Читать книгу Atlantis wird nie untergehen - Giorgos Koukoulas - Страница 7

4. SECHS STUNDEN ZUVOR …

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„Verstehst du nicht? Es ist zu spät … Ihr müsst so schnell wie möglich fort von hier.” Seine Stimme klang heiser, doch entschiedener als je zuvor. „In diesen Schriften sind die Überlieferungen und die Geschichte unserer Heimat festgehalten. Ich habe den Bibliothekaren befohlen, die wichtigsten Tafeln auf die drei Wagen zu verteilen, die im Palasthof warten.“ Mit erhobener Hand zeigte er auf das Haupttor. „Gesetzgebung, Geschichte, Religion, Aufzeichnungen über die herausragendsten Ereignisse und das unschätzbare Wissen unserer Kultur, alles liegt jetzt in deinen Händen.“

Der König mit Namen Atlas, der den Titel Minos von Strongyle trug, war in den letzten zehn Tagen um zehn Jahre gealtert. Als laste der Schmerz der ganzen Welt auf seinen Schultern. Das einst so freundliche, gutmütige Gesicht war von Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit gezeichnet. Seine Augen lagen tief in ihren Höhlen, und er hatte seine Brauen zu einem Stirnrunzeln zusammengezogen, das ihm zur zweiten Natur geworden war. Er musste mit ansehen, wie in einem einzigen Augenblick all das in sich zusammenbrach, was er und seine Vorfahren mit Hingabe und Herzblut über viele Menschenalter aufgebaut hatten. Eine glanzvolle Kultur, die unter den Menschen nicht ihresgleichen hatte, befand sich am Rande ihres Untergangs.

Doch er blieb an seinem Platz, standhaft wie ein Fels in der Brandung, als alle anderen die Hauptstadt des Reiches bereits verlassen hatten. Selbstbeherrschung und Würde kennzeichneten jede seiner Handlungen und waren ein Ansporn für alle, die unter seinem Befehl standen, es ihm gleichzutun. Seit Tagen leitete er unermüdlich nach der bestmöglichen Vorgehensweise die Räumung der heimgesuchten Insel. Wenige treue Offiziere und Adlige waren zusammen mit der Elitegarde des Palastes an seiner Seite geblieben. Er wandte sich an Andrion.

„Unter den Schriften sind auch Tafeln, die dein Freund Sonchis, der ägyptische Priester, übersetzt hat, um sie mit in seine Heimatstadt Sais zu nehmen. Da er bereits unterwegs ist, sorge dafür, dass sie nach Knossos gelangen und von dort aus in sein Land weitergesandt werden. Das Wissen muss um jeden Preis gerettet und überall verbreitet werden.“

Selbst in den letzten Stunden war das Denken dieses großen Königs von edlen Idealen durchdrungen, voller Uneigennützigkeit und Weisheit. Es lag ihm vor allem an dem kulturellen Erbe, das seine Stadt als Vermächtnis hinterlassen würde. Er fasste Andrion am Arm und zog ihn etwas abseits hinter eine purpurrote Säule, deren Kapitell zwar Risse aufwies, die aber im Gegensatz zu den meisten anderen im Palast noch nicht eingestürzt war. Seine Miene wurde weicher, als er seinem treuen General einen weiteren Auftrag anvertraute:

„Astarte erwartet dich im Hafen von Akrotiri. Ich habe ihr die ausdrückliche Anweisung gegeben, dass sie nur mit dir gemeinsam auf ein Schiff geht.” Seine Stimme verriet trotz ihres harten Klangs eine starke Bewegtheit.

Während er ihm zuhörte, wanderte Andrions Blick über das farbenfrohe Wandgemälde hinter seinem Gegenüber. Der gesamte Palast war mit Wandmalereien ausgeschmückt, deren Gestaltung von der Bedeutung und der Nutzung der einzelnen Räume abhing. Hier zeigte es junge Mädchen bei einer religiösen Prozession. Sie trugen offene Mieder, die die Brust unbedeckt ließen, und lange Röcke aus dreieckigen Stoffbahnen. Ihr dunkles Haar war sorgfältig gekämmt und mit Perlenschnüren hochgesteckt. Von Osten fiel aus einem Lichtschacht ein Bündel Sonnenstrahlen auf das Gesicht des mittleren Mädchens. An dieser Stelle hatte das Bild durch das jüngste Erdbeben einen Riss bekommen, der den Kopf der jungen Frau in zwei Hälften teilte. Die Stimme des Minos von Strongyle holte ihn wieder in die Wirklichkeit zurück.

