Читать книгу DER COLT IST IHR GESETZ – Western-Sonderedition: Drei Romane und eine Kurzgeschichte - Glenn Stirling - Страница 30
Оглавление26. Kapitel
Ganz Baxerton war in Aufregung!
Die Nachricht von dem Zweikampf im Arkansas Saloon hatte sich mit Windeseile in der Stadt verbreitet. Und die halbe Einwohnerschaft Baxertons war nun auf den Beinen, um sich diesen harten, wilden Männerkampf nicht entgehen zu lassen.
Vor ein paar Stunden war ein fremder Texaner in der kleinen Stadt am Arkansas River aufgetaucht. Dieser Mann war nun an den Radaubruder geraten, der seit ein paar Wochen ganz Baxerton in Atem hielt. Sheriff Tony Edwards hatte zwar schon einige Male versucht, den Rowdy festzunehmen – aber es war ihm nie gelungen. Einmal hatte ihm dieser wüste Kerl sogar einen regelrechten K. o.-Schlag verpasst – und seitdem war Sheriff Tony Edwards ziemlich vorsichtig.
Nun war dieser Fremde aufgetaucht – ein wortkarger Mann mit einem scharfgeschnittenen Gesicht. Dieser Mann schien nichts anderes im Sinn zu haben, als mit dem »Riesen von Baxerton« – wie er genannt wurde – zusammenzutreffen. Und das war ihm auch gelungen! Im Arkansas-Saloon waren sie aufeinandergestoßen. Doch dieses Treffen war anders ausgefallen, als es die Bewohner von Baxerton erwartet hatten.
Der »Riese von Baxerton« hatte prompt Streit mit dem blonden Fremden angefangen. Dieser hatte jedoch nicht gekniffen, und die Gäste im Saloon hatten ihn bereits als zerschlagenen Mann betrachtet. Damit hatten sie sich getäuscht!
Der Fremde war dem ersten vernichtenden Schlaghagel des Hünen geschickt und mit katzenhafter Gewandtheit ausgewichen. Dann aber hatte er die Fäuste vorgeschickt. Es mussten harte, schmetternde Hiebe gewesen sein – denn der getroffene Rowdy war zurückgetaumelt und konnte sich erst wieder an der Theke fassen. Die Nachricht vom Zweikampf hatte sich wie ein Lauffeuer durch die kleine Stadt verbreitet. Denn es war das erste Mal in der Geschichte der kleinen Arkansas-Stadt, dass der »Riese von Baxerton« empfindlich getroffen worden war.
Auch Sheriff Tony Edwards war im Arkansas-Saloon aufgetaucht und kam gerade noch zurecht, um zu sehen, wie der Hüne mit wildem Gesicht und hassglitzernden Augen an der Theke lehnte und seine mächtige Faust zum Gürtel niedersausen ließ, wo ein schwerer 45er Colt im Halfter steckte. Jeder Mensch im Arkansas-Saloon gab den texanischen Fremden verloren.
Doch Clint Farrox war nicht verloren!
Die Einwohner von Baxerton wussten nichts von seiner Schnelligkeit. In den nächsten Sekunden sollten sie einen Beweis dafür bekommen!
Der große, wuchtige Desperado hatte seine Waffe noch nicht halb hochgeschwungen, als, wie hingezaubert, der Colt in Clints Rechter lag und auch schon Feuer spie.
Und da geschah das Unglaubliche! Die Waffe des Riesen wurde davongewirbelt, als sei sie ihm aus der Faust geschlagen worden. Sie krachte hinter der Theke in das Regal, wo Flaschen und Gläser aufgereiht standen. Während noch Scherben splitternd zu Boden klirrten und ein dumpfer Aufschrei durch die zuschauende Menge lief, starrte der Hüne mit einem unsäglichen Ausdruck der Verblüffung auf seine rechte Faust, die eben noch den schweren 45er umklammert hatte. Nicht die geringste Verletzung war an ihr festzustellen! Die Kugel hatte nicht einmal die Haut geritzt.
