalls übersah der Heilige Vater dabei selbst den Tatbestand, dass die oft zitierte Aussage von Marx, Religion sei Opium fürs Volk, nicht erst in dessen Hauptwerk, sondern wesentlich früher formuliert wurde? Doch sofern man bedenkt, dass der genannte Pontifex maximus bereits ein Jahr zuvor in seinem Apostolischen Rundschreiben „Humani Generis“ neuzeitliche Lehren in der Kirche grundsätzlich verurteilte, dürften sich weitere Fragen ohnehin erübrigen. Zwar gab sein übernächster Nachfolger, Papst Paul VI., im Dezember 1965 „aus eigenem Antrieb“(?) einen Erlass heraus, mit dem er die Liste verbotener Bücher (annähernd 6000!) aufhob, die sittliche Verbindlichkeit des Verzeichnisses jedoch betonte. Daran hat sich bis zum heutigen Tage nichts geändert. Ist auch der „Index librorum prohibitorum“ schließlich am 14. Juni 1966 offiziell annulliert worden, so gehören Schriften wie etwa von Luther, Voltaire, Balzac, Heine, Kant und natürlich erst recht Werke von Marx, Engels sowie Lenin wahrlich nicht zu jener geistigen Nahrung, die vom Vatikan eigens für seine Gefolgschaft anempfohlen wird. Das versteht sich beinahe von selbst.
Ach, ihr überaus würdevoll Erkorenen, ich sehe, dass ihr auch nur Menschen seid! Selbst wenn sich weltumspannend unentwegt Millionen bereitfinden, sich vor euch bedingungslos in den Staub zu werfen oder gar eure Füße zu küssen, bleibt ihr doch stets rein irdische Geschöpfe. Dies freilich mit enormer Entscheidungsbefugnis. Und so handelt ihr, wie es alle Herrscher tun, um ihre exponierte Stellung zu sichern: Falls eine Idee ungeachtet eurer Wünsche droht, die Massen zu ergreifen und demzufolge vielleicht noch in materielle Gewalt umschlägt, muss man eben beizeiten gegensteuern. Das ist eine alte Weisheit. Sie wird jetzt nicht anders gehandhabt als früher und dürfte wohl auch künftig so oder ähnlich praktiziert werden. Anders lässt sich das goldene Zepter nicht führen. Letztlich ist auch der Kirchenstaat bevorzugt auf Macht und Geld erpicht.
Darüber vermögen selbst die mitunter geisterhaft anmutenden Rituale nicht hinwegzutäuschen, jene traditionell pompösen Feierlichkeiten, denen sich einschlägige Zeremonienmeister mit erstaunlicher Hingabe widmen, um die Öffentlichkeit nachhaltig zu beeindrucken.
Wenn jedoch namentlich katholische Christen an derart kultischen Bräuchen immer noch Gefallen finden, sollte man das achten, denn niemand ist befugt, die längst zur Tradition verfestigten Gewohnheiten der Menschen infrage zu stellen oder gar zu bekämpfen, vorausgesetzt, dass sie keinem schaden. Respektvoller Umgang miteinander heißt, dass man jedem die Freiheit lässt, eine abweichende oder selbst gegensätzliche Meinung zu haben und nicht darauf beharrt, die eigene Überzeugung wäre die einzig richtige. Ich freue mich jedenfalls über sachliche Widersprüche, die mich zum Nachdenken anregen. Das verstehe ich unter schöpferischen Disputen.
Übrigens: Auch wer sich nur flüchtig mit der Geschichte des Papsttums befasst, wird zuweilen mit gewissem Erstaunen bemerken, welch extravagante Ansichten einige Oberhäupter der betreffenden Kirche vertraten und nach ihrem Verständnis „zur Huldigung des Allmächtigen“ auch durchsetzten. So ist zum Beispiel überliefert, dass im Jahre 1857 der amtierende Spiritus Rector des Vatikans, Pius IX., sich persönlich mit Hammer und Meißel bewaffnete, um die maskulinen Skulpturen in der geweihten Stätte zu entmannen, indem er ihnen die Geschlechtsteile abschlug, da sie ihm als nackte Statuen sexuell zu provokant erschienen und womöglich noch hinter den gesegneten Mauern unerwünschte Lust beförderten.