„Es gibt Zeiten, in denen die Götter uns keinen anderen Trost lassen als die Weiterführung unseres Geschlechts.“ Eine Träne rann über das von Schlaflosigkeit und Sorgen gezeichnete Gesicht. „Enttäusche deinen König nicht bei diesem letzten Befehl, der auch gleichzeitig seine letzte Bitte an dich ist.“

„Aber was wird aus Euch …? Wir haben nicht mehr viel Zeit, Majestät … Ihr müsst mit uns kommen.” Mit der angemessenen Ehrerbietung, aber dennoch mit verzweifeltem Nachdruck versuchte er vergebens, seinen Herrscher zu überzeugen. Dieser überging seine Bitte.

„Andrion, ich weiß, dass nur du meine Tochter schützen kannst … Mögen die Götter mit euch sein.“

Mit schnellen Schritten entfernte er sich von seinem getreuen General und blieb in der Mitte des eindrucksvollen Sitzungssaals stehen, der einst voller Leben und Glanz gewesen war. Er breitete die Arme aus, als wollte er sein ganzes Königreich umarmen, und rief:

„Vorwärts, macht euch jetzt auf den Weg!” Er wusste, dass die Zeit knapp war. Kurz hielt er inne, wie um dem Widerhall seiner Worte nachzulauschen. Dann fuhr er mit donnernder Stimme fort: „Dies ist ein Befehl eures Königs! Gehorcht ihm, mein geliebtes Volk, wie ihr es bis heute stets getan habt. Ihr seid aus dem Geschlecht der Atlanter, ihr Blut fließt in euren Adern. Erweist euch ihrer würdig und schöpft Mut aus ihrem Erbe.“ Am Ende des Satzes ließ er seine Arme kraftlos wieder sinken.

Die in Reih und Glied stehenden Soldaten traten zwei Schritte zurück, machten kehrt und bewegten sich im Laufschritt zum Hauptausgang des Saales. Andrions Rückzug war zögernder. Er blieb stehen und sah seinen Herrscher an. Der stählerne Blick des Königs verriet eine solche Willenskraft, dass Andrion sich gezwungen sah, ihm zu gehorchen. Sein Herz krampfte sich zusammen. Starke Empfindungen überfielen ihn, die er nie zuvor erlebt hatte. Am liebsten hätte er seinen Gefühlen freien Lauf gelassen, sich auf den Boden geworfen und geweint, so laut er konnte. Seinen Vater hatte er kaum gekannt, doch es war ihm, als ob er sich heute zum letzten Mal von ihm verabschiedete. Es musste erst ein großes Unglück geschehen, damit ihm bewusst wurde, dass Minos Atlas in all diesen Jahren sein wahrer Vater gewesen war. Er blickte ihn ein letztes Mal an. Atlas nickte ihm mit einem traurigen Lächeln zu.

Andrion wandte sich ab und begann mit aller Kraft zu laufen. Er war wie betäubt, und seine Beine erschienen ihm bleischwer. Unter Aufwendung seiner ganzen Selbstbeherrschung richtete er seine Sinne auf die geübten Muskeln seiner Beine, die ihn so schnell wie möglich weit fortbringen sollten. Rührseligkeit war eine Kraftverschwendung, die er sich jetzt noch weniger leisten konnte als je zuvor in seinem Leben. Die schmerzliche Pflicht befahl ihm, den Minos zu verlassen.

