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Wie sensibilisiere ich mein Kind?

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Klar, schon das Anfertigen von Nacktbildern ist höchst problematisch, und das Verschicken übers Netz ein No-Go. Dennoch reizt es Jugendliche, genau solche Bilder zu machen, immer wieder enorm.

Was tun? Wie vorbeugen?

Aus meiner Erfahrung weiß ich:

Es macht immer Sinn, Jugendliche mit Sexting zu konfrontieren.

Sei es in Gesprächen, sei es auch in konkreten Übungen. Wenn sie schon glauben, unbedingt Nacktfotos von sich machen zu müssen, so sollten sie unbedingt genau darüber Bescheid wissen, wie diese Bilder bearbeitet werden können. Und zwar so, dass sie keinesfalls zu erkennen sind.

Generell gilt natürlich: Nacktaufnahmen sollten sofort wieder gelöscht werden, nachdem sie zum Beispiel dem Freund, der Freundin gezeigt wurden. Prinzipiell fallen so gut wie alle Nacktbilder Minderjähriger unter den sogenannten Kinderpornografie-Paragrafen 207 a StGB6. Ausnahmen gibt es da nur ganz wenige. Und:

Niemals Nacktbilder von sich verschicken! Egal, wie groß die Liebe sein mag!

Snapchat – inzwischen auch vielen Erwachsenen bekannt – ist bei Jugendlichen eine besonders beliebte Applikation, um Nacktbilder zu versenden. Das System bei Snapchat gibt bekanntlich vor, dass Aufnahmen vom Empfänger nur für einige Sekunden (in der Regel zehn) angesehen werden können (+ 1 sofortige Wiederholung).

Doch was, wenn der Empfänger einen Screenshot davon macht?

Zwar bekommt der Absender darüber eine Information, doch das ändert nichts daran, dass das Bild unterwegs und anderswo gespeichert ist. Ob dieses Bild nun vom Empfänger wieder gelöscht wird oder nicht, ist außerhalb des eigenen Einflussbereichs. Außerdem müssen die Jugendlichen sich darüber im Klaren werden, dass Snapchat-Bilder (auch ohne Screenshot) niemals gänzlich verschwunden, sondern bloß fürs Auge der 0815-User versteckt sind. Findige Hacker hingegen können sich durchaus Zugriff verschaffen7.

Tipp Sprechen Sie das Thema Ihren Kindern gegenüber an. Reden Sie darüber, welche Bilder unpassend und welche passend sind. Snapchat beispielsweise ist ideal, um lustige Bilder mit verzerrten Gesichtern zu machen und auch zu verschicken. Machen Sie mit Ihren Kindern auch solche Fotos, drucken Sie sie aus – um dann, auf Basis dieser Fotos, mit ihnen darüber zu diskutieren. Nehmen Sie solche Fragen als Grundlage des Gesprächs:

Was wäre, wenn ein Freund oder eine Freundin das Foto an andere WhatsApp-Gruppen weiterschickt? Würdest du das wollen?

Könnte das Folgen haben, wenn jemand, mit dem du dich nicht so gut verstehst, das Bild auch bekommt und dann blöde Kommentare loslässt? Oder dein Bild verändert und weiterschickt?

Würdest du dein witziges Foto plötzlich auf einer riesigen Plakatwand beim Bahnhof sehen wollen, ohne dass dich jemand um deine Erlaubnis gefragt hätte? Wie würde es dir dabei gehen?

Wäre dieses Foto als Profilbild bei Facebook, Whats-App und Co. geeignet? Nein? Warum nicht?

Die Präsentation der eigenen Person im Netz ist etwas, worüber wir gar nicht oft genug mit den Jugendlichen sprechen können. Immerhin – das ist ja mittlerweile nichts Neues – machen enorm viele Firmen sogenannte Backgroundchecks über künftige Mitarbeiter. In Österreich sind es 80 Prozent aller Betriebe, und in anderen Ländern ist dieser Wert ähnlich hoch.

Denn natürlich wollen Chefs von Bewerbern vorab wissen: »Wie präsentiert er sich in den Sozialen Medien? Was für ein Bild gibt er ab? Immerhin sollen sie später auch den Betrieb repräsentieren.« Längst gibt es mittlerweile auch eigene Websites8, die für Firmen genau das anbieten:

Auf Mausklick alle im Netz verfügbaren Informationen über x-beliebige Personen.

Das folgende Beispiel ist zwar nicht unmittelbar in Verbindung mit Sexting zu sehen, doch es zeigt aus meinem eigenen, privaten Umfeld auf, wie sorglos viele (vor allem auch junge) Menschen mit ihrem Auftritt im Internet umgehen:


Aus der Praxis

Es geht hierbei um den Sohn einer guten Freundin unserer Familie. Er schickte mir über Facebook eine Freundschaftsanfrage. Natürlich bestätigte ich. Danach musterte ich sein Profilbild.

Was bekam ich zu sehen?

Eine wunderschöne, saftig grüne Wiese. Fast schon idyllisch. Wäre da nicht … ja, wäre da nicht diese eine volle Bierflasche gewesen, die mitten im Gras stand. Und daneben lagen drei leere Flaschen.

Ich rief den jungen Mann augenblicklich an.

»Klausi«, sagte ich. »Nur eine kurze Frage an dich. Bist du nicht gerade auf Jobsuche? Also…hättest du dich bei mir beworben, ich würde dich nicht mal zum Vorstellungsgespräch einladen.«

Klausi zeigte sich im ersten Moment erstaunt, fast entsetzt. »Warum denn?«

»Ich habe dein Profilbild auf Facebook gesehen.«, sagte ich.

»Und?«

»Was glaubst du wohl, was ich von dir denke, wenn ich vier Bierflaschen sehe?«

»Dass ich…« Man konnte am Telefon fast hören, wie der Groschen fiel. »Dass ich…saufe?«

»Du könntest mit Abstand der beste aller Bewerber sein. Aber den Job bekäme ein anderer.«, sagte ich. Minuten später war sein Profilbild gegen ein neues ausgetauscht.

Aber kehren wir wieder in die Tiefen des Phänomens Sexting zurück. Dorthin, wo die Sorglosigkeit im Umgang mit Bildern sich in ganz anderen Dimensionen abspielt.

Wenn von Sexting die Rede ist, sollte man diesen Begriff immer auch im Hinterkopf haben:

Rachepornos.

Das mag im ersten Augenblick absurd klingen. Doch die Realität spricht eine andere Sprache. Immer wieder lassen Verliebte sich dazu hinreißen, während einer Beziehung heiße Videos zu drehen. Und immer wieder landen genau diese vermeintlich rein privaten Aufnahmen nach Ende einer Liebesbeziehung auf irgendwelchen Pornokanälen. Oder gleich im Darknet. Um – natürlich ohne Einwilligung der Hauptdarsteller – hochgeladen zu werden.

Auch Prominente sind immer wieder ungewollt unter den Porno-Akteuren. Menschen auch, die anderen Menschen plötzlich nicht mehr zu Gesicht stehen. Mobbingopfer mitunter. Und:

Die allermeisten Racheporno-Opfer sind junge Frauen.

Das Motiv der Täter ist zumeist so nieder wie offenkundig: Rache.

Um den anderen dafür zu bestrafen, dass er einem den Laufpass gegeben hat. Oder um Druck auszuüben, die beendete Beziehung wieder aufflammen zu lassen. Oder das nahende Ende einer Beziehung zu unterbinden.

Die Folge dieser Rachepornos für die Betroffenen?

Schamgefühle. Schwere Depressionen. Ängste. Schuldgefühle. Und die Opfer sind dadurch natürlich auch erpressbar.

Tipp Auch hier gilt in erster Linie: Sichern Sie sofort alle Daten. Machen Sie Screenshots und alarmieren Sie sofort die Polizei. Informieren Sie außerdem die Portalbetreiber. Drängen Sie mit allem Nachdruck darauf, dass die Videos vom Netz genommen werden. Auch hier hilft wieder der Ombudsmann.
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