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WARUM DIESER NUTZEN AUS BODHICHITTA ENTSTEHT

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Es gibt zwei Arten von Begründungen, die den enormen Nutzen des Bodhichittas zeigen: Begründungen aus den Schriften und logische Begründungen. [20] Was die Begründungen aus den Schriften anbelangt, hat Buddha selbst die vielen Vorteile, die aus der Entwicklung des Erleuchtungsgeistes entstehen, im Sutra, das von Subahu erbeten wurde (Skrt. Subahupariprcchasutra) aufgelistet. Weshalb gab er diese Unterweisung? Um diejenigen, die geneigt waren, dem Hinayana-Pfad zu folgen, der nur zur eigenen Befreiung von Leiden führt, davon zu überzeugen, den Mahayana-Pfad zu begehen, der zur vollständigen Erleuchtung zum Wohl aller fühlenden Wesen führt.

Die logische Begründung zum Nachweis der Vorteile von Bodhichitta entsteht aus der Beobachtung, daß es im allgemeinen viele Formen von tugendhaften oder guten Absichten gibt, die man haben kann. Zum Beispiel hat eine Mutter gute Absichten gegenüber ihrem eigenen Kind, und wir haben vielleicht gute Absichten gegenüber den Armen und Bedürftigen. Aber die guten Absichten eines Bodhisattvas, dessen Großes Mitgefühl alle Lebewesen umfaßt, sind noch viel größer. Der Unterschied zwischen der tugendhaften Absicht eines gewöhnlichen Wesens und der eines Bodhisattvas ist vergleichbar mit dem Unterschied zwischen der Größe eines Fingernagels und der Weite des Himmels.

Der riesige und unübertroffene Nutzen des Bodhichittas wird durch die folgende Geschichte aus einem früheren Leben Buddha Shakyamunis verdeutlicht. Es heißt, daß er in jenem bestimmten Leben sehr viel negatives Karma erschuf, weil er heftigen Streit mit seiner Mutter hatte und über ihren Kopf hinwegstieg, als sie auf dem Boden lag und versuchte, ihn am Fortgehen zu hindern. Infolge dieser schweren nichttugendhaften Handlung wurde er in einem Höllenbereich wiedergeboren. In diesem karmisch entstandenen Bereich mußte er ständige und unerträgliche Qualen erleiden, weil sein Kopf durchbohrt wurde. Es umgaben ihn andere Wesen, die alle die gleichen Qualen erdulden mußten. Der Anblick dieser leidenden Wesen berührte das Herz des Jungen. In seinem Geist war die karmische Prägung einer früheren guten Absicht eingepflanzt. Als diese durch den Anblick der Qualen der anderen Wesen in ihm geweckt wurde, betete er: «Wie wunderbar wäre es, wenn alle diese fühlenden Wesen von den schrecklichen Schmerzen befreit wären, die ihrem Kopf zugefügt werden. Möge all dies Leiden in mir reifen!» Die Kraft dieser tugendhaften Absicht war so stark, daß sein gesamtes negatives Karma, das er durch das Verletzen seiner Mutter angesammelt hatte, vollständig gereinigt wurde. Danach wurde er sofort in einem himmlischen Deva-Bereich wiedergeboren.

[21] Shantideva verwendet dieses Beispiel großer Verdienste, die aus dem bloßen Wunsch entstehen, andere von ihren Kopfschmerzen zu befreien, als Vergleichsstandard. Wenn das Verdienst aus einer begrenzten Absicht wie dieser schon so groß ist, [22] wie unermeßlich müssen da die Verdienste aus der reinen Absicht eines Bodhisattvas sein? Die aus der Bodhichitta-Motivation entstandene Absicht eines Bodhisattvas ist es, alle fühlenden Wesen von allem Leiden zu befreien und sie zum höchsten Zustand der Erleuchtung zu führen. Ein Bodhisattva arbeitet nicht nur für das vorübergehende Glück der fühlenden Wesen, sondern auch dafür, sie zum endgültigen Glück der Buddhaschaft zu führen.

[23] Haben unsere Eltern uns gegenüber die gleichen guten Absichten wie ein Bodhisattva? Oder haben die großen Götter wie Indra und Brahma oder die alten Weisen eine solch wohlwollende Absicht? Nein. Es ist wahr, daß unsere gütigen Eltern unser vorübergehendes Leiden beseitigen und uns viel Glück geben möchten, aber es kommt ihnen nicht in den Sinn, uns den erhabenen freudvollen Zustand der vollen Erleuchtung - die vollständige Beendigung unserer gesamten Leiden - zu wünschen.

Obwohl wir von Selbst-Wertschätzung erfüllt sind, streben gewöhnliche Wesen wie wir im allgemeinen nur das vorübergehende Glück dieses jetzigen Lebens an. Wir haben nicht die Absicht, den höchsten Zustand der Erleuchtung oder Glück in zukünftigen Leben zu erlangen. Wir haben auch nicht die Absicht, uns von den Leiden einer Wiedergeburt in der Hölle oder von Samsara insgesamt zu befreien. [24] Wenn die gute Absicht, von allen Leiden befreit zu sein und Erleuchtung zu erlangen, nie für uns selbst entsteht, nicht einmal in unseren Träumen, wie soll sie dann je für andere entstehen können? Wenn wir selbst nicht den Wunsch haben, von Samsara frei zu sein, wie soll dann der Wunsch entstehen, daß andere von Samsara frei sein mögen?

Wenn wir gründlich über die Leiden meditieren, denen wir ständig ausgesetzt sind, können wir den Wunsch entwickeln, von all den unbefriedigenden Zuständen befreit zu werden, aus denen Samsara besteht. Dieser Wunsch nach Befreiung wird Entsagung genannt. Wenn wir über die Leiden der Wesen nachdenken, die in der gleichen Lage sind wie wir - und erkennen, daß alle fühlenden Wesen überall in Samsara leiden - wird der Wunsch entstehen, daß auch sie befreit werden. Das ist die Entwicklung des wahren Mitgefühls und führt zur Entwicklung des Bodhichitta-Wunsches.

[25] Bodhichitta ist die Quelle des Glücks für alle fühlenden Wesen. Er ist das Allheilmittel, das alle Leiden behebt. [26] Wie können wir die unendlichen, unvorstellbaren Verdienste dieses kostbaren, juwelengleichen Geistes ermessen? Gibt es ein Wunder, das man mit der Entstehung des kostbaren Bodhichittas in unserem Geist vergleichen kann?

Einem anderen Wesen zu helfen, ist mit Sicherheit eine großartige Praxis, aber damit unsere gute Absicht rein ist, sollte sie nicht mit Verunreinigungen wie Anhaftung vermischt sein. Nur wenn sie von solchen Verunreinigungen frei ist, werden große Verdienste entstehen. [27] Wenn, wie es heißt, die bloße reine Absicht, einem einzelnen fühlenden Wesen zu helfen, verdienstvoller ist, als zahllosen Buddhas reichliche Gaben darzubringen, muß dann noch über die gute Absicht eines Bodhisattvas gesprochen werden? Denn, wie schon erwähnt wurde, wünscht er (oder sie) mit reiner Bodhichitta-Motivation, alle fühlenden Wesen von ihren Leiden zu befreien und alle zur unveränderlichen Glückseligkeit der unübertroffenen Erleuchtung zu führen.

Um den Umfang der Handlungen eines Bodhisattvas und die Macht der Ergebnisse seiner Motivation zu verstehen, können wir folgendes betrachten: Wenn wir gegenüber einhundert Wesen eine gute Absicht haben, so entstehen einhundert Verdienste. Genauso entstehen eintausend Verdienste, wenn die Absicht auf eintausend Wesen gerichtet ist. Und wenn diese gute Absicht auf zahllose Wesen gerichtet ist, werden auch die Verdienste zahllos sein. Deshalb sind die Früchte, die durch die Bodhichitta-Motivation reifen, grenzenlos. Warum? Weil das Objekt des Bodhichittas die zahllosen fühlenden Wesen des Universums sind.

[28] Man könnte behaupten, daß ein Bodhisattva die Leiden der fühlenden Wesen nicht beseitigen und sie nicht zum Glück führen muß, da sie dies selbst tun werden. Tatsächlich aber wissen gewöhnliche Wesen überhaupt nichts vom karmischen Gesetz von Handlung und Wirkungen. Deshalb eilen sie direkt auf das Leiden zu, obwohl sie alle frei davon sein wollen. Das geschieht durch das eigene ständige und unwissende Erschaffen von Nichttugend, der eigentlichen Ursache ihres Leidens. Ebenso zerstören sie systematisch alles Tugendhafte, die Ursache von Glück, als ob es ihr schlimmster Feind wäre, obwohl sie sich einzig und allein nach Glück sehnen.

[29] Kurz gesagt, kennen fühlende Wesen die Methode nicht, wie Freiheit von Leiden erlangt wird. Sie sind ohne Glück und immer von Leid und Sorgen geplagt. Es ist der Bodhisattva, der durch die Kraft des kostbaren Bodhichittas ihre Leiden vertreibt und sie zum Glück führt. [30] Wo gibt es deshalb eine Tugend, die mit Bodhichitta, dem Erleuchtungsgeist, zu vergleichen ist, der die Verwirrung aller Wesen vertreibt, ihr Leiden ausmerzt und ihnen grenzenlose Freude gewährt? Wo gibt es einen Freund, der gleich dem kostbaren Bodhichitta alles Gute erreicht und alles Schädliche verhindert? Wo gibt es Verdienste, die dem Erleuchtungsgeist ähnlich sind?

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