Читать книгу Schwiegermutteralarm - Gisela Sachs - Страница 10
Оглавление4. Kapitel
Wie jeden Morgen schmiert meine Schwiegermutter meine Vesperbrote fürs Geschäft, während Dania sich im Badezimmer für ihre Arbeit am Stuttgarter Flughafen stylt. Heute gibt es Erdbeermarmeladenbrote. Zwei Erdbeermarmeladenbrote fürs Frühstück und zwei Himbeermarmeladenbrote als Mittagessen. Die Marmelade frisch gekocht aus Beeren aus unserem Vorgarten. Mit Zettelchen versehen. Damit ich die Frühstücksbrote nicht mit den Mittagsbroten verwechseln kann. Dazu gibt es eine Thermoskanne mit Tee, Melisse oder Fenchel.
Sie steckt die Brote in den Beutel aus Leinen, den sie mir, selbst genäht und selbst bestickt, letztes Jahr zu Weihnachten geschenkt hatte, bringt ihn nebst der Thermoskanne in meiner Aktentasche unter. Auch ein Geschenk von ihr. Zum Geburtstag. Ich hasse Aktentaschen. Vor allem hellbraune. Die Dinger sind etwas für Opas, wie ich meine. Aber was sollte ich machen, ohne undankbar zu erscheinen? Immer, wenn ich nicht so will, wie meine Damen wollen, bin ich der böse Bube.
So hätte ich z. B. ganz gerne einen Fliederbusch in unserem Vorgarten gehabt. So wie meine Uroma. Außerdem Blumen: Tulpen, Narzissen, einen blutroten Rosenstock … Um die Geschichte kurz zu halten: Meine Schwiegermutter konnte sich wieder einmal durchsetzen. Jetzt wächst bei uns alles wild durcheinander: Brombeeren, Himbeeren, Lauch, Kartoffeln, Radieschen, Krautköpfe, Fenchel, Melisse und Unkraut-Blumen.
»So ein hinreißendes Arrangement hat nicht jeder« meint sie. Und, dass das ganze Durcheinander neue Impulse seien.
»Ich will Brezeln zum Frühstück« mache ich meiner Ehefrau klar. »Mit viel Butter drauf. Salzbutter! Ein, zwei Fleischkäsweckle. Und Kaffee. Viel Kaffee! Keinen Tee. Weder Melissentee, noch sonst einen Tee. Ich habe Tee noch nie gemocht. Ihn nur getrunken, wenn ich mich todkrank fühlte. Und zu Mittag will ich was Warmes in den Bauch! Keine Marmeladenbrote. Ich steh auf schwäbische Hausmannskost: Linsen mit Spätzle und Saitenwürschtle. Eine Gulaschsuppe mit viel Fleichbröckele drin, Bauernbrot dazu, Sauerbraten mit Knödeln, Gaisburger Marsch, Saure Kutteln mit Bratkartoffeln, Kässpätzle, Wurstspätzle, Krautspätzle. Wo ist denn da das Problem, verdammt noch mal?«
»Warum machst du wegen des Vespers so ein Geschrei, Olli?« gibt sie empört zurück.
»Ich arbeite wie ein Mann, also will ich auch essen wie ein Mann«
»Sei dankbar, Olli. Nicht jeder bekommt von seiner Schwiegermutter die Brote fürs Geschäft geschmiert. Die Mama meint es doch nur gut mit dir. Und wer weiß, wie lange wir die Mama noch haben werden«
Meine Ehefrau sieht grantig aus, ihren Standardsatz sollte ich noch viele Male zu hören bekommen. Er lässt mir jedes Mal von neuem kalte Schauer über den Rücken laufen. Gisela ist erst 62 Jahre alt, fit wie ein Turnschuh, und ich fürchte, sie wird so alt werden wie Methusalem.