Читать книгу Das neue Meditationshandbuch - Geshe Kelsang Gyatso - Страница 16
ОглавлениеWIE MAN MIT DER MEDITATION BEGINNT
Auf der ersten Stufe der Meditation stoppen wir Ablenkungen und machen unseren Geist klarer und heller. Wir erreichen dies durch einfache Atemmeditation. Wir wählen einen ruhigen Ort und nehmen eine bequeme Haltung ein. Wir sitzen entweder in der traditionellen Haltung mit gekreuzten Beinen oder in jeder anderen angenehmen Haltung. Wenn wir wollen, können wir auch auf dem Stuhl sitzen. Das Wichtigste ist unseren Rücken gerade zu halten. Das verhindert, dass unser Geist träge oder schläfrig wird.
Wir sitzen mit beinahe geschlossenen Augen und richten unsere Aufmerksamkeit auf den Atem. Wir atmen ganz natürlich, ohne den Atem zu beeinflussen, am besten durch die Nase. Wir versuchen die Empfindung zu spüren, wie der Atem durch die Nasenflügel ein- und ausströmt. Diese Empfindung ist das Objekt unserer Meditation. Wir versuchen uns vollständig darauf zu konzentrieren, bis wir nichts anderes mehr wahrnehmen.
Zuerst wird unser Geist sehr beschäftigt sein und wir haben vielleicht sogar das Gefühl, dass die Meditation den Geist unruhiger macht. In Wirklichkeit jedoch wird uns nur bewusst, wie beschäftigt unser Geist tatsächlich ist. Die Versuchung wird groß sein, den unterschiedlichen Gedanken, sobald sie auftauchen, zu folgen. Wir sollten dem aber widerstehen und einsgerichtet auf dem Gefühl des Atems verweilen. Stellen wir fest, dass unser Geist abwandert und unseren Gedanken folgt, dann kehren wir sogleich zum Atem zurück. Das wiederholen wir so oft es nötig ist, bis der Geist auf dem Atem verweilt.
Üben wir geduldig in dieser Weise, dann nehmen unsere ablenkenden Gedanken allmählich ab und wir erleben ein Gefühl von innerem Frieden und Entspannung. Unser Geist wird klar und weit, und wir fühlen uns erfrischt. Wenn das Meer stürmisch ist, wirbeln Ablagerungen hoch und das Wasser wird trüb. Lässt der Sturm nach, setzt sich der Schlamm allmählich ab und das Wasser wird wieder klar. In ähnlicher Weise wird unser Geist außergewöhnlich hell und klar, sobald sich die übliche ständige Flut ablenkender Gedanken durch Konzentration auf den Atem beruhigt. In diesem Zustand geistiger Ruhe verweilen wir eine Zeit lang.
Obwohl die Atemmeditation nur eine Vorstufe der Meditation ist, ist sie sehr kraftvoll. Durch diese Praxis erkennen wir, dass es allein durch die Zähmung des Geistes, völlig unabhängig von äußeren Bedingungen, möglich ist inneren Frieden und Zufriedenheit zu erfahren. Nimmt die Unruhe ablenkender Gedanken ab und kommt unser Geist zur Ruhe, dann entstehen in uns ganz natürlich tiefes Glück und Zufriedenheit. Dieser Zustand von Zufriedenheit und Wohlgefühl hilft uns, mit der Geschäftigkeit und den Schwierigkeiten des Alltags umzugehen. Ein großer Teil des Stresses und der Anspannung, die wir normalerweise erleben, kommt aus unserem Geist. Viele unserer Probleme, vor allem auch gesundheitliche, werden durch diesen Stress verursacht oder verstärkt. Bereits durch eine tägliche Atemmeditation von nur zehn oder fünfzehn Minuten können wir diesen Stress abbauen. Unser Geist wird ruhig und weit und viele unserer gewöhnlichen Probleme werden einfach wegfallen. Wir gehen leichter mit schwierigen Situationen um. Und unsere Beziehungen zu anderen werden sich schrittweise verbessern, weil wir in einer ganz natürlichen Weise warmherziger und wohlwollender werden.
Wir schulen uns in dieser vorbereitenden Meditation so lange, bis unsere groben Verblendungen schwächer geworden sind. Danach schulen wir uns in den 21 Meditationen, die in Das neue Meditationshandbuch erläutert sind. Wir beginnen diese Meditationen, indem wir den Geist mit Atemmeditation besänftigen, so wie es erklärt wurde. Dann wenden wir uns, mit Hilfe der Anleitungen für die jeweilige Meditation, den Stufen der analytischen und verweilenden Meditation zu.