Das war zweifellos eine ungeheure Freveltat von einem religiösen Eiferer höchsten Ranges. Gleichsam, als müsste ein wutentbrannter Kunstbanause seinem hungrigen Affen reichlich Futter geben, demaskierte sich die erwähnte Sanctitas (Heiligkeit) mit ihrer beispiellosen Aktion selbst, denn sie folgte wohl eher einem sündhaften Auftrag des Teufels als dem Gebot des himmlischen Vaters. Die Titanen der italienischen Renaissance, hier namentlich Michelangelo, Bramante und Bernini, würden sich bestimmt heute noch im Grabe umdrehen, könnten sie erfahren, auf welch schändliche Art ihre grandiosen Werke von einem spießigen Machthaber verstümmelt worden sind (seither verhüllen Feigenblätter aus Gips die beschädigten Stellen).
Was doch verbohrter missionarischer Fanatismus so alles zu bewirken vermag! Sachkundige sprechen in diesem Falle von der „Großen Kastration“ (nicht zu verwechseln mit der äußerst brutalen Sterilisierung von Tausenden Knaben während der Barockzeit im Dienste ihrer potenziellen Förderung zu überaus brillanten Opernsängern mit einem geradezu phänomenalen Stimmumfang, was bezeichnenderweise Papst Clement VIII. auch „zur Ehre Gottes“ wertete, obwohl die Betroffenen ihrer Chance der eigenen Fortpflanzung beraubt wurden).
Apropos Eunuchen: Wissen Sie, meine verehrten Leser, warum Frauen sich im Allgemeinen einer höheren Lebenserwartung erfreuen dürfen als die Herren der Schöpfung? Koreanische Forscher wollen herausgefunden haben, dass der unstrittige Sachverhalt insbesondere durch das männliche Sexualhormon Testosteron verursacht wäre. Sie untersuchten Aufzeichnungen aus dem 16. bis zum 18. Jahrhundert und entdeckten, dass die Hodenlosen im Schnitt etwa vierzehn Jahre länger lebten als ihre unversehrten Artgenossen. Des Weiteren zeigte sich unter den Kastraten eine auffällige Häufung von über Hundertjährigen.
Die Ergebnisse passen offenbar zu der verbreiteten Annahme, dass männliche Geschlechtshormone das körperliche Abwehrsystem nachteilig beeinflussen, indem sie die Unempfindlichkeit für bestimmte Erreger mindern und sonach die Gesundheit schwächen.
Das wird folgendermaßen begründet: Wer sich fortpflanzen möchte, müsse naturgegeben für die Erzeugung von zugehörigem Drüsenstoff Energie opfern. Diese fehle dann für die Abwehr von Krankheiten oder die Reparatur von beschädigten Zellen. Bei der holden Weiblichkeit wäre das anders, und daher könnten Frauen das irdische Paradies länger genießen. Selbst wenn es dafür keine weiteren Gründe geben sollte, was ich ernsthaft bezweifle, käme es mir niemals in den Sinn, mich deshalb kastrieren zu lassen.
Vielleicht sorgt auch diese Randbemerkung für etwas Kurzweil. Mehr ist nicht beabsichtigt, obwohl sie mir durchaus interessant erscheint.
Auf Kreuzzüge, Hexen- und Ketzerverbrennungen, immer noch aktuelle Teufelsaustreibungen oder sonstige Verbrechen „im Namen des Herrn“ wollen wir jetzt gar nicht erst näher eingehen. Die Geschichte der katholischen Kirche und speziell ihrer obersten Repräsentanten strotzt regelrecht vor solchen „Heldentaten“ (allein im fränkischen Bamberg verloren in den Jahren 1626 bis 1632 mehr als tausend Unschuldige auf dem Scheiterhaufen oder während der Folter ihr Leben!).
Und heute? Allein auf die vielen Missbrauchsopfer zu verweisen, dürfte schon genügen, um nicht nur den unmittelbar davon Betroffenen Zornesfalten auf die Stirn zu treiben.
