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Hump lief in das Büro des Rechtsanwalts. Er kam gerade dort an, als sich die Tür öffnete und Arleen heraustrat. Neben ihr stand der Anwalt, der ihr unter Verbeugungen die Hand gab und sich zu verabschieden schien. Dann kam Arleen in ihrer Cowgirltracht die Treppen herunter.

Sie lächelte, als sie Hump erkannte. „Ich ahnte, dass du auch hier sein wirst!“, rief sie und streckte ihm die Hand entgegen.

Hump blickte Arleen fasziniert an und erwiderte: „Du siehst ja wieder herrlich aus, Arleen! Aber wie kommt es, dass du allein weggeritten bist? Dein Vater wird dich übel bestrafen dafür!“

Arleen wurde schnell ernst. „Das kann er nun bald nicht mehr!“

„Wieso?“, fragte Hump misstrauisch. Dabei legte er die Stirn in Falten.

Arleen lachte. „Sieh mich nicht so grimmig an“, sagte sie, „du weißt doch selbst, dass ich bald einundzwanzig bin. Also?“ Sie legte Hump die Hand auf den Arm. „Ich habe einen Mordshunger; wo essen wir? Mir ist Torrance so fremd wie irgendeine andere Stadt.“

„Komm mit! Hast du überhaupt Geld?“, fragte er scheu. „Weißt du, Arleen, wir sind damit sehr knapp und lassen schon bei Santiago alles kreditieren. Ich müsste mir von ihm etwas leihen.“

„Ich habe Geld, Hump! Komm, führe mich irgendwohin, wo wir anständig essen können.“ Arleen hakte sich bei ihm unter und lachte strahlend.

„Aber dein Vater muss gleich hier sein!“, warnte Hump. Nun erzählte er ihr im Depeschenstil, was sie mit Ralston erlebten. Arleen schien das gar nicht zu imponieren. „Ich glaube nicht, dass er kommt, Hump“, sagte sie und ging ruhig weiter. „Und wenn – ja, ich bin doch kein Kind mehr!“

Ihr energischer Ton machte ihn stutzig. Was hatte sich da auf der Ranch ereignet? „Wo wolltest du eigentlich heute hin?“, fragte er sie.

„Zu dir, mein Schatz!“, erwiderte sie schelmisch und lachte wieder. „Aber erst musste ich etwas beim Rechtsanwalt erledigen. Siehst du, und nun kommst du wie bestellt angeschneit.“ Sie blinzelte ihm spitzbübisch zu und weidete sich an seiner Verlegenheit. Diese Arleen kannte er noch gar nicht.

„Was wolltest du denn bei uns? Du wirst doch nicht etwas vorgehabt haben“, wunderte sich Hump, „bei uns ...“

Arleen unterbrach ihn. „Ich wollte zu euch reiten. Und ich hatte auch vor, dort zu bleiben. Schließlich seid ihr ja stark genug, um für mich ein Lehmhaus zu bauen, oder?“

„Ja, sicher, aber ...“, stammelte jetzt Hump völlig verwirrt.

„Nichts aber! Ich habe mit meinem Vater nichts mehr zu tun! Er hat meine Mutter und mich stets wie Dreck und Sklavenvolk behandelt, ärger noch als den schmutzigsten Mestizen. Das rächt sich einmal. Ich habe nicht die Geduld und die Fügsamkeit meiner Mutter!“

Hump war völlig aus der Fassung geraten. Er überlegte krampfhaft, wie er es Franky beibringen sollte und was der wohl dazu sagen würde. Wie bei der Arbeit überließ er es auch hier dem Freund, die Entscheidung zu fällen.

Franky traf die beiden, als sie im Flower Hotel saßen. Er setzte sich zu ihnen an den Tisch und begrüßte Arleen wie einen alten Kameraden. Sie hatten sich schon immer gut verstanden. Als er aber von Arleens Vorhaben erfuhr, wurde er ernst und versuchte es dem Mädchen auszureden. „Wir haben dort in dem Tal kein Pensionat, Arleen. Wir müssen hart arbeiten und sind nicht auf Besuch eingerichtet. Die Lebensmittel sind knapp; wir ernähren uns hauptsächlich von Wild. Es ist nicht das Rechte für dich, Arleen!“

„Das sagte ich ihr ja auch!“, verteidigte sich Hump, als habe ihm Franky einen Vorwurf gemacht.

Arleen blitzte Franky an. „So, und wenn ich mit euch arbeite, für euch koche und sogar Geld dafür gebe, dass ihr Mehl und so kaufen könnt? Wie sieht es dann aus?“

Frany und Hump wanden sich vor Verlegenheit. Sie wussten, wie schwer das Leben im Mescalero-Tal war und wollten sich nicht mit Arleens Einwand zufriedengeben. Franky redete wie ein Buch, doch Arleen wurde immer schweigsamer und biss die Lippen zusammen. Hump blickte sie flehend an, bat sie, doch Vernunft anzunehmen. Sie lächelte nur kühl. Dann stand sie auf und verabschiedete sich kurz. Wenig später ritt sie aus der Stadt. Es war schon Abend.

Weder Franky noch Hump ahnten im Entferntesten, dass sie zur Mescaleroweide ritt.

Der Rächer reitet nachts

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