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25. Kapitel

Es war noch Vormittag, und der Calumet-Saloon lag leer und still. Joe Bliss, der kleine, grauhaarige Wirt, stand hinter der Theke und spülte Gläser ab. Eifrig plantschten seine geröteten Hände im weiten Bottich, den er auf zwei zusammengerückte Stühle gestellt hatte. Er war so in seine Arbeit vertieft, sodass er es überhörte, als die Pendeltür aufgestoßen wurde und ein Mann in staubbedeckter Kleidung den Raum betrat. Erst die grüßende Stimme des Fremden schreckte den Saloonbesitzer auf und ließ Ihn herumwirbeln. Im nächsten Augenblick hätte Joe Bliss beinahe den Bottich samt den darin befindlichen Gläsern umgestoßen.

»Mister Farrox!«, schrie er. »Sind Sie es wirklich? Welche Freude! Ich muss schon sagen… Nein, nein, wer hätte das erwartet!«

Aufgeregt trocknete er seine Hände an der weißen Schürze und kam dann eilig auf den großen, blonden Texaner zu. Seit jenem Tag vor fast einem Jahr, an dem Clint Farrox und Hal Wyman im Calumet-Saloon mit Shunter und seinen Banditen aufgeräumt hatten, hatte der kleine Saloonmann die beiden Freunde nicht vergessen.

»Nehmen Sie Platz, Mister Farrox, nehmen Sie Platz! Was darf es sein? Es ist natürlich selbstverständlich, dass Sie mein Gast sind! Nein, welche Überraschung! So eine Freude!« Aufgeregt und wirr sprudelten die Worte über die Lippen des kleinen Mannes.

Clint Farrox’ sonnengebräuntes, straffes Gesicht war ernst, und das Lächeln auf seinen Lippen dauerte nur kurz und erreichte die scharfen, grauen Augen nicht.

»Ich werde bald wieder reiten, Bliss!«, erklärte er. »Bringen Sie mir einstweilen ein Glas Whisky.«

»Eine ganze Flasche werde ich bringen, Mister Farrox!« Bliss klatschte aufgeregt in die Hände. Und er hielt tatsächlich Wort.

Clint trank ein Glas und wandte sich dann an den Wirt, der ihm gegenüber Platz genommen hatte.

»Eine Frage, Bliss! Ich habe gehört, dass die Keeneys aus Thunderville fortgezogen sind. Wohin sind sie?«

»Yeah!«, nickte Bliss. »Sie sind fort. Gleich nach der Schneeschmelze war es. Alle beide – Josua und seine Nichte, das blonde, hübsche Mädchen. Jetzt hat ein gewisser Fess Hamilton die Schmiede übernommen. Aber die Leute sind mit ihm nicht so zufrieden. So gut wie Josua soll er bei weitem nicht sein, ist mir zu Ohren gekommen.«

Eine steile Falte hatte sich zwischen Clints blonde Augenbrauen gekerbt. »Mich interessiert vor allem, wohin Josua Keeney mit seiner Nichte gezogen ist.«

Joe Bliss zuckte die Achseln.

»Da fragen Sie mich zu viel, Farrox! Kein Mensch in Thunderville weiß es. Es ging ganz plötzlich. Eines Tages packte Josua Keeney seine Sachen und verließ mit dem Mädchen – Carroll hieß sie, glaube ich – den Ort, ohne jemand über sein Ziel Auskunft zu geben.«

Joe Bliss sah nicht die Bitterkeit, die plötzlich Clint Farrox’ Miene überschattete.

»Man weiß auch nicht, in welche Richtung sie sich gewandt haben?«

»Ralph Smith erzählte mir einmal«, gab der Wirt bereitwillig Auskunft, »er hätte sie nach Süden fahren sehen. Aber wissen Sie, Ralph Smith ist einer, der sich gerne wichtigmacht.«

»Und von Shunter haben Sie auch nichts mehr gehört – seit damals?«

»Nein! – Oder warten Sie einmal…« Der Saloonbesitzer legte die Stirn in Falten und dachte angestrengt nach. Clint sah ihn mit verhaltener Gespanntheit an.

»Ja, richtig!«, rief Bliss dann aus. »Da war vor drei Wochen ein Mann bei mir. Er kam von Osten herüber. Und der erzählte mir, drüben in Baxerton habe sich ein Kerl eingenistet, der die ganze Stadt an Atem hält. Der Sheriff von Baxerton soll sich schon nicht mehr zu helfen wissen.«

»Soll das Shunter sein?«

Die Heftigkeit der Frage schien den kleinen Saloonbesitzer fast zu erschrecken.

»Ich weiß es nicht bestimmt«, murmelte er. »Den Namen von dem Burschen wusste der Man nicht, der mir diese Story erzählte. Aber er hat ihn mir beschrieben.«

»Wie weit ist es nach Baxerton?«, fragte Clint hart.

»Oh, eine ziemliche Strecke!«, dehnte der Saloonbesitzer überrascht. »Von Thunderville aus werden Sie wohl ungefähr zehn Tage zu reiten haben. – Übrigens, soll das etwa bedeuten, dass…« Plötzlich hatte Joe Bliss Augen und Mund aufgerissen. Er schien erst jetzt zu begreifen, worauf Clint Farrox’ Frage eigentlich hinzielte…

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