Читать книгу Mit dem Wohnmobil durch die Welt — trotz Rollstuhls im Gepäck - Gisela von Mossen - Страница 59
- Saint Malo -
Оглавлениеan der Nordküste der BRETAGNE, einer großen Halbinsel im Atlantik, der nordwestlichsten Landschaft Frankreichs, zu landen; von Küste zu Küste sind es überwiegend 100, maximal 150 Kilometer. Ein idealer Parkplatz mit tollem Blick auf die nahe Ville Close, den alten, von mächtigen mittelalterlichen Festungswällen umgebenen Stadtteil, und den schäumenden Atlantik veranlasste uns zu dem spontanen Entschluss, die nächste Nacht dort zu verbringen.
Im Laufe der Zeit hatten noch zehn andere Mobis die gleiche Idee. Hinter einem nahen wuchtigen Stadttor „erstürmten“ wir mit kräftiger Unterstützung meinerseits auf einer Treppe die Krone der Stadtmauer und genossen von oben den weiten Blick auf das Meer und von gegenüber in die engen holperigen Gassen der Altstadt, die im Zweiten Weltkrieg schwer beschädigt, aber danach, so originalgetreu wie möglich, im Stil des 18. Jahrhunderts wieder aufgebaut wurde. Vierzehn Jahre später, im Frühjahr 2000, konnten wir uns anlässlich einer Kreuzfahrt auf der MS Astor nach wegen der hohen Wellen dramatischer Ausschiffung höchstpersönlich davon überzeugen, als wir uns mit Hilfe des Rollstuhls kreuz und quer durch die kopfsteingepflasterten Gassen arbeiteten, die kunstvoll gestalteten Fassaden der Häuser und die hübsche Kirche im Zentrum bewundernd, nicht zu vergessen das wuchtige viertürmige Schloss aus dem 14. und 15. Jahrhundert, das als eines der wenigen alten Gebäude den Krieg heil überstanden hat.
Doch jetzt schafften wir es gerade bis zu einem nicht weit entfernten urigen Restaurant, in dessen gemütlicher Atmosphäre - an den Wänden Schiffsutensilien jeglicher Art, auf den rot-weiß kariert eingedeckten Tischen in flachen tönernen Krügen flackernde Kerzen - wir uns jeweils an einer großen Terrine „Cotriade“, der Fischsuppe der Bretagne, mit gerösteten Baguettes delektierten. Zurück an Bord bescherte uns zu fortgeschrittener Stunde das gleichmäßige Rauschen des Meeres einen tiefen traumlosen Schlaf.
Petrus blieb uns weiterhin wohlgesinnt, so dass wir bei schönstem Wetter unsere Küstentour fortsetzen konnten; grandios zerklüftet zeigt sie sich, zum Teil bizarre Felslandschaften bildend, klippenreich mit zahllosen feinsandigen Buchten und vorgelagerten Inseln. Die wenigen Badeorte sind heillos überlaufen. Bei Flut rollt jedoch häufig vom Atlantik eine gewaltige Brandung heran, so dass das Baden nicht immer ganz ungefährlich ist. Hinter dem kleinen Städtchen Tréguier mit seiner imposanten romanisch-gotischen Kathedrale, auffallend die drei in Bauweise und Höhe völlig verschiedenen Türme, verließen wir die Küste. Von der leicht hügeligen Straße ging der Blick unendlich weit über wellenförmig angelegte wogende Felder, Wiesen und Äcker, jeweils begrenzt durch niedrige dunkelgrüne Hecken, ein interessantes Schachbrettmuster bildend. Die darüber schwebenden weißen Wolkengebilde verdichteten sich immer mehr, bis sie sich in einem gewaltigen Regenguss entluden. Als wir jedoch in Brest ankamen, hatte die Sonne wieder die Oberhand gewonnen.
Frankreichs größter Kriegs- und Handelshafen liegt am Nordufer einer weit ins Landesinnere reichenden zerklüfteten Bucht an der Westküste der Bretagne. Kreuz und quer durch die verstopften Straßen arbeiteten wir uns zum alten Château empor, erbaut im 15. und 16. Jahrhundert war es ein dankbares Fotomotiv, ebenso der weite Blick auf die 64 m hohe Zugbrücke von Recouvrence und die Hafenausfahrt mit all dem Hin und Her von Kriegsschiffen, Frachtern und Schleppern. Das ganze Ufer war leider fest in militärischer Hand, nirgends ein Stehplatz für die Nacht, also weiter um die Bucht herum, bis wir direkt am hübschen Yachthafen von