Читать книгу Mit dem Wohnmobil durch die Welt — trotz Rollstuhls im Gepäck - Gisela von Mossen - Страница 63
- Roman -
Оглавлениеam Nordausgang der Gironde, dem weiten Mündungstrichter der Garonne, führte.
Von dort wollten wir eigentlich mit der Fähre auf die andere Seite übersetzen, entdeckten aber links der Straße einen herrlichen See, der uns sofort stoppen ließ, um ihn wegen eventueller Bademöglichkeit zu erkunden, denn inzwischen war das Barometer auf fast 30°C gestiegen; der Atlantik zeigte sich wie fast immer wild bewegt und mit 17°C Wassertemperatur auch etwas kühl. Leider war das gesamte Gewässer in fester Hand eines Campingplatzes, da aber sehr schön, fuhren wir kurzerhand durch die offene Schranke, um uns für eine Nacht anzumelden. Obwohl eigentlich ausgebucht, gelang es uns nach einigem Verhandeln, zum Teil mit Händen und Füßen, der Französischunterricht lag schon so lange zurück, einen Traumplatz etwas abseits vom Getriebe zu ergattern, direkt am sandigen Ufer, beschattet von hohen Birken, mit Blick auf den sich auf der anderen Seite entlangziehenden dichten Wald. Innerhalb kürzester Zeit stürzten wir uns in die smaragdgrünen klaren Fluten, um uns hinterher unter unserem Sonnenschirm zu aalen, so ging es im Wechsel den ganzen Nachmittag. Auf dem See reges Treiben, Paddler und Ruderboote zogen ruhig ihre Kreise, dazwischen mehr oder minder geschickt Surfer auf ihren Brettern, die kunterbunten Segel leicht gebläht; auf einer nahen Sprungschanze versuchten Wasserskiläufer akrobatische Sprünge, die allerdings meistens mit einem gewaltigen Platsch endeten.
Abends fuhren wir mit dem Mobi zu einer kleinen Bar am Eingang des großen Platzes, um mit großem Appetit zunächst eine würzige Bouillabaisse und danach ein großes Stück Quiche Lorraine zu verspeisen, eine weit über die Landesgrenzen hinaus bekannte kulinarische Spezialität der Lothringer Küche, eine gebackene Specktorte; der mit dünnen Räucherspeckscheiben und Käse belegte Boden aus ungesüßtem Mürbe- oder Blätterteig wird mit einer gewürzten Mischung aus Eiern, Sahne und Milch übergossen, gebacken und heiß serviert, köstlich. Ein spätes Bad im hellen Mondschein unter schimmerndem Sternenhimmel war der romantische Abschluss dieses Tages.
Noch vor dem Frühstück am nächsten Morgen, die Sonne war bereits wieder aufgegangen, schwammen wir weit hinaus auf den See, den wir für uns ganz allein hatten, abgesehen von den gefiederten Bewohnern des nahen Schilfgürtels, die bereits auf Futtersuche unterwegs waren. Erst um 11.00 Uhr trennten wir uns von dieser Idylle, um kurz darauf in Royan auf die wartende Fähre zu gehen, die uns in einer halben Stunde über die Gironde brachte, allerdings für einen saftigen Preis von 219 FF, etwa 70,00 DM. Jetzt begann die Côte d’Argent, die Silberküste, fast schnurgerade und dünenreich; das Meer spült ständig neuen Sand heran, der sich zu einem fast 5 Kilometer breiten Dünensaum aufgetürmt hat. Dahinter haben die Flüsse und Bäche aus dem Inland, die sich, an dem Sandgebirge entlangwandernd mit Mühe einen Ausgang zum Meer suchen mussten, mehrere untereinander liegende Seen gebildet, durch natürliche Wasserwege und Kanäle miteinander verbunden, zusammen bringen sie es auf eine größere Wasseroberfläche als der Bodensee. An diesen klaren Gewässern mit ihren zum Teil schilfigen oder auch sandigen Ufern und einem großen Fischreichtum spielt sich der Hauptfremdenverkehr ab, weit mehr als am nahen kühlen und rauen Atlantik.
Das merkten wir sehr schnell, als wir durch schier endlose lichte Pinienwälder, die man vor etwa 200 Jahren zum Schutz gegen den Flugsand angepflanzt hatte, von einem restlos überlaufenen Ort zum anderen fuhren, bis wir schließlich an der weiten Bucht von Arcachon ankamen; auch hier keine Bleibe für Wohnmobile. Erst etwas weiter südlich im kleinen Örtchen