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Eine gelbe Lampe in der Kommunikationsleiste auf Roman Dicksons Schreibtisch leuchtete auf.

„Ich höre“, bestätigte Roman und gab damit den Gesprächsdialog mit seiner Sekretärin Kim Harris frei.

„Hier ist Besuch für Sie, es ist Mr David Moore vom FBI. Der Besuch war für 2:00 p.m. angemeldet. Es ist jetzt vierzehn Uhr.“

„Kann reinkommen“, entgegnete Roman knapp.

Ein großer schlanker Mann mit dunkelbraunem Anzug, weißem Hemd und braunmelierter Krawatte betrat Romans weiträumiges Büro. Schwarze, kurz geschnittene Haare, dunkle Augen, brauner Teint - Roman vermutete in ihm einen Südstaatler. Hinter ihm stand Kim mit einer Tasse Kaffee, den Mr Moore schon vorab bei ihr geordert hatte.

„Nehmen Sie Platz, Mr Moore.“ Roman gab Mr Moore die angebotene Hand zur Begrüßung und deutete mit einer Geste auf die Besucherecke. Während sich Mr Moore in einem der bequemen Ledersessel niederließ, nahm er sein Tablet aus der Tasche und legte es vor sich auf den Glastisch. Mit seiner halbvollen Kaffeetasse in der Hand setzte sich Roman in den Sessel, seinem Besucher gegenüber.

„Was kann ich für Sie tun, Mr Moore?“

„Sagen Sie David zu mir.“

„Okay, David, ich heiße Roman.“

„Ihnen ist bekannt, Roman, dass ich die Ermittlungen zu den Attentaten hier im Space-Center leite?“

„Ja, das ist mir bekannt.“

„Sie kennen sicherlich den bei der Polizei üblichen Ausspruch, wir ermitteln in alle Richtungen.“

„Ja, natürlich.“ Roman fragte sich bereits, worauf sein Gegenüber hinaus wollte.

„Roman, Sie haben bestimmt eine Menge zu tun und ich möchte Sie nicht allzu sehr in Ihrer Tätigkeit aufhalten.“

Aha, es ist ihm aufgefallen, überlegte Roman.

„Ich benötige eine Vollmacht von Ihnen.“

Roman schaute David erstaunt an. „Eine Vollmacht? Wofür?“

„Dieses Attentat, das auf die Raketen der Lunar-Serie verübt wurde, ist nicht nur ein - wenn ich das mal so formulieren darf - normales Attentat. Es verdichten sich die Hinweise und allmählich werden es auch Beweise, dass viel mehr dahinter steckt, sehr viel mehr.“

„Können Sie bitte deutlicher werden, David?“

„Das Attentat passt nicht in klassische Klischees. Glauben Sie bitte nicht, dass das FBI dem Klischeedenken verfallen ist.“

David nahm die Kaffeetasse und trank einige Schlucke.

„Das bedeutet?“ Roman verlor allmählich die Geduld.

„Ich denke, ich habe inzwischen alle notwendigen Fakten dem amerikanischen Geheimdienst NSA und der State-Police berichtet“, erklärte Roman.

David stellte die Tasse ab und versuchte erneut, Roman zu überzeugen. „Wäre es ein klassisches Attentat gewesen, wie wir es seit Jahrzehnten kennen, so hätten sich die Täter und Hinterleute auf die Zerstörung der Lunar-3-Rakete beschränkt. Gleichsam wäre ein Bekennerbrief im Internet erschienen und die glorreiche Tat in die Welt hinausposaunt worden. In unserem Falle konzentrierte man sich auf eine systematische Zerstörung aller vorhandenen Raketen. Das wiederum lässt darauf schließen, dass irgendeine Industrie, ein Staat - oder wer auch immer - große kriminelle Energien darauf verwendet hat, den Reiseverkehr mit dem Mond bewusst für längere Zeit zu unterbrechen. Die Frage ist, warum?“

„David, Ihre phantasievollen Vorstellungen in allen Ehren. Ich bin überzeugt, Sie spannen den Bogen zu weit und ich möchte Sie bitten, jetzt zu gehen.“

„Geben Sie mir fünf Minuten Zeit.“ David griff zu seinem iPhone, als wolle er damit etwas zeigen oder vorführen.

„Nein“, entschied Roman. „Ich habe verdammt viel zu tun, um all das auf einen Nenner zu bringen, was passiert ist. Mit solchen phantastischen Vorstellungen, die Sie pflegen, kann ich mich in dieser Phase bestimmt nicht beschäftigen.“

Roman stand auf und bestätigte damit seinem Gast das Ende des Gesprächs.

David war noch immer ungehalten, als er in seinem Auto saß und langsam das Space-Center-Areal verlassen wollte. Am Ende der Straße musste er vor dem Schlagbaum halten. Er zeigte seinen Ausweis, die Durchfahrt wurde freigegeben und er fuhr hinaus auf den Highway in Richtung Houston.

