Читать книгу Schwiegermutteralarm - Gisela Sachs - Страница 11
Оглавление5. Kapitel
Auf welche Ideen meine Schwiegermutter manchmal kommt, das haut dem Fass glatt den Boden raus. Neben meinem Frühstücksteller liegt ein rosaroter Briefumschlag. Er riecht nach Parfüm. Nach Veilchen, Maiglöckchen, Lilien, Jasmin. So was in der Richtung. Ein Briefumschlag mit einem Duft wie für eine Schwuchtel. Aber es steht mein Name drauf. Mein voller Name, wie ich überrascht feststelle. Oliver Sven Nägele. Und mir wird schon im Vorfeld angst und bange. Was habe ich jetzt schon wieder falsch gemacht, frage ich mich.
Das »i« bei Oliver ziert ein rotes Herz statt Punkt. Das ist ja schon mal positiv, wie ich meine. Ich drehe und wende das Kuvert, reiße dann mit einem Ruck den Umschlag auf, ziehe das Blatt Papier heraus, der Gestank haut mich fast um, und fange zu lesen an.
Lieber Schwiegersohn
Wir sollten unsere Beziehung verfestigen. Ich schlage dir deshalb einen Schwiegermuttertag vor. Den Tag lege ich auf den 1. Dezember fest. Und ich werde dir den ganzen Tag über zur Verfügung stehen.
Deine dich liebende Schwiegermutter.
Ich lese die sechs Zeilen ein zweites Mal durch, dann ein drittes Mal, kann nicht glauben, was die Buchstaben mir sagen. Mir stockt der Atem. Ein Gisela-Tag? Ideen hat die Alte! So was hatte mir gerade noch gefehlt. Ich habe den Kopf ohnehin gerade voll. Übervoll! Privat und im Geschäft.
Gedankenschwer stecke ich den Brief in die Aktentasche, werde mich bei meinen verheirateten Arbeitskollegen umhören, werde mich informieren, wie die ihre Beziehungen zu ihren Schwiegermüttern pflegen.
»Beziehung? Zu meiner Schwiegermutter?« wundert sich Achim. »Wie kommst du denn auf so eine absurde Idee, Olli? Man sieht sich halt an den Geburtstagen, an Weihnachten, an Ostern. Manchmal auch zwischendrin. Wenn einer mal krank ist, oder so«
Kalle verdreht die Augen. »Beziehung? Zu meiner Schwiegermutter? Dir macht wohl das Wetter zu schaffen, Olli«
»Die Alte hat doch einen an der Waffel, Kumpel« poltert Dennis los, als er die duftende Nachricht auf dem rosaroten Papier liest. »Die tickt noch schräger als die Schwarzwälder Kuckucksuhr deiner Oma. Mein Gott, was bin ich froh, dass meine Schwiegermutter schon das Zeitliche gesegnet hat. Das war auch so eine seltsame Kanaille«
Ich frage noch Michael und Jürgen. Aber auch sie haben noch nie etwas von einem Schwiegermuttertag gehört.
Wenn ich gegen Giselas Vorschlag aufbegehre, werde ich wieder aus dem ehelichen Schlafzimmer ausquartiert, das ist mir klar. Auch werden Dania und ihre Mutter das Reden mit mir einstellen. Das ist mir auch klar. Ich kann es aber nicht ertragen, wenn meine Ehefrau und meine Schwiegermutter vor sich hinmuffeln. Und einen Tag von 365 Tagen zu opfern, erscheint mir da das geringere Übel. Ich erkläre mich also zum Schwiegermuttertag bereit.
»Wir werden frühstücken gehen, Olli« informiert mich meine Schwiegermutter beim Frühstück. »Ins Café Planie« Sie sieht mich beifallheischend an. »Da gehen viele meiner Kundinnen zum Frühstücken hin. Auch einige meiner Arbeitskolleginnen waren schon dort«
Ich trinke einen Schluck Kaffee. »Nach dem Frühstück werden wir einen schönen Stadtbummel machen, im Schlosscafé Kaffee trinken, Kuchen essen«
»Hoffentlich ist sie bald still« denke ich, kann das muntere Geplapper am frühen Morgen einfach nicht ertragen.
»Danach fahren wir zum Flughafen raus nach Echterdingen. Wir könnten aber auch in die Wilhelma zum Tiere gucken oder ins Porsche Museum vielleicht? Was meinst du dazu, Olli?«
Sie hält sich die Hand an den Mund: »Ich habe doch tatsächlich das Mittagessen vergessen. Wir müssen ja auch was zu Mittag essen, Olli…