Ohne die Miene zu verziehen, schob der Texaner mit einer ruhigen Bewegung seinen Colt ins Halfter zurück.
Und da war die Verblüffung von seinem hünenhaften Gegner gewichen und machte einer wilden, zügellosen Wut Platz. Mit einem fast tierischen Aufschrei stürzte er auf den Mann zu, der ihm bereits empfindliche Niederlagen beigebracht hatte. Wie ein angeschossener Bisonbulle kam er heran – und die Zuschauer gaben für das Leben des blonden Fremden keinen Cent mehr!
Clint wich jedoch nicht aus, er trat sogar noch einen Schritt vor – auf den Gegner zu – und duckte sich dann. Jede Bewegung war genau abgestimmt. Er duckte sich eben noch rechtzeitig, um den vorschnellenden Fäusten des Hünen zu entgehen. Sie sausten über ihn weg und hämmerten zischend durch die Luft. Gleichzeitig rammte Clint seine Schulter mit voller Wucht in den Leib des Rowdys. Der Hüne krümmte sich zusammen.
Clint Farrox ließ ihm keine Zeit, sich wieder zu fassen. Dies war seine Chance! Es gab keine andere Möglichkeit, wenn er diesen mörderischen Zweikampf bald zu Ende bringen wollte!
Er ballte seine Fäuste zusammen, schnellte aus seiner geduckten Haltung hoch und riss gleichzeitig die zusammengepressten Fäuste mit aller Kraft gegen das breite, eckige Kinn des Hünen. Sie trafen genau!
Der »Riese von Baxerton« verdrehte die Augen. Ein tiefes Aufseufzen kam über seine Lippen. Dann ging er langsam in die Knie, versuchte sich nochmals hochzustemmen, schaffte es aber nicht mehr. Polternd schlug er auf die rauen, ungehobelten Dielen, und durch die Reihen der umstehenden Zuschauer ging ein erleichtertes Aufatmen.
Clint Farrox lehnte sich gegen die Theke und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Einige Schläge seines Gegners hatten sein Gesicht gestreift. Blut tropfte von seinen zerplatzten Augenbrauen, und die Haut an seiner rechten Wange war aufgeschürft.
Sheriff Edwards schob sich neben ihn.
»Großer Himmel, Fremder! Auf diesen Augenblick habe ich seit Wochen gewartet! Sie haben ihn geschlagen! Wissen Sie, was das bedeutet? Sie haben Baxerton von einer Plage befreit! Ja, das ist es! Jetzt werde ich ihn ins Gefängnis schleppen, und wenn er dort herauskommt, wird er ein anderer Mensch sein. Dafür werde ich sorgen.«
Alle Erleichterung und Genugtuung, die der Sheriff empfand, schwangen in seinen Worten.
Clint Farrox sagte nichts. Er war umsonst nach Baxerton gekommen! Der Mann, der vor ihm am Boden lag und in den vergangenen Wochen diese Stadt terrorisiert hatte, war nicht Perry Shunter!
»Fremder«, sagte der Sheriff eifrig neben ihm, »ich mache Ihnen einen Vorschlag. Ich kann einen solchen Mann, wie Sie es sind, gebrauchen. Ich werde Sie als Hilfs-Sheriff vereidigen.«
Clint schüttelte langsam den Kopf.
»Nein!«, sagte er heiser. »Nein, ich werde nicht bleiben! Ich werde wohl nirgends bleiben. Ich werde wieder reiten – reiten wie bisher auch…« Clint Farrox sah in dieser Sekunde weder den Sheriff noch die Menschen ringsum. Vor seinem Blick standen zwei Gesichter, die, wie aus einem
weißen Nebel, emporzutauchen schienen: eines gehörte einem wilden Reiter – das andere einem schlanken Mädchen mit dunkelblauen Augen…