Was hatte er falsch gemacht? Natürlich, Roman zählte zu den logisch denkenden Menschen, für den nur Beweise gelten. Davids Gerede hatte für Roman keine Bedeutung und das Auftreten seiner Person als Chef der FBI-Sonderkommission interessierte ihn noch weniger. Also musste er mit massiverem Geschütz auffahren. Und die Vollmacht von Roman, dass David und einige seiner Leute sich im Gelände des Space-Centers frei bewegen könnten, um seine Ermittlungen intensiver und schneller fortzuführen, hatte er unter diesen Umständen nicht bekommen.

Sein Chef setzte David mächtig unter Druck. Die FBI-Zentrale in Washington überließ ihm einen Stab von zwölf Mitarbeitern, die die Hintergründe des Attentats schnellstmöglich aufdecken sollten. Bei Bedarf konnte er dieses Team beliebig um weitere Spezialisten verschiedener Fachrichtungen erweitern.

„David, Sie sind einer der fähigsten Männer des FBI“, hatte ihm sein Chef gesagt. „Ich gebe Ihnen alle notwendigen Vollmachten. Klären Sie dieses Attentat auf! Zerren Sie die Hintermänner ins Rampenlicht! Wo liegen die wahren Gründe? Wo liegt die Absicht hinter dieser Schweinerei? Wer zieht die Fäden? Haben wir noch weitere Anschläge zu befürchten?“

Innen- und Außenpolitiker in Washington reagierten äußerst nervös, weil stichhaltige Erklärungen fehlten. Sämtliche Begründungen verloren sich im Reich der Spekulationen. Zusammenhänge konnten nicht erkannt werden. Es bestand eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass durch die Zerstörung der Lunar-Raketen der Mondaufenthalt der vier Wissenschaftler bewusst ausgedehnt werden sollte. Aber warum? Es fehlte jeglicher Anhaltspunkt, es gab keinen Hinweis. Nichts!

Agenten der Geheimdienste entfalteten ihre Aktivitäten rund um die Welt. Journalisten und Korrespondenten berichteten aus östlichen und westlichen Ländern. Sie glaubten, hier etwas zu erahnen und dort einen Hinweis zu erkennen. Letztendlich verliefen alle Spekulationen im Sande.

Der Himmel hatte sich zugezogen und die ersten Regentropfen klopften gegen die Windschutzscheibe. Schnell wurden es mehr. Die Sensoren der Scheibenwischanlage reagierten und der Scheibenwischer begann mit seiner Tätigkeit. David schaltete die Klimaanlage aus, die unangenehm kalte Luft durch die Düsen auf sein Gesicht strömen ließ und öffnete einen Spalt die beiden Seitenfenster. Wohltuende Kühle verteilte sich im Inneren des Elektroautos.

Sein Dienstwagen war ein älteres Modell. Bei diesem Fahrzeug musste der Fahrer noch lenken und auf den fließenden Verkehr achten. Er träumte davon, das neueste Ford-Modell seines Chefs zu fahren. Bei Fahrtantritt wird am Navigationssystem das gewünschte Ziel im Display eingegeben. Nach der Freigabe setzt sich das Fahrzeug ohne zusätzliches menschliches Zutun selbsttätig in Bewegung und steuert das angegebene Ziel an. Der Fahrer kann sich entspannt zurücklehnen, die Umgebung anschauen, Musik oder ein Hörbuch anhören.

Ebenso bietet das Auto den Komfort, an der Bedienerkonsole durch Betätigen der Sensortaste den Bildschirm auszufahren und bereitstehende Kommunikationssysteme zu benutzen. Im kommenden Jahr, hofft David, wird er ein solches Fahrzeug zur Verfügung gestellt bekommen.

In der Ferne zuckten Blitze am Himmel. Schwere, schwarze Wolken zogen auf. Diese Wetteraussichten behagten ihm gar nicht. Leicht beschleunigte David die Geschwindigkeit des Fahrzeugs. Der Radiosender berichtete wiederholt von den Ereignissen des Terroranschlags auf das Space-Center. Und erneut wurde die zurückhaltende Informationsstrategie der Behörden stark kritisiert. Weite Kreise der Bevölkerung bezeugten ihr Mitgefühl gegenüber den vier Mondbewohnern, die bis zur Fertigstellung neu zu bauender Mondraketen auf dem Mond ausharren mussten. Wie üblich bei spektakulären Vorkommnissen - begleitet von der Weitergabe minimaler Auskünfte - wucherten wilde Gerüchte in der Medienlandschaft. Kommentatoren kritisierten die angebliche Unfähigkeit der Geheimdienste und der Luftabwehr, die eine derartige Katastrophe ermöglichten.

„Ja, mal wieder die Geheimdienste“, murmelte David halblaut vor sich hin. „Die Geheimdienste haben in derartigen Situationen in den Augen der Bevölkerung immer eine Mitschuld, egal wie sie sich verhalten.“

Davids Überlegungen brachten ihn keinen Schritt weiter. Gleich von zu Hause aus wird er über sein Kommunikationssystem seine Mannschaft kontaktieren und für morgen früh um sieben Uhr eine Besprechung ansetzen. Dabei nahm er sich vor, seine Mitarbeiter zu Höchstleistungen anzuspornen.

Phillu

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