In Windeseile hastete er die Stufen des zweiten Stockwerks hinunter und holte seine Soldaten ein. Innerhalb weniger Minuten befanden sie sich mit den beladenen Wagen am Südausgang des Palastes. Er warf einen verstohlenen Blick hinter sich, nach oben, wo er seinen König zurückgelassen hatte. Der Mittelpunkt des Hügels, auf dem der Palast lag, wurde vom Tempel des Poseidon beherrscht. In seinem hohen Dach, das außen gänzlich mit Gold überzogen und innen mit Elfenbein, Gold und Silber ausgekleidet war, klaffte ein breiter Spalt. Aus der Öffnung ragte das goldene Standbild des Gottes auf seinem Streitwagen mit den sechs geflügelten Rossen majestätisch und unversehrt hervor. Das riesige Abbild war umrahmt von hundert auf Delfinen reitenden Meeresnymphen, den Nereiden. Die ersten Beben hatten eine große Anzahl der Nereiden umgestürzt. Umfangreiche Schäden hatten auch mehrere goldene Götterbilder erlitten, die das Heiligtum zierten. Der Schutzgott der Stadt stand jedoch weiterhin unbeschädigt hoch auf seinem geflügelten Wagen und verbreitete Zuversicht unter den Gläubigen. Als wollte er dem Minos von Strongyle zur Seite stehen, der sich ebenso hochherzig weigerte, seine Stadt aufzugeben.

„Treibt die Pferde an, doch verausgabt sie nicht bis zum Letzten.“ Andrion musste seine persönlichen Gefühle beiseiteschieben, um seinen Auftrag zu Ende zu führen. „Wir nehmen die Hauptstraße bis zur Südbrücke. Das ist auch der kürzeste Weg nach Akrotiri.“

Nach den letzten Berichten waren drei von den vier Doppelbrücken, die das Innere der Insel mit dem breiteren äußeren Landstück verbanden, noch begehbar. Im Gegensatz zur Flotte, die sich nunmehr auf dem Grund des Meeresrings befand, hatten die Brücken standgehalten. Nur die westliche war bei einem starken Erdstoß gleich zu Beginn der Beben eingestürzt. Mit ihr wurden auch die gesamte Familie des Vetters und Beraters des Königs sowie die beiden jungen Priesteranwärter vom Haupttempel des Poseidon in die Tiefe gerissen. Sie waren die Ersten gewesen, denen die plötzliche Veränderung der Quellen an der Opferstätte aufgefallen war.

Auf dem Gipfel des Hügels entsprangen am Standort des Tempels zwei Quellen, eine mit kaltem, die andere mit warmem Wasser. Der Überlieferung nach waren sie das Zeichen für die Anwesenheit des Gottes an diesem Ort. Vor zwei Wochen war aus beiden Quellen nur noch heißes Wasser gesprudelt. Dies war auch der Anlass für die Prophezeiung des Oberpriesters am Tempel gewesen.

„Die Wagen halten nicht mehr lange stand.” Voller Besorgnis sprach der Soldat nach einer halben Wegstunde das aus, was Andrion bereits selbst befürchtet hatte, als er sah, wie schleppend sich die Wagen fortbewegten.

Die Achsen zwischen den hölzernen Speichenrädern hingen gefährlich durch. Das Gewicht der Tontafeln brachte die Wagen, die ursprünglich nicht für das Befördern von Gütern gebaut waren, an die Grenzen ihrer Belastbarkeit. Sie waren für ein Höchstgewicht von zwei Soldaten und für große Geschwindigkeiten auf dem Schlachtfeld bestimmt. Doch für die vollständige Räumung der Stadt war bereits jedes vorhandene Gefährt eingesetzt worden. Die Streitwagen der Palastgarde waren die einzige verbliebene, wenn auch nicht die geeignete Lösung.

„Schnell, ladet von jedem Wagen die fünf obersten Tafeln ab“, lautete der klare Befehl Andrions. „Wir müssen das Gewicht auf den Wagen verringern.”

Sie waren nur noch eine kurze Strecke von der Brücke entfernt, und er konnte nicht die ganze Ladung gefährden. Bis heute hatte er bei keinem Auftrag versagt. Wenn er weiterhin erfolgreich sein wollte, musste er einen Teil der wertvollen Schriften opfern. Gleich darauf lagen fünfzehn Tafeln am Rand der schwarzroten, gepflasterten Straße.

„Weiter jetzt, wir haben keine Zeit“, befahl er ihnen.

