Читать книгу Phillu - Günter Holschbach - Страница 12

10

Оглавление

Bailong Wu, der Kommandant der chinesischen Mond-Crew betrachtete nachdenklich den vor ihm liegenden groben, etwa murmelgroßen Goldklumpen. Vorsichtig setzte sich Bailong auf einen Klappstuhl. Eine weitere bedeutende Etappe ihrer Mission war erreicht.

Die chinesische Führung hatte sehr viel gewagt, hohe finanzielle Aufwendungen in Anspruch genommen, wissenschaftliches und technisches Wissen auf Jahre hinaus für die Raumfahrt gebunden und umgesetzt, um die inzwischen heiß begehrten Edelmetallvorkommen auf dem Mond fördern zu können.

Der finanzielle Status Chinas erlebte seit Anfang der 30er Jahre des 21. Jahrhunderts ein Desaster. Kontinuierlich bewegte sich die Konjunktur nach unten. Mehr und mehr internationale Unternehmen gaben es auf, in die chinesische Wirtschaft zu investieren. Viele ausländische Konzerne in China hatten ihre Managements zurückgezogen und die Firmen vorübergehend stillgelegt.

China brauchte dringend frisches Geld von den weltweiten Finanzmärkten. Dieses Geld wurde den Chinesen seit einiger Zeit verweigert. Die Spirale nach unten drehte sich unaufhörlich und bedrohlich weiter.

Das Milliardenvolk der Chinesen verhielt sich zunehmend unruhig. Lange konnte der Zustand nicht mehr gehalten werden. In einigen Provinzen hatten die Regierungstruppen Mühe, das Volk von Aufständen abzuhalten. Es musste schnell etwas geschehen.

Mit erhöhter Aufmerksamkeit verfolgten die Chinesen seit einigen Jahren die Pläne der Amerikaner, Edelmetallvorkommen auf dem Mond abzubauen, um diese anschließend zur Erde zu transportieren. Eine äußerst geniale Idee, um die eigene Währung zu stärken und zu festigen. Dieser Import möglichst großer Mengen von Gold, Silber und Platin bot die Möglichkeit die chinesische Wirtschaft vor dem Ruin retten.

Die Regierung beorderte anerkannte, chinesische Wirtschaftswissenschaftler in die Hauptstadt. Ihre Aufgaben umfassten Wirtschaftlichkeitsberechnungen, die sie in geheimen Gremien ausarbeiteten. Von den USA veröffentlichte Schätzungen mit Angaben von Edelmetallvorkommen, die vorausichtlich auf dem Mond schlummerten, wurden hinzugezogen.

Nach monatelangen Diskussionen, Berechnungen und Auswertungen legten die Wirtschaftswissenschaftler der Regierung einen umfangreichen Bericht vor - mit einem vielversprechenden Ergebnis. Es blieb nur die eine entscheidende Frage offen: Wie kommen wir an die Edelmetalle auf dem Mond?

Die Regierung bildete weitere Gremien mit hochrangigen Geheimdienstleuten, Politologen, Ingenieuren und Wissenschaftlern. Zielsetzung: Ausarbeitung eines Plans zur schnellstmöglichen Beschaffung der Edelmetallreserven vom Mond zur Erde, ohne Rücksichtnahme auf nationale oder internationale Interessen.

Das Ergebnis erwies sich im höchsten Maße als spektakulär, verwegen, abenteuerlich, ja tolldreist und äußerst gewagt. Der chinesischen Regierung blieben nur wenige Alternativen. Den erarbeiteten Plan erfolgreich in die Tat umzusetzen, bedeutete zumindest eine Linderung des finanziellen Debakels. Der Bericht forderte eine seit dem Bau der Chinesischen Mauer noch nie da gewesene, gewaltige, monetäre, technische und wissenschaftliche Herausforderung.

Eine Kooperation mit den Amerikanern konnte auf keinen Fall erwartet werden. Sie hüteten das Geheimnis der Goldfunde und des Goldabbaus auf dem Mond wie Coca-Cola seine Rezeptur.

So wurde im Jahre 2021 beschlossen, eine Mondfähre zu entwickeln, die in fünfzehn Jahren drei chinesische Raumfahrer auf den Mond befördern und wieder zurückbringen sollte. Der Mondaufenthalt der chinesischen Taikonauten sollte parallel zum bereits fest geplanten Aufenthalt der Amerikaner erfolgen.

Ziel dieses riesigen und streng geheimen Projekts sollte es sein, den amerikanischen Astronauten auf dem Mond die Edelmetall-Fundstellen, die geeigneten Abbaumethoden und zukünftige Abbauvorhaben zu entlocken. Außerdem sollte auf der Basis der erworbenen Erkenntnisse möglichst viel Gold und möglicherweise sogar andere Edelmetalle abgebaut und zur Erde transportiert werden.

Die chinesischen Experten sahen sich einer exorbitanten Aufgabe gegenübergestellt. Viele Wissenschaftler erklärten das Vorhaben als absurd, grotesk oder gar lächerlich. Daher stellten die Behörden sie vor die Wahl, das Projekt mit voller Kraft zu unterstützen oder ihre Karriere als beendet anzusehen.

Um die Geheimhaltung aufrechtzuerhalten, deklarierte man Teile des Projekts unter anderen Namen und falschen Voraussetzungen. So erklärten die Auftraggeber den Zuliefererfirmen und den Arbeitern, es würde der Prototyp eines neuartigen Flugzeugs gebaut und getestet.

Eine der größten Herausforderungen bestand darin, von der Weltöffentlichkeit unbemerkt das Raumschiff von der Erde aus zu starten und ins All zu befördern.

Natürlich wussten die Chinesen von der Überwachung ihres Landes durch US-Satelliten. Da gibt es die von China abtrünnige Insel Taiwan. Ausgerechnet Taiwan! Der Erzfeind der Republik China. Aus amerikanischer Sicht erschien eine Landüberwachung der Insel nicht sinnvoll. Auch diese Tatsache war den Chinesen bekannt.

Die chinesische Regierung sprang über ihren eigenen Schatten und nahm geheime, diplomatische Verbindungen zu Taiwan auf. Den Taiwanesen garantierte man finanzielle und wirtschaftliche Zugeständnisse; als Gegenleistung sollten nach und nach Teile der chinesischen Mondfähre mit Schiffen auf die Insel Taiwan befördert werden.

Chinesische Fachkräfte sollten im Süden Taiwans, nordöstlich des Kenting Nationalparks in einem versteckt liegenden, langgestreckten Seitental die Startvorrichtungen für die chinesische Mondfähre bauen.

Die Regierungen der Volksrepublik China und Taiwans erlangten faktisch eine Einigung, handelten Verträge aus und kamen zu einem gütlichen Abschluss. Das gewaltige und streng geheime Vorhaben nahm seinen Lauf.

Phillu

Подняться наверх