Die widerwärtige sexuelle Neigung Erwachsener zu Kindern oder Jugendlichen beiderlei Geschlechts (Pädophilie) beschränkt sich allerdings keineswegs auf religiöse Würdenträger. Daraus resultierende Übergriffe auf Schutzlose sind deutschlandweit in nahezu allen Bereichen und bis zu den höchsten Kreisen an der Tagesordnung. Es handelt es sich eindeutig um abscheuliche Vergehen! Ich plädiere jedenfalls dafür, Kinderschänder mit äußerst drakonischen Maßnahmen abzuschrecken, um den ekelhaften Sumpf vielleicht allmählich etwas einzudämmen. Freilich befallen mich hierauf sofort ernsthafte Zweifel, ob man ihn überhaupt jemals ganz trockenlegen kann.
Unser Bundespräsident, Joachim Gauck, äußerte sich dazu auf dem Evangelischen Kirchentag am dritten Mai 2013 in Hamburg. Doch wird es nützen?
Nachtrag:
Selbstredend ist auch mir bekannt, dass pädophil geartete Menschen ihr verwerfliches Handeln nur bedingt im Griff haben, denn sie wurden von Natur aus überwiegend so geprägt.
Gleichwohl steht die Frage: Was ist schlimmer, die Tat, ein Kind zu missbrauchen, dessen Lebensweg ja zum Großteil noch bevorsteht oder die Tragik des Erwachsenen, der seine anomale Veranlagung nicht zähmen kann? Ein jeder urteile nach eigenem Gutdünken!
Der Sachverhalt dürfte mitunter für die entsprechende Gesetzgebung ohnehin arg problematisch sein. Nicht anders sind die teils enormen Unterschiede zwischen den einzelnen Staaten und Völkern zu erklären.
Übrigens gehört auch die Homosexualität zu den überaus merkwürdigen Launen der Götter.
Käme es nämlich fortan ausschließlich zu solchen Schöpfungen, wäre es für die Gesellschaft das Todesurteil. Sie würde schnell aussterben.
Doch hierauf nochmals zu den Scheinheiligen!
Oh, ihr sakral Erlauchten, nichts ist mit eurem Glorienschein der Unfehlbarkeit, ein vermeintlicher Nimbus, den ihr fasst zwei Jahrtausende lang allzu gerne nährtet, um den Untertanen einzugeben, ihr wäret vollkommen!
Gleichwohl bleibt zu resümieren, dass insgesamt das Positive eindeutig überwiegt. Da ist wirklich Großartiges geleistet worden. Speziell das gilt es sorgsam zu bewahren respektive fortzusetzen! Ergo wäre auch hier jedwedes Pauschalurteil fehl am Platze, zumal sämtliche Persönlichkeiten stets historisch konkret handeln.
Indessen sollte man auch nicht unterschätzen, dass sich die Gegenseite keineswegs humaner verhielt. So wurden zum Beispiel im antiken Rom christliche Märtyrerinnen den Löwen lebendigen Leibes zum Fraß vorgeworfen, und nicht wenige Schaulustige ergötzten sich daran. Welch eine perverse Grausamkeit!
Auffällig ist dennoch, wie hierzulande nach wie vor nicht wenige Kirchenleute, Politiker sowie schlichtweg Laien unsere Vorväter verteufeln, darunter besonders harsch Karl Marx. Manch andere Völker wären regelrecht stolz auf solch grandiose Persönlichkeiten ihrer Geschichte.
Trotz aller Schmähungen durch Religionsfanatiker und Kapitalanbeter war jener Mann aus Trier ein Riese an Denkkraft und Leistungsvermögen, einer der brillantesten deutschen Köpfe von internationalem Rang, obgleich selbstverständlich auch nicht ohne Fehl und Tadel. Aber wer will das heute noch hören, gar angesichts der totalen Verehrung des schnöden Mammons (Geld, Reichtum). Das ist unser neuer Gott, dem wir unterwürfig zu Füßen liegen, indem wir ihm wie Sklaven dienen, als gäbe es nichts anderes mehr, wofür es sich lohnte zu leben.
Bei oberflächlicher Betrachtung der junggermanischen Verhaltensweisen gewinnt man als ehemaliger DDR-Bürger fast schon den Eindruck, dass wir früher vorrangig für den „Sozialismus“ arbeiteten und nun unstet durch die Gegend hasten, um ausschließlich den Penunzen nachzujagen. Wir rackern uns dafür schonungslos ab, weil wir aufgrund unserer nicht zu erschütternden Naivität glauben, mit Geld ließe sich alles Glück dieser Erde erkaufen. Welch eine trügerische Illusion!
Freilich, auch Abel, vorerst noch mit allerlei Glanz und Gloria behaftet, strebt entschlossen nach finanziellem Vermögen, um seine gönnerhaften Vorhaben tunlichst rasch zu verwirklichen. Und wie es die dunkle Seite seines Naturells will, die er unversehens heraufbeschwört, ihm bleibt tatsächlich nicht mehr viel Zeit dafür.
Das Leitmotiv seines Handelns heißt „Wohlbehagen“ als persönlich empfundene Eintracht mit allem, was man hat oder zu erreichen beabsichtigt. Doch wehe dem, der ihn vorsätzlich und ernsthaft daran hindert, seinen Wünschen gemäß zu leben: Auch im Edlen wohnt die Bestie!
Dabei vertritt er seit Langem die Auffassung, dass Zufriedenheit mehr in den Hütten als in den Palästen wohne, weil einfache, bescheidene Leute sich meistens schon mit wenigem begnügten, reiche hingegen oftmals missmutiger seien.
Ich teile seine Meinung, zumal ich genau weiß, sein überaus fleißiges Streben mündet niemals bevorzugt in Selbstzufriedenheit. Eher schätzt er es als eine hohe Tugend, nach Kräften dafür zu sorgen, dass möglichst viele Menschen glücklich sind, und zwar hier und jetzt und nicht irgendwann im vermeintlichen Himmelreich.
Aber woraus resultiert das bezaubernde Gefühl höchster innerer Befriedigung, der Zustand völligen psychischen Wohlbefindens, das wir Glück nennen, auch wenn es bei Weitem nicht immer mit betörender Entzückung einhergeht und sich ebenso wenig auf Sexualität beschränken lässt?
Die Quellen dafür sind zweifellos mannigfach. In dem Zusammenhang erinnere ich mich, einst vom begnadeten indischen Dichter und Philosophen Tagore sinngemäß folgende Zeilen gelesen zu haben:
Ich schlief und träumte, das Leben sei Freude.
Ich erwachte und sah, das Leben ist Pflicht.
Ich arbeitete und spürte, die Pflicht wurde zur Freude.
Dieses Grundmotiv menschlichen Handelns, das jene überragende Lichtgestalt mit so wenigen, jedoch sehr einfühlsamen Worten ausdrückte, wird durch unsere Alltagserfahrung fortwährend bestätigt. Es ist nicht der Müßiggang, der uns glücklich macht, von Ausnahmezeiten abgesehen, sondern das schöpferische Tätigsein, sich bewusst einbringen können, seine Persönlichkeit entfalten, indem man Nützliches bewirkt und damit auch dem Gemeinwohl dient.
Umso mehr bin ich erstaunt und vor allem geradezu besorgt darüber, wie leichtfertig verantwortliche Politiker heutzutage mit dem heiklen Problem der enormen Arbeitslosigkeit und Halbtagsbeschäftigung umgehen, etwa nach dem Prinzip: Der Markt wird es schon richten. Das ist regelrecht erschreckend. Falls sie so weitermachen, sollte es uns nicht wundern, wenn sie eines Tages selbst „gerichtet“ werden. Ihre bedingungslose Anbetung des „freien Marktes“ hindert sie offensichtlich daran, gründlicher nach trächtigen Lösungsmöglichkeiten zu suchen, damit alle Landeskinder würdevoll leben können. Solcherart Staatsführung kann uns allen zum Verhängnis gereichen, denn schon zeigen sich dunkle Schatten am Horizont, die allerdings kaum jemand sehen will. Dabei gibt es doch auf internationaler Ebene mehrere gute Beispiele einer besseren Einbindung von Leistungswilligen in den Wirtschaftsprozess. Demgegenüber wissen wir natürlich auch, dass ein bestimmtes Heer von Arbeitslosen die ausgesprochen ideale Verwertungsbedingung für das einheimische und teilweise auch ausländische Kapital darstellt. Schließlich sind es im Hintergrund stets die Reichen und Mächtigen, die über willfährige Statthalter dafür sorgen, dass ihre speziellen, meist raffgierigen Interessen konsequent durchgesetzt werden.
Doch blicken wir jetzt gedanklich nochmals auf das Jahr 1951 zurück, um zu erfahren, wohin die Schicksalsgöttin Fortuna oder ganz einfach die konkreten Umstände Abel und mich damals kurzerhand geleiteten! Hatten wir gegebenenfalls den bewährten Pfad christlicher Tugend schon verlassen? Ginge das überhaupt, sich aller Eigenschaften, die einem während der Kindheit anerzogen werden, irgendwann völlig zu entledigen? Wohl eher nicht! Und das ist sicherlich meistens auch gut so, denn welche Eltern beabsichtigen nicht stets das Beste für ihren Nachwuchs?
Immerhin machten wir uns mit vierzehn Lenzen gemeinsam auf die Suche nach geeigneten Lehrstellen in Meißen und fanden auch bald welche. Dabei hatte Abel insofern etwas Glück, als ihn das Elektrohaus Weder sofort aufnahm, um ihn als Monteur auszubilden. Ich erhielt die Chance, mich im hiesigen Eltwerk zum Betriebsschlosser zu qualifizieren, was durchaus meinen Neigungen entsprach. Gleichwohl war es damit nach gut drei Monaten schon wieder vorbei, weil die russische Kommandantur in die gegenüberliegende Villa auf der Brauhausstraße einzog und vermutlich kaum daran interessiert sein konnte, dass vis-à-vis täglich ein buntes Sammelsurium von jungen Leuten zu verzeichnen war. Vielleicht gab es auch andere Gründe für die plötzliche Schließung der Lehrwerkstatt.
Demnach war ich kurz vor Weihnachten 1951 auf der Straße und musste mich erneut zielstrebig umsehen. Da bot sich beim Elektromeister Winterlich eine Möglichkeit, mich als Stift einzufügen. Wir hatten vereinbart, dass ich gleich Anfang Januar bei ihm antrete. Indessen waren ihm anscheinend die christlichen Feiertage nicht allzu bekömmlich, denn er brachte seine Frau um, die er anschließend im Keller verscharrte, worauf er dann noch Kohlen schüttete. Aber seine grausige Freveltat kam beizeiten ans Tageslicht, und somit war ihm ein „Lebenslänglich!“ sicher.
Als mich die entsetzliche Kunde erreichte, war ich nicht nur maßlos schockiert, sondern vor allem heilfroh darüber, dass ich mich nicht schon etwas früher bei ihm verdingte, sonst hätte ich eventuell noch das Loch zum Verschwinden der Toten in der provisorischen Katakombe graben müssen.
Übrigens stürzte zur gleichen Zeit eine Schmalspurbahn mit Güterwagen von der Garsebacher Brücke in den Abgrund. Das entsprechende Malheur war enorm. Zudem erwies sich der tragische Vorfall für uns deshalb als eine besonders schauderhafte Hiobsbotschaft, weil Abel und ich oftmals den Personenzug auf derselben Strecke benutzten, um unsere Eltern und Geschwister zu besuchen, da wir nicht mehr bei ihnen wohnten. Wir hatten uns inzwischen, wie bereits erwähnt, ein möbliertes Zimmer in Meißen gemietet, wofür wir zusammen zwanzig Mark pro Monat zahlten. Die übrigen jeweils vierzig Kröten vom Lehrlingsgeld mussten für den sonstigen Lebensunterhalt reichen. Durch vielerlei Nebenbeschäftigungen verdienten wir uns allerdings noch etwas hinzu, und so kamen wir gut zurecht, zumal wir in materieller Hinsicht ziemlich anspruchslos waren.
Infolge jener wundersamen Ereignisse erbarmte sich offensichtlich der sehr fürsorgliche Karl Weder meiner und nahm mich fortan unter seine Fittiche, wodurch ich nach knapp dreijähriger Ausbildung ebenfalls Elektromonteur wurde.
Es wird sicherlich niemand erstaunt sein, wenn ich jetzt vorbehaltlos einräume, dass Abels Noten zum wiederholten Male eindeutig besser waren als meine. Dessen ungeachtet freuten wir uns beide in tiefster Seele über die Erfolge und wähnten uns seither als wirklich souverän zu den Erwachsenen gehörig. Darauf waren wir sehr stolz (vielleicht nicht zuletzt auch deshalb, weil wir wussten, den ältesten Beruf der Menschheit erlernt zu haben, denn als Gott sprach: „Es werde Licht!“, hatten die Elektriker bereits die Leitungen verlegt).