Читать книгу DER COLT IST IHR GESETZ – Western-Sonderedition: Drei Romane und eine Kurzgeschichte - Glenn Stirling - Страница 28

24. Kapitel

Als der Schnee geschmolzen war, und die ersten Knospen an den Bäumen trieben, sattelte Clint Farrox seinen Falben, um das New-Hope-Valley zu verlassen. Den ganzen Winter über hatten ihn die Bilder Carroll Keeneys und Perry Shunters bis in den Schlaf hinein verfolgt. Und nun, da sich der Himmel wieder blau und eisig über dem weiten Tal spannte und die Sonnenstrahlen mit zunehmender Wärme über die keimende Erde leckten, hielt er es hier nicht mehr aus.

An dem Tag, an dem er das Tal verlassen wollte, tauchten dort mehrere Kompanien Soldaten auf und verzögerten Clints Abritt um einige Stunden. Sie wurden von einem alten Bekannten Clint Farrox’ angeführt. Es war der ehemalige Captain O’Hara aus Fort Fulton, der inzwischen zum Major befördert worden war. Wie er voller Eifer dem großen Texaner erzählte, hatte er den Auftrag, mit Einheiten aus den Forts Wallace, Fulton und Hays westlich des Pikes Peak zwei weitere Forts zu errichten. Eines davon sollte nicht mehr als dreißig Meilen vom New-Hope-Valley entfernt liegen.

Clint und die ehemaligen Goldgräber waren darüber mehr als erleichtert. Schon im vergangenen Jahr waren die Utah-Indianer, der vielen Digger wegen, unruhig geworden. Das Auftauchen der Kavallerie jedoch machte ihren zurückgehaltenen Sorgen ein Ende. Zwei Forts westlich des Pikes Peak, das bedeutete, dass sich die Roten keine größeren Übergriffe zuschulden kommen lassen würden.

Major O’Hara und seine Männer hielten nur kurze Rast im Tal. Ehe sie weiterzogen, nahm Clint den rothaarigen, stämmigen Offizier zur Seite und fragte ihn leise, ob den Winter über nicht Hal Wyman drunten in Fort Fulton oder Fort Wallace aufgetaucht sei. Aber der ehemalige Captain schüttelte bedauernd den Kopf und verneinte.

Clint war sich in diesen Minuten gewiss, nie mehr etwas über das bittere Schicksal seines Freundes Hal zu erfahren. Versonnen blickte er den davonziehenden Soldaten nach, deren blaue Uniformen hell vom frischen Grün des erwachenden Frühlings abstachen.

Dann war es auch für ihn Zeit, aufzubrechen. Er schwang sich in den Sattel seines tänzelnden Falben und nahm die Zügel in die Linke. Sämtliche Bewohner von New Hope hatten sich versammelt, um dem blonden Texaner »Lebewohl« zu sagen.

Clint hielt den Abschied kurz. Doch man ließ ihn nicht eher fort, bis er allen Männern die Hand geschüttelt hatte. Und erst jetzt, bei seinem Abschied, wurde ihm bewusst, dass er sich hier im New-Hope-Valley die besten Freunde und ein neues Stück Heimat geschaffen hatte. Und als er dann losritt und auf schnellem Pferd der Passhöhe zutrabte, klangen die ernsten Worte Richter Longfields noch in seinen Ohren: »Farrox! Denken Sie immer daran, dass Sie seit dem vergangenen Herbst Ihr Leben mit diesem Stückchen Erde verknüpft haben. Und noch eines, Clint Farrox! Vergessen Sie nie, dass wir hier Tag für Tag auf Sie warten werden! Sie werden uns immer willkommen sein! Diese Gewissheit möchte ich Ihnen mit auf Ihren Ritt geben.«

Das waren die Worte des Richters gewesen, und Clint wusste, dass Longfield damit die Meinung aller Talbewohner aussprach. Aber er wusste auch noch mehr. Als er droben auf der steilen Passhöhe hielt und zurückblickte auf das weite Oval des New-Hope-Valleys, da begriff er, dass die Worte Richter Allan Longfields mehr enthielten, als nur ein Körnchen Wahrheit…