Unverzüglich, ohne eine Verschnaufpause nach dem eiligen Abladen der Tafeln, gehorchten die schwitzenden Soldaten den neuen Befehlen und formierten sich zur Weiterfahrt. Wenige Minuten später überquerten sie die erste Holzbrücke, die das Inselinnere mit dem vom Meer umgebenen Landring verband. Das Wasser um sie herum dampfte und brodelte. Es war noch immer mit dem rötlichen Schaum bedeckt, der einen unvorstellbaren Gestank verströmte. Sie trieben die Tiere an, um die wenigen Schritte auf festem Boden zurückzulegen, und kamen zur zweiten Brücke des südlichen Übergangs. Diese bogenförmige Brücke war, klug und wohldurchdacht, an einem Punkt gebaut, wo die Felswände auf der anderen Seite weniger schroff waren, denn der Großteil der Küste am äußeren Rand des Meeresrings bestand aus steilen Klippen. Am Ende der Brücke hatten geschickte Handwerker die Steigung verringert und den Zugang zum Außenrand der Insel mit seinen fruchtbaren Ebenen erleichtert.

Andrion, der vorausgeritten war, hatte als Erster die Brücke überquert. Er wendete sein Pferd, um das Übersetzen des übrigen Zuges zu überwachen. Die Räder des zweiten Wagens waren eben auf festen Boden gelangt, als es geschah. Zuerst fingen alle Pferde gleichzeitig an zu wiehern und ihre Köpfe wie wild vor- und zurückzuwerfen. Die schreckensstarren Soldaten waren unfähig, sich zu rühren. Gleichzeitig war ein lang gezogenes dumpfes Grollen aus dem tiefsten Innern der Erde zu hören. Andrion konnte sich nur noch mit Mühe auf seinem hervorragend abgerichteten Rassepferd halten, während die Erde sich in einem entfesselten Auf und Ab bewegte, wie sie es in den Tagen zuvor noch nicht erlebt hatten. Das Grollen schwoll immer weiter an, inzwischen vermengt mit dem ohrenbetäubenden Donnern der herabstürzenden Felsbrocken.

Von der gegenüberliegenden Seite ausgehend begann die Brücke Stück für Stück einzubrechen. Der dritte Wagen, der noch darauf fuhr, rollte zurück, während die angeschirrten Pferde verzweifelt versuchten, nach vorn zu galoppieren. Doch unter dem Gewicht der Ladung kippte der Wagen nach hinten, riss die verletzten Pferde steil in die Luft und wurde dann zusammen mit den Tieren vom Meer verschlungen. Die beiden letzten Fußsoldaten hatten ebenso wenig Glück wie der Wagenlenker. Der junge Infanterist jedoch, der dem zweiten Wagen gefolgt war, schaffte den Sprung und konnte sich an den abgesplitterten Balken, die aus dem Rand der eingestürzten Brücke ragten, festklammern. Das unaufhörliche Beben der Erde nahm weiter an Stärke zu. Mit raubtierhafter Geschmeidigkeit glitt Andrion vom Pferd und stand mit einem Sprung auf der Straße. Wie ein Betrunkener hin- und herschwankend, näherte er sich der zerstörten Brücke. An ihrem Rand warf er sich bäuchlings zu Boden und streckte seine Arme dem dort hängenden Soldaten entgegen. Er zog ihn unter Aufbietung all seiner Kräfte hoch und versuchte gleichzeitig, sich den fortwährenden Erschütterungen entgegenzustemmen. Sein Blick fiel zwangsläufig auf die Hauptstadt von Strongyle auf dem gegenüberliegenden Ufer, und er erstarrte …

Nichts war mit dem unfassbaren Geschehen zu vergleichen, das sich dort vor seinen Augen abspielte. Das gewaltige Poseidonstandbild war in der Mitte durchgebrochen, und die obere Hälfte begann mit verrückten Sprüngen den Hügel abwärts zu rasen. Jedes Mal, wenn sie mit Macht auf die bereits eingestürzten Gebäude prallte, wurden neue Goldsplitter in alle Richtungen geschleudert. Das runde, bis zur Unkenntlichkeit erbärmlich zugerichtete Gebilde, das einst die Krönung des Reiches gewesen war, machte einen letzten Satz und klatschte im Meeresring auf, wo es auf der Stelle versank. Der Palast hoch auf dem Hügel war eingestürzt. Eine braune Staubwolke stieg aus den Trümmern auf und verbreitete sich durch die Luft. Alle Häuser und sonstigen Bauten der einst stolzen Stadt waren vom Gipfel bis zu den Ausläufern am Meeresufer dem Erdboden gleichgemacht und zu einer unförmigen Masse geworden.

Die Schreie des Soldaten, der sich an seine Arme klammerte, brachten Andrion wieder zu sich. Er war vollkommen verschwitzt, und seine Hände waren glitschig, aber er schaffte es, ihn festzuhalten. Die Muskeln und Sehnen seiner kampferprobten Arme verkrampften sich bei dieser übermenschlichen Anstrengung. Er verlagerte seinen Schwerpunkt und begann, aus dem Kreuz heraus den Soldaten nach oben zu ziehen. Sobald die Erde sich etwas beruhigt hatte, spürte er, wie vier weitere Hände ihm zu Hilfe kamen und die Rettung vollendeten. Erschöpft schleppten sie sich in einige Entfernung von der zerstörten Brücke. Sie waren verzweifelt und entkräftet, doch sie waren am Leben. Andrion ließ sich auf die Erde fallen und fühlte, wie seine Arme von der Kraftanstrengung brannten. Fassungslos und entsetzt sahen er und seine verbliebenen Soldaten auf die Trümmer ihrer Stadt, unfähig, die Größe der Verheerung zu ermessen.

Die ersten Erdbeben vor zwei Wochen hatten allen Bewohnern Angst eingejagt. Die Entscheidung, die Insel zu räumen, war nach lebhaften Auseinandersetzungen unter den Adligen der Stadt gefasst worden. Zu Beginn der zweiten Woche, als es so aussah, als würde sich die Erde wieder beruhigen, waren die Bauhandwerker zurückgekehrt, um die Schäden zu beheben. Niemand hatte die jetzige Entwicklung voraussehen können. Selbst Andrion, der in Zusammenarbeit mit dem Minos von Strongyle und einer Reihe zuverlässiger Staatsdiener die Räumung geplant hatte, konnte ein solches Ausmaß dieser Heimsuchung nicht erahnen.

Der Boden begann erneut zu zittern. Gegenüber, in der verwüsteten Stadt, züngelten hier und da Flammen aus der Tiefe der Erde auf. Weiße Gase schossen unter großem Druck ununterbrochen zwischen den Trümmern in die Höhe. Jede Gassäule brachte Asche mit sich, die, je nach der Stärke der Eruptionen, in unterschiedlicher Dichte und Geschwindigkeit niederfiel. Der beißende Geruch, der ihnen von Beginn ihres Weges an in der Nase gebrannt hatte, wurde plötzlich unerträglich.

„Vorwärts, wir haben keine Zeit für Rührseligkeiten, unsere Kameraden betrauern wir später.” Seine Vorahnung warnte Andrion, dass all dies nur der Anfang war. „Zieht die Pferde mit den Wagen wieder auf den Weg und lasst uns weiterfahren, so schnell die Tiere es vermögen.“

Die Soldaten, benommen und erschüttert, gehorchten ohne Widerspruch den Befehlen ihres Offiziers. Es war ihnen unmöglich, das verheerende Naturereignis, das sie in so kurzer Zeit ereilt hatte, zu begreifen und den ewigen Wechsel des Lebens von der Ordnung zum Chaos zu entschlüsseln. Die stark geschmälerte Staffel der Soldaten mit den beiden verbliebenen Wagen erinnerte eher an einen Trauerzug als an einen militärischen Trupp im Einsatz: gesenkte Köpfe, schleppende Schritte und ein unheimliches, bedrücktes Schweigen, das nur durch das Krachen der immer stärker werdenden Explosionen unterbrochen wurde. Sie hatten Glück gehabt, und das erfüllte sie mit Schuldgefühlen. Vielleicht waren sie die letzten Überlebenden ihrer Stadt.

Atlantis wird nie